Lolita

Lolita

Lolita

Lolita - Originaltitel: Lolita - Regie: Adrian Lyne - Drehbuch: Stephen Schiff, nach dem Roman "Lolita" von Vladimir Nabokov - Kamera: Howard Atherton - Schnitt: Julie Monroe und David Brenner - Musik: Ennio Morricone - Darsteller: Jeremy Irons, Dominique Swain, Melanie Griffith, Frank Langella u.a. - 1997; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Ein 37-jähriger, in die USA emigrierter Literaturwissenschaftler aus Paris gerät in den Bann einer frühreifen zwölfjährigen Amerikanerin – Lolita – und heiratet deren verwitwete Mutter, um in ihrer Nähe bleiben zu können. Nach einem indirekt von ihm verschuldeten tödlichen Unfall seiner Ehefrau irrt er mit seiner Stieftochter durch die USA und verfällt ihr in sexueller Hörigkeit.
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Kritik

Stephen Schiff und Adrian Lyne hielten sich bei ihrer Verfilmung des Romans "Lolita" eng an die literarische Vorlage von Vladimir Nabokov, aber es gelang ihnen nicht, eine adäquate Entsprechung für Nabokovs virtuose Sprache zu finden.
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Der aus Paris stammende Literaturwissenschaftler Humbert Humbert (Jeremy Irons) ist pädophil. Der Anblick pubertärer Mädchen, die er „Nymphchen“ nennt, erregt ihn, denn sie erinnern ihn an seine früh gestorbene erste Liebe Annabel (Emma Griffiths Malin). Humbert Humbert heiratete, aber seine Ehe scheiterte nach kurzer Zeit. Vor den Nationalsozialisten setzte er sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs über Portugal in die USA ab. Dort betätigte er sich zunächst als Werbetexter, dann als Dozent für französische Literatur.

Um sich von einem Nervenzusammenbruch zu erholen, verlässt der Siebenunddreißigjährige im Sommer 1947 New York City und sucht in der abgelegenen nordostamerikanischen Kleinstadt Ramsdale ein ruhiges möbliertes Zimmer, in dem er ungestört arbeiten kann. Von der verwitweten Hausbesitzerin Charlotte Haze (Melanie Griffith) will er sich gerade verabschieden, weil er merkt, dass sie sich einsam fühlt und es auf eine Männerbekanntschaft abgesehen hat. Zum Schluss zeigt sie ihm noch kurz den Garten. Da sonnt sich ihre zwölfjährige Tochter Dolores (Dominique Swain) in einem dünnen Sommerkleid. Humbert ist hingerissen von dem gleichzeitig kindlichen und frühreifen blonden Mädchen mit Sonnenbrile, das gelangweilt in einem Comicheft blättert: Er nimmt das Zimmer.

Zunehmend verfällt er Lolita und protokolliert seine leidenschaftlichen Gefühle ebenso wie seine Verachtung für Charlotte in einem Tagebuch. Charlotte, die mehrmals vergeblich versucht hat, Humbert zu verführen, zwingt ihn schließlich zur Entscheidung: Entweder er ziehe aus oder er bleibe, aber in diesem Fall nicht als Untermieter, sondern als ihr Mann. Humbert heiratet Charlotte.

Aber Charlottes Glück ist von kurzer Dauer. Sie findet das Tagebuch. Entsetzt über den abscheulichen Betrug und die Gefährdung ihrer Tochter läuft sie kopflos aus dem Haus – einem Nachbarn direkt vors Auto. Sie stirbt noch an der Unfallstelle.

Humbert nimmt das Beileid der Bekannten entgegen und holt dann Lolita aus einem Feriencamp. Er lügt ihr zunächst vor, ihre Mutter sei in einem Krankenhaus; als ihr Stiefvater werde er sich von jetzt an um sie kümmern und sie auf eine längere Reise mitnehmen. Erst nach ein paar Tagen sagt er ihr die Wahrheit. Humbert fährt mit Lolita von Motel zu Motel. Dabei kippt Humberts pädophile Schwärmerei in sexuelle Hörigkeit um: Er tut alles, um Lolita nicht zu verlieren, und sie nützt seine Abhängigkeit aus und unterwirft ihn ihren launischen Wünschen. Humbert versucht es mit autoritären Erziehungsmaßnahmen, aber Lolita spielt raffiniert mit ihm.

Während der monatelangen Odyssee werden Humbert und Lolita ständig von einem Auto verfolgt, und in den Motels, in denen sie übernachten, taucht immer wieder der Bühnenautor Clare Quilty (Frank Langella) auf, der ein Jahr jünger als Humbert ist. Dann ist Lolita plötzlich fort.

Erst sechs Jahre später hört Humbert wieder von ihr: In einem Brief bittet ihn die inzwischen Achtzehnjährige um Geld. Sofort reist er zu der angegebenen Adresse. Lolita ist inzwischen mit dem jungen Handwerker Dick Schiller (Michael Dolan) verheiratet und schwanger. Vergeblich versucht Humbert, Lolita zurückzugewinnen. Als Gegenleistung für das Geld verlangt er den Namen des Mannes, mit dem Lolita damals durchbrannte. Lolita – oder Dolly Schiller, wie sie jetzt heißt – gesteht ihm, dass sie mit Quilty ein Verhältnis hatte. Statt ihr jedoch, wie versprochen, eine Filmrolle zu beschaffen, zwang er sie, in Pornostreifen mitzuspielen.

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Hasserfüllt fährt Humbert zu Quiltys Landsitz Pavor Manor. Obwohl der kauzige Autor betrunken ist, steht er seinem ungebetenen Besucher in Literaturkenntnis nicht nach und wirkt wie dessen groteskes Alter Ego. Aber Humbert lässt sich nicht ablenken und schießt so lange auf Quilty, bis er tot ist.

Humbert Humbert wird kurz darauf festgenommen. Lolita stirbt bei der Geburt ihres Kindes.

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Wie der Roman „Lolita“ von Vladimir Nabokov beginnt Adrian Lynes Verfilmung mit den Worten „Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele.“ Eigentlich handelt es sich um ein Remake, denn „Lolita“ war bereits 1962 von Stanley Kubrick verfilmt worden („Lolita“). Stephen Schiff (Drehbuch) und Adrian Lyne (Regie) halten sich eng an die literarische Vorlage und ahmen die Ich-Form nach, indem sie den Protagonisten aus dem Off erzählen lassen. Aber Vladimir Nabokovs Roman zeichnet sich vor allem durch Sprachvirtuosität aus (obwohl der geborene Russe englisch geschrieben hatte), und dafür fanden weder Stanley Kubrick noch Adrian Lyne eine adäquate Entsprechung.

Die Rolle der zwölfjährigen Lolita wurde übrigens von der drei Jahre älteren Dominique Swain gespielt, die aufgrund des US Child Pornography Prevention Act von 1996 in den Nacktszenen von einer Neunzehnjährigen gedoubelt werden musste.

Adrian Lyne wurde am 4. März 1941 in Peterborough in Northamptonshire als Sohn des Lehrers Richard Lyne und dessen Ehefrau Rosalind geboren, wuchs aber in London auf. Sein Vater war Lateinlehrer. Nach dem Besuch der Highgate School arbeitete Adrian Lyne vier Jahre lang in einer Werbeagentur in London. 1971 gründete er mit zwei Geschäftspartnern eine eigene Werbeagentur.

Zu seinen Aufgaben gehörte das Drehen von Werbespots. Seinen ersten Spielfilm inszenierte Adrian Lyne 1980: „Foxes“ / „Jeanies Clique“.

Sein Psychothriller „Fatal Attraction“ / „Eine verhängnisvolle Affäre“ wurde 1988 in sechs Kategorien für einen „Oscar“ nominiert, darunter auch für die Regie.

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Inhaltsangabe und Kommentar: © Dieter Wunderlich 2005

Vladimir Nabokov: Lolita
Stanley Kubrick: Lolita

Adrian Lyne (Filmografie)
Adrian Lyne: 9½ Wochen
Adrian Lyne: Eine verhängnisvolle Affäre
Adrian Lyne: Jacob’s Ladder. In der Gewalt des Jenseits
Adrian Lyne: Ein unmoralisches Angebot
Adrian Lyne: Untreu

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