Pamela L. Travers und Mary Poppins


Helen Lyndon Goff wurde am 9. August 1899 in der australischen Stadt Maryborough geboren. Ihr Vater Travers hatte in London in einer Bank gearbeitet, war dann nach Australien ausgewandert und hatte dort Margaret Agnes Morehead geheiratet. Helen bekam noch zwei Schwestern. 1905 zog die Familie nach Allora. Dort starb der alkoholkranke Vater zwei Jahre später im Alter von 43 Jahren.

Die Witwe wohnte mit ihren Kindern in Bowral. Mit 17 zog Helen zu Hause aus und wollte Schauspielerin werden. 1923 übersiedelte sie nach England, nahm sich mit ihrer langjährigen Freundin Madge Burnand eine gemeinsame Wohnung, trat als Tänzerin und Schauspielerin auf und begann zu schreiben. Als Autorin verwendete sie den Vornamen ihres Vaters und nannte sich Pamela bzw. P. L. Travers.

Weltberühmt wurde P. L. Travers mit der Kinderbuchreihe über die Nanny Mary Poppins. Der erste Band erschien 1934 in London. Bei der Titelfigur handelt es sich um ein über magische Fähigkeiten verfügendes Kindermädchen. Mary Poppins taucht bei der englischen Familie Banks in London auf. Nachdem die siebenjährige Jane und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Michael tolle Abenteuer mit ihr erlebten, behauptet Mary Poppins, das habe alles nur in der Fantasie der Kinder stattgefunden – und verschwindet.

Kinderbücher von P. L. Travers über Mary Poppins:

  • Mary Poppins (1934)
  • Mary Poppins Comes Back (1935)
  • Mary Poppins Opens the Door (1943)
  • Mary Poppins in the Park (1952)
  • Mary Poppins From A to Z (1963)
  • Mary Poppins in the Kitchen (1975)
  • Mary Poppins in Cherry Tree Lane (1982)
  • Mary Poppins and the House Next Door (1988)

Helen L. Goff / P. L. Travers adoptierte 1940 einen von zwei sechs Monate alten Zwillingen einer irischen Familie – Enkeln des Yeats-Biografen Joseph Hone – und gab ihm den Namen Camillus Travers Hone. Während des Krieges lebte sie mit ihm einige Zeit in den USA. Camillus (1940 – 2011) erfuhr erst mit 17, dass er nicht der leibliche Sohn der Schriftstellerin war und einen Zwillingsbruder namens Anthony (1940 – 2005) hatte.

Elisabeth Kessel übersetzte „Mary Poppins“ ins Deutsche. Das Buch erschien 1952 im Cecilie-Dressler-Verlag in Hamburg.

Während ihres Aufenthalts in den USA war P. L. Travers von Walt Disneys Bruder Roy Oliver Disney auf die Filmrechte für „Mary Poppins“ angesprochen worden. Aber erst zwei Jahrzehnte später erklärte sie sich mit einer Verfilmung des ersten Bandes einverstanden. 1964 kam „Mary Poppins“ ins Kino. P. L. Travers hatte zwar am Drehbuch mitgearbeitet, fand jedoch die Adaptation kitschig. Außerdem missfielen ihr die Trickfiguren ebenso wie die Musik. Nach dieser frustrierenden Erfahrung verweigerte sie Walt Disney die Filmrechte an weiteren Bänden der Kinderbuchreihe. Über die Entstehung des Films „Mary Poppins“ drehte John Lee Hancock 2013 den Film „Saving Mr Banks“ mit Emma Thompson als P. L. Travers und Tom Hanks als Walt Disney.

Für ihr literarisches Werk wurde P. L. Travers 1977 im Rang eines Officer in den Order of the British Empire aufgenommen.

Am 23. April 1996 starb P. L. Travers in London.

© Dieter Wunderlich 2014

John Lee Hancock: Saving Mr Banks

Dörte Hansen - Mittagsstunde
Dörte Hansen verklärt das Landleben nicht; sie entwirft keine Idylle, sondern beobachtet die Menschen während des Strukturwandels im Mikrokosmos eines nordfriesischen Dorfs sehr genau und warmherzig, ohne Pathos, Nostalgie oder Sentimentalität. "Mittagsstunde" liest sich trotz des Tiefgangs ganz leicht. Und die ebenso unterhaltsame wie bewegende Geschichte klingt lange nach.
Mittagsstunde