Donnie Brasco

Donnie Brasco

Donnie Brasco

Donnie Brasco – Originaltitel: Donnie Brasco – Regie: Mike Newell – Drehbuch: Paul Attanasio nach dem Buch "Donnie Brasco: My Undercover Life in the Mafia" von Joseph D. Pistone und Richard Woodley – Kamera: Peter Sova – Schnitt: Jon Gregory – Musik: Patrick Doyle – Darsteller: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen, Bruno Kirby, James Russo, Anne Heche u.a. – 1997; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Der Untercover-FBI-Agent Joseph Pistone alias "Donnie Brasco" sorgt dafür, dass "Lefty", ein älterer, in der Hierarchie nicht besonders weit oben stehender Mafioso, auf ihn aufmerksam wird und ihn in die "Familie" einführt. Er freundet sich mit Lefty an und gerät dadurch in ein Dilemma: Falls er seine Operation beendet und die Mafia erfährt, wer er wirklich ist, wird man Lefty töten. Gleichzeitig ist er selbst in Lebensgefahr und muss auch damit fertig werden, dass der jahrelange Undercover-Einsatz seine Familie zerrüttet ...
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Kritik

Der Mafia-Thriller "Donnie Brasco" basiert auf Tatsachen. Im Mittel­punkt steht die zwischen einem Mafioso und einem Undercover-FBI-Agenten entstehende Freundschaft, die keine Zukunft hat.

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Der FBI-Agent Joseph Pistone (Johnny Depp) gibt sich 1976 in New York als Juwelenhehler Donnie Brasco aus und sorgt dafür, dass der Mafioso Benjamin „Lefty“ Ruggiero (Al Pacino) auf ihn aufmerksam wird. Lefty bietet ihm einen Diamantring an. Donnie Brasco wirft einen kurzen Blick darauf und erklärt ihm, es handele sich um ein Imitat. Daraufhin stellt Lefty den Ganoven zur Rede, der ihm den vermeintlich falschen Stein verkaufte. Um Leftys Vertrauen zu gewinnen, schlägt Donnie Brasco den angeblichen Betrüger nieder, nimmt ihm die Schlüssel seines Porsches ab und übergibt Lefty den Wagen.

Das imponiert dem Mafioso. Lefty führt seinen neuen Freund in die „Familie“ ein und bürgt für ihn.

Obwohl Lefty sich mit 26 Morden brüstet, steht er in der Hierarchie der Unterwelt auch nach 30 Jahren Mafia-Zugehörigkeit ziemlich weit unten. Er träumt von einem Boot, ist jedoch mittellos und muss sich von Donnie Brasco Geld leihen, um über die Runden zu kommen. Sorgen macht ihm auch der Sohn, den er mit seiner Frau Annette (Ronnie Farer) hat, denn Tommy (Larry Romano) ist drogenabhängig. Als Dominic Napolitano alias Sonny Black (Michael Madsen) von dem Mafiapaten Philip („Rusty“) Rastel zum Chef des Straßengeschäfts der Bonanno-Familie ernannt wird, fühlt Lefty sich wieder einmal übergangen.

Donnie Brasco nimmt die Gespräche der Mafiosi mit einem im Stiefel versteckten Tonbandgerät auf. Als Sonny Black, Lefty und ein paar andere mit ihm in ein japanisches Restaurant gehen und der Kellner (Keenan Shimizu) sie auffordert, die Schuhe auszuziehen, droht Donnie Brasco aufzufliegen. Um das zu verhindern, weist er darauf hin, dass die Amerikaner, nicht die Japaner den Krieg gewannen und hetzt seine Begleiter mit nationalistischen Parolen gegen den Kellner auf, bis sie ihn zusammenschlagen.

Der hochrangige FBI-Agent Dean Blandford (Jack Rann) reist aus Washington, D. C., an und verlangt von Joe Pistone alias Donnie Brasco, für den Undercover-Agenten Richard („Richie“) Gazzo (Rocco Sisto) zu bürgen, damit dieser sich in die von Santo Trafficante (Val Avery) geführte Mafia in Florida einschleichen kann. Pistone lehnt das zunächst ab, aber als Sonny Black höhere Einnahmen verlangt, schlägt er vor, sich in Miami umzusehen und fliegt mit Lefty nach Florida. Sie besichtigen einen verwahrlosten Nachtklub, der angeblich Richie gehört. Lefty kommt auf die Idee, hier zu investieren und ein eigenes Geschäft außerhalb von Sonny Blacks Machtbereich aufzubauen. Aber Sonny Black kommt selbst nach Florida und findet Gefallen an der Idee, den Klub herzurichten. Bevor er nach New York zurückkehrt, vertraut er Donnie Brasco das neue Unternehmen in Florida an.

Aufgrund des Undercover-Einsatzes kommt Joe Pistone nur selten nach Hause, zu seiner Frau Maggie (Anne Heche) und den drei Töchtern (Delanie Fitzpatrick, Katie Sagona, Sara Gold) in Minnesota. Maggie beschwerte sich bereits mehrfach darüber, dass er sie allein lasse, aber als er auch die Erstkommunion einer seiner Töchter versäumt, lässt sie die Telefonnummer ändern und verlangt die Scheidung. Vergeblich versucht er Maggie zu erklären, dass Lefty sein Leben verwirkt hätte, wenn er die Operation abbräche und die Mafia herausfinde, dass er vom FBI ist.

Leftys rauschgiftsüchtiger Sohn wird ins Krankenhaus gebracht. Donnie Brasco fliegt nach New York, um seinem Freund beizustehen. Spätestens jetzt merkt er, dass Lefty zwar ein vielfacher Mörder, aber auch ein empfindsamer, verletzlicher und vom Leben enttäuschter Mensch ist.

Bei der Eröffnung des aufwändig renovierten und mit Spieltischen ausgestatteten Nachtklubs in Miami übergibt Sonny Black seinem Vertrauten Donnie Brasco eine mit Geldscheinen gefüllte Sporttasche, die für Rusty bestimmt ist. Kurz nachdem Donnie Brasco sie im Kofferraum seines Wagens verstaut hat, werden er und die anderen Mafiosi aus New York festgenommen, und die Polizisten zertrümmern die nagelneue Einrichtung, denn sie wurden nicht geschmiert.

Nach der Freilassung aus dem Gefängnis behauptet Donnie Brasco, die Polizei habe auch das für Rusty bestimmte Geld beschlagnahmt.

Lefty wundert sich über den Polizeieinsatz und argwöhnt, dass sich ein Verräter in den eigenen Reihen befindet.

Zurück in New York, erhält Sonny Black den Befehl, eine Gruppe abtrünniger Mafiosi um Alphonse Indelicato alias „Sonny Red“ (Robert Miano) zu liquidieren. Während Donnie Brasco am 5. Mai 1981 im Fluchtauto wartet, ermorden Sonny Black und einige seiner Männer Sonny Red und dessen Kumpane Philip Giaccone alias „Philly Lucky“ (Tony Lip) und Dominick Trinchera alias „Big Trin“ (George Angelica). Lefty nutzt die Gelegenheit und erschießt den zur eigenen Familie gehörenden Mafioso Nicky Santoro (Bruno Kirby), den er verdächtigt, in Florida nicht nur auf eigene Rechnung mit Drogen gehandelt, sondern auch das Unternehmen verraten zu haben. Donnie Brasco wird schließlich in den Keller geholt, in dem die Leichen liegen und muss sich an der Zerstückelung beteiligen.

Danach versichert er Lefty, dass Nicky kein Verräter war. Lefty beruft sich darauf, nur ein Rädchen im Getriebe zu sein und mit dem Mord einen Befehl ausgeführt zu haben. Donnie Brasco behauptet, er handele nebenbei mit Diamanten und stellt Lefty ein Geldgeschenk in Höhe von 300 000 Dollar in Aussicht. (Soviel Geld befindet sich in der für Rusty bestimmten Sporttasche.) Er versucht, Lefty den Gedanken einzuimpfen, dass er aussteigen und endlich mit Annette eine Schiffsreise auf seiner eigenen Yacht unternehmen könne. Aber Lefty hat genug von Träumen, die sich nicht verwirklichen lassen.


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Donnie Brasco erhält den Auftrag, mit Leftys Unterstützung Anthony („Bruno“) Indelicato (Brian Tarantina) zu töten. Sie überraschen den Gesuchten auf dessen Yacht. Aber in diesem Augenblick flammen Scheinwerfer auf, und eine Spezialeinheit des FBI nimmt Lefty und Donnie Brasco fest.

Damit endet Joe Pistones Undercover-Einsatz. Dean Blandford und ein Kollege sprechen Sonny Black in einer Kneipe an und werfen ihm, Lefty und einigen anderen Mafiosi Fotos hin, die Joe Pistone als FBI-Agenten zeigen.

Am Abend erhält Lefty einen Anruf. Er sagt Annette, er müsse sich noch mit jemandem treffen und verabschiedet sich von ihr. Unbemerkt zieht er seine Ringe ab und legt sie zusammen mit anderen Wertsachen und dem Geld, das er bei sich hat, in eine Schublade. Dann geht er. Er weiß, dass man ihn töten wird, weil er für Donnie Brasco bürgte.

Joseph Pistone bekommt eine Medaille und einen Scheck über 500 Dollar als Anerkennung für seinen jahrelangen lebensgefährlichen und seine Familie zerrüttenden Undercover-Einsatz. Der FBI-Direktor (John Horton) leiert eine Ansprache herunter und verabschiedet sich dann rasch. Pistone bleibt nachdenklich stehen. „Komm, Joe, gehen wir nach Hause“, sagt Maggie, die mit den Töchtern zu der kleinen Feier gekommen ist.

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Der von Mike Newell inszenierte Mafia-Thriller „Donnie Brasco“ basiert auf dem autobiografischen Buch, das der ehemalige FBI-Agent Joseph Pistone alias Donnie Brasco 1988 schrieb (Donnie Brasco und Richard Woodley: Als FBI-Agent sechs Jahre in der Mafia, Übersetzung: Bringfried Schröder, Bastei-Lübbe-Taschenbuch, Bergisch Gladbach 1990, 527 Seiten, ISBN 3-404-11556-2).

Die Filmfiguren Donnie Brasco, Lefty, Sonny Black, Sonny Red und einige andere entsprechen Personen, die tatsächlich lebten. Auch die Undercover-Operation hat 1976 bis 1981 wirklich stattgefunden. Allerdings wurde Donnie Brasco nicht von Lefty, sondern von Dominic Napolitano („Sonny Black“) in die Mafia eingeführt, und dieser wurde nach der Enttarnung des FBI-Agenten dann am 17. August 1981 in den Flatlands von Brooklyn auf der Kellertreppe des Hauses von Ron Filocomo erschossen. Ein Jahr später, am 12. August 1982, fand die Polizei seine Leiche und stellte fest, dass man dem Toten die Hände abgehackt hatte.

Benjamin Ruggiero („Lefty Guns“) wurde nicht – wie im Film angedeutet – getötet, sondern am 30. August 1981 verhaftet. Ein Gericht verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft. 1992 kam er vorzeitig frei, nicht zuletzt, weil er inzwischen an Hoden- und Lungenkrebs litt. Er starb am 24. November 1994 im Alter von 68 Jahren.

Der Film „Donnie Brasco“ dreht sich um die Freundschaft eines Undercover-FBI-Agenten und eines Mafiosos. Im Zentrum steht die Anspannung des Agenten, der nicht nur weiß, dass man ihn im Fall einer Enttarnung töten würde, sondern auch, dass sein Freund ebenfalls dem Tod geweiht wäre, weil dieser ihn bei der Mafia einführte. Anders als beispielsweise in „Der Pate“ beleuchten Paul Attanasio (Drehbuch) und Mike Newell (Regie) in „Donnie Brasco“ nicht die Führungsschicht der Mafia, sondern porträtieren einen Mafioso, der nach 30 Jahren Zugehörigkeit und 26 Auftragsmorden noch immer mittellos ist und ein schäbiges Leben führt.

„Donnie Brasco“ ist solide inszeniert und mit Al Pacino und Johnny Depp hochkarätig besetzt, aber zumindest bei einmaligem Anschauen des Films sind nicht alle Einzelheiten und Zusammenhänge zu begreifen.

Das Drehbuch von Paul Attanasio wurde für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

Joseph Pistone alias Donnie Brasco (Kurzbiografie)

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Mike Newell: Vier Hochzeiten und ein Todesfall
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Nele Neuhaus - Wer Wind sät
Wer gerne Krimis mit komplexem Handlungsgefüge liest und die Spannung genießt, die sich aus der geschickten Verteilung von Informationshäppchen ergibt, wird durch "Wer Wind sät" von Nele Neuhaus gut unterhalten.
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