Die Unschuld der Krähen

Die Unschuld der Krähen

Die Unschuld der Krähen

Originaltitel: Die Unschuld der Krähen - Regie: Horst Sczerba - Drehbuch: Horst Sczerba, nach der Erzählung "Momentum" von Cornell Woolrich - Kamera: Martin Kukula - Schnitt: Marcel Peragine - Musik: Dirk Raulf - Darsteller: Joachim Król, Nina Petri, Dieter Landuris, Kai Martens, Lars Rudolph u.a. - 1998; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Ein unverschuldet in Not geratener Buchhalter will sich in seiner Verzweiflung holen, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Aber was planlos als Einbruch beginnt, entartet in einen Amoklauf, der mit einem Schwerverletzten und fünf Toten endet.
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Kritik

Diese Verfilmung eines spannenden Kriminaldramas von Cornell Woolrich zeichnet sich vor allem durch das intensive Spiel der beiden Hauptdarsteller aus: "Die Unschuld der Krähen".
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Schon als kleiner Junge wurde Georg als Angsthase verspottet, aber er und Paula sind seit ihrer Kindheit auf der Hallig unzertrennlich. Vor acht Jahren gingen sie nach Hamburg und heirateten. Georg Finke (Joachim Król) wurde Buchhalter bei „Petersens Schiffsbedarf“. Als die Geschäfte schlecht liefen, verzichtete er ein halbes Jahr lang freiwillig auf die Hälfte seines Gehalts. Petersen wurde durch den Konkurs seiner Firma offenbar nicht ruiniert, aber Georg ist jetzt arbeitslos und kann die Miete nicht mehr bezahlen. Paula (Nina Petri) stiehlt in der Kirche Kerzen, weil der Strom bereits abgeschaltet wurde. Morgen müssen sie die Wohnung räumen, wenn sie bis dahin nicht das Geld für die ausstehende Miete auftreiben.

Georg ist überzeugt, dass Petersen ihm noch 10 000 Mark schuldet. Paula überredet ihren stillen, sanften und ängstlichen Mann, zu seinem früheren Chef zu gehen und ihn um das Geld zu bitten. Als Georg hinkommt, fährt Petersen gerade weg. Auf dem Rückweg will er sich bei einem Kredithai über die Konditionen erkundigen, aber nachdem die Angestellte seinen Namen und die Adresse in ein Formular eingetragen hat, verlässt er das Büro, ohne einen Vertrag unterzeichnet zu haben. Um fürs Abendessen einkaufen zu können, versetzt er die Uhr, die er von seinem Schwiegervater zur Hochzeit geschenkt bekam.

Paula erzählt ihm von einem Erlebnis auf der Halig. Oder war es ein Traum? Ein Falke packte eine Krähe aus einem Schwarm. Paula griff sich einen Besen, um den Falken zu verjagen und die Krähe zu retten. Als ihr jedoch auffiel, dass die anderen hundert Krähen bloß kreischten, statt sich gemeinsam auf den einzelnen Raubvogel zu stürzen, legte sie den Besen hin und bewarf den Krähenschwarm mit Steinen.

Georg geht noch einmal zu „Petersens Schiffsbedarf“. Der Unternehmer verlässt gerade als letzter das Büro. In seiner Verzweiflung schlägt Georg die Scheibe ein. Die Kombination des Tresors kennt er noch. Statt das gesamte Geld zu rauben, beginnt er 10 000 Mark abzuzählen. Dabei wird er von Petersen überrascht. Dieser hält den Einbrecher mit einer Pistole in Schach, während er zum Telefon geht, um die Polizei anzurufen. Georg will ihn davon abhalten. Es kommt zum Handgemenge. Ein Schuss. Petersen ist tot.

In einer Hafenkneipe will Georg seine Nerven mit einem Cognac beruhigen. Obwohl schon geschlossen ist, schenkt ihm der Wirt noch zwei Gläser ein. Um zu bezahlen, nimmt Georg die Münzen in die Hand, die er bei sich hat. Aber der unverschämte Wirt verlangt 40 Mark. Georg sucht die Toilette auf, um unbeobachtet zwei Banknoten aus den eingesteckten Geldbündeln herausziehen zu können. Der Wirt ahnt etwas und folgt ihm. In die Enge getrieben, greift Georg erneut zu der Pistole, die er Petersen abgenommen hat und tötet noch einen Menschen.

Am anderen Morgen findet Paula zufällig einen Teil des Geldes in Georgs Sachen und fragt, woher es stamme. Sein Freund Fred habe es ihm geliehen, lügt Georg, aber Paula glaubt ihm das nicht. Der Hauswirt klingelt und fragt, ob sich ein Interessent, der gerade vorbeikam, schon mal die Wohnung ansehen dürfe. Paula behauptet, das Geld für die Miete zu haben, aber Georg versichert, dass es nicht wahr sei. Auch als der Gerichtsvollzieher mit Möbelpackern erscheint, um die Einrichtung abzuholen, verrät Georg nichts von dem Geld.

Als sie allein sind, gesteht er Paula, er habe „Scheiße gebaut“, aber er fleht sie an, ihm zu vertrauen. Er schlägt vor, für eine Weile zu ihren Eltern zu fahren. Sie soll einen Koffer packen, allein zum Busbahnhof gehen und dort zwei Fahrkarten für den Bus um 7.30 Uhr lösen. Er werde nachkommen. Paula befürchtet, dass Georg sie nicht mehr liebt und sich auf diese Weise von ihr trennen will, aber er verspricht ihr, nachzukommen.

Georg ist allein in der leeren Wohnung. Ein aufdringlicher Unbekannter steht in der Tür und lässt sich nicht abweisen. Vergeblich versucht Georg die Wohnungstür zuzudrücken. Er hält den Mann für einen Kriminalpolizisten, der ihn verhaften wolle. In panischer Angst erschießt er ihn. Als er die Taschen des Toten durchsucht, stellt er fest, dass es sich um einen Außendienst-Mitarbeiter des Kreditbüros handelte, das er am Vortag aufgesucht hatte.

Im Treppenhaus wird Georg von zwei Streifenbeamten überrascht. Er flieht. Ein Schuss trifft ihn. Georg schießt zurück und tötet einen der beiden Beamten.

Inzwischen kauft Paula die Tickets und bezahlt mit einem 500-Mark-Schein. Der Fahrkartenverkäufer ärgert sich über den großen Schein, und als er auch noch getrocknetes Blut darauf entdeckt, wird er misstrauisch.

Georg ist zwar die Flucht gelungen, aber er kann sich wegen der Schussverletzung kaum auf den Beinen halten. Er steigt in ein Taxi, um sich zum Busbahnhof fahren zu lassen.

In der Kneipe am Busbahnhof trinkt Paula eine Tasse Kaffee. Aus dem Fernsehen erfährt sie von dem Raubmord an Petersen.

Der Taxifahrer (Dieter Landuris) kauft unterwegs eine Zeitung und legt sie neben sich. Sein Fahrgast, der mit schmerzverzerrtem Gesicht im Fond kauert, kommt ihm verdächtig vor, und plötzlich bemerkt er das Blut. Sein Blick fällt auf den Aufmacher der Zeitung – und er begreift, dass der gesuchte Mörder hinter ihm sitzt. Georg zwingt ihn mit vorgehaltener Pistole weiterzufahren. Der Taxifahrer schaltet das Funkgerät ein, aber Georg fordert ihn auf, es wieder abzustellen. Als der Taxifahrer anhält und in einen Park fliehen will, drückt Georg wie unter Zwang erneut ab. Dann schleift er den fast bewusstlosen Mann zum Auto und zerrt ihn auf den Beifahrersitz. Er setzt sich selbst hinter das Steuer, fährt in ein belebtes Viertel und legt den Verletzten auf den Gehsteig.

Der Busfahrer hat die Koffer verstaut und fordert Paula auf, einzusteigen. Sie fleht ihn an, noch eine Minute auf ihren Mann zu warten. Um 7.36 Uhr klettert Georg am Busbahnhof aus dem Taxi und fällt Paula um den Hals. Benommen folgt er ihr in den Bus.

Mit dem Kopf an ihrer Schulter erinnert er sie daran, dass sie ihre Pillen gegen die Zuckerkrankheit nehmen müsse. Als sie in ihrer Handtasche danach sucht, bemerkt er, dass sie ein dickes Bündel Geldscheine dabei hat. Sie war gestern bei Petersen, und dieser gab ihr die 10 000 Mark …

Sie zögerte, es Georg zu sagen, weil sie befürchtete, ihn durch ihren Erfolg zu verletzen. Georg reagiert nicht. Er ist tot.

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Unter dem Titel „Die Unschuld der Krähen“ verfilmte Horst Sczerba die Erzählung „Momentum“ von Cornell Woolrich.

Ein unverschuldet in Not geratener Buchhalter will sich verschaffen, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Aber was ungeplant als Einbruch beginnt, entartet in einen Amoklauf, der mit einem Schwerverletzten und fünf Toten endet.

Die Taxifahrt mag ein wenig zu lang sein, die eine oder andere Szene auch nicht ganz realistisch, aber vor allem durch das intensive Spiel der beiden Hauptdarsteller Joachim Król und Nina Petri ist „Die Unschuld der Krähen“ ein spannendes Kriminaldrama.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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