Alexander von Humboldt


Alexander Freiherr von Humboldt wurde am 14. September 1769 in Berlin geboren. Sein Vater Alexander Georg, ein preußischer Offizier, war wegen seiner Verdienste im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) zum Kammerherrn ernannt worden, und 1766 hatte er die aus der wohlhabenden Hugenottenfamilie Colomb stammende Witwe Marie Elizabeth von Holwede geheiratet. Alexander und sein zwei Jahre älterer Bruder Wilhelm von Humboldt wuchsen auf dem zum Familienbesitz gehörenden Schloss Tegel auf und wurden von Hauslehrern unterrichtet. 1779 starb ihr Vater.

Acht Jahre später schickte Marie Elizabeth von Humboldt ihre beiden Söhne zum Studium an die Viadrina nach Frankfurt an der Oder. Alexander von Humboldt belegte Kameralistik, Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik. Zu Beginn des Sommersemesters 1789 folgte er seinem Bruder nach Göttingen und studierte dort Physik und Chemie, unter anderem bei Georg Christoph Lichtenberg. Mit dem Ziel, Forschungsreisender zu werden, studierte er in Hamburg Wirtschaft und Fremdsprachen, in Freiberg Geologie und in Jena Anatomie und Astronomie. Notgedrungen wurde er jedoch 1792 erst einmal Bergassessor der preußischen Bergwerks- und Hüttengesellschaft.

Erst das Erbe seiner am 19. November 1796 verstorbenen Mutter erlaubte es Alexander von Humboldt, auf die Karriere im preußischen Staatsdienst zu verzichten und seinen Traum zu verwirklichen. Eigentlich wollte er nach Ägypten und reiste deshalb mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland nach Marseille, aber es verschlug die beiden nach Madrid.

Mit einem Empfehlungsschreiben des spanischen Ministers Raphael d’Urquijo gingen Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am 5. Juni 1799 in La Coruña an Bord der „Pizarro“. Zu ihrer Ausrüstung gehörten die verschiedensten Messinstrumente: Uhren, Sextanten, Quadranten, Teleskope, Theodoliten, Inklino-, Cyano-, Hygro-, Baro- und Thermometer.

Während eines Zwischenaufenthalts in Teneriffa bestiegen sie den 3718 Meter hohen Pico de Teide.

Am 16. Juli 1799 trafen sie in der Hafenstadt Cumaná im Norden Venezuelas ein, wo Alexander von Humboldt in der Nacht auf den 12. November einen Leonidenschauer beobachten konnte. Von der venezolanischen Hauptstadt Caracas aus brachen Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland im Februar 1800 zu einer viermonatigen und 2775 Kilometer weiten Reise zur Erkundung des Orinoko-Flusses auf, in deren Verlauf sie u. a. eine Verbindung zwischen dem Orinoko und dem Amazonas entdeckten.

Nach einer Andenüberquerung erreichten sie am 6. Januar 1802 Quito (Ecuador). Als erste Europäer bestiegen sie die beiden Gipfel des Pichincha (4690 bzw. 4794 Meter). Ihren Versuch, auch den 6310 Meter hohen Chimborazo zu bezwingen, mussten sie im Juni 1802 zwar in schätzungsweise 5700 Meter Höhe abbrechen, aber auch so hielten sie damit jahrzehntelang einen Weltrekord. Außerdem beschrieben sie erstmals Symptome der Höhenkrankheit.

Am 9. November 1802 beobachtete Alexander von Humboldt von Callao (Peru) aus einen Merkur-Durchgang.

Fast ein Jahr lang blieben Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland in Mexiko.

Nach einem Empfang bei US-Präsident Thomas Jefferson in der neuen Bundeshauptstadt Washington kehrten sie nach Europa zurück und trafen am 3. August 1804 in Bordeaux ein.

Auf ihrer 9650 Kilometer weiten Expedition in Südamerika hatten sie nicht nur eine Fülle geografischer und geologischer Erkenntnisse gesammelt, sondern auch 60 000 Pflanzen bestimmt und 6300 bis dahin noch unbekannte entdeckt. Aufgrund seiner Messungen behauptete Alexander von Humboldt am 7. Dezember 1804, dass die Stärke des Magnetfeldes der Erde von den Polen zum Äquator hin abnimmt. Während seine in einem politischen Essay geäußerte Kritik an der Sklaverei unbeachtet blieb, rief seine Erwähnung mexikanischer Silberminen europäische Spekulanten auf den Plan.

Zwanzig Jahre lang blieb Alexander von Humboldt in Paris und verwendete nahezu sein gesamtes Vermögen darauf, die Ergebnisse der südamerikanischen Expedition auszuwerten und eine Veröffentlichung vorzubereiten, die dann 1807 bis 1833 in vierunddreißig französischsprachigen Bänden erfolgte.

1805 promovierte Alexander von Humboldt in Frankfurt an der Oder, wurde zum königlich-preußischen Kammerherrn ernannt und in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Aber erst 1827 kehrte er endgültig nach Berlin zurück und hielt dort seine berühmten Vorlesungen an der von seinem Bruder Wilhelm von Humboldt gegründeten Universität.

1829 folgte er einer Einladung des russischen Zaren Nikolaus I. und bereiste zusammen mit anderen Forschern Gebiete östlich des Urals, nach Sibirien bis zur chinesischen Grenze,

von der sich der Zar Informationen über Bodenschätze versprach. Dafür musste Alexander von Humboldt sich allerdings verpflichten, die politischen Verhältnisse in Russland nicht öffentlich zu kommentieren. Von Geheimdienstleuten beschattet, legte Alexander von Humboldt mit dem Mineralogen Gustav Rose innerhalb eines halben Jahres rund 15 000 Kilometer zurück – in Kutschen auf holprigen Straßen! Das Ergebnis der Expedition war eine Fülle geologischer, geografischer und biologischer Erkenntnisse.

Jahrelang arbeitete Alexander von Humboldt in Berlin an den fünf Bänden seines wissenschaftlichen Hauptwerks: „Kosmos. Entwurf einer physikalischen Weltbeschreibung“ (1845 – 1862).

So wie Alexander von Humboldt 1789 die Französische Revolution begrüßt hatte, sympathisierte er auch 1848 mit der Revolution.

Im Alter von fast neunzig Jahren starb Alexander von Humboldt am 6. Mai 1859 in Berlin.

Nach ihm wurde der Humboldtstrom benannt, eine kalte nördliche Meeresströmung an der Westküste Südamerikas.

Daniel Kehlmann porträtiert Alexander von Humboldt (und Carl Friedrich Gauß) in seinem Roman „Die Vermessung der Welt“.

Literatur von / über Alexander von Humboldt

  • Ottmar Ette: Alexander von Humboldt und die Globalisierung (Frankfurt/M 2009)
  • Alexander von Humboldt: Die Entdeckung der Neuen Welt (Frankfurt/M 2009)
  • Otto Krätz, Sabine Kindler und Helga Merlin: Alexander von Humboldt. Wissenschaftler, Weltbürger, Revolutionär (München 1997)

© Dieter Wunderlich 2005

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

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