Jo Nesbø : Leopard

Leopard
Originalausgabe: Panserhjerte H. Aschehoug & Co, Oslo 2009 Leopard Übersetzung: Günther Frauenlob und Maike Dörries Ullstein Buchverlage, Berlin 2010 ISBN: 978-3-550-08774-5, 699 Seiten Ullstein Taschenbuch, Berlin 2011 ISBN: 978-3-548-28321-0, 699 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der norwegische Kommissar Harry Hole lebt seit einem halben Jahr alkoholkrank, Opium rauchend und spielsüchtig in Hongkong. Aber als in Oslo ein Serienmörder umgeht, lässt ihn Gunnar Hagen, der Leiter des Dezernats für Gewaltverbrechen, von Kaja Solness zurückholen. Er kann Hole allerdings nur heimlich auf den Fall ansetzen, denn Mikael Bellman vom norwegischen Kriminalamt hat die Ermittlungen an sich gerissen ...
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Kritik

Mit großer Komplexität, falschen Fährten und unerwarteten Wendungen, die alles wieder in Frage stellen, was man zu verstehen glaubte, sorgt Jo Nesbø in dem Psychothriller "Leopard" für Spannung.
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Harry Hole, Kommissar beim Dezernat für Gewaltverbrechen in Oslo, hat zwar auch seinen letzten Fall gelöst und den Serienmörder „Schneemann“ hinter Gitter gebracht, aber seine große Liebe Rakel und deren Sohn Oleg wären dabei fast ums Leben gekommen. Rakel und Oleg verließen Norwegen daraufhin mit unbekanntem Ziel, und Hole lebt seit einem halben Jahr in Hongkong.

Als in Oslo zwei Frauen auf die gleiche ungewöhnliche Weise ermordet werden, schickt Kriminaloberkommissar Gunnar Hagen, der Leiter des Dezernats für Gewaltverbrechen, Kaja Solness nach Hongkong, um Harry Hole zurückzuholen. Sie findet ihn im Chungking Mansion: alkoholkrank, Opium rauchend und spielsüchtig. Um auf der Galopprennbahn Happy Valley setzen zu können, lieh er sich Geld von dem Südafrikaner Herman Kluit, und als er den Kredit nicht zurückzahlen konnte, verkaufte Kluit die Forderung mit einem Abschlag an die Triaden. Kaja kauft Hole mit 150 000 Hongkong-Dollar frei, aber er ist erst bereit, mit ihr nach Oslo zu fliegen, als sie ihm berichtet, dass sein Vater im Sterben liegt.

Im Flughafen kommt Hole mit zwei Stangen Zigaretten zum Gate und bittet seine Kollegin, wegen der Einfuhrbestimmungen eine davon für ihn durch den Zoll zu tragen. Weil er davon ausgeht, dass gut aussehende Damen seltener kontrolliert werden, hat er in der Zigarettenstange Opium versteckt.

Offiziell ist das Dezernat für Gewaltverbrechen, also die Mordkommission von Oslo, gar nicht für die Ermittlungen in den beiden Mordfällen zuständig, denn das norwegische Kriminalamt hat die Ermittlungen an sich gerissen. Nicht genug damit: Das Kriminalamt versucht gerade, das Justizministerium davon zu überzeugen, dass alle Gewalttaten, auch die in Oslo, in seine Zuständigkeit fallen. Treibende Kraft hinter diesen Bestrebungen ist Mikael Bellman, der kürzlich von Europol in Den Haag nach Oslo zurückkam und zum stellvertretenden Leiter des Kriminalamts avancierte. Aufgrund der Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Kriminalamt und dem Dezernat für Gewaltverbrechen kann Gunnar Hagen Harry Hole, Kaja Solness und den Kriminaltechniker Bjørn Holm nur heimlich auf die Mordfälle ansetzen.

Hole besucht seinen unheilbar an Krebs erkrankten Vater Olav fast jeden Tag im Reichshospital. Dabei unterhält er sich des Öfteren mit dem verständnisvollen Pfleger Sigurd Altman. Als Olav Hole seinen Sohn um Sterbehilfe bittet, weist dieser das Ansinnen zurück. Bald darauf fällt der Todkranke ins Koma.

In alten Zeitungen informiert Hole sich über die beiden Mordfälle. Polnische Bauarbeiter stießen im Keller eines noch unfertigen Bürokomplexes im Stadtteil Nydalen auf die Leiche der 33-jährigen Stylistin Borgny Stem-Myhre. Die Gerichtsmediziner kamen zu dem Ergebnis, dass die Frau am 16. Dezember starb. Zwei Wochen später wurde hinter einem Autowrack am Dausjøen im Maridalen eine weitere Tote gefunden. Dabei handelte es sich um die 29-jährige Juristin Charlotte Lolles. Beide Opfer wiesen je 24 innere Verletzungen im Mund- und Rachenraum auf und waren in ihrem eigenen Blut ertrunken. Bei der Obduktion entdeckten die Gerichtsmediziner Spuren des rasch wirkenden, aber in Norwegen kaum erhältlichen Betäubungsmittels Ketanomin.

Kurz darauf wird Marit Olsen, eine Stortingabgeordnete der Arbeiterpartei, im Frognerpark ermordet. Man hat sie im Schwimmbad mit einem langen Seil um den Hals vom Zehn-Meter-Brett gestoßen. Dabei wurde ihr der Kopf abgerissen.

Hole besucht seine frühere Kollegin Katrine Bratt, die sich auf eigenen Wunsch in einer psychiatrischen Klinik in Bergen aufhält. Er weiß, dass sich die geniale Hackerin Zugang zu Datenbanken verschaffen kann, die selbst der Staatsschutz nur in Krisen benutzen darf. Sie soll auf dem Computer im Aufenthaltsraum nach Gemeinsamkeiten der drei ermordeten Frauen suchen. Katrine findet heraus, dass sich nicht nur Borgny Stem-Myhre, Charlotte Lolles und Marit Olsen, sondern auch die als vermisst gemeldete Adele Vetlesen und die in Sydney lebende Iska Pellers Anfang November, also vor drei Monaten, in der Umgebung von Ustaoset aufhielten. Iska Peller überwies das Geld für ihre Übernachtungen und die ihrer Begleiterin Adele Vetlesen in vier jeweils einen Tagesmarsch voneinander entfernten Berghütten. Zuletzt schliefen die beiden Frauen am 7. November in der einen halben Tagesmarsch von Ustaoset entfernten Håvasshütte.

Eine weitere, von Katrine entdeckte Spur führt zu Elias Skog in Stavanger. Weil niemand ans Telefon geht oder aufs Klingeln öffnet, sperrt die Vermieterin Hole und Kaja am 19. Februar die Wohnung auf. Aufgrund eines klopfenden Geräusches, das sie in der Nacht hörte, vermutet sie, dass Skog mit einer Frau im Bett war. Sie finden ihn jedoch nicht im Schlafzimmer, sondern in der überlaufenden Badewanne. Er ist tot. Jemand hat ihn wohl betäubt, nackt ausgezogen, seine ganze Rückseite mit Spezialkleber bestrichen und ihn dann in der noch trockenen Wanne festgeklebt. Das klopfende Geräusch muss entstanden sein, als Elias Skog zu sich kam und sich anstrengte, um das rechte Bein freizukriegen. Dabei riss er sich die Haut ab. Durch den Blutverlust hatte er vielleicht schon das Bewusstsein verloren, bevor der Wasserspiegel seine Nase erreichte und er ertrank.

Harry Hole bittet Neil McCormack, den mit ihm befreundeten Leiter der für Sydney South zuständigen Mordkommission, Iska Peller zu befragen. Die junge Frau erkrankte wegen der Bergwanderung, lag zuletzt fiebernd in der Håvasshütte und hat deshalb kaum etwas von den Leuten mitbekommen, die ebenfalls dort waren. Fünf Tage später flog sie nach Australien zurück.

Adele Vetlesen wurde von ihrem Mitbewohner Geir Bruun als vermisst gemeldet. Sie steht zwar noch auf der Liste der Vermissten, aber die Ermittlungen ruhen, seit Bruun eine Ansichtskarte von ihr aus Ruanda erhielt und die Polizei feststellte, dass Adele Vetlesen am 25. November nach Kigali geflogen war. Allerdings ist sie nicht wieder aufgetaucht.

Kaja fährt nach Ustaoset. Der Dorfpolizist Aslak Krongli sorgt dafür, dass ein alter, mürrischer Mann namens Odd Utmo die Kommissarin mit einem Schneemobil zur Håvasshütte bringt. Dort stellt sie fest, dass die Seite vom 7. November aus dem Gästebuch herausgerissen wurde.

Zurück in Ustaoset fragt sie Krongli, ob es sein könne, dass Utmo mit Dynamitstangen auf seinem Schneemobil herumfahre. Der Polizist erklärt ihr, dass das Aufbringen von Fischen mit Sprengladungen zwar verboten, aber hier in der Gegend üblich sei. Und er erzählt, dass vor achtzehn Jahren Odd Utmos fünfzehnjähriger Sohn und kurz darauf auch dessen Mutter verschwunden seien.

Harry Hole fliegt währenddessen nach Afrika. Herman Kluit hatte ihm in Hongkong einen sogenannten Leopoldsapfel gezeigt und ihm von einem Waffenhändler in Goma erzählt, der diese Geräte verkauft: Eddie van Boorst. Hole lässt sich von Kigali nach Goma fahren und sucht van Boorst auf. Beim Leopoldsapfel handelt es sich um die Erfindung eines belgischen Ingenieurs. Eingesetzt wurde die Waffe gegen Stammeshäuptlinge im Kongo, die den Kolonialherren nicht verraten wollten, wo sich ihre Diamantenminen befanden. 22 der insgesamt hergestellten 24 Leopoldsäpfel brachte van Boorst in seinen Besitz. 15 hat er inzwischen verkauft. Der Leopoldsapfel hat die Größe einer Billardkugel. Wird er aktiviert, schnellen 24 Noppen mit starker Federkraft aus der Oberfläche. Wer den Leopoldsapfel im Mund hat, glaubt zu ersticken, weil die Schleimhaut durch die Noppen im Rachen gereizt wird und anschwillt, aber es ist kaum möglich, das Gerät wieder aus dem Mund herauszuziehen. In seiner Verzweiflung zieht das Opfer an einer am Leopoldsapfel angebrachten Kette, und sobald sie das tun, schießt aus jeder der 24 Noppen eine sieben Zentimeter lange Nadel. Der Tod tritt durch zerebrale Hypoxie ein: Man ertrinkt im eigenen Blut.

Ist es das, wofür Sie sich interessieren? Van Boorst hatte einen Metallschrank geöffnet und eine Metallkugel herausgenommen. Sie glänzte, hatte kleine Löcher und war etwas kleiner als ein Tennisball. Aus einem der Löcher hing eine dünne Kette mit einem Ring am Ende. […]
„Funktioniert der wirklich?“, fragte Harry.
Van Boorst seufzte. Er schob den kleinen Finger in den Metallring und zog daran. Es klickte laut, und die Metallkugel in der Hand des Belgiers machte einen Hüpfer. Harry betrachtete fasziniert die Noppen, die wie Antennen aus den Löchern der Kugel herausragten.
„Darf ich?“, fragte er und streckte die Hand aus. Van Boorst reichte ihm die Kugel und sah aufmerksam zu, als Harry die Noppen zählte.
„Vierundzwanzig.“
„Wie die Anzahl der produzierten Äpfel“, sagte van Boorst. „Die Zahl hatte einen symbolischen Wert für den Ingenieur, der ihn entworfen und gebaut hat. So alt war seine Schwester, als sie sich das Leben nahm. […]
„Ich glaube Ihnen“, sagte Harry und versuchte, eine der Noppen zurück in die Kugel zu drücken.
„Gefedert“, sagte van Boorst. „Hat man einmal an der Schnur gezogen, ist das Opfer nicht mehr in der Lage, den Apfel aus dem Mund zu nehmen. Auch niemand anders. Man ist gezwungen, den zweiten Schritt zu tun, um die Noppen wieder einzuziehen. […] Geben Sie mir die Kugel.“
Harry reichte van Boorst die Kugel, der vorsichtig einen Kugelschreiber durch den Metallring schob, den Stift in Höhe der Kugel waagrecht hielt und dann die Hand wegzog. Als die Kette sich spannte, klickte es erneut, Leopolds Apfel tanzte fünfzehn Zentimeter unter dem Stift, und aus den vierundzwanzig Noppen ragten vierundzwanzig blinkende, spitze Nadeln.
„Scheiße“, rutschte es Harry auf Norwegisch heraus.
Der Belgier lächelte. „Die Mai-Mai nannten die Gerätschaft ‚Blutsonne‘. Ein geliebtes Kind hat viele Namen.“ Er legte die Kugel auf den Tisch, steckte den Stift in das Loch, aus dem die Kette herausging, drückte fest, und mit einem weiteren lauten Klicken verschwanden Nadeln wie Noppen nach innen, sodass der Leopoldsapfel wieder seine runde, glatte Form hatte.

Hole bringt Eddie van Boorst dazu, ihm die Namen der letzten Käufer der Leopoldsäpfel zu verraten bzw. sie zu beschreiben. Danach erkundigt er sich bei der Passkontrolle nach Adele Vetlesen, aber mit dem Flugzeug, auf dessen Passagierliste sie stand, reisten am 25. November nur vier Frauen mit den Namen Eva Rosenberg, Juliana Verni, Veronica Raul Gueno und Claire Hobbes in Ruanda ein. Katrine Bratt, die Hole aus Afrika anruft, findet heraus, dass Juliana Verni von der Fluggesellschaft nicht registriert wurde. Daraus schließt er, dass sie unter dem falschen Namen Adele Vetlesen von Oslo nach Kigali flog, dort unter ihrem richtigen Namen einreiste, die Ansichtskarte aufgab und bei van Boorst einen Leopoldsapfel kaufte. Weitere Ermittlungen ergeben, dass die drogensüchtige Prostituierte drei Tage später in ihre Heimatstadt Leipzig zurückkehrte. Dort wurde am 2. Dezember ihre Leiche aus der Weißen Elster gefischt. Die Mordwaffe, einen Leopoldsapfel, hatte sie selbst nach Deutschland gebracht.

Adele Vetlesens Leiche wird von Tauchern aus dem Lyseren geborgen, einem See bei Ytre Enebakk südöstlich von Oslo. Der Mörder hatte ihr die Halsschlagader zerschnitten. Ist es ein Zufall, dass das Seil, mit dem Marit Olsen der Kopf abgerissen wurde, aus einer vor 15 Jahren stillgelegten Seilmacherei am Ufer des Lyseren stammt?

Stine Ølberg meldet sich bei Kriminalkommissar Colbjørnsen in Stavanger und sagt aus, dass ihr Elias Skog am Abend vor seiner Ermordung erzählte, er habe alle drei ermordeten Frauen gekannt, denn er sei am 7. November mit Borgny Stem-Myhre, Charlotte Lolles und Marit Olsen in der Håvasshütte gewesen. Außerdem nannte er ihr den Namen eines weiteren Gastes, des Geschäftsmannes Tony C. Leike, über den die Medien viel berichteten, weil er sich mit Lene Galtung verlobte, der einzigen Tochter des Reeders Anders Galtung.

Bevor Hole Kontakt mit Leike aufnehmen kann, meldet dieser sich bei ihm. Er habe in der Zeitung gelesen, dass vier Personen, die am 7. November mit ihm in der Håvasshütte übernachteten, ermordet wurden. Deshalb befürchte er, ebenfalls auf der Todesliste des Serienmörders zu stehen. Die Namen der anderen Gäste kenne er nicht; er habe keinen Anschluss gesucht, sagt er, sei spät eingetroffen und am nächsten Morgen vor den anderen aufgebrochen.

Tony Leike wurde als Jugendlicher wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Er hatte damals fast alle Sommerferien bei seinem Großvater in Rustad am Lyseren verbracht und war einmal von einem anderen Jugendlichen namens Ole bei einem Kuss mit Mia überrascht worden, der Tochter des leitenden Polizisten von Ytre Enebakk. Die jungen Männer hatten sich geprügelt, und Leike hatte dem Unterlegenen einen Teil der Zunge mit einem Messer abgeschnitten. Ole war später weggezogen. Leike absolvierte eine Militärausbildung und war drei Jahre lang als Söldner in Afrika. Zur Zeit plant er, mit zwei Geschäftspartnern zusammen eine Coltan-Grube in der Demokratischen Republik Kongo zu übernehmen. Das Geld will er sich von seinem zukünftigen Schwiegervater Anders Galtung leihen.

Zunächst lässt Hole den Unternehmer laufen, aber dann beantragt er doch noch einen Haftbefehl gegen ihn: Leike ist als Gewalttäter vorbestraft, war nicht nur am 7. November in der Håvasshütte, sondern auch des Öfteren am Lyseren, wo Adele Vetlesens Leiche gefunden wurde, er lebte jahrelang in Afrika und falls er in der Berghütte mit einer der Frauen schlief, hat er auch ein Motiv, die Zeugen zu ermorden: Familie Galtung darf auf keinen Fall etwas davon erfahren, weil sonst seine Verlobung mit Lene platzen könnte und er auf das dringend benötigte Darlehen des Reeders verzichten müsste.

Als Hole und Kaja vor dem Haus des Verdächtigen eintreffen, durchsuchen Mikael Bellman und Bjørn Holm bereits die Räume, und Leike wurde schon festgenommen. Hole argwöhnt seit einiger Zeit, dass Bellman einen Spitzel im Dezernat für Gewaltverbrechen hat und hält Holm für den Verräter.

In einer eilends einberufenen Pressekonferenz brüstet Bellman sich mit der Entlarvung und Verhaftung des Serienmörders. Aber Tony Leike hat für die Mordfälle Borgny Stem-Myhre und Charlotte Lolles einwandfreie Alibis. Frustriert über die Blamage gibt Bellman seiner Geliebten Kaja Solness die Schuld an der irrtümlichen Festnahme, die ihm nun viel Ärger einbringen könnte, falls Leike und sein zukünftiger Schwiegervater sich über ihn im Justizministerium beschweren. Durch Kajas Nachricht über den von Hole beantragten Haftbefehl hatte er sich zu dem voreiligen Schritt hinreißen lassen. Um sich abzusichern, setzt Bellman Hole unter Druck. Er weiß, dass Hole nur zurückkam, um seinen sterbenden Vater so oft wie möglich im Krankenhaus besuchen zu können, und Kaja verriet ihm, dass Opium in den aus Hongkong mitgebrachten Zigaretten war. Also droht Bellman Hole mit der Verhaftung wegen Drogenschmuggels und weist ihn darauf hin, dass er dann seinen Vater nicht mehr lebend sehen würde. Hole bleibt nichts anderes übrig, als ein Dokument zu unterschreiben, mit dem er die Schuld für die irrtümliche Verhaftung Leikes auf sich nimmt und zugibt, dass Leike nur durch das ebenso rasche wie hochprofessionelle Eingreifen des Kriminalamts rasch wieder frei kam. Damit geht Bellman vor die Presse.

Tony Leike verschwindet kurz nach seiner Freilassung.

Kaja trennt sich von Bellman, versöhnt sich mit Hole und geht mit ihm ins Bett.

Weil das Kriminalamt bei den Ermittlungen nicht weiterkommt, beginnt Bellman notgedrungen, mit Hole zusammenzuarbeiten.

Um den Serienmörder herauszufordern, schlägt Hole vor, Iska Peller als Lockvogel nach Norwegen kommen zu lassen. Aber die Australierin ist nicht bereit, sich der Gefahr auszusetzen. Kaja will für sie einspringen. Im Verlauf einer Pressekonferenz streut Bellman also die Information, Iska Peller sei auf dem Weg nach Norwegen und werde der Polizei helfen, den Verlauf des Abends in der Håvasshütte zu rekonstruieren. Am nächsten Tag halten sich Hole, Kaja und ihr Kollege Jussi Kolkka in der Hütte bereit, während Bellman und einige andere Kriminalbeamte die Umgebung aus größerer Entfernung beobachten.

Währenddessen heizt in einer anderen Berghütte jemand den Ofen, an den ein Mann gefesselt ist. Im Lauf der Zeit verschmort das Fleisch auf dem Rücken des Opfers. Bei dem Gewalttäter, der auch mit einem Schürhaken auf den Wehrlosen einschlägt, handelt es sich offenbar um den Serienmörder. Als er aus den Nachrichten erfährt, dass die Polizei mit Iska Peller auf der Håvasshütte sein soll, bindet er den Schwerverletzten los und verlässt mit ihm die Hütte.

Plötzlich ist eine Detonation zu hören. Dann verschüttet eine Lawine die Håvasshütte. Der Schnee füllt auch den Raum, in dem Hole, Kaja und Kolkka sich aufhalten. Hole kann sich kaum bewegen, schafft es aber, im Kamin vier Schüsse senkrecht nach oben abzugeben und auf diese Weise eine Luftzufuhr herzustellen. Er rettet Kaja. Kolkka kann schließlich nur noch tot geborgen werden.

Hole und Bellman suchen die Gegend ab. In einer Schlucht entdecken sie einen abgestürzten Schneescooter. Darunter liegt ein Toter, von dem nur ein Arm mit Gichtfingern zu sehen ist. Die Ermittler, denen nicht entgangen ist, dass Tony Leike unter Gicht litt, halten den Toten deshalb für den vermissten Unternehmer.

Bei dem schlechten Wetter verlieren Hole und Bellman die Orientierung. Durch Zufall stoßen sie auf eine Hütte, in der sie eine Weile ausharren. Sie wundern sich darüber, dass es in der Hütte nach verbranntem Fleisch riecht.

Eine Spur führt in eine stillgelegte Fabrik in Oslo-Nydalen. Hole bricht einen verschlossenen Raum auf und leuchtet mit der Taschenlampe hinein. An der Wand hängen Fotos von Adele Vetlesen, Borgny Stem-Myhre, Charlotte Lolles, Marit Olsen, Elias Skog, Jussi Kolkka und Tony Leike, nur nicht von Juliana Verni. Auch die aus dem Gästebuch der Håvasshütte gerissene Seite hat jemand angepinnt. Ein Polizist, der Hole gefolgt ist, sucht den Lichtschalter, und als er ihn drückt, setzt ein Funke über eine eigens angebrachte Apparatur die mit einer leicht entflammbaren Chemikalie bestrichenen Wände in Brand. Der Polizist ergreift sofort einen in der Nähe stehenden Feuerlöscher – und löst dadurch eine Verpuffung aus, denn der Feuerlöscher ist mit Benzin gefüllt.

In einem Korridor des Polizeipräsidiums findet Harry Hole einen abgetrennten linken Mittelfinger. Ein DNA-Vergleich bestätigt seinen Verdacht, dass er von Tony Leike stammt.

Schließlich besucht Hole den todkrank und scharf bewacht in einem Krankenhaus liegenden Serienmörder „Schneemann“, um sich von dem an Sklerodermie Leidenden Rat zu holen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Nach dem Gespräch mit dem „Schneemann“ vermutet er den neuen Serienmörder in seiner unmittelbaren Nähe und verdächtigt den Pfleger Sigurd Altman, der im Krankenhaus Zugang zu dem bei den Morden verwendeten Betäubungsmittel Ketanomin hat. Hole glaubt zu wissen, dass dessen richtiger Vorname Ole lautet und es sich um den Jungen handelt, dem Tony Leike im Streit um ein Mädchen einen Teil der Zunge abschnitt.

Was geschah, reimt sich Harry Hole aufgrund von Indizien und Zeugenaussagen zusammen: Ole, der Schwierigkeiten hat, eine Frau zu finden, lernte die promiskuitive Adele Vetlesen kennen und fuhr mit ihr zum Skifahren. Am 7. November übernachteten sie auf der Håvasshütte. Spät abends, als Altman bereits in seinem Schlafsack lag, hörte er einen Neuankömmling und erkannte Tony Leike an der Stimme. Leike unterhielt sich noch eine Weile mit Marit Olsen und Adele Vetlesen. Als nur noch er und Adele auf waren, liefen sie zum Toilettenhäuschen, um dort übereinander herzufallen. Altman beobachtete sie durchs Fenster. Am nächsten Morgen war Leike bereits fort. Altman ließ sich nichts anmerken. Später kehrte er zur Hütte zurück und riss die Seite aus dem Gästebuch. Er wollte sich rächen und die Zeugen seiner erneuten Demütigung töten. Als Erstes zwang er Adele Vetlesen, ein paar Zeilen auf eine Ansichtskarte zu schreiben, schnitt ihr dann mit einem Messer die Halsschlagader durch und versenkte die Leiche im Lyseren, wo sie sich am Grund verfing und deshalb nicht angeschwemmt wurde. Dann ließ er die Leipziger Prostituierte Juliana Verni, die er zufällig kannte, nach Oslo kommen und schickte sie von dort nach Afrika. Sie gab die Ansichtskarte in Kigali auf und kaufte Eddie van Boorst einen Leopoldapfel ab, das Mordwerkzeug, mit dem Altman sie, dann Borgny Stem-Myhre und Charlotte Lolles tötete. Nachdem er auch Marit Olsen und Elias Skog umgebracht hatte, erhielt er einen Brief: Jemand wusste von den Morden und wollte ihn damit erpressen. Von den Übernachtungsgästen auf der Håvasshütte lebten außer ihm nur noch Iska Peller und Tony Leike. Überzeugt davon, dass Leike der Absender war, änderte Altman seinen Plan. Eigentlich hatte er seinen Rivalen nicht einfach töten wollen, sondern Leike sollte wegen der Morde zu lebenslanger Haft verurteilt werden und im Gefängnis verrotten. Nun lockte Altman ihn auf eine Berghütte und band ihn an den heißen Ofen. Als er jedoch in den Radionachrichten hörte, dass die Polizei mit Iska Peller auf der Håvasshütte sei, band er Leike los, denn dieser kannte sich in der Gegend gut aus, und ließ sich zu einer Stelle führen, wo er mit einer Dynamitexplosion eine Lawine auslöste. Danach sorgte er dafür, dass Leike mit dem Schneemobil in eine Schlucht stürzte.

Um Gunnar Hagen nicht durch seine unbefugten Ermittlungen in Schwierigkeiten zu bringen, lässt Hole den mutmaßlichen Serienmörder von Skai festnehmen, dem leitenden Polizisten von Ytre Enebakk, um dessen Tochter Altman und Leike sich geschlagen hatten.

Bellman tobt, als er es erfährt. Was soll man im Justizministerium von ihm denken? Nach wochenlangen ergebnislosen Ermittlungen des mit allen Mitteln ausgestatteten Kriminalamts wird der Serienmörder von einem Provinzpolizisten geschnappt.

Nach der Bergung der Leiche in der Schlucht stellt sich heraus, dass es sich nicht um Tony Leike, sondern um Odd Utmo handelt. Nicht Tony Leike, sondern Odd Utmo wurde in der Hütte gefoltert. In der Nähe findet die Suchmannschaft ein Skelett mit einem Einschussloch in der Stirn. Es sind die sterblichen Überreste der vor achtzehn Jahren verschwundenen Frau Odd Utmos. Der Eigenbrötler war wegen seines Jähzorns berüchtigt. Er soll seinen Sohn halb tot geschlagen haben. Im Alter von 15 Jahren verschwand der Junge. Vermutlich sorgte seine Mutter dafür, dass er vor seinem Vater in Sicherheit war, und kurz darauf wurde sie von Odd Utmo erschossen.

Katrine Bratt findet übers Internet heraus, dass Tony Leike häufig mit seiner Kreditkarte in Ustaoset einkaufte. In Geilo erwarb er Baumaterial für 30 000 Kronen. Errichtete er damit eine illegale Hütte in den Bergen? Harry Hole und Bjørn Holm finden sie im Hallingskarvet-Massiv. In einem mit Blut besudelten Hackklotz steckt ein Messer. Eine die Blutgerinnung verstärkende Salbe und Verbandsmaterial deuten darauf hin, dass hier Leikes Mittelfinger abgeschnitten wurde.

In der Zwischenzeit fädelt Bellman mit Altmans Anwalt Johan Krohn einen illegalen Deal ein: Als Gegenleistung dafür, dass Altman zu Protokoll gibt, was er über Tony Leike weiß, will Bellman die Ermittlungsergebnisse so frisieren, dass Altman allenfalls zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt wird.

Altman erzählt, er habe tatsächlich Tony Leike und Adele Vetlesen vor dem Toilettenhäuschen gesehen, so wie Hole es vermutet. Dabei sei das traumatische Erlebnis wieder hochgekommen: der Kampf mit dem Rivalen um Mia, bei dem Altman einen Teil seiner Zunge einbüßte. Um sich endlich an Leike zu rächen, schrieb Altman ihm einen Brief, in dem er sich als Adele Vetlesen ausgab, behauptete, in der Nacht auf der Håvasshütte schwanger geworden zu sein und von Leike eine Geldübergabe auf einem Parkplatz verlangte. Gleichzeitig schickte Altman Adele Vetlesen einen Brief mit Leikes Absender und bat sie um ein Treffen. Zur angegebenen Zeit wartete Altman in einem Auto, um die beiden zu fotografieren und die Bilder Anders Galtung zu schicken. Auf diese Weise wollte er die Eheschließung Leikes mit der Tochter des Reeders verhindern und zugleich dessen Beteiligung an der Coltan-Grube in Afrika platzen lassen. Statt einer kompromittierenden Situation beobachtete Altman jedoch einen Mord: Tony Leike hatte ein Messer bei sich, mit dem er Adele Vetlesen die Halsschlagader zerschnitt. Danach wanderte Altman noch einmal zur Håvasshütte und besorgte sich mit der Seite aus dem Gästebuch die Liste der Personen, die dort am 7. November mit ihm übernachtet hatten. Unter dem Namen Borgny Stem-Myhre schrieb er Leike einen weiteren Erpresserbrief, in dem er behauptete, ihn und Adele Vetlesen beim Sex beobachtet zu haben. Fünf Tage später erfuhr Altman aus der Zeitung von der Ermordung Borgny Stem-Myhres. In der Absicht, die Polizei auf Leikes Spur zu bringen, habe er das Spiel fortgesetzt, behauptet Altman.

Als Hole verspätet in eine von Bellman geleitete Besprechung platzt und verkündet, nicht Altman, sondern Leike sei der Serienmörder, verhöhnt Bellman ihn, denn darüber hat er soeben die Teilnehmer des Meetings informiert. Es geht nur noch darum, einen Mittäter zu finden, denn für zwei Morde hat Leike Alibis.

Durch Katrine Bratt weiß Hole inzwischen aber auch, dass Leike mit einem Flugticket auf den Namen Odd Utmo nach Kopenhagen geflogen ist. Und noch eine Erkenntnis hat Hole dem Kriminalamt voraus: Ein DNA-Vergleich beweist, dass Tony Leike und Odd Utmo Vater und Sohn sind. Aus Sorge, dass Ott Utmo den Jungen totschlagen könnte, schickte dessen Mutter ihn vor achtzehn Jahren zu ihrem Vater nach Rustad am Lyseren, wo Tony Utmo ihren Mädchennamen annahm.

Als Hole in einer Zeitung ein Foto von Lene Galtung vor einer Bank in Zürich sieht, setzt er Katrine darauf an. Sie ermittelt, dass die Reederstochter, die einen Teil der zu erwartenden Erbschaft vorab bekam, ihr mit 2 Millionen Schweizer Franken gefülltes Konto leer räumte und auf den Namen Juliana Verni einen Flug nach Ruanda buchte.

Weil es kein Auslieferungsabkommen zwischen Ruanda und Norwegen gibt, nimmt Hole die Sache selbst in die Hand und trifft sechs Stunden vor Lene Galtung mit Kaja Solness in Kigali ein. In der Absicht, sich eine Pistole zu besorgen, lässt er sich von einem Taxi zu Eddie van Boorst bringen. Der Waffenhändler ist nicht da, aber eine Frau namens Alma erklärt Hole, sie erwarte ihn in einer halben Stunde zurück. Als Hole die Falle erkennt, ist es zu spät: Leike rammt ihm von hinten eine Spritze in den Hals, betäubt ihn mit Ketanomin und schiebt ihm einen Leopoldsapfel in den Mund.

Währenddessen folgt Kaja der Reederstochter, die am Flughafen abgeholt und zu einer Villa in Kigali gebracht wird.

Nach der Begrüßung erzählt Leike seiner Verlobten, er habe sich im Hallingskarvet-Massiv eine Hütte gebaut und jeden Sommer nach der Leiche seiner Mutter gesucht, um seinen gewalttätigen Vater wegen des Mordes ins Gefängnis zu bringen und sich auf diese Weise zu rächen. Dann habe er im November auf der Håvasshütte Adele Vetlesen gefickt und im Dezember einen Erpresserbrief von ihr bekommen. Statt die verlangte Summe zu bezahlen, tötete er sie. Um den Mord zu vertuschen, schickte er Juliana Vernis nach Kigali und tötete sie anschließend. Aber dann erhielt er Post von Borgny Stem-Myhre, die scheinbar Zeugin des ersten Mordes war und ihn zu erpressen versuchte. Er tötete sie und kurz darauf auch Charlotte Lolles mit dem Leopoldsapfel, den ihm Juliana aus Afrika mitgebracht hatte. Weil es Stunden dauerte, bis die betäubten Frauen zu sich kamen und schließlich an der Kette zogen, die die 24 tödlichen Nadeln hervorschnellen ließ, konnte er sich für die Todeszeitpunkte leicht Alibis verschaffen. Mit den Briefen ging es weiter, bis er merkte, dass er von jemandem manipuliert wurde. Weil die entsprechende Seite des Gästebuches auf der Håvasshütte fehlte, meldete er sich bei Kommissar Hole in der Hoffnung, mehr über die anderen Personen zu erfahren, die dort mit ihm übernachtet hatten. Überzeugt davon, dass sein Vater die Briefe geschrieben habe, überwältigte er Odd Utmos in einer abgelegenen Berghütte, folterte ihn und löste dann mit ihm zusammen die Lawine aus, bevor er ihn mit dem Schneemobil in die Schlucht stürzen ließ.

Lene Galtungs Entsetzen spornt Tony Leike an. Er macht ihr unumwunden klar, was er vorhat: Als letzten Akt in ihrem Leben wird sie einen Heiratsvertrag unterschreiben müssen, der ihm ihr Erbe sichert.

Währenddessen kommt Hole in Eddie van Boorsts Haus zu sich. In seinem Mund spürt er den Leopoldsapfel. Der Auslöser der Nadeln ist über eine Schnur mit der Haustüre verbunden. Sobald jemand sie öffnet, werden die Nadeln Hole töten.

Kaja macht sich Sorgen um Hole, weil sie ihn nicht auf seinem Handy erreicht. Dann erhält sie eine SMS, mit der er sie auffordert, ihn bei Eddie van Boorst abzuholen. Die Türe sei offen, heißt es. Kaja hat die Türklinke bereits niedergedrückt, als ihr einfällt, dass Harry Hole keine SMS schreibt. Sie will umkehren, aber hinter ihr stehen zwei Männer. Sie bringen sie zu einem in der Nähe geparkten Geländewagen, in dem Tony Leike auf sie wartet. Bei der Frau auf dem Beifahrersitz handelt es sich um Lene Galtung. Sie ist mit Handschellen gefesselt und hat einen Leopoldsapfel im Mund. Auch Kajas Hände werden mit einem Kabelbinder gefesselt. Bevor Leike mit den Frauen losfährt, schickt er die beiden Männer, die Kaja überwältigten, zum Haus zurück. Kinzonzi und Oudry sollen den Mechanismus des in Holes Mund steckenden Leopoldsapfels auslösen.

Inzwischen renkt Hole sich an dem Haken in der Wand, durch den die Schnur zur Tür läuft, seinen nach einem früheren Bruch nicht richtig zusammengewachsenen Kiefer aus und reißt sich außerdem die Wange vom Mund bis zum Ohr auf. Nur auf diese Weise kann er sich von dem Leopoldsapfel befreien. Als Kinzonzi und Oudry ins Haus kommen, versteckt er sich bereits in dem nur durch eine Bodenluke betretbaren Waffenlager und lädt einen Revolver. Damit erschießt er Oudry und streckt auch Kinzonzi nieder. Der Schwerverletzte verrät ihm, wo Leike zu finden sei. Außerdem erfährt Hole, dass van Boorst umgebracht wurde, weil er versucht hatte, Leike zu erpressen.

Den Kiefer notdürftig hochgebunden und mit einem großkalibrigen Gewehr bewaffnet, macht Hole sich im Landrover von Leikes Männern auf den Weg. Er hält auf einem Kraterrand gegenüber der Stelle, an der Leike mit den beiden gefesselten Frauen steht. Obwohl Hole beschossen wird, zielt er sorgfältig auf Lene Galtungs rechtes Auge. Das Geschoss durchschlägt ihren Schädel und tötet auch den hinter ihr stehenden Serienmörder. Hole läuft hin, löst Kajas Hände und hindert sie nicht daran, den Toten zum Abgrund zu rollen, bis er in den Schlund des Vulkans stürzt. Mit Lene Galtungs Leiche macht Hole das Gleiche. In ihren Bericht werden Harry Hole und Kaja Solness schreiben, sie hätten die vermisste Reederstochter nicht gefunden. Auf diese Weise können sie polizeiinterne Nachforschungen vermeiden.

Als Hole nach Oslo zurückkommt, ist sein Vater bereits tot.

Altman wird aus dem Gefängnis entlassen. Bellman holt ihn persönlich ab.

Bellman muss seinen Plan aufgeben, das Dezernat für Gewaltverbrechen in Oslo bedeutungslos zu machen und alle Kompetenzen an sich zu reißen, denn Gunnar Hagen hat von dem Journalisten Bent Nordbø Unterlagen bekommen, die beweisen, dass Bellman vor einigen Jahren Ermittlungen gegen seine Ehefrau Ulla wegen einer mit Drogen zusammenhängenden Straftat verhinderte. Hagen zögert nicht, seinen Widersacher damit unter Druck zu setzen.

Hole bedauert es, dass er seinem Vater die erbetene Sterbehilfe verweigerte. Aber er sucht den „Schneemann“ noch einmal auf und versteckt in der Toilette eine Ampulle Ketanomin für den Todkranken.

Obwohl er viel für Kaja empfindet und sie seine Gefühle erwidert, kehrt Harry Hole allein nach Hongkong zurück. Dort beschäftigt Herman Kluit ihn als Schuldeneintreiber.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In dem Psychothriller „Leopard“ des norwegischen Schriftstellers und Musikers Jo Nesbø geht es um einen Serienmörder, der einige seiner Opfer mit einem Leopoldsapfel tötet. Die aktuellen Motive für die Bluttaten sind durch traumatische Erlebnisse in der Jugend aufgeladen.

Obwohl Kommissar Harry Hole erst aus Hongkong geholt werden muss, unter dem Verlust seiner großen Liebe Rakel leidet, nicht nur alkoholkrank und opiumabhängig, sondern auch spielsüchtig ist und ihm außerdem sein nach einer Fraktur schlecht zusammengewachsener Kiefer zu schaffen macht, bewährt er sich wieder einmal bei den Ermittlungen, die vor dem Hintergrund eines Konkurrenzkampfes zwischen dem norwegischen Kriminalamt und dem Dezernat für Gewaltverbrechen in Oslo stattfinden. Manchmal wirkt er in „Leopard“ wie ein Superheld, aber er wird nicht zur Schablone, sondern Jo Nesbø porträtiert ihn sehr lebendig und mit vielen widersprüchlichen Facetten.

Auch wenn die Handlung des Romans „Leopard“ unrealistisch ist, zieht sie die Leser in den Bann. Dafür sorgt Jo Nesbø mit großer Komplexität, falschen Fährten, unerwarteten Wendungen, die alles wieder in Frage stellen, was man zu verstehen glaubte, Cliffhangern und einem fortwährenden Wechsel der Perspektiven. Dass die Bedeutung einer scheinbaren Nebensache mitunter erst hunderte von Seiten später deutlich wird, zeugt vom wohldurchdachten Aufbau des Romans.

Kommissar Harry Hole holt sich von einem Serienmörder Rat; das erinnert an „Das Schweigen der Lämmer“ von Thomas Harris, und die geniale Computerhackerin Katrine Bratt in „Leopard“ ähnelt der von Stieg Larsson erfundenen Figur Lisbeth Salander in der Millenium-Trilogie („Verblendung“, „Verdammnis“, „Vergebung“).

Den Roman „Leopard“ von Jo Nesbø gibt es auch in einer gekürzten Version als Hörbuch, gelesen von Burghart Klaußner (Regie: Gabriele Kreis, Hamburg 2010, 6 CDs, ISBN 978-3-89903-685-5).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Ullstein Buchverlage

Leopoldsapfel

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