Der Puppengräber

Der Puppengräber

Der Puppengräber

Originaltitel: Der Puppengräber - Regie: Claudia Prietzel und Peter Henning - Drehbuch: Christoph Busch, nach dem Roman "Der Puppengräber" von Petra Hammesfahr - Kamera: David Slama - Schnitt: Sabine Brose - Musik: Andreas Weiser - Darsteller: Suzanne von Borsody, Sven Hönig, Bernd Tauber, Paula Kalenberg, Adriana Altaras, Matthias Brenner, Rebecca Hessing, Markus Hering, Manfred Zapatka, Sabine Wackernagel, Fabian Zapatka, Manfred Möck, Karin Düwel, Karoline Schuch u.a. - 2003; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der 18-jährige Ben ist geistig behindert und versteckt sich auch nachts am liebsten in einem Maisfeld. Die Dorfbewohner halten ihn für harmlos – bis ein Mädchen nach dem anderen spurlos verschwindet und Ben einem Kind auf der Straße die Puppe wegnimmt, sie zuerst liebkost, dann zerstört. Obwohl er seiner Mutter von seinen Streifzügen Dinge mitbringt, die den Opfern gehörten, zweifelt Trude nicht an Bens Unschuld ...
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Kritik

Bei der Verfilmung des Romans "Der Puppengräber" von Petra Hammesfahr handelt es sich um eine mit gutem Gespür für das Milieu und die Charaktere inszenierte Mischung aus Psychothriller und Familiendrama.
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Jakob Schlösser (Bernd Tauber) lebt in einem Dorf am Niederrhein und bezeichnet sich immer wieder stolz als Bauer, obwohl er längst nicht mehr von der Landwirtschaft lebt, sondern mit Bruno Kleu (Manfred Zapatka) im Baumarkt arbeitet. Jakob und seine Frau Trude (Suzanne von Borsody) haben zwei Kinder, die fröhliche Tanja (Paula Kalenberg) und deren älteren Bruder Ben (Sven Hönig), einen Achtzehnjährigen, der sich wie ein Kleinkind benimmt und allenfalls vereinzelte Wörter stammeln kann. Selbst nachts ist er kaum auf dem Hof zu halten; am liebsten versteckt er sich mit einem Feldstecher und einem Messer in einem Maisfeld. Im Dunkeln pirscht er sich schon mal an Brunos Auto heran, wenn der wieder einmal seine Frau Renate (Sabine Wackernagel) mit einem hübschen jungen Mädchen betrügt. Für die toten Tiere, die Ben findet, hat er auf dem Hof einen Friedhof angelegt, und seine Mutter betet mit ihm, wenn er beispielsweise eine tote Maus auf ein Salatblatt bettet und beerdigt. Seit kurzer Zeit muss sie darauf achten, dass er sich beim Anblick von Mädchen, die ihm gefallen, nicht in aller Öffentlichkeit in den Schritt greift.

Das tut Ben auch, als er bei einer Dorfkirmes einer blonden Seiltänzerin zusieht, die ihn schließlich auf die Wange küsst und sich eigens für ihn noch einmal wie ein fliegender Engel aufs Seil legt.

Am nächsten Morgen kommt er völlig verstört nach Hause und will auf seinem Friedhof ein rotes Höschen vergraben. Aber seine Mutter schüttelt den Kopf darüber, was die Leute alles herumliegen lassen, nimmt es ihm fort und erklärt ihm, das sei nichts für eine Beerdigung.

Im Dorf hört sie, dass die blonde Seiltänzerin vermisst wird und erinnert sich, dass zu deren Artistenkostüm ein rotes Höschen gehörte. Erschrocken eilt sie nach Hause: Möglicherweise wurde die Seiltänzerin das Opfer einer Gewalttat, und vorsichtshalber verbrennt sie das Höschen in einem Eimer, damit ihr geistig behinderter Sohn nicht damit in Verbindung gebracht wird.

Während sie beim Einkaufen ist, nimmt der vor dem Laden wartende Ben der kleinen Katrin deren blonde Puppe weg. Zuerst liebkost er die Puppe, dann zerstört er sie und versucht, sie zu vergraben.

Tagelang übt Trude mit Ben das Tragen einer Fahne, denn sie will unbedingt, dass er den bevorstehenden Schützenzug als Fahnenträger anführt. Widerstrebend geben der Pfarrer und der Präsident des Schützenvereins ihre Zustimmung. Aufgeregt hüpft Trude vor dem Zug her und achtet darauf, dass Ben keinen Unsinn macht. Es geht alles einigermaßen gut, und die Eltern sind stolz auf ihren Sohn Ben.

Auf dem anschließenden Schützenfest sieht Ben, wie Marlene Jensen (Karoline Schuch) auf den Kanten eines leeren Pflanztroges aus Beton balanciert. Begeistert läuft er hin, denn er verwechselt sie offensichtlich mit der Seiltänzerin. Marlene weist einen Verehrer zurück, der sie mit dem Moped zu einer Disko in der nahen Stadt bringen möchte und steigt lieber zu zwei Unbekannten ins Auto. Die blonde Halbwüchsige ist die Tochter von Erich und Maria Jensen (Manfred Möck, Karin Düwel), doch der Apotheker Erich ist nicht ihr leiblicher Vater, sondern sie wurde bei einem Seitensprung ihrer Mutter mit Bruno Kleu gezeugt.

Am nächsten Morgen wundert Trude sich, dass Ben nach Parfum riecht. Vor dem Schaukasten der Drogerie drängeln sich die Leute, um die Fotos vom Schützenzug anzuschauen. Trude zeigt Ben die Bilder, auf denen er als Fahnenträger zu sehen ist. Plötzlich zerschlägt er die Scheibe und reißt ein Foto von Marlene heraus. Im Dorf ist zu erfahren, dass Marlene nach dem Schützenfest verschwunden ist. Zurück auf dem Hof, will Ben einen abgetrennten Finger vergraben. An dem blau lackiertem Nagel und dem auffälligen Ring erkennt Trude, dass es sich um einen Finger von Marlene handelt. Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr: Es geht um Gewaltverbrechen! Aber Trude ist fest davon überzeugt, dass Ben keinem der Mädchen etwas angetan hat. Um ihn zu schützen, verbrennt sie auch den Finger.

Heinz Lukka (Markus Hering) bringt Bens Feldstecher vorbei. Den fand er am Maisfeld.

Auf der Suche nach Marlene durchsuchen die Polizei und die Männer aus dem Dorf auch das Maisfeld. Besorgt radelt Trude hin und ruft nach ihrem Sohn. Der taucht mit einem am Rücken blutdurchtränkten Hemd auf – gerade, als der Pfarrer vorbeifährt. Damit sie gegebenenfalls behaupten kann, Bens Hemd sei blutig geworden, weil er sich wieder einmal an einem Stacheldrahtzaun verletzt habe, legt sie ihn zu Hause mit dem Bauch aufs Bett und zerschneidet ihm mit einem Messer den Rücken.

Als Tanja und deren beste Freundin Britta Lässler (Rebecca Hessing) im Dunkeln mit den Rädern unterwegs sind, taucht Ben auf und hält seine Schwester an. Britta fährt allein weiter, aber Ben läuft ihr nach und holt sie auf einem Feldweg ein.

Am Morgen fehlt von Britta jede Spur.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Während die Polizei erneut mit Hilfe der Dorfbewohner das Maisfeld durchkämmt, bricht Trude, die ebenfalls dort ist, erschöpft zusammen.

Zur gleichen Zeit stößt Jakob zu Hause auf seinen Sohn Ben. Zufällig hat er gerade in einem Eimer einen Ring gefunden, von dem er weiß, dass Marlene ihn von Bruno geschenkt bekam. Er stürzt sich auf geistig Behinderten. Der fuchtelt plötzlich mit einem Messer vor ihm herum, aber der Vater überwältigt ihn und sperrt ihn in einen Verschlag.

Trude, die nicht an Bens Unschuld zweifelt, befreit ihn heimlich aus dem Verschlag, obwohl Tanja ihr davon abrät. Ben stürzt davon und trifft irgendwo auf Erich, der ihm einen zugebundenen schwarzen Plastiksack gibt und sagt: „Da hast du wieder etwas zum Vergraben.“ Als Trude den von Ben mitgebrachten Sack öffnet, findet sie darin Brittas abgetrennten Kopf. Entsetzt rennt Tanja ins Freie und radelt fort. Ben folgt ihr und beobachtet, wie seine Schwester von Erich abgefangen und ins Haus gezerrt wird. Verzweifelt steht Ben am Fenster und sieht, wie Erich seine Schwester fesselt und knebelt, bevor er nach einem Messer greift. Da zertrümmert Ben die Scheibe und stürzt sich auf den Mann. Sekunden später kommt sein Vater dazu und wird Zeuge, wie Erich im Kampf von Ben getötet wird. Zornig schimpft er seinen Sohn einen Mörder und schlägt ihn zu Boden. Erst dann entdeckt er Tanja. Verwundert nimmt er ihr den Knebel heraus und erfährt, dass Ben seiner Schwester das Leben rettete.

Die Leichen der vermissten Mädchen werden in einem mit Efeu überwachsenen Bunker gefunden.

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Aus dem Roman „Der Puppengräber“ von Petra Hammesfahr (Rowohlt Verlag, Reinbek 1999, ISBN: 3-499-22528-X) machte der Drehbuchautor Christoph Busch eine Mischung aus Psychothriller und Familiendrama, die von Claudia Prietzel und Peter Henning mit viel Liebe zum Detail und gutem Gespür für die Charaktere sowie das Milieu inszeniert wurde. Hervorzuheben ist Suzanne von Borsody, die ihre Rolle mit außergewöhnlicher Intensität spielt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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