Maelström

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Maelström

Maelstrom - Originaltitel: Maelström - Regie: Denis Villeneuve - Drehbuch: Denis Villeneuve - Kamera: André Turpin - Schnitt: Richard Comeau - Musik: Pierre Desroches - Darsteller: Marie-Josée Croze, Jean-Nicolas Verreault, Stéphanie Morgenstern, Virginie Dubois, Pierre Lebeau, Marc Gelinas, Klimbo, Bobby Beshro u.a. - 2000; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Eine junge Geschäftsfrau fährt einen Fischhändler tot und begeht Fahrerflucht. In der Leichenhalle begegnet sie dem Sohn des Toten. Im letzten Augenblick hält sie ihn davon zurück, seinen gebuchten Rückflug anzutreten. Am anderen Morgen liest er in der Zeitung, dass die Maschine abstürzte und zerschellte ...

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Kritik

Der mehrfach ausgezeichnete Film "Maelström" erzählt eine surreale Geschichte auf ungewohnte Weise. So springt die Erzählung zum Beispiel zweimal ein Stück zurück und läuft erst nach einer kurzen Wiederholung aus einer anderen Perspektive weiter.
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Während ein Fischhändler sein großes Schlachtermesser schleift, nützt ein auf dem Brett bereitliegender Fisch die ihm noch verbleibenden Minuten, um uns von der „langen Reise in die Wirklichkeit“ der 25-jährigen Kanadierin Bibiane („Bibi“) Champagne (Marie-Josée Croze) zu erzählen.

Nach einer Abtreibung kümmert ihre Freundin Claire sich um sie. Nachts steht Bibiane auf und übergibt sich. „Dein Körper glaubt noch immer, du seist schwanger“, kommentiert Claire.

Philippe Champagne stellt seine Schwester wegen eines durch ihre Schuld gescheiterten Geschäfts in Jakarta zur Rede und feuert sie aus seinem Unternehmen. Bibiane führt auch noch drei Boutiquen unter dem Namen „Sumatra“ in Montreal und Toronto. Dennoch ist sie frustriert und trinkt an diesem Abend zu viel. Auf dem Heimweg läuft ihr ein alter Mann ins Auto. Erschrocken schaut sie in den Rückspiegel, sieht ihn auf der Straße liegen und fährt weiter.

Der Mann, ein Fischhändler, stemmt sich mühsam hoch und schleppt sich in seine nahe Wohnung, wo er stirbt.

Am nächsten Morgen untersucht Bibiane ihr Auto, stellt Kratzer an der Motorhaube fest und zerrt ein Stück Fisch aus einem Spalt der Karosserie. Alles stinkt nach Fisch. Sie lässt den Wagen gründlich waschen, aber der Gestank bleibt.

Danach isst sie mit Claire in ihrem Stammlokal. Die beiden Frauen lassen die Calamares zurückgehen, weil sie zäh sind.

Als Bibiane in ihrer Wohnung merkt, dass sie nicht allein bleiben kann, schluckt sie eine Ecstasypille, besucht eine Disko und nimmt einen Mann mit nach Hause.

Kurze Zeit später sitzt sie um Mitternacht neben einem Fremden auf der Bank in einer U-Bahn-Station. Sie habe jemand getötet, verrät sie ihm, wenn auch nicht mit Absicht, sondern durch einen Unfall. Ob sie sich der Polizei stellen müsse? Der Mann meint, dass dem Opfer dadurch auch nicht geholfen wäre. Sie solle einfach ihren Mund halten.

Um ihr beschädigtes Auto zu beseitigen, fährt sie an eine Staumauer, steigt aus und schiebt. Aber sobald die Vorderräder über die Betonkante gerollt sind, kracht der Wagen mit dem Boden auf und lässt sich nicht mehr bewegen. Verzweifelt setzt sie sich wieder ans Steuer und gibt Vollgas, bis sie mit dem Fahrzeug in die Tiefe stürzt. Es gelingt ihr, sich unter Wasser rechtzeitig aus dem Wrack zu befreien und an Land zu schwimmen.

Die Szene im Restaurant wiederholt sich. Aufgrund der Reklamation von Bibiane und Claire ruft der Restaurantbesitzer den Lieferanten der Calamares an und beschwert sich über die Qualität der gelieferten Ware. Der Fischhändler findet heraus, dass der für Calamares zuständige Mitarbeiter seit ein paar Tagen nicht zur Arbeit erschienen ist. Da er sich nicht meldet, bricht die Polizei die Wohnungstür auf und findet seine Leiche: Es ist der Mann, der Bibiane ins Auto lief.

Der Leichnam wurde eingeäschert, bevor Evian (Jean-Nicolas Verreault), der Sohn des Toten, aus Norwegen eintrifft und es verhindern kann. Dabei wollte der Fischhändler eine Seebestattung, weil seine Frau im Meer ertrank. Das geschah, als Evian drei Jahre alt war.

In der Leichenhalle, wo man ihm die Urne aushändigt, lernen Evian und Bibiane sich kennen. Von ihrem Gewissen getrieben, kam sie nämlich ebenfalls hierher. Sie sei die Nachbarin des Verstorbenen, lügt sie und gibt sich als Stewardess aus. Evian lädt sie auf eine Tasse Kaffee ein und nimmt sie mit, als er sich mit den Kollegen seines Vaters trifft. Die Runde trinkt Schnaps und verflucht in den Trinksprüchen den Mörder – ohne zu ahnen, dass Bibiane den alten Mann überfahren hat.

Schließlich hilft sie Evian beim Ausräumen der Wohnung seines Vaters.

Als er sich verabschiedet und zum Flugplatz fährt, eilt sie ihm plötzlich nach und holt ihn ein, als er gerade ins Flugzeug steigen will. Evian kehrt mit ihr zurück in ihre Wohnung – merkt also, dass sie gar nicht in der Nachbarschaft seines Vaters wohnte. Am nächsten Morgen kauft er Frühstück. Dabei fällt sein Blick auf die Schlagzeile einer Zeitung: Die Maschine, mit der er fliegen wollte, ist abgestürzt und zerschellt! Er wäre tot, wenn Bibiane ihn nicht im letzten Augenblick zurückgeholt hätte.

Es bedrückt sie, dass er sie Engel nennt und sich bei ihr bedankt. Sie gesteht ihm, sie habe seinen Vater bei einem Verkehrsunfall getötet.

In einer Bar sitzt Evian zufällig neben dem Mann, mit dem Bibiane in der U-Bahn-Station sprach. Er liebe die Frau, die seinen Vater tötete. Aus Schuldgefühl wolle sie jetzt von ihm umgebracht werden. Der Fremde rät ihm: „Heirate sie und halte die Klappe!“

Zurück in ihrer Wohnung, will Evian die Urne ins WC ausleeren. „Kommt aufs selbe raus“, murmelt er, lässt es dann aber doch. Stattdessen schüttet er die Asche seines Vaters über Bibiane im Bett aus. Mit dem Staubsauger nimmt sie die Asche wieder auf und füllt sie in einen Pappkarton.

Einige Wochen später sind die beiden in Norwegen, fahren auf die Lofoten hinaus und kippen die Asche ins Meer.

Inzwischen hat der Fischhändler von dem weisen Fisch, der die Geschichte erzählt, bereits mehrere Scheiben abgeschnitten. Der Fisch sagt: „Mir bleibt nur noch eines. Ich werde euch das große Geheimnis eurer Existenz enthüllen …“ In diesem Augenblick trennt ihm der Fischhändler den Kopf ab.

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Bibiane Champagne lädt schwere Schuld auf sich, bekommt aber durch Zufall eine zweite Chance und nutzt sie.

Denis Villeneuve erzählt die surreale Geschichte in seinem Film „Maelström“ auf ungewohnte Weise. Die Bilder sind ästhetisch komponiert, Szenerien in leuchtenden Farben – teils rot, teils blau – lösen sich mit fahlen Interieurs ab. Zweimal springt die Erzählung ein Stück zurück und läuft erst nach einer kurzen Wiederholung aus einer anderen Perspektive weiter.

„Maelström“ wurde mit fünf kanadischen „Oscars“ ausgezeichnet und erhielt 2000 in Berlin den Preis der Internationalen Filmkritik.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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