Sylvia Plath


Sylvia Plath wird am 27. Oktober 1932 in Boston geboren. Ihre Mutter Aurelia stammte aus Österreich, ihr Vater aus Ostpreußen. Der Universitätsprofessor stirbt, als sie acht Jahre alt ist. Um ihrer Tochter und deren jüngerem Bruder Warren unnötige Aufregungen zu ersparen, nimmt die Mutter sie nicht mit zur Beerdigung. Aurelia Plath opfert sich für die beiden Kinder auf und unterrichtet an einer High School, damit sie den Lebensunterhalt für die Restfamilie verdient und es sich leisten kann, den Kindern Musikunterricht und Ferienlager zu bezahlen.

1950 schreibt Sylvia Plath in ihr Tagebuch: „Warum kann ich nicht verschiedene Leben anprobieren wie Kleider, um zu sehen, was mir am besten steht und zu mir passt?“ Den Heiratsantrag ihres Freundes, eines Medizinstudenten, lehnt sie ab. „Ich möchte ein Leben voller Konflikte leben“, heißt es an anderer Stelle. „Kinder, Sonette, Liebe und schmutziges Geschirr – alles miteinander in Einklang bringen.“

Eine Tagebuchnotiz weist auf einen zentralen Zwiespalt hin: „Masken sind heutzutage an der Tagesordnung, und das mindeste, was ich tun kann, ist die Illusion zu pflegen, dass ich fröhlich, ausgeglichen und nicht ängstlich bin.“

Im Sommer 1953 bewirbt sie sich erfolgreich für ein vierwöchiges Volontariat bei der Modezeitschrift „Mademoiselle“ in New York. Als sie danach zu ihrer Mutter nach Wellesley, Massachusetts, zurückkehrt, erfährt sie, dass ihre Bewerbung für einen Harvard-Ferienschreibkurs bei dem berühmten Schriftsteller Frank

O’Connor (1903 – 1966) wider Erwarten abgelehnt worden ist.

Die Einundzwanzigjährige weint am Grab ihres Vaters und schluckt dann fünfzig Schlaftabletten, um sich das Leben zu nehmen, aber nach drei Tagen wird sie im Keller gefunden und gerettet. Der Psychiaterin Dr. Ruth Beuscher gelingt es, Sylvia Plath von ihrer tiefen Depression zu befreien, sodass sie im Jahr darauf ans College zurückkehren und im Herbst 1955 mit einem Fulbright-Stipendium am Newham College in Cambridge weiterstudieren kann.

Dort verliebt sie sich in den zwei Jahre älteren englischen Lyriker Ted Hughes (1930 – 1998). Im Juni 1956 feiern sie Hochzeit.

Nach einer erneuten Konsultation Dr. Ruth Beuschers beendet sie 1958 die inzwischen in den USA begonnene Akademikerinnenkarriere und entscheidet sich für den Beruf der freien Schriftstellerin. Im Dezember 1959 kehrt sie mit ihrem Mann nach England zurück. In London wird sie im April 1960 von einer Tochter und im Januar 1962 von einem Sohn entbunden.

Dann trennt sie sich von Ted Hughes, der sie mit der Schriftstellerin Assia Wellvill betrog. Jeden Morgen steht sie um 4 Uhr auf, um sich Zeit fürs Schreiben zu nehmen. Im Januar 1963 erscheint unter dem Pseudonym „Victoria Lucas“ ihr autobiografischer Roman „Die Glasglocke“.

Am 11. Februar 1963 dreht sie das Gas auf, hält den Kopf ins Backrohr und scheidet aus dem Leben, während ihre Kinder im Zimmer nebenan schlafen.

Christine Jeffs porträtierte Sylvia Plath in ihrem seit 6. Januar 2005 in deutschen Kinos zu sehenden Spielfilm „Sylvia“ mit Gwyneth Paltrow in der Titelrolle.

Originaltitel: Sylvia (2003; 115 Minuten) – Regie: Christine Jeffs – Buch: John Brownslow – Kamera: John Toon – Schnitt: Tariq Anwar – Musik: Gabriel Yared – Darsteller: Gwyneth Paltrow, Daniel Craig, Jared Harris, Blythe Danner, Amira Casar, Michael Gambon, Andrew Havill, Lucy Davenport, Liddy Holloway, David Birkin, Julian Firth u.a.

Sylvia Plath: Bibliografie (Auswahl)

  • Der Koloss (The Colossus, 1960)
  • Die Glasglocke (The Bell Jar, 1963)
  • Ariel (Ariel, 1965)

© Dieter Wunderlich 2003

Sylvia Plath: Die Glasglocke

Stephan Thome - Fliehkräfte
Stephan Thome erzählt konsequent aus der Perspektive des Protagonisten und wechselt dabei elegant zwischen den Zeitebenen. Die Sprache ist unaufgeregt, und "Fliehkräfte" besticht nicht zuletzt durch lebensnahe Dialoge.
Fliehkräfte