Im Gehege

Im Gehege

Im Gehege

Originaltitel: Im Gehege – Regie: Kai Wessel – Drehbuch: Martina Borger und Maria Elisabeth Straub, nach ihrem Roman "Im Gehege" – Kamera: Holly Fink – Schnitt: Tina Freitag – Musik: Ralf Wienrich – Darsteller: Robert Atzorn, Judith Rosmair, Axel Milberg, Maximilian Pelz, Eleonore Weisgerber, Tina Engel, Thando Walbaum, Laura Sonntag, Louisa Rademacher, Peter Franke, Steffen Münster, Matthias Bundschuh, Tom Jahn, Katharina Blaschke, Helmut Mooshammer, Emilio Ender, Manon Straché, Wilfried Dziallas u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Als seine junge Kollegin Julie Schwertfeger mit ihm ins Bett geht, glaubt der 52-jährige Lateinlehrer Jon Evermann, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Am nächsten Morgen erklärt er seiner alkoholkranken Ehefrau, er wolle sich scheiden lassen. Es kommt zu einem heftigen Streit. Charlotte verliert an der Treppe das Gleichgewicht, stürzt und bricht sich das Genick. Sie hinterlässt dem Witwer 6 Millionen ...
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Kritik

Für die Verfilmung ihres Romans "Im Gehege" schrieben Martina Borger und Maria Elisabeth Straub auch das Drehbuch. "Im Gehege" ist eine Mischung aus Thriller und Liebesdrama.
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An seinem 52. Geburtstag lernt der Lateinlehrer Jon Evermann (Robert Atzorn) am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Hamburg eine neue Kollegin kennen: die neunundzwanzigjährige Kunsterzieherin Julie Schwertfeger (Judith Rosmair). Gebannt schaut er die attraktive junge Frau an. Nach ein paar Tagen trifft er sie am Korridor, und sie erzählt ihm, dass ihr Auto kaputt sei. Obwohl sie am anderen Ende der Stadt wohnt, fährt er sie nach Hause und hilft ihr, einen Schrank zu verschieben. Anschließend gehen sie miteinander ins Bett.

Als er nach Hause kommt, sitzen seine Frau Charlotte (Eleonore Weisgerber) und der gemeinsame Freund Robert (Axel Milberg) am Tisch. Durch das aufregende Erlebnis mit Julie hat Jon die Verabredung mit Robert ganz vergessen. Charlotte, die wieder einmal zu viel getrunken hat, bezweifelt Jons Erklärung, er komme gerade von einer Lehrerkonferenz, denn sie weiß, dass er sie in ihrer vierundzwanzigjährigen Ehe schon mehrmals betrogen hat.

Am nächsten Morgen gesteht Jon seiner Frau, dass er sich neu verliebt hat und überzeugt ist, die Frau seines Lebens gefunden zu haben. „Sie verkörpert alles, was ich mir jemals erträumt habe.“ Er werde in ein Hotel ziehen und die Scheidung einreichen. Obwohl Charlotte noch nicht gefrühstückt hat, kippt sie ein paar Gläser Wein hinunter. Aber der Alkohol beruhigt sie nicht: Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung. An der Treppe verliert sie das Gleichgewicht, stürzt die Stufen hinunter und bricht sich das Genick.

Jon ruft den Notarzt. Als es klingelt, reißt er die Tür auf, aber es ist nicht der Notarzt, sondern der Schüler Timo Voss (Maximilian Pelz), dem er das während des Unterrichts benutzte Handy abnahm. Timo sieht die tote Frau seines Lehrers am Boden liegen.

Die Kommissarin Korn (Tina Engel), die den Fall untersucht, misstraut Jon zwar und hält es für möglich, dass er seine Frau in den Tod stieß, aber sie kann ihm nichts nachweisen.

Jon erbt von seiner Frau, die aus einer vermögenden Familie stammte, nicht nur die Villa, in der sie zusammen lebten, sondern auch eine Gärtnerei und weitere Immobilien. Der Wert wird auf 6 Millionen Euro veranschlagt. Geld spielt also keine Rolle mehr für Jon: Er lädt Julie in teure Restaurants ein und verbringt ein Wochenende mit ihr in einem Nobelhotel an der See. Julie teilt zwar seine überschwänglichen Gefühle nicht, aber das Luxusleben gefällt ihr. Er schenkt ihr ein Auto und drängt sie, seine Frau zu werden. Julie erklärt ihm, das komme alles zu schnell für sie; sie brauche Zeit. Jon ist überzeugt, dass sie sich für ihn entscheiden wird und denkt nur noch an die gemeinsame Zukunft.

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Als Robert das Paar in einem Restaurant entdeckt, steht für ihn fest, dass Jon seine Frau aus dem Weg schaffen wollte. Bei einem Besuch kurz darauf stellt er ihn zur Rede. Jon beschuldigt seinen Freund daraufhin, mit Charlotte geschlafen zu haben. „Weil ich sie geliebt habe“, entgegnet Robert. Der Streit eskaliert; die Männer prügeln sich, und Jon erschlägt Robert. Er packt den Toten in einen Plastiksack und zerrt ihn in den Kofferraum. Dabei wird er von seinem Nachbarn Mani Glissmann (Wilfried Dziallas) gestört, der ihm eine Pizza vorbeibringt. Nachdem er die mit Metallteilen beschwerte Leiche ins Wasser geworfen hat, gibt er unter dem Vorwand, die Villa verkaufen zu wollen, eine gründliche Renovierung in Auftrag. Auch die Böden sollen abgeschliffen werden. Auf diese Weise will er sicherstellen, dass keine Spuren des Mordes übrigbleiben.

Außerdem sucht er Roberts Lebensgefährtin Nora Esrom (Louisa Rademacher) auf und erzählt ihr, er mache sich Sorgen, weil er seit Tagen nichts mehr von seinem besten Freund gehört habe.

Bei einer Klassenfahrt nach Lüneburg behauptet ein Schüler, Julie schlafe mit jedem. Jon tut das als Geschwätz ab, aber dass sie während des Ausflugs mit dem Kellner Benjamin Evers flirtet, kann er nicht übersehen. Als Jon diesen Mann kurz darauf vor dem Haus trifft, in dem Julie wohnt, rastet er vor Eifersucht aus, schlägt den Rivalen tot und wirft die Leiche in den Abwasserkanal.

Am nächsten Morgen umarmt Julie ihn unvermittelt vor dem Schultor, obwohl sie bis dahin darauf achtete, dass weder Kollegen noch Schüler etwas von ihrer Affäre mitbekamen. Unvermittelt erklärt sie sich bereit, den Beruf aufzugeben und mit ihm ein neues Leben anzufangen. Jon ist überglücklich.

Nora Esrom klingelt bei Jon und fragt nach Robert. Sie wundert sich, als Verena Glissmann (Manon Straché) dazukommt und behauptet, Jon habe ihr mitgeteilt, sein Freund sei verreist.

Timo passt Jon ab und teilt ihm mit, dass er die Ermordung des Kellners beobachtet habe. Für sein Schweigen verlangt er eine Million Euro in bar.

Jon hebt das Geld ab und kauft zwei Tickets zu den Osterinseln. Die nannte Julie als ihr Traumziel.

Statt Timo die Million zu übergeben, nutzt er eine Gelegenheit, ihn mit dem Auto umzufahren. Da kommt Julie gelaufen und wirft sich schluchzend über Timo. Er dürfe nicht sterben, klagt sie. Und als Jon verstört stammelt, er habe das alles doch nur für sie getan, schlägt sie ihn so wütend ins Gesicht, dass er blutet.

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Das Autorenduo Martina Borger (* 1956) und Maria Elisabeth Straub (* 1943) schrieb außer rund 250 Drehbüchern für die Fernsehserie „Lindenstraße“ die Romane „Katzenzungen“ (2001), „Kleine Schwester“ (2002) und „Im Gehege“ (Diogenes Verlag, Zürich 2004, 378 Seiten).

Originaltitel: Katzenzungen – Regie: Thorsten C. Fischer – Drehbuch: Niklas Becker und Torsten C. Fischer, nach dem Roman „Katzenzungen“ von Martina Borger und Maria Elisabeth Straub – Kamera: Theo Bierkens – Schnitt: Benjamin Hembus – Musik: Dieter Schleip – Darsteller: Birge Schade, Ina Weisse, Meret Becker u.a. – 2003; 95 Minuten

Nach „Katzenzungen“ wurde „Im Gehege“ von Kai Wessel verfilmt. Dabei schrieben Martina Borger und Maria Elisabeth Straub auch das Drehbuch.

„Im Gehege“ ist eine Mischung aus Thriller und Liebesdrama. In der Überzeugung, die wahre Liebe gefunden zu haben, gerät ein zweiundfünfzigjähriger Lateinlehrer in eine amour fou. Die obsessive Überzeugung, zu lieben und geliebt zu werden, macht ihn blind: Was seinem Wunschtraum nicht entspricht, versucht er auszublenden – oder gewaltsam zu beseitigen. Dass er manipuliert, getäuscht und ausgenutzt wird, will er nicht wahrhaben.

Die psychologische Entwicklung einer Figur wie Jon Evermann wäre durchaus interessant, wenn Martina Borger und Maria Elisabeth Straub die Handlung ein wenig glaubwürdiger angelegt hätten. So bleibt es bei professionell inszenierter aber anspruchsloser Unterhaltung.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

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