Riskante Patienten

Riskante Patienten

Riskante Patienten

Originaltitel: Riskante Patienten – Regie: Stefan Krohmer – Drehbuch: Daniel Nocke – Kamera: Benedict Neuenfels – Schnitt: Stephan Krumbiegel – Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach – Darsteller: Devid Striesow, Martin Feifel, Joanna Kitzl, Corinna Kirchhoff, Aljoscha Stadelmann, Mateo Wansing Lorrio, Emilio de Marchi u.a. – 2012; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Nach zehn Jahren Haft taucht der gewalttätige Verbrecher Rudger Müller bei dem friedfertigen Heilpraktiker Jan Hollerbach auf, um ihm klarzumachen, dass er jetzt wieder die Rolle von Milenes Lebensgefährten und Lennys Vater übernehmen werde. Jan will jedoch seine Familie nicht aufgeben und wendet sich deshalb an den Hundepfleger Steve, der über Beziehungen zu Kriminellen verfügt. Für 5000 Euro heuert Steve vier Ganoven an, die Rudger zur Abschreckung zusammenschlagen sollen ...
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Kritik

Mit originellen Wendungen nach dem Vorbild der Coens hebt sich die unterhaltsame, von Daniel Nocke geschriebene und von Stefan Krohmer inszenierte Groteske "Riskante Patienten" von herkömmlichen Fernsehkrimis ab.
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Jan Hollerbach (Devid Striesow) arbeitet in Leverkusen als Heilpraktiker. Vor knapp zehn Jahren nahm er die Lebensgefährtin des zu einer Haftstrafe verurteilten Verbrechers Rudger Müller (Martin Feifel) mit ihrem damals sechs Monate alten Sohn bei sich auf. In der Zwischenzeit sind er, Milene (Joanna Kitzl) und Lenny (Mateo Wansing-Lorrio) zu einer Familie geworden. Allerdings vermisst Milene mitunter die Gewaltbereitschaft von Lennys Vater, etwa wenn Lenny von einem Mitschüler schikaniert wird und der sanfte Jan nicht einmal dazu bereit ist, die Fahrradventile des Täters abzuschrauben.

Nach zehn Jahren Haft taucht Rudger unvermittelt in Jans Praxis auf, aber nicht, um von irgendeinem Beschwerden geheilt zu werden, sondern um Jan klarzumachen, dass er innerhalb von einer Woche aus dem Leben Milenes und Lennys zu verschwinden habe.

Milene traf sich bereits mit Rudger, ohne Jan etwas davon zu sagen. Weil sie befürchtet, dass der Macho dem Softie etwas antun könnte, zieht sie von sich aus mit Lenny zu ihrem Ex-Mann.

In seiner Not wendet Jan sich an den Hundepfleger Steve (Aljoscha Stadelmann), einen früheren Kollegen, der straffällig geworden war, fünf Jahre Haft verbüßte und seither über Beziehungen zu anderen Kriminellen verfügt. Steve wurde damals von allen Freunden und Bekannten fallengelassen. Jan war der Einzige, der ihn im Gefängnis besuchte. Das rechnet Steve ihm hoch an. Und deshalb ist er auch sofort bereit, ihm beizustehen. Weil der im Grunde friedliche Jan vor einer „finalen Lösung“ zurückschreckt, rät Steve zur Abschreckung: Für 5000 Euro kann er vier Ganoven auftreiben, die Rudger zusammenschlagen und ihm zu verstehen geben, dass er sich von Jan, Milene und Lenny fernhalten soll.

Die vier von Steve beauftragten, von einem Mann namens Winfried (David Bredin) angeführten Ganoven verprügeln versehentlich Axel (Emilio De Marchi), der gerade aus Rudgers Wohnung kommt. Zu spät merken sie, dass es sich bei ihm um einen berüchtigten Unterweltboss handelt. Axel und Rudger schlagen die Angreifer in die Flucht und jagen sie durch die Straßen. Bei der wilden Schießerei in Leverkusen wird auch ein Passant getroffen.

Steve ruft Jan an: Er muss sofort kommen und sich um die Verletzungen von Winfried und seinen drei Kumpanen kümmern. Steve meint optimistisch, das lasse sich alles wieder hinbiegen. Allerdings werde es teurer. 5000 Euro reichen jetzt nicht mehr. Er rechnet mit 180 000 Euro. Die „finale Lösung“ inbegriffen. Jan weiß allerdings nicht, wie er so viel Geld beschaffen soll.

Seit einiger Zeit drängt ihn seine krebskranke Patientin Dorothee (Corinna Kirchhoff), ihre Behandlung allein zu übernehmen. Vergeblich erklärt Jan ihr immer wieder, dass er kein Onkologe sei und rät ihr zur Operation. Er will kein Scharlatan sein, der die Verzweiflung einer todkranken Patientin ausnutzt, um Geld zu verdienen. Dorothees Ehemann kommt zu ihm in die Praxis, schreibt ihm einen Scheck über 30 000 Euro aus und bietet ihm unabhängig vom Heilerfolg weitere 30 000 Euro pro Woche für eine Behandlung der Patientin in einer abgelegenen Mühle, die Freunde zur Verfügung gestellt haben.

Die Versuchung ist zu groß für Jan. Auf diese Weise kann er Steve bezahlen und sich zugleich mit Milene und Lenny vor Rudger verstecken. Die ersten 30 000 Euro gibt er Steve als Anzahlung. Dafür bringt Steve Lenny zur Wassermühle, während Jan mit Milene hinfährt. Dorothee freut sich darüber, dass Jan nun doch bereit ist, ihre Behandlung ganz zu übernehmen und nimmt auch gern seine vermeintlichen Familienangehörigen Milene und Lenny mit auf.

Als er zwischendurch etwas aus seiner Praxis holt, stellt er fest, dass eingebrochen wurde. Das können nur Rudger und seine Leute gewesen sein, die nach ihm suchen. Auf der Straße sieht er zufällig, wie Dorothees Ehemann eine andere Frau küsst. Die Krebskranke war also im Weg, solange sie sich noch in Leverkusen aufhielt.

Milene missfällt es, dass Jan sich für eine aussichtslose Therapie bezahlen lässt. Sie bringt ihn dazu, Dorothee die Wahrheit zu gestehen. Jan beichtet seiner Patientin auch, wofür er das Honorar verwenden wollte. Er beabsichtigt, sofort mit Milene und Lenny nach Leverkusen zurückzukehren, aber Dorothee überredet ihn, vorher wenigstens noch ein Versprechen einzulösen und einen Angelausflug mit Lenny zu machen.

Während Dorothee allein in der Mühle ist, tauchen Steve und Winfried auf, die vor Rudger, Axel und noch mächtigeren Männern der Unterwelt auf der Flucht sind. Dorothee verblüfft sie mit ihrer Kenntnis von dem Auftragsmord und ihrer Frage nach den Details des Plans. Weil Steve und Winfried sie nicht ernst nehmen, holt sie einen Revolver aus ihrer Handtasche und schießt Winfried damit in die ohnehin verletzte Schulter. Dann wirft sie die beiden Versager hinaus.


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Mit Milenes Handy schickt sie Rudger eine fingierte SMS von Lenny. Die Gesuchten befänden sich mit ihm in der Wassermühle, heißt es da, der Vater solle ihn abholen, sich aber beeilen, denn Jan und Milene wollten noch am Abend mit ihm fort.

Wie von der Todkranken beabsichtigt, schluckt Rudger den Köder und fährt sofort zum angegebenen Ort. Dorothee empfängt ihn mit dem Revolver in der Hand und kündigt ihm seinen Tod an. In dem Augenblick, in dem Rudger seine eigene Waffe aus der Tasche ziehen will, kommt Jan zurück und schlägt ihn von hinten mit einer Schaufel nieder. Rudger erhebt sich rasch wieder und kämpft mit Jan. Der kriegt Dorothees auf den Boden gefallenen Revolver zu fassen, aber dabei löst sich versehentlich ein Schuss und trifft die Patientin den Bauch. Rudger schleudert Jan durch ein Fenster. Der Heilpraktiker ist ihm hoffnungslos unterlegen. Bevor er ihn jedoch erschießen kann, hat Dorothee sich an ein Fenster geschleppt und eine Walfangharpune auf ihn abgefeuert. Der Pfeil durchbohrt Rudgers Oberschenkel, die Leine verfängt sich im Räderwerk der Mühle, und der Verbrecher wird unaufhaltsam hineingezogen.

Einige Wochen später fragt Lennie seine Mutter, was da passiert sei. Sie erklärt ihm, dass Jan Rudger in einem fairen Kampf besiegt habe, weil er der Mutigere der beiden gewesen sei. Dorothee kommt dazu. Wegen des Bauchschusses musste sie ins Krankenhaus gebracht werden und bei der Operation wurde auch gleich der Tumor mit entfernt. Sie verdankt Jan ihre Heilung.

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In der von Daniel Nocke geschriebenen und von Stefan Krohmer inszenierten Groteske „Riskante Patienten“ prallen gegensätzliche Rollenmodelle von Männern aufeinander. Aber es geht weniger um eine Aussage, als um Unterhaltung. Mit originellen Wendungen hebt sich „Riskante Patienten“ von den üblichen Fernsehthrillern ab. Dabei orientierte sich Daniel Nocke wohl an Ethan und Joel Coen. Zum sorgfältigen Handlungsaufbau gehört auch, dass eine Handfeuerwaffe und eine Walfangharpune ins Bild gebracht werden, bevor sie eine entscheidende Rolle spielen – so wie es Alfred Hitchcock in den Kanon der Filmemacher eingeführt hat. Zu wenig Gedanken machte sich Daniel Nocke allerdings über Milene. Diese Figur bleibt schemenhaft, und ihre Motive können deshalb nicht nachvollzogen werden.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

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