Die Spaziergängerin von Sans-Souci

Die Spaziergängerin von Sans-Souci

Die Spaziergängerin von Sans-Souci

Originaltitel: La passante du Sans-Souci – Regie: Jacques Rouffio – Drehbuch: Jacques Kirsner und Jacques Rouffio, nach dem Roman "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" von Joseph Kessel – Kamera: Jean Penzer – Schnitt: Anna Ruiz – Musik: Georges Delerue – Darsteller: Romy Schneider, Michel Piccoli, Helmut Griem, Dominique Labourier, Gérard Klein, Mathieu Carrière, Jacques Martin, Wendelin Werner, Marcel Bozonnet, Christiane Cohendy, Pierre Michaël, Véronique Silver, Maria Schell u.a. – 1982; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Max Baumstein, der Präsident einer humanitären Organisation, erschießt in Paris den Botschafter von Paraguay und lässt sich danach widerstandslos festnehmen. Nicht einmal seine Ehefrau Lina kann sich vorstellen, warum er das getan hat. Erst als die Erlebnisse des in Berlin aufgewachsenen Juden in den 30er-Jahren vor Gericht zur Sprache kommen, begreift sie seine Motive.
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Kritik

Bei "Die Spaziergängerin von Sans-Souci", der Verfilmung eines Romans von Joseph Kessel, handelt es sich um ein Melodram vor politischem Hintergrund, in dem die eigentliche Geschichte in Rückblenden erzählt wird.
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Lina Baumstein (Romy Schneider) holt ihren Ehemann Max (Michel Piccoli) in Paris vom Flughafen ab und begrüßt ihn stürmisch. Max Baumstein, der Präsident der „Solidarité international“, kommt aus New York. Er ist deutlich älter als seine schöne Frau, und weil sein rechtes Knie steif ist, kann er nur mit einem Stock gehen.

Kurz darauf sucht Max in Begleitung eines weiteren Mitglieds seiner humanitären Organisation Federico Lego (Mathieu Carriere) auf, den Botschafter von Paraguay in Paris. Bei der Unterredung geht es um eine Frau, die sich aus politischen Gründen im Gewahrsam der Geheimpolizei von Paraguay befinden soll. Lego behauptet, das sei nicht wahr, und da sich die Frau nicht in seinem Land aufhalte, könne er nichts für sie tun. Zum Schluss fragt Max den Botschafter ganz ruhig, ob er sich an Elsa und Michel Wiener erinnere. Zögernd sagt Lego, ja, das tue er. Und ob er damals Ruppert von Leggaert geheißen habe, fragt Max weiter. Auch das gibt der Botschafter zu. Max greift daraufhin in seinen Aktenkoffer, nimmt eine Pistole heraus und erschießt Ruppert von Leggaert alias Federico Lego. Danach lässt er sich widerstandslos festnehmen und versucht auch nicht, den Mord zu leugnen.

Nicht einmal Lina kann sich vorstellen, warum er den Botschafter von Paraguay erschoss. Erst als er ihr bei Besuchen im Gefängnis von seinen Erlebnissen in den Dreißigerjahren berichtet und in der Gerichtsverhandlung seine Vergangenheit zur Sprache kommt, versteht Lina seine Beweggründe.

Max Baumstein (Wendelin Werner) wuchs in Berlin auf. Er war zwölf Jahre alt, als ein SA-Trupp im März 1933 ihn und seinen Vater auf der Straße angriff. Die Männer erschossen seinen Vater, zertrümmerten dem Jungen ein Knie und hätten auch ihn umgebracht, wenn ihm nicht eine beherzte Anwohnerin zu Hilfe gekommen wäre. Elsa Wiener (Romy Schneider) – so hieß die Retterin – und ihr Ehemann Michel (Helmut Griem) nahmen den jüdischen Waisenjungen bei sich auf, der aufgrund der Knieverletzung nur noch am Stock gehen konnte.

Michel Wiener leitete einen Verlag, in dem er kritische Schriften über den Nationalsozialismus veröffentlichte – bis SA-Männer die Druckerei verwüsteten. Daraufhin schickte Michel Wiener seine Frau und Max mit dem Zug nach Paris. Er wollte nachkommen, sobald er den Verlag verkauft hatte. Aber Michel Wiener schaffte es nicht mehr nach Paris: Die Gestapo holte ihn Anfang 1934 aus dem Zug. Im letzten Augenblick hatte er einem ihm unbekannten Franzosen ein Banknotenbündel ins Jackett gesteckt und ihn angefleht, das Geld Elsa Wiener im „Hotel d’Orient“ in Paris zu bringen.

Der Franzose, bei dem es sich um den Champagnerhändler Maurice Bouillard (Gérard Klein) handelte, kam der Bitte nach – und verliebte sich auf den ersten Blick in Elsa.

Elsa trat im Nachtklub „Le Rajah“ als Sängerin auf, und als der Besitzer Marcel (Jacques Martin) aus finanziellen Gründen den Personalbestand verkleinern musste, betätigte sie sich auch als Animierdame wie Charlotte Maupas (Dominique Labourier), mit der sie sich angefreundet hatte. Nicht nur Maurice kam jeden Abend, um sie anzuschmachten, sondern auch der deutsche Offizier Ruppert von Leggaert.

In der Hoffnung, von Elsa erhört zu werden, erfüllte Maurice ihr jeden Wunsch. Beispielsweise fuhr er für sie nach Berlin, um herauszufinden, wie es ihrem Mann ging. Der jüdische Rechtsanwalt Kurt Helwig, der für Michel gearbeitet hatte, war jedoch drei Wochen zuvor von den Nationalsozialisten umgebracht worden. Seine Witwe Anna (Maria Schell) hatte nur eine Urne mit seiner Asche bekommen. Maurice übernachtete bei Anna Helwig und schlief mit ihr. Elsa konnte es dann kaum glauben, dass er nichts über Michel herausgefunden hatte. Später erfuhr sie, dass er in einem Konzentratinslager war.

Aus Verzweiflung begann Elsa zu trinken, und weil sie nicht mehr in der Lage war, sich um Max zu kümmern, bat sie Maurice, den Jungen zu sich zu nehmen.

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Kurz darauf beobachtete Maurice, wie Elsa das „Le Rajah“ mit Ruppert von Leggaert verließ. Eifersüchtig wartete er auf sie, und als Elsa am nächsten Morgen von dem Offizier nach Hause gebracht wurde, pöbelte er ihn an. Er ahnte nicht, dass Elsa mit dieser Nacht im Bett des Nationalsozialisten für die Freilassung ihres Mannes bezahlt hatte.

Elsa holte Michel vom Zug ab. Sie nahmen ein Taxi. Vor dem Café „Sans-Souci“ stiegen sie aus. Dort erschoss Ruppert von Leggaert, der ihnen vom Bahnhof aus gefolgt war, die beiden.

Das Gericht verurteilt Max Baumstein zu fünf Jahren Haft und setzt die Strafe zur Bewährung aus.

Ein halbes Jahr danach werden Max und Lina Baumstein vor ihrem Haus von Unbekannten erschossen.

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Jacques Rouffio verfilmte den 1936 von Joseph Kessel (1898 – 1979) veröffentlichten Roman „La Passante du Sans-Souci“ („Die Spaziergängerin von Sans-Souci. Ein Leben voller Liebe“, Übersetzung: Hardmut Zahn, 219 Seiten, München 1982). Es handelt sich um ein Melodram vor politischem Hintergrund, in dem die eigentliche Geschichte in Rückblenden erzählt wird. Auch wenn nicht alles plausibel ist, handelt es sich um einen fesselnden, spannenden Film. Sehenswert ist „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ vor allem wegen Romy Schneider, die sowohl die Rolle der Lina Baumstein als auch die der Elsa Wiener spielt.

Es war der letzte Film mit Romy Schneider. „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ kam am 14. April 1982 in die französischen Kinos. Für die deutsche Synchronfassung, die am 22. Oktober 1982 anlief, konnte sich Romy Schneider nicht mehr selbst synchronisieren. Sie war am 28. Mai 1982 gestorben.

Im Vorspann von „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ steht die Widmung „Für David und seinen Vater“. Gemeint sind Romy Schneiders Sohn David, der 1981 tödlich verunglückt war, und dessen Vater Harry Meyen, der sich 1979 in Hamburg das Leben genommen hatte [Suizid].

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Romy Schneider (Kurzbiografie)

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Das teils autobiografische, teils fiktive Buch weist gesellschaftskritische Ansätze auf. Zentrales Thema ist auch die Entwurzelung. Aber Jan Weiler kommt es v. a. auf Situationskomik an, und die entsteht aus dem culture clash. Es gibt in „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ viel zu lachen, über die schelmische Figur des Antonio Marcipane, Unterschiede zwischen Deutschen und Italienern, komische und alberne Episoden.
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