Noah Gordon : Der Medicus
Inhaltsangabe
Kritik
Robert („Rob“) Jeremy Cole wird im Jahr 1012 geboren und wächst in London auf. Nachdem er im Alter von neun Jahren kurz nacheinander seine Eltern verloren hat, begegnet er dem fahrenden Bader Henry Croft, der ihn als Lehrjungen aufnimmt und mit ihm von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zieht. Rob erweist sich als gelehriger Schüler und erwirbt nicht nur Grundkenntnisse in der Heilkunst, sondern erlernt auch Zirkuskunststücke wie das Jonglieren, die dazu dienen, die Menschen anzulocken.
Henry Croft erzählt seinem Schützling von dem berühmten arabischen Medicus Avicenna (980 – 1037), dem Leibarzt des Kalifen von Bagdad, und als der Meister stirbt, will Rob seine medizinischen Kenntnisse unbedingt bei Avicenna vervollkommnen, obwohl es sich bei dem Medicus nicht um einen Christen, sondern um einen Moslem handelt. Als Jude verkleidet, reist Rob auf abenteuerliche Weise durch den Orient. Sein Ziel ist Isfahan in Persien, wo Avicenna lehrt
Noah Gordon versteht es, in „Der Medicus“ eine mittelalterliche Welt der Bader und Gaukler, aber auch der Seuchen und der religiösen Fanatiker lebendig werden zu lassen und vor diesem Hintergrund eine spannende, farbige und dabei leicht verständliche Geschichte zu erzählen. Die Einzelheiten stimmen nur teilweise mit den historischen Tatsachen überein. Beispielsweise kannte man zu Beginn des 11. Jahrhunderts im Abendland noch kein Papier und schon gar keine Papierrosen. Erst hundert Jahre später machten die Mauren die in China entwickelte Kunst der Papierherstellung auf der Iberischen Halbinsel bekannt. Einen Lehrgang für Ärzte kann es zu Lebzeiten der Romanfigur Robert („Rob“) Jeremy Cole in Westminster noch nicht gegeben haben, denn die Universität wurde erst 1838 gegründet. Straßburg gehörte damals nicht zu Frankreich, wie Noah Gordon behauptet, sondern zum Ostfränkischen bzw. Deutschen Reich. In Anatolien existierte zu Beginn des 11. Jahrhunderts kein türkischer Staat, sondern das Gebiet wurde von Byzanz beherrscht. Erst nach der byzantinischen Niederlage 1071 bei Mantzikert brachten die Rum-Seldschuken eine türkisch-islamische Kultur nach Kleinasien.
Noah Gordon wurde am 11. November 1926 in Worcester, Massachusetts, geboren. Er studierte Publizistik und Anglistik, arbeitete als Redakteur beim „Herald“ in Boston und veröffentlichte 1965 seinen ersten Roman: „Der Rabbi“. Durchschlagenden Erfolg – allerdings mehr in Europa als in den USA – hatte der amerikanische Schriftsteller 1986 mit dem Roman „Der Medicus“. Deshalb machte er daraus mit den beiden Fortsetzungen „Der Schamane“ und „Die Erben des Medicus“ eine Romantrilogie. Noah Gordon starb am 22. November 2021.
Philipp Stölzl verfilmte den Roman „Der Medicus“ von Noah Gordon:
Der Medicus – Originaltitel: Der Medicus – Regie: Philipp Stölzl – Drehbuch: – Kamera: Hagen Bogdanski – Schnitt: Sven Budelmann – Musik: Ingo Ludwig Frenzel – Darsteller: Tom Payne, Emma Rigby, Stellan Skarsgård, Ben Kingsley, Olivier Martinez, Elyas M’Barek, Fahri Yardim, Michael Marcus u.a. – 2013; 150 Minuten
Noah Gordon: Bibliografie (Auswahl)
- The Rabbi (1965; Der Rabbi)
- The Death Committee (1969; Die Klinik)
- The Jerusalem Diamond (1979; Der Diamant des Salomon)
- The Physician (1986; Der Medicus)
- Shaman (1992; Der Schamane)
- Matters Of Choice (1996; Die Erben des Medicus)
- The Last Jew (2000; Der Medicus von Saragossa)
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005