Exorzismus


Unter dem Begriff Exorzismus versteht man die Dämonen- bzw. Teufelsaustreibung von besessenen Personen, Tieren, Gegenständen oder Orten. Das Ritual variiert je nach Kultur und Religion. Es gibt den Exorzismus als magisches Tanzritual ebenso wie als einen verbalen Dialog des Exorzisten mit den Dämonen, die zum Beispiel von einer Person Besitz ergriffen haben.

An mehreren Stellen im Neuen Testament wird geschildert, wie Jesus Dämonen austreibt. (Beispiel: „Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.“ – Mk 1, 39) Auch wenn der sog. Große Exorzismus in der römisch-katholische Kirche heute nur noch ausnahmsweise angewandt wird, gibt es ihn noch, und das Ritual (Rituale Romanum) wurde 1999 neu geregelt (De exorcismis et supplicationibus quibusdam). Papst Benedikt XVI. ermutigte die Teilnehmer eines Nationalkongresses der italienischen Exorzisten während einer Generalaudienz am 15. September 2005 ausdrücklich zu „ihrem wertvollen Dienst an der Kirche“.

An der Ausbildung zum Exorzisten nahm 2005 erstmals eine Frau teil: die Theologin Alexandra von Teuffenbach. Der ausschließlich von entsprechend geschulten Geistlichen durchgeführte Große Exorzismus muss von einem Bischof genehmigt werden, der sich ein Urteil darüber gebildet hat, ob es sich im konkreten Fall um Besessenheit (Infestation) oder um eine psychische Erkrankung handelt.

In der Medizin kennt man keinen Zustand der Besessenheit; entsprechende Verhaltensstörungen werden als Symptome von Neurosen oder Psychosen aufgefasst. Ärzte geben zu bedenken, dass Patienten durch den Exorzismus evtl. eine adäquate Therapie vorenthalten werde und sich ihr Zustand verschlechtern könne.

In Deutschland starb am 1. Juli 1976 die dreiundzwanzigjährige Studentin Anneliese Michel im Verlauf eines Exorzismus. Der umstrittene Fall liegt dem Film „Requiem“ von Hans-Christian Schmid zugrunde.

In der orthodoxen Kirche kam die dreiundzwanzigjährige Nonne Maricica Irina Cornici am 17. Juni 2005 bei einem Exorzismus ums Leben; man hatte sie an ein Kreuz gebunden, geschlagen und ihr Speisen und Getränke vorenthalten, um ihr die Dämonen auszutreiben.

Literatur zum Thema Exorzismus:

  • Gabriele Amorth: Ein Exorzist erzählt (Christiana-Verlag, Stein am Rhein 2001)
  • Gabriele Amorth: Exorzisten und Psychiater (Christiana-Verlag, Stein am Rhein 2002)
  • Ulrich Niemann und Marion Wagner (Hg.): Exorzismus oder Therapie? Ansätze zur Befreiung vom Bösen (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2005)
  • Thomas Teglaard: Was niemand wissen will (Brendow Verlag, Moers 2006)

Spielfilme zum Thema Exorzismus:

William Friedkin: Der Exorzist (1973)
Scott Derrickson: Der Exorzismus von Emily Rose (2005)
Hans-Christian Schmid: Requiem (2006)

© Dieter Wunderlich 2007

Urbain Grandier
Anneliese Michel
Maricica Irina Cornici
William Friedkin: Der Exorzist
Scott Derrickson: Der Exorzismus von Emily Rose
Hans-Christian Schmid: Requiem

Julian Barnes - Flauberts Papagei
Eine Handlung gibt es in dem Roman "Flauberts Papagei" von Julian Barnes allenfalls rudimentär. Es handelt sich um ein Kaleidoskop von Zitaten, Gedanken und Aufzählungen, Anekdoten und Abschweifungen. Nicht alles davon ist geistreich.
Flauberts Papagei