Christoph Kolumbus


Christoph Kolumbus (Cristoforo Colombo, Christóbal Colón, Christopher Columbus) wurde wahrscheinlich 1451 als Sohn eines Webers in Genua geboren. Bereits mit vierzehn Jahren soll er zur See gefahren sein. Spätestens im Jahr 1479 lebte Christoph Kolumbus in Lissabon. Dort heiratete er Felipa Perestrelo e Moniz, die 1480 auf Madeira den gemeinsamen Sohn Diego gebar. Durch das Studium nautischer Literatur und der Karten von Paolo Toscanelli kam er zu der Überzeugung, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel sei. Deshalb müsse ein Weg in westlicher Richtung über das Wasser zu den Küsten Asiens führen. Das wollte Christoph Kolumbus beweisen

Weil er damit bei dem portugiesischen König João II. kein Interesse fand (die Portugiesen suchten einen um Afrika herumführenden Seeweg nach Indien: mehr dazu), zog er 1485 mit seinem Sohn – Felipa war inzwischen gestorben – nach Spanien, doch Königin Isabella I. von Kastilien wies sein kostspieliges Vorhaben mehrmals zurück.

In Spanien wurde Beatriz Enriquez de Arana die Lebensgefährtin von Christoph Kolumbus und die Mutter seines zweiten Sohnes: Fernando.

In einem am 17. April 1492 unterzeichneten Vertrag beauftragten ihn Königine Isabella I. und König Ferdinand II. mit einer Entdeckungsreise und ernannten ihn nicht nur zum Großadmiral, sondern zugleich zum Vizekönig der „Neuen Welt“.

Am 3. August 1492 stach Christoph Kolumbus mit der Karracke „Santa Maria“ sowie den Karavellen „Niña“ und „Pinta“ von Palos de la Frontera aus in See. Der Matrose Rodrigo da Triana auf der „Pinta“ sichtete am 12. Oktober Land: Die Expedition traf auf eine Insel der Bahamas, die in der Sprache der einheimischen Indianer Guanahani hieß, der Christoph Kolumbus jedoch den Namen „San Salvador“ gab.

Dort erblickten wir allsogleich nackte Eingeborene. Ich begab mich, begleitet von Martin Alonso Pinzón und dessen Bruder Vicente Yáñez, dem Kapitän der „Niña“, an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land. Dort entfaltete ich die königliche Flagge […] Ich rief die beiden Kapitäne und auch all die anderen, die an Land gegangen waren, ferner Rodrigo d’Escobedo, den Notar der Armada, und Rodrigo Sánchez von Segovia, zu mir und sagte ihnen, durch ihre persönliche Gegenwart als Augenzeugen davon Kenntnis zu nehmen, dass ich im Namen des Königs und der Königin […] von der genannten Insel Besitz ergreife. (Christoph Kolumbus in einem Bericht, hier: Bodo Harenberg (Hg.), Chronik der Menschheit, Dortmund 1984, Seite 373)

Am 6. Dezember ging Christoph Kolumbus auf einer weiteren Insel (Haiti) an Land. Er nannte sie „Hispaniola“ und gründete dort eine spanische Kolonie.

Von Januar bis März 1493 kehrte Christoph Kolumbus nach Spanien zurück, und zwar in der Überzeugung, Indien erreicht zu haben, denn Paolo Toscanelli und er hatten die Entfernung zwischen Europa und Indien auf dem westlichen Seeweg deutlich unterschätzt und Kolumbus ahnte nicht, dass er auf diesem Weg einen Kontinent entdeckt hatte. (Genau genommen handelte es sich um eine Wiederentdeckung, denn die Wikinger waren bereits 500 Jahre vor Kolumbus nach Amerika gelangt.)

Über die entdeckten Gebiete brach ein Streit zwischen Spanien und Portugal aus, der am 7. Juni 1494 im Vertrag von Tordesillas beigelegt wurde.

Bereits am 25. September 1493 segelte Christoph Kolumbus erneut nach Westen, diesmal mit 1500 Männern und siebzehn Schiffen. Als die Indianer auf Hispaniola gegen die inzwischen zerstrittenen Eroberer rebellierten, griff Kolumbus gewaltsam durch. Im Oktober 1495 traf eine königliche Untersuchungskommission in der Siedlung La Isabella auf Hispaniola ein. Kolumbus segelte daraufhin nach Spanien zurück, um sich vor Isabella und Ferdinand zu rechtfertigen.

Während Christoph Kolumbus sich zum dritten Mal in der Neuen Welt aufhielt, berichteten Heimkehrer in Spanien von neuen Aufständen in den überseeischen Gebieten. Daraufhin setzten ihn Isabella und Ferdinand ab und ernannten Francisco de Bobadilla zu seinem Nachfolger. Der traf am 23. August 1500 auf Hispaniola ein, ließ Christoph Kolumbus in Ketten legen und nach Spanien bringen. Die katholischen Könige begnadigten ihn zwar, setzten ihn jedoch nicht wieder als Vizekönig ein.

Bis ans Lebensende glaubte Christoph Kolumbus, in Indien gewesen zu sein. Tatsächlich erreichte er bei seinen insgesamt vier Forschungsreisen die Bahamas, Kuba und Haiti (3. August 1492 – 15. März 1493), die Kleinen Antillen, Puerto Rico und Jamaika (25. September 1493 – 11. Juni 1496), die Orinoco-Mündung und Trinidad (30. Mai 1498 – 25. November 1500) und die Ostküsten von Honduras, Nicaragua und Costa Rica (9. oder 11. Mai 1502 – 25. November 1504).

Weil Christoph Kolumbus nicht die in Indien vermuteten Schätze nach Spanien brachte, fiel er in Ungnade. Am 20. Mai 1506 starb der Entdecker Amerikas arm und vergessen in einem elenden Quartier in Valladolid.

Erst der Florentiner Amerigo Vespucci, der zwischen 1497 und 1504 mehrmals vor der süd- und mittelamerikanischen Küste kreuzte, erkannte, dass er einen bis dahin unbekannten Kontinent vor sich hatte – der schließlich nach ihm benannt wurde: auf Karten Martin Waldseemüllers tauchte 1507 erstmals die Bezeichnung „America“ auf.

Schriftsteller und Dramatiker befassten sich mit Christoph Kolumbus: Jakob Wassermann („Christoph Kolumbus, der Don Quichote des Ozeans“, Romanbiografie, 1929), Werner Hasenclever und Kurt Tucholsky („Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas“, Komödie, 1932), Nikos Kazantzakis („Christoph Columbus“, Drama, 1954), Peter Hacks („Columbus oder Die Weltidee zu Schiffe“, Drama, 1955) u.a. – Ridley Scott drehte über Christoph Kolumbus den Film „1492. Die Eroberung des Paradieses“.

Literatur über Christoph Kolumbus:

  • Paul Barz: Christoph Columbus (dtv, München 2006)
  • Zvi Dor-Ner: Kolumbus und das Zeitalter der Entdeckungen (vgs, Köln 1991)
  • John Dyson und Peter Christopher: Columbus. Die Entdeckung seiner geheimen Route in die Neue Welt (Droemer Knaur, München 1991)
  • Frauke Gewecke: Christoph Kolumbus (Suhrkamp, Frankfurt/M 2006)
  • Gianni Granzotto: Christoph Kolumbus. Eine Biographie (Rowohlt, Reinbek 1988)
  • Salvador de Madariaga: Kolumbus. Leben, Taten und Zeit des Mannes, der mit seiner Entdeckung die Welt veränderte (Scherz, Bern 1989)
  • Frank Niess: Am Anfang war Kolumbus. Geschichte einer Unterentwicklung. Lateinamerika 1492 bis heute (Piper, München 1991)
  • Paolo Emilio Taviani: Das wunderbare Abenteuer des Christoph Kolumbus (Koehler und Amelang, Berlin 1991)
  • Andreas Venzke: Christoph Kolumbus (Rowohlt, Reinbek 1992)
  • Andreas Venzke: Der Entdecker Amerikas. Aufstieg und Fall des Christoph Kolumbus (Aufbau, Berlin 2006)

© Dieter Wunderlich 2007

Entdeckungsreisen
Ridley Scott: 1492. Die Eroberung des Paradieses

Bov Bjerg - Auerhaus
Bov Bjerg entwickelt die tragikomische Geschichte vom Erwachsenwerden aus der Perspektive des 18-jährigen Ich-Erzählers und schreibt in einem entsprechend einfachen Duktus. Ohne diesen Sound zu konterkarieren, lässt der Gewinner des Deutschen Kabarettpreises in seinem All-Age-Roman "Auerhaus" Pointen aufblitzen.
Auerhaus