Der Freund von früher

Der Freund von früher

Der Freund von früher

Originaltitel: Der Freund von früher – Regie: Matthias Tiefenbacher – Drehbuch: Kathrin Richter und Ralf Hertwig – Kamera: Joachim Jung – Schnitt: Ulrike Leipold – Musik: Marcel Barsotti – Darsteller: Katharina Böhm, Jörg Schüttauf, Nicki von Tempelhoff, Erika Marozsán, Lisa Kreuzer, Marcel Nievelstein, Claus D. Clausnitzer, Horst Kotterba, Alexandra von Schwerin u.a. - 2002; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Iris führt ein glückliches Familienleben – bis eines Tages Nils mit seiner Freundin Anna in die Wohnung über ihnen zieht. Vor acht Jahren hatten Iris und Nils eine amour fou, der sie zu zerstören drohte. Verunsichert geht Iris Nils aus dem Weg, aber er taucht immer wieder auf und bedrängt sie. Schließlich folgt Iris ihrem früheren Liebhaber in eine Waldhütte. Zwar besinnt sie sich im letzten Augenblick, aber nicht nur ihre Gefühle geraten außer Kontrolle ...
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Kritik

Die psychologische Entwicklung bleibt in "Der Freund von früher" eher oberflächlich, aber eine gute Kameraführung, eine exzellente Lichtregie und vor allem die eindrucksvollen Hauptdarsteller machen "Der Freund von früher" dennoch sehenswert.
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Bonn. Bruno (Jörg Schüttauf) ist Ingenieur und testet Sicherheitsgurtsysteme für Autos mit Aufprall-Versuchen. Mit seiner in einem Antiquariat angestellten Ehefrau Iris (Katharina Böhm) zusammen hat er einen siebenjährigen Sohn, der Jonas (Marcel Nievelstein) heißt: Eine glückliche Familie. Geplant ist ein zweiwöchiger Urlaub im Westen der USA, nicht zuletzt, weil Bruno davon träumt, für immer nach Kalifornien zu ziehen.

In die Wohnung darüber zieht eines Tages ein unverheiratetes Paar. Iris traut ihren Augen nicht: Mit dem Mann hatte sie früher eine leidenschaftliche Affäre, die nichts mit Liebe, sondern mit einer Obsession zu tun hatte. Vor acht Jahren war es ihr gelungen, sich davon zu befreien. Bruno findet Nils (Nicki von Tempelhoff) und Anna (Erika Marozsán) sympathisch und schlägt vor, die beiden einzuladen, doch Iris will nichts davon wissen und geht Nils verunsichert aus dem Weg. Er taucht jedoch immer wieder auf, beispielsweise wenn sie mit Jonas auf dem Spielplatz ist, oder im Schwimmbad, wenn Iris ihre täglichen Runden zieht.

Nach einiger Zeit bricht Iris‘ Abwehr zusammen, und sie fährt mit Nils zu einer Waldhütte, die Anna von ihrem verstorbenen Großvater geerbt hat. Als sie bereits halbnackt ist, besinnt sie sich, rafft ihre Sachen zusammen und läuft davon.

Zu Hause klärt sie Bruno darüber auf, um wen es sich bei dem neuen Mieter handelt und schlägt vor, den Kalifornien-Urlaub vorzuziehen.

Nachdem Anna in der Hütte war, um vor dem ersten Frost das Wasser abzudrehen, lädt sie Iris und Bruno zum Kaffee ein – und wirft einen abgerissenen Knopf von Iris‘ Bluse auf deren Kuchenteller. Den habe sie nicht etwa auf dem Boden gefunden, sondern im Bett. Während Nils schweigt, gibt Iris zu, mit ihm in der Hütte gewesen zu sein, beteuert aber zugleich, es sei nichts passiert.

Für den nächsten Tag ist der Abflug nach Kalifornien geplant. Am Flugplatz überlegt Iris es sich anders: Sie beschließt, in Bonn bleiben. Nach zwei Wochen Trennung, hofft sie, werde ein Neuanfang möglich sein.

Nils steht am Fenster und sieht sie kommen. Er bedrängt sie in ihrer Wohnung, aber sie wehrt sich und wirft ihn hinaus.

Nachts hat sie einen Albtraum. Da geht sie hinauf zu ihm. Sie weiß bereits, dass Anna fort ist.

Als sie am Morgen herunterkommt, sind Bruno und Jonas in der Wohnung: Die beiden sind auch nicht abgeflogen.

Nach ein paar Tagen kehrt Anna zu Nils zurück und sagt ihm, sie sei schwanger.

Katharina (Lisa Kreuzer), die Besitzerin des Antiquariats, in dem Iris angestellt ist, leidet darunter, dass ihr Mann sie nach fünfundzwanzig Ehe wegen einer anderen Frau verlassen hat. Eines Morgens findet Iris sie in einer Blutlache liegend vor: In ihrer Verzweiflung schnitt Katharina sich die Pulsadern auf. Im Krankenhaus kommt sie wieder zu sich und beschließt, zu ihrer Tochter nach Spanien zu ziehen.

Bruno erhält ein Stellenangebot aus Kalifornien. Unmittelbar vor der Abreise geht Iris noch einmal schwimmen. Plötzlich steht Nils am Beckenrand und fleht sie an, ihn nicht zu verlassen. Anna habe die Schwangerschaft nur vorgetäuscht. Nils packt Iris, stürzt ins Wasser, und es kommt zu einem Kampf. Dabei ist Nils der gut trainierten Schwimmerin nicht gewachsen. Als er zu ertrinken droht, zieht Iris ihn aus dem Becken und geht, ohne sich noch einmal umzuschauen.

Auf dem Weg zum Flughafen kommt das Taxi mit Bruno, Iris und Jonas an einer Unfallstelle vorbei. Ein PKW raste unter den Anhänger eines Traktors. Auf der Straße liegen zwei zugedeckte Leichen. Es sind Nils und Anna.

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„Die Frau nebenan“ („La femme d’à côté“) heißt eine Liebestragödie von François Truffaut. Davon ließen sich offenbar Kathrin Richter und Ralf Hertwig inspirieren, als sie das Drehbuch zu „Der Freund von früher“ schrieben. Es gibt zwar einige Längen in dem von Matthias Tiefenbacher inszenierten Beziehungsdrama, und die psychologische Entwicklung bleibt eher oberflächlich (und weniger konsequent als in „Die Frau nebenan“), aber eine gute Kameraführung, eine exzellente Lichtregie und vor allem eindrucksvolle Schauspieler wie Katharina Böhm und Jörg Schüttauf machen „Der Freund von früher“ dennoch sehenswert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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