Snowden

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Snowden

Snowden – Originaltitel: Snowden – Regie: Oliver Stone – Drehbuch: Kieran Fitzgerald, Oliver Stone, nach "The Snowden Files. The Inside Story of the World's Most Wanted Man" von Luke Harding und "Time of The Octopus" von Anatoly Kutscherena – Kamera: Anthony Dod Mantle – Schnitt: Alex Márquez – Musik: Craig Armstrong – Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Shailene Woodley, Melissa Leo, Zachary Quinto, Nicolas Cage, Tom Wilkinson, Scott Eastwood, Rhys Ifans, Robert Firth, Demetri Goritsas, Jaymes Butler, Andrew Dits u.a. – 2016; 135 Minuten

Inhaltsangabe

2004 bricht sich der Rekrut Edward Snowden beim militärischen Training in Georgia beide Beine und wird deshalb ausgemustert. Er fängt als Techniker bei der CIA an und beeindruckt mit seinen intellektuellen Leistungen. Snowden erlebt, wie Zielpersonen mit perfiden Methoden attackiert werden und staunt über die maßlose Überwachung der globalen Internet-Kommunikation. Weil er das für illegal hält, kopiert er 2013 heimlich streng geheime Dateien als Beweismaterial und trifft sich in Hongkong mit Journalisten, um die Öffentlichkeit zu alarmieren ...
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Kritik

In dem Dokudrama erzählt Oliver Stone von Edward Snowden in den Jahren 2004 bis 2013. Er versucht, die Entwicklung Snowdens vom konservativen Patrioten zum systemkritischen Whistleblower nachzuvollziehen und dessen Verhalten verständlich zu machen.
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Edward Snowden (kurze Biografie)

Der 21-jährige Rekrut Edward („Ed“) Snowden (Joseph Gordon-Levitt) bricht sich 2004 beim militärischen Training in Fort Benning/Georgia beide Beine und wird deshalb von der US-Army ausgemustert. Als er sich bei der CIA bewirbt und gefragt wird, warum er den Besuch der Highschool trotz seiner hohen Intelligenz abgebrochen habe, antwortet er, nach der Scheidung seiner Eltern habe er selbst Geld verdienen müssen. Corbin O’Brian (Rhys Ifans) nimmt Edward Snowden in das Ausbildungsprogramm auf. Bei einem auf drei bis fünf Stunden ausgelegten Test gibt Edward Snowden seine ebenso korrekte wie fertige Arbeit bereits nach 38 Minuten ab.

In einem Krypto-Museum trifft Edward Snowden auf den früheren Geheimagenten Hank Forrester (Nicolas Cage), der ihm einzelne Codier- und Dechiffrier-Maschinen zeigt.

Über die Dating-Internetplattform „Geek-Mate“ lernt Edward Snowden die Pole-Tänzerin Lindsay Mills (Shailene Woodley) kennen. Die beiden verabreden sich, kommen sich trotz ihrer unterschiedlichen politischen Auffassungen näher und werden ein Liebespaar. Während Edward zu konservativen Auffassungen neigt, vertritt Lindsay linksliberale Ansichten und steht im Gegensatz zu ihrem neuen Freund der Politik des republikanischen US-Präsidenten Georg W. Bush kritisch gegenüber. Das bleibt nicht ohne Wirkung auf ihren Freund.

Edward Snowden wird 2007 nach Genf entsandt. Dort führt ihm sein Kollege Gabriel Sol (Ben Schnetzer) vor, wie er mit einer Art Geheimdienst-Suchmaschine (XKeyscore) persönliche Daten nahezu jeder gewünschten Person irgendwo auf der Erde auf den Bildschirm holen kann. Edward Snowden hätte das nicht für möglich gehalten. Gabriel Sol hält ihn für naiv und nennt ihn deshalb „Schneewittchen“.

In Genf kommt Edward Snowden über Lindsay Mills und mit einer Legende über eine angebliche Fehlspekulation an der Börse an den pakistanischen Banker Marwan Al-Kirmani (Bhasker Patel) heran und macht ihn dann auch mit einem Kollegen bekannt. Entsetzt beobachtet Edward Snowden, wie die Zielperson mit heimtückischen Mitteln unter Druck gesetzt und schließlich inhaftiert wird. Dass die Tochter des Geschädigten einen Selbstmordversuch unternimmt, wird in Kauf genommen.

Daraufhin kündigt Edward Snowden am 15. Dezember 2008, dem Tag, an dem Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird. Er zieht mit seiner Lebensgefährtin nach Tokio. Die beiden geraten dort in Streit, und Lindsay kehrt zu ihren Eltern nach Maryland zurück. Drei Monate später folgt Edward ihr, und sie versöhnen sich.

Corbin O’Brian erreicht, dass der stellvertretende NSA Direktor Lowell (Patrick Joseph Byrnes) seinem Schützling Edward Snowden einen Job als externer Mitarbeiter im Kunia Regional SIGINT Operations Center der NSA auf der zu Hawaii gehörenden Insel Oahu anbietet. Lindsay sträubt sich zunächst gegen den Umzug, aber nachdem ihr Freund einen epileptischen Anfall erlitten hat, lenkt sie ein. Sein Chef im Kunia-Tunnel heißt Trevor James (Scott Eastwood).

Weil Edward Snowden innerhalb von einer Woche 350 000 IP-Adressen von verdächtigen Chinesen ermittelt, wird er belobigt.

Er erfährt, dass „Epic Shelter“, ein von ihm für zentrale Backups aller US-Geheimdienste geschriebenes Programm, inzwischen zu einer Software für den Einsatz von Drohnen in Afghanistan weiterentwickelt wurde („Heart Beat“), mit dem mutmaßliche Terroristen getötet werden. Im Fernsehen sieht er den Nationalen Geheimdienstdirektor James Robert Clapper, der vor dem Kongressausschuss für Nachrichtendienste aussagt und die Frage eines Senators, ob die NSA über Millionen oder gar Hunderte Millionen Amerikaner Daten gesammelt habe, klar mit Nein beantwortet. Edward Snowden hält dies für eine Lüge. (In der Realität fand die Aussage erst 2013 statt.) Bei einem Video-Telefonat mit Corbin O’Brian findet Edward Snowden heraus, dass dieser nicht nur alles über ihn weiß, sondern auch über seine Freundin. Er kommt zu der Überzeugung, dass die globale Überwachung durch die NSA nicht nur unverhältnismäßig ist, sondern auch sowohl gegen internationales Recht als auch die Grundrechte verstößt. Weil Snowden nicht glaubt, intern etwas verändern zu können, beschließt er, die Öffentlichkeit zu alarmieren.

Edward warnt Lindsay, dass man ihr Handy abhöre und ihren Computer ausspähe. Möglicherweise sei auch das Haus verwanzt, meint er. Er rät ihr, erneut – und diesmal aus anderen Gründen – Zuflucht bei ihren Eltern in Maryland zu suchen und deutet an, dass er Hawaii ebenfalls verlassen werde.

Als sie abgereist ist, kopiert er im Kunia Regional SIGINT Operations Center Unmengen von streng geheimen Dateien auf eine SD-Card. Weil er nervös ist, fällt sie auf den Boden. Sein Kollege Patrick Haynes (Lakeith Lee Stanfield) bemerkt es und stellt vorübergehend seinen Fuß darauf, damit die anderen die winzige Speicherkarte nicht sehen und hilft Edward Snowden auf diese Weise. Der versteckt schließlich die SD-Card in einem Rubik-Zauberwürfel. Bevor er die Sicherheitsschleuse am Ausgang passiert, wirft er den Würfel einem der Wachmänner zu und fordert ihn dazu heraus, das Drehpuzzle zu lösen. Auf diese Weise gelingt es ihm, die kopierten Dateien unbemerkt aus dem Gebäude zu schmuggeln.

Mit einem Zauberwürfel als Erkennungszeichen in der Hand trifft sich Edward Snowden am 3. Juni 2013 in Hongkong konspirativ mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras (Melissa Leo) und dem für „The Guardian“ schreibenden Journalisten Glenn Greenwald (Zachary Quinto). In einem Zimmer des Hotels Mira in Hongkong berichtet er Glenn Greenwald und dessen am nächsten Tag dazugestoßenen Kollegen Ewen MacAskill (Tom Wilkinson) vor Laura Poitras‘ laufender Kamera von den maßlosen Überwachungsprogrammen der britischen und US-amerikanischen Geheimdienste. Er übergibt ihnen auch das Datenmaterial, das seine Darstellung beweist.

Die „Guardian“-Redakteurin Janine Gibson (Joely Richardson) schreckt vor der Veröffentlichung zurück, aber Glenn Greenwald bringt sie aufgebracht dazu, die ersten Informationen am 5. Juni online zu stellen und damit eine tagelange Berichterstattung des „Guardian“ einzuleiten.

Am 10. Juni versteckt Edward Snowden sich bei einer chinesischen Familie, und zwei Wochen später gelingt es ihm, Hongkong in einem russischen Flugzeug zu verlassen. Er entkommt nach Moskau.

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Oliver Stone und Kieran Fitzgerald schrieben das Drehbuch für das Dokudrama über Edward Snowden auf der Grundlage der Bücher „The Snowden Files. The Inside Story of the World’s Most Wanted Man“ (2004) von Luke Harding und „Time of The Octopus“ (unveröffentlicht) von Anatoly Kutscherena, dem russischen Anwalt Edward Snowdens.

Der Kinofilm „Snowden“ beginnt am 3. Juni 2013. Auftakt ist das konspirative Treffen des Protagonisten mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras und dem Journalisten Glenn Greenwald in Hongkong. Dann springt Oliver Stone um neun Jahre zurück und zeigt Edward Snowden bei der militärischen Ausbildung in Fort Benning/Georgia. Das ist die erste der Rückblenden, in denen die Vorgeschichte des Geheimnisverrats nach und nach erzählt wird, immer wieder unterbrochen durch die Ereignisse vom Juni 2013. Hin und wieder ist Archivmaterial eingefügt. Mit Edward Snowdens Flucht nach Moskau endet der Film.

Oliver Stone versucht, die allmähliche Einstellungsänderung Snowdens nachzuvollziehen und dessen Verhalten verständlich zu machen. Zweifellos steht er dem Whistleblower positiv gegenüber, und am Ende lässt er statt des Schauspielers Joseph Gordon-Levitt Edward Snowden selbst zu Wort kommen.

Weil Oliver Stone kein amerikanisches Studio für das Filmprojekt fand, begannen die Dreharbeiten für „Snowden“ im Februar 2015 bei den Bavaria Studios in München. Ein Teil der Aufnahmen entstand in den USA, in Hongkong und in Russland.

Joseph Gordon-Levitt spendete seine Gage Bürgerrechtsorganisationen.

In den USA wurde der zunächst für 25. Dezember 2015 vorgesehene Filmstart mehrmals verschoben. Erst am 16. September 2016 kam „Snowden“ dort in die Kinos. Die deutsche Premiere fand (nach einem Preview zwei Tage zuvor) am 22. September 2016 statt.

Es heißt, „Snowden“ habe die Ausgaben (geschätzt: 40 Millionen Dollar) nicht eingespielt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Edward Snowden (kurze Biografie)

Oliver Stone (Kurzbiografie / Filmografie)
Oliver Stone: Wall Street
Oliver Stone: JFK. Tatort Dallas
Oliver Stone: Im Jahr des Drachen (Drehbuch)
Oliver Stone: Natural Born Killers
Oliver Stone: U-Turn. Kein Weg zurück
Oliver Stone: Oliver Stone’s W. / W. Ein missverstandenes Leben
Oliver Stone: Wall Street. Geld schläft nicht
Oliver Stone: Savages

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