Minette Walters : Die Bildhauerin

Die Bildhauerin
Originaltitel: The Sculptress McMillan, London 1993 Die Bildhauerin Übersetzung: Mechthild Sandberg-Ciletti Wilhelm Goldmann Verlag, München 1995 411 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die 23-jährige, 140 kg schwere Olive Martin wird 1988 zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil sie ihre Mutter und ihre Schwester ermordet und die Leichen zerstückelt haben soll. Im Gefängnis wird sie "die Bildhauerin" genannt, weil sie ständig Voodoo-Puppen formt. 1993 spricht die Autorin Rosalind Leigh mit ihr, weil sie ein Buch über den sensationellen Fall schreiben soll ...
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Kritik

In "Die Bildhauerin" wirbelt Minette Walters die Teile eines fertigen Puzzles durcheinander und setzt sie dann mit neuen Teilen Stück für Stück neu zusammen. Am Ende bleibt unklar, ob das so entstandene Bild der Wahrheit entspricht oder nicht.
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Am 9. September 1987, einen Tag nach ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag, rief die einhundertvierzig Kilogramm schwere Olive Martin in Dawlington, einem Vorort von Southampton, die Polizei an. Aus ihrem Gestammel wurde man nicht schlau, aber Sergeant Hal Hawksley schaute auf seinem Heimweg bei dem Haus der Martins vorbei. Olives Hände und Kleidung waren blutig. In der Küche stieß der Polizist auf die zerstückelten Leichen zweier Frauen: Olives zwei Jahre jüngere Schwester Alison („Amber“) und Gwen Martin, die Mutter der beiden. Robert Martin, der fünfundfünfzig Jahre alte Vater Olives, war noch im Büro des Transportunternehmens, für das er drei Tage in der Woche als Buchhalter arbeitete, seit er 1985 seine Tankstelle verkauft hatte.

Der Gerichtsmediziner stellte fest, dass Gwen und Amber durch Schläge mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf betäubt worden waren. Dann hatte jemand den noch lebenden Opfern die Köpfe abgetrennt. Bei Amber hatte der Täter oder die Täterin nach vier vergeblichen Schlägen mit einer offenbar zu stumpfen Axt ein Tranchiermesser verwendet.

Olive Martin sagte aus, sie habe ihre Mutter und ihre Schwester mit einem Nudelholz erschlagen und dann versucht, die Leichen zu zerteilen, um sie wegtragen zu können. Als ihr klar geworden sei, dass sie das nicht schaffen konnte, bevor ihr Vater heimkam, habe sie bei der Polizei angerufen. Mit ihrem Anwalt sprach sie kein Wort und verzichtete auch darauf, sich selbst zu verteidigen. Eine Feststellung verminderter Zurechnungsfähigkeit lehnte sie ausdrücklich ab. Im Januar 1988 verurteilte das Gericht sie zu fünfundzwanzig Jahren Zuchthaus.

Olive hat fünf Jahre ihrer Strafe verbüßt, als die Schriftstellerin Rosalind („Roz“) Leigh von ihrer Literaturagentin Iris Fielding gedrängt wird, ein Buch über den sensationellen Fall zu schreiben.

Die Sechsunddreißigjährige befindet sich in einer persönlichen Krise. Sie hatte sich von ihrem Ehemann Rupert scheiden lassen, weil sie mehrmals von ihm geschlagen worden war. Als er ihre damals fünfjährige gemeinsame Tochter Alice wieder einmal aufgrund seines Besuchsrechtes abholte, gerieten Roz und er in einen heftigen Streit. Er fuhr wütend los, ohne das Kind auf dem Rücksitz angeschnallt zu haben. Unterwegs verlor er die Kontrolle über den Wagen, und Alice wurde durch die Windschutzscheibe geschleudert. Sie erlag ihren Verletzungen.

Unwillig beginnt Roz mit ihren Recherchen für das Buch.

Fünf Psychiater haben Olive auf deren eigenen Wunsch hin untersucht und übereinstimmend für geistig normal und besonders intelligent erklärt. Warum sie nicht auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren ließ, fragt Roz bei ihrem ersten Besuch in der Haftanstalt. Olive behauptet, sie wolle lieber fünfundzwanzig Jahren mit geistig normalen Häftlingen verbringen, als lebenslang in einer psychiatrischen Anstalt eingesperrt zu sein. Im Gefängnis nennt man sie die „Bildhauerin“, weil sie aus in der Kapelle gestohlenen Kerzen Voodoo-Puppen bastelt und sie mit Nadeln bearbeitet. Roz merkt bald, dass sie bei ihren Recherchen kaum auf Olive zählen kann, weil diese nicht bereit ist, ihre Fragen zu beantworten und lügt, wenn sie es hin und wieder doch tut. Man würde ihr ohnehin nicht glauben, meint Olive. Roz müsse die Wahrheit schon selbst herausfinden.

Olives Rechtsanwalt Peter Crew hat seit vier Jahren weder ein Wort noch einen Brief mit seiner Mandantin gewechselt. Seine Rechnungen wurden von ihrem Vater Robert beglichen. Der starb allerdings vor einem Jahr an einem Herzinfarkt. Er hinterließ eine halbe Million Pfund. Als Mörderin ihrer Mutter und ihrer Schwester kann Olive ihren Vater nicht beerben, denn sonst würde sie von ihrer Tat profitieren. Weil keine weiteren Familienangehörigen oder Verwandten mehr leben, sucht Crew nach dem Sohn, den Amber im Alter von dreizehn Jahren geboren und zur Adoption freigegeben hatte. Aber er sieht kaum eine Chance, den Erben zu finden, denn die Adoptiveltern sollen nach Australien ausgewandert sein und ausgerechnet den häufigen Namen Brown tragen. Wenn Crew den Jungen nicht findet, wird Martins Nachlass nach einer bestimmten Frist einigen Wohlfahrtsorganisationen zugute kommen.

Roz befragt Graham Deedes, der Olive vor Gericht vertrat, Schwester Bridget, die Leiterin der Klosterschule St. Angela, die von Olive und Amber besucht wurde, Olives frühere Mitschülerin Geraldine Wright, deren Mutter, Mrs Hopwood, Mr Hayes, einen Nachbarn der Martins, Michael Jackson, den früheren Vorgesetzten Olives im Referat für Gesundheit und Soziales, Olives damalige Kollegin Lily Gainsborough und andere Menschen, die Olive kennen. Dabei stößt sie auf eine Reihe von Widersprüchen, die bei der Gerichtsverhandlung nicht berücksichtigt wurden. Roz beginnt, an Olives Schuld zu zweifeln. Aber wen wollte Olive mit ihrem Geständnis decken?

Hal Hawksley, der Sergeant, der Olive verhaftete, quittierte vor gut einem Jahr seinen Dienst bei der Polizei und eröffnete das Restaurant „Poacher“. Das Anwesen gehört ihm, und er wohnt über der Gaststätte. Roz wundert sich darüber, dass keine Gäste da sind und der Wirt offenbar kürzlich verprügelt wurde. Der Vierzigjährige gibt sich wortkarg, bestätigt aber wenigstens, dass Robert Martins Alibi überprüft wurde: Olives Vater saß den ganzen Tag über mit seinen Kollegen in einem Großraumbüro beziehungsweise mittags beim Essen. Er kann die Morde auch nicht ausgeführt haben, bevor er ins Büro ging, weil die Nachbarin Dorothy Clarke sah, dass seine Frau und seine jüngere Tochter ihm nachwinkten, als er morgens losfuhr.

Olive und Gary O’Brien kannten sich von klein auf und spielten als Kinder zusammen. Gary ist mit seinen fünfundzwanzig Jahren das jüngste der neun Kinder von Mrs O’Brien, die vor zwanzig Jahren von ihrem Ehemann verlassen wurde und seither von der Fürsorge lebt. Einige der sieben Söhne und zwei Töchter haben inzwischen selbst Kinder, die auch bereits strafgefällig geworden sind. Derzeit sitzen drei Söhne Mrs O’Briens im Gefängnis. Es geht dabei nie um Gewaltverbrechen, sondern immer nur um Diebstähle und Einbrüche. „Das sind magere kleine Füchse, keine reißenden Wölfe“, kommentiert Hal Hawksley. Als Gary vorübergehend beim Kurierdienst Wells-Fargo in Southampton arbeitete, brachte er Olive Briefe eines Liebhabers, der sich sonntags mit ihr im Hotel Belvedere traf. Den Namen des Mannes kann er Roz nicht sagen, denn die Briefe waren nur mit einem Buchstaben signiert. Auch Marnie, die einzige Sekretärin im Büro des Kurierdienstes, kann da nicht weiterhelfen, denn der Mann zahlte bar.

Da Marnies Beschreibung des Auftraggebers auf Olives Vater passt, will Roz sichergehen, dass die Briefe nicht von ihm stammten. Hal besorgt ihr über seinen Freund und früheren Kollegen Geoff Wyatt ein Foto von Robert Martin. Nein, das sei nicht der Gesuchte, versichert Marnie, aber sie erkennt an ein paar Details im Hintergrund, wo das Foto aufgenommen wurde: In der Schwulenkneipe „The White Cook“. Der Wirt, dem Roz das Foto ebenfalls zeigt, kennt den Gast unter dem Namen „Mark Agnew“. Bis vor einem Jahr sei er häufig hier gewesen, sagt er. Von Olive erfährt Roz, dass Robert Martin und Edward Clarke eine homosexuelle Beziehung hatten.

Edward und Dorothy Clarke, die neben den Martins gewohnt hatten, zogen Anfang 1989 plötzlich fort, ohne sich von den Nachbarn zu verabschieden. Das Haus stand ein Jahr lang leer, bevor das Maklerbüro Peterson Käufer fand. Bevor der Angestellte Matt die Akte heraussucht, legt er Roz einige Immobilienangebote vor. Höflichkeitshalber schaut sie sich die Fotos und Beschreibungen an. „Bayview“, ein kleines Haus auf den Klippen, gefällt ihr sehr gut und sie könnte es sich auch von dem Geld kaufen, das sie bei der Scheidung als Abfindung erhielt, aber sie zögert. In der Akte ist vermerkt, dass die Adresse des Ehepaares Clarke nicht weitergegeben werden darf. Jedoch kann Roz sie abschreiben, während Matt mit dem zuständigen Kollegen telefoniert, um einen Besichtigungstermin für „Bayview“ zu vereinbaren.

Auf dem Weg nach „Bayview“ fährt Roz bei Hal vorbei und lädt ihn ein, mitzukommen. Gäste sind ohnehin wieder keine da. Sie nehmen sein Auto. Das Haus ist traumhaft und entspricht genau Roz‘ Vorstellungen, aber sie kann sich nicht entscheiden, zumal Hal unvermittelt verärgert wirkt. Hal befürchtet, dass Roz ihn absichtlich von seinem Haus fortlockte. Auf der Rückfahrt geraten sie in Streit, und Roz nimmt für das letzte Wegstück den Zug. Als sie zum „Poacher“ kommt, wo ihr Wagen steht, stellt sie fest, dass Hal bei seiner Rückkehr von maskierten Männern zusammengeschlagen wurde, die während seiner Abwesenheit ins Haus eingedrungen waren und die Einrichtung verwüstet hatten. Wer die Täter gewesen sein könnten, will Hal nicht sagen.

Roz fährt nach Salisbury, wo das Ehepaar Clarke inzwischen wohnt. Edward Clarke arbeitete damals, als die beiden Frauen im Nachbarhaus ermordet wurden, als Steuerberater. Da musste er zwar hin und wieder zu Klienten, konnte aber die meiste Zeit auf seine Frau aufpassen, die schon einmal in geistiger Verwirrung das Wohnzimmer in Brand gesteckt hatte. Unvermittelt behauptet Dorothy, sie habe Gwen und Amber an dem Morgen, als Olive verhaftet wurde, gar nicht gesehen, sondern bei ihrer Aussage gelogen. Im nächsten Augenblick verwechselt sie Roz jedoch wieder mit Amber: Offensichtlich ist sie an Demenz erkrankt.

Immer wieder zieht es Roz zu Hal. Obwohl er noch immer misstrauisch ist, haben sich die beiden ineinander verliebt und gestehen es sich nur noch nicht ein. Hal sitzt übermüdet am Tisch und erschrickt, als Roz eintritt. Aus seinen Privaträumen im Obergeschoss hört sie Geräusche und etwas wie einen Schrei. Hal will sie wegschicken, aber nach ein paar Minuten Diskussion ist es dafür ohnehin zu spät: Vier maskierte, mit Baseballschlägern bewaffnete Männer stürmen herein und stürzen sich auf Hal. Roz ignorieren sie zunächst. Sie holt eine sieben Zentimeter lange Hutnadel aus ihrer Handtasche, rammt sie dem ihr am nächsten Stehenden in den Hintern und packt den Baseballschläger, den der Verletzte vor Schmerz und Schreck fallen lässt. Hal schüttet einem der Angreifer einen Topf kochender Fischsuppe über den Kopf und wirft sich dann auf einen anderen, der Roz zu würgen begonnen hat. Während Hal die überwältigten Gangster fesselt, soll Roz zur nahen Telefonzelle laufen, die Polizei alarmieren und nicht zurückkommen, um nicht mit in die Sache hineingezogen zu werden.

Am nächsten Tag sucht Hal bei Roz Zuflucht. Er wurde von einem fünften Mann von hinten niedergeschlagen und lag allein und benommen da, als die Polizei eintraf. Aus der Friteuse schlugen Flammen. Nachdem er sich erhoben hatte, kämpfte er sich den Weg frei und floh. Wegen Brandstiftung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und Flucht vom Tatort eines Verbrechens wird er jetzt per Haftbefehl gesucht. Roz nimmt ihn bei sich auf. Sie küssen sich zum ersten Mal und schlafen miteinander.

Endlich erzählt Hal von sich. Als seine Ehe vor dem Scheitern stand, versuchte Geoff Wyatt, seine Frau Sally zu trösten. Dabei kamen sich die beiden näher, und inzwischen sind sie verheiratet. Hal, der nach wie vor mit Geoff befreundet ist, verwirklichte vor gut einem Jahr seinen Traum, ein Restaurant zu eröffnen. Seine Gäste waren vorwiegend frühere Kollegen mit ihren Familien. Alles lief gut bis vor sechs Wochen. Da fand er, als er vom Markt kam, in seiner Küche einen entsetzten Inspektor der Gesundheitsbehörde vor. In Kürze muss Hal sich wegen massiver Verstöße gegen Gesundheits- und Hygienevorschriften vor Gericht verantworten. Sein Personal lief davon und die Gäste blieben aus. Dann wurde er von maskierten Männern zusammengeschlagen, die auch seine Einrichtung zertrümmerten. Die Geräusche, die Roz bei ihrem letzten Besuch aus dem Obergeschoss hörte, stammten von zwei der Gangster, die er überwältigt und gefesselt hatte, um die Komplizen zurückzulocken, die dann gerade auftauchten, als Roz da war. Hal kann sich das nur damit erklären, dass ihn ein Immobilienspekulant, der die beiden Nachbargrundstücke bereits über Strohmänner erworben hat, vertreiben will.

Nach allem, was Hal inzwischen von Roz erfahren hat, verdächtigt er den Rechtsanwalt Peter Crew als Drahtzieher. Solange Olive als verurteilte Mörderin im Gefängnis sitzt und ihr Neffe nicht auftaucht, hat niemand außer Crew Zugriff auf die von Robert Martin hinterlassene halbe Million, und der nutzt das Geld, um günstig Grundstücke zu erwerben, die er anschließend mit hohem Gewinn für eine Industrieansiedlung verkaufen möchte. Crew ließ das „Poacher“ vermutlich mit Fäulnisbakterien und Rattenexkrementen verseuchen. Als nun Roz auftauchte und es so aussieht, als könne Olive durch sie rehabilitiert werden, geriet Crew in Panik und schickte Schlägertrupps, um rascher an Hals Grundstück zu kommen.

Die Spur der Schläger führt zum STC Sicherheitsdienst in Southampton. Das Unternehmen gehört den beiden Söhnen von Mr Hayes, dem alten Mann, der neben den Martins wohnte. Als Hal und Roz ins Büro des Sicherheitsdienstes kommen, ist nur Stewart Hayes da. Er gibt zu, für Peter Crew zu arbeiten und überlässt Hal sogar eine Kostenaufstellung über die Immobilienspekulation und die Verseuchung der „Poucher“-Küche als Beweismaterial. Als Gegenleistung will er, dass nichts gegen ihn unternommen wird. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, droht er unmissverständlich damit, andernfalls Roz etwas anzutun.

Roz hat das Gespräch heimlich aufgezeichnet und besteht darauf, das Tonband der Polizei zu übergeben, obwohl sie mit einer gewalttätigen Reaktion des Unternehmers rechnen muss. Peter Crew und Stewart Hayes werden verhaftet, kommen aber beide bis zur Gerichtsverhandlung auf Kaution frei. Mit der Drohung eines Anschlags auf Hayes‘ zehnjährige Tochter bringt Hal den Gangster dazu, Roz in Ruhe zu lassen.

Roz ist inzwischen überzeugt, dass Olive ihre Mutter und ihre Schwester nicht ermordete. Aber sie weiß noch nicht, wen Olive deckt. Ihren Vater? Oder ihren Liebhaber?

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Schließlich erzählt Olive, dass sie von ihrem Liebhaber zu ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag ein Armband mit ihren eingravierten Namen geschenkt bekam. Ihre Mutter wusste zwar, dass sie einen Geliebten hatte und zwang sie im Frühjahr 1987 zu einer Abtreibung, aber Olive verschwieg ihr, dass es sich um einen mehr als doppelt so alten Mann handelte und noch dazu um ihren Nachbarn Edward Clarke, der vor seinem Verhältnis mit Olive eine homosexuelle Affäre mit ihrem Vater gehabt hatte. Das durfte auf keinen Fall herauskommen. Amber fand jedoch das Armband und verriet alles. Daraufhin rannte Olive verzweifelt fort, verbrachte die Nacht allein am Strand und kehrte erst am nächsten Tag um die Mittagszeit nach Hause zurück. In der mit Blut besudelten Küche lagen die Leichen ihrer Mutter und ihrer Schwester. Weil Olive verhindern wollte, dass in all den Familienangelegenheiten gewühlt wurde, sorgte sie mit ihrem Geständnis für einen kurzen Gerichtsprozess.

Hal und Roz fahren nach Salisbury zu Edward Clarke. Er gibt alles zu. Seine Ehe mit einer geisteskranken Frau war ein Gefängnis; er suchte nach Sex und Zuneigung, zuerst bei Robert Martin, dann bei dessen Tochter Olive. Clarke bestätigt auch die Aussage seiner Frau, dass Gwen und Amber noch lebten, als er zu einem Klienten fuhr und Robert ins Büro. Er habe die beiden Frauen ebenfalls gesehen. Allerdings winkten sie nicht, sondern Amber stand hinter einem Vorhang. Als ihn Hal und Roz mit der Theorie konfrontieren, Amber habe seine Frau an diesem Morgen über seine Verhältnisse mit Robert und Olive Martin aufgeklärt und darüber sei es zu dem tödlichen Streit gekommen, bricht Clarkes Widerstand zusammen und er übergibt seinen Besuchern Olives Geburtstagsgeschenk, das Dorothy in einer Schublade versteckt hatte. Sie muss es von Amber erhalten haben.

Peter Crew hält Olive Martin nach wie vor für ein intelligentes Ungeheuer und weist darauf hin, dass sie jahrelang jede Zusammenarbeit mit Anwälten, Journalisten und Buchautoren verweigert hatte. Erst jetzt, wo ihr Vater tot und Dorothy Clarke nicht mehr vernehmungsfähig ist, brachte sie eine Schriftstellerin durch geschickte Lügen und Hinweise dazu, Indizien zu sammeln, die Zweifel an ihrer Schuld hervorrufen. Die neue Mordtheorie lasse sich jedenfalls nicht beweisen.

Roz schreibt und veröffentlicht ihr Buch über Olive. Sie kauft „Bayview“ und zieht mit Hal dort ein. Das Restaurant „Poacher“ wird wieder gern besucht.

Olive macht noch aus der Gefängniszelle heraus ihre Rechte am Erbe ihres Vaters geltend, denn ihr Neffe konnte nicht gefunden werden. Roz und Schwester Bridget holen sie vom Gefängnistor ab. Hal, der ein paar Meter abseits steht, bemerkt, wie über Olives Gesicht ein Ausdruck des Triumphs huscht, der ihn schaudern lässt.

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Zwar geht es in dem Kriminalroman „Die Bildhauerin“ von Minette Walters um eine junge Frau, die wegen der bestialischen Ermordung ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester im Gefängnis sitzt. Aber die Bluttat bildet eigentlich nur den Aufhänger für ein intelligentes Spiel. Die Teile eines fertigen Puzzles werden durch die Recherchen der Schriftstellerin Rosalind („Roz“) Leigh durcheinandergewirbelt und zusammen mit neuen Teilen Stück für Stück neu zusammengesetzt. Am Ende bleibt unklar, ob das auf diese Weise entstandene Bild der Wahrheit entspricht oder nicht. Die Figuren dieser spannenden Geschichte sind keine eindimensionalen Schablonen, sondern differenzierte, widersprüchliche Charaktere.

1996 verfilmte Stuart Orme Minette Walters‘ Buch:

Die Bildhauerin – Originaltitel: The Sculptress – Regie: Stuart Orme – Drehbuch: Reg Gadney, nach dem Roman „Die Bildhauerin“ von Minette Walters – Kamera: Gavin Finney – Schnitt: David Yardley – Musik: Colin Towns – Darsteller: Pauline Quirke (Olive Martin), Caroline Goodall (Rosalind Leigh), Christopher Fulford (Hal Hawksley) u. a. – 1996; 180 Minuten

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Minette Walters (Kurzbiografie)

Minette Walters: Im Eishaus
Minette Walters: Die Schandmaske
Minette Walters: Dunkle Kammern
Minette Walters: Wellenbrecher
Minette Walters: Der Nachbar
Minette Walters: Fuchsjagd
Minette Walters: Der Außenseiter
Minette Walters: Der Schrei des Hahns
Minette Walters: Der Schatten des Chamäleons

Gösta von Uexküll - Konrad Adenauer
Die inzwischen 30 Jahre alte Monografie ist noch immer lesenswert, weil Gösta von Uexküll sich auf eine kluge, kompakte und pointierte Analyse wichtiger Charakterzüge, Überzeugungen und Entscheidungen Konrad Adenauers verstanden hat.
Konrad Adenauer