Clive Staples Lewis : Die Chroniken von Narnia

Die Chroniken von Narnia
Originaltitel: The Chronicles of Narnia, 1950 - 1956 Übersetzungen: Hans Eich (Der letzte Kampf), Ulla Neckenauer (Das Wunder von Narnia; Der Ritt nach Narnia; Die Reise auf der Morgenröte; Der silberne Sessel), Lsa Tetzner (Der König von Narnia; Prinz Kaspian von Narnia) Ueberreuter, München 2005 ISBN: 3-8000-5186-9, 523 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

(1) Das Wunder von Narnia
(2) Der König von Narnia
(3) Der Ritt nach Narnia
(4) Prinz Kaspian von Narnia
(5) Die Reise auf der Morgenröte
(6) Der silberne Sessel
(7) Der letzte Kampf
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Kritik

"Die Chroniken von Narnia" ist ein siebenteiliger Kinderbuchzyklus des englischen Literaturprofessors C. S. Lewis über die von Fabelwesen bewohnte Welt Narnia. Wagnisse, Rätsel und Spannung machen das Lesen zu einem Abenteuer.
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Die Chroniken von Narnia. Das Wunder von Narnia

Weil seine Mutter krank ist, wird der etwa zehn Jahre alte Junge Digory Ketterley von seinem unangenehmen Onkel Andrew nach London geholt. In der Reihenhaussiedlung, in der er nun wohnt, befreundet sich der traurige Junge mit Polly Plummer, einem Mädchen aus der Nachbarschaft.

Auf dem Dachboden entdecken die beiden Kinder eines Tages, dass Onkel Andrew ein Zauberer ist. Mit einem gelben Zauberring versetzt der Onkel sie an eine Stelle, an der sich die verschiedenen Welten berühren. Neugierig dringen Digory und Polly in eine der Welten vor: in die untergehende Welt Charn. In den Ruinen werden sie von der durch Digory versehentlich geweckten Hexe Jadis entdeckt, die vor tausenden von Jahren die Bewohner Charns getötet hatte und seither eine Welt ohne Untertanen beherrscht. Die machtgierige Hexe zwingt die beiden Kinder, sie nach London mitzunehmen, aber sie muss frustriert feststellen, dass ihre Zauberkräfte in dieser Welt wirkungslos bleiben.

Digory gelingt es, die Hexe zu der Stelle zu bringen, wo die vorhandenen Welten aneinanderstoßen, und von dort geht es weiter in eine neu entstehende Welt: Narnia. Mit Jadis hat Digory jedoch ungewollt das Böse nach Narnia gebracht …


Die Chroniken von Narnia. Der König von Narnia

Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg London bombardieren, kommen die Geschwister Peter, Suse, Edmund und Lucy Pevensie zu einem Onkel aufs Land: zu dem betagten Professor Digory Kirke, der mit einer Wirtschafterin und drei Zimmermädchen in einem großen Haus „zehn Meilen von der nächsten Bahnstation und zwei Meilen von der nächsten Post“ entfernt wohnt.

Bei der Erkundung des Hauses untersucht Lucy, die Jüngste, einen alten, in einem leeren Zimmer stehenden Wandschrank – und gelangt auf diese Weise unerwartet in die erstarrte Winterwelt Narnia.

Was steckt wohl in dem Schrank, dachte sie [Lucy], und obgleich sie sicher glaubte, dass der Schrank verschlossen sei, öffnete sich die Tür zu ihrer Überraschung ganz leicht und zwei Mottenkugeln rollten heraus. Als sie hineinschaute, sah sie verschiedene Mäntel hängen, hauptsächlich lange Pelze. Nichts mochte Lucy lieber als Pelze, ihren Geruch und das weiche Fell zwischen den Fingern. Sie kroch flugs zwischen die Pelze und rieb ihr Gesicht dagegen. (Natürlich schnappte sie die Tür nicht ins Schloss, denn sie wusste genau, wie töricht es ist, sich in einen Kleiderschrank einzuschließen.) Bald kroch sie tiefer hinein und entdeckte dabei hinter der ersten Mantelreihe eine zweite. Es war beinahe ganz dunkel im Schrank, und um nicht mit der Nase an die Hinterwand zu stoßen, hielt sie die Arme vor sich ausgestreckt. Vorsichtig wagte sie erst einen, dann zwei, ja sogar drei Schritte, sie erwartete jeden Augenblick mit ihren Fingerspitzen an die Wand zu tasten, aber die kam nicht und kam nicht.
Das muss ja ein geradezu riesenhafter Schrank sein, dachte Lucy. Sie ging noch tiefer und schob die weichen Mantelfalten zur Seite um Platz zu schaffen. Da knirschte etwas unter ihren Füßen. Wohl noch mehr Mottenkugeln?, dachte sie und beugte sich nieder um sie aufzuheben. Aber sie fasste nicht das harte, glatte Holz des Bodens, sie griff etwas Weiches, Pulvriges und ganz Kaltes. Das ist doch recht sonderbar, überlegte sie und ging noch einige Schritte weiter.
Nun fühlte sie gar keinen weichen Pelz mehr an Gesicht und Händen, sondern etwas Hartes, Raues, sogar Stachliges. Was ist denn das? Sind das nicht Baumzweige? Da sah sie ein Licht vor sich. Die Rückwand des Schrankes sollte doch nur wenige Zentimeter von ihr entfernt sein und war weiß Gott wo! Etwas Kaltes und Weiches rieselte auf sie nieder und gleich darauf stand sie mitten in einem Wald in stockdunkler Nacht. Unter ihren Füßen lag Schnee und aus der Luft sanken Schneeflocken herab.
Lucy erschrak und fürchtete sich, war aber zugleich auch ein wenig neugierig. Sie schaute zurück und konnte zwischen den dunklen Baumstämmen noch die offene Schranktür, ja sogar ein Stück des unbewohnten Zimmers sehen, aus dem sie gekommen war. Dort hinten schien es noch lichter Tag zu sein. Ich kann immer zurück, wenn etwas schief geht, dachte Lucy. Sie lief weiter – knirsch, knirsch – über den Schnee und durch den Wald auf das andere Licht zu. Es dauerte eine Zeit lang, dann erreichte sie das Licht. Es war eine Straßenlaterne!
Sie blieb stehn und schaute sich um. Wieso brennt mitten im Wald eine Straßenlaterne?, fragte sie sich […]

Eh Lucy sich versieht, begegnet sie dem Faun Tumnus. Der steht zwar im Dienst der weißen Hexenkönigin von Narnia, die in einem Schloss aus Eis residiert und alles Lebendige erstarren lassen kann, aber statt die Besucherin pflichtgemäß seiner Gebieterin zu melden, lässt er Lucy nach ein paar Stunden wieder in ihre Welt zurückkehren. Dort hat niemand Lucys Abwesenheit bemerkt, weil die Zeit währenddessen stehen blieb.

Peter, Suse und Edmund glauben Lucy nicht, als sie von ihrem seltsamen Erlebnis erzählt.

Kurz darauf geraten alle vier Kinder nach Narnia. Edmund läuft zu der Hexenkönigin Jadis, die ihn in ihren Bann schlägt und dazu bringt, Lucy und seine beiden älteren Geschwister zu verraten, von denen er sich ohnehin gegängelt fühlt. Die Hexe hat vor, sie zu töten, denn sie möchte verhindern, dass sich eine alte Prophezeiung erfüllt, derzufolge „zwei Söhne Adams und zwei Töchter Evas“ dereinst ihre Herrschaft beenden werden.

Aber die unerschrockenen Kinder helfen dem edlen Löwen Aslan im Kampf gegen die weiße Hexe …

Verfilmung „Die Chroniken von Narnia. Der König von Narnia


Die Chroniken von Narnia. Der Ritt nach Narnia

Die Geschichte spielt zu der Zeit als Peter, Susan, Edmund und Lucy Könige und Königinnen in Narnia sind.

Der Waisenknabe Shasta lebt in dem Wüstenreich Kalormen und muss als Hilfskraft für den Fischer Arsheesh schuften, von dem er glaubt, er sei sein Vater. Eines Tages belauscht Shasta ein Gespräch zwischen Arsheesh und einem Tarkaan (so nennt man die reichen Aristokraten) und erfährt zu seinem Entsetzen, dass er verkauft werden soll. Breehy-hinny-brinny-hoohy-hah, kurz Bree, das sprechende Pferd des Tarkaans, rät ihm zur Flucht. Ohnehin will Bree auch fort. Auf seinem Rücken wird Shasta rasch vorankommen, und mit einem Reiter auf dem Rücken kann auch das Pferd entfliehen, ohne Verdacht zu erregen.

Auf der Flucht begegnen Shasta und Bree der jungen Adeligen Aravis, die ebenfalls auf einem sprechenden Pferd reitet – es heißt Hwin – und ausgerissen ist, weil ihr Vater sie mit dem widerlichen Ahostha verheiratet wollte. Shasta und Bree, Aravis und Hwin tun sich zusammen.

In Tasbaan erfährt Shasta, der unbeabsichtigt von seinen Begleitern getrennt wurde, dass sich Prinz Rabadash von Kalormen in Königin Susan von Narnia verliebt hat und sie gewaltsam nehmen will, wenn sie ihn nicht erhört. Kurz darauf belauschen Shasta und Aravis den wütenden Prinzen und dessen Vater Tisroc und hören, dass die Königin entkommen ist und Prinz Rabadash deshalb beabsichtigt, das Archenland und Narnia zu überfallen, Susan dort zu suchen und zu entführen. Gerade noch rechtzeitig gelingt es den Kindern, König Lune von Archenland auf Schloss Anvard vor der Gefahr zu warnen.

Schließlich erfährt Shasta auch das Geheimnis seiner eigenen Herkunft …


Die Chroniken von Narnia. Prinz Kaspian von Narnia

Als es Peter, Suse, Edmund und Lucy kurze Zeit nach ihren ersten Abenteuern in Narnia und der Befreiung dieser Welt von der bösen weißen Hexe Jadis nach einem Jahr noch einmal dorthin verschlägt, sind in Narnia bereits mehr als tausend Jahre vergangen und nichts sieht mehr wie vorher aus: Die Temarinen überfielen Narnia und haben inzwischen fast alle Faune und Nymphen, Zwerge und Riesen, Satyre und Zentauren, Zyklopen und sprechenden Tiere getötet oder vertrieben. Narnia steht unter der Schreckensherrschaft des bösen Königs Miraz.

In der Ruine der früheren Königsfeste Cair Paravel begegnen die Kinder dem Zwerg Trumpkin, durch den sie erstmals von Prinz Kaspian hören, dem Sohn des verstorbenen Königs, der jetzt bei seinem Onkel, dem Tyrannen Miraz, lebt.

Als Prinz Kaspian von seinem Lehrer Cornelius erfährt, wie schön Narnia in der Regierungszeit seines Vaters war und dass sein Onkel Miraz der Mörder seines Vaters ist, beschließt er, den Verbrecher zu stürzen und Narnia wieder zu einem blühenden Reich zu machen. König Miraz erfährt jedoch von den Absichten seines Neffen und trachtet ihm nach dem Leben. Unterstützung bekommt Prinz Kaspian von Trumpkin, Peter, Suse, Edmund, Lucy und Aslan …


Die Chroniken von Narnia. Die Reise auf der Morgenröte

Durch ein Gemälde gelangen Lucy und Edmund ohne ihre älteren Geschwister, aber mit ihrem antiautoritär erzogenen Vetter Eustachius Knilch nach Narnia. Mitten im Meer tauchen sie auf, aber glücklicherweise werden sie von der Besatzung des Schiffes „Morgenröte“ vor dem Ertrinken gerettet. An Bord befindet sich auch König Kaspian X., der inzwischen die Regierung in Narnia übernommen und sein Reich weitgehend befriedet hat. Er sucht nach sieben verschollenen Lords, die seinem ermordeten Vater treu ergebene waren. Lucy und Emund freuen sich, dass sie dabei sein dürfen, und Eustachius sieht vorerst keine Möglichkeit, in sein Elternhaus zurückzukehren.

Auf einer Insel wird Eustachius in einen Drachen verwandelt. In dieser Gestalt kann er weder die Insel noch Narnia jemals wieder verlassen. Obwohl Eustachius sich arrogant benahm und nur am Nörgeln war, versuchen Lucy, Edmund und Kaspian, ihn zu retten …

Verfilmung „Die Chroniken von Narnia. Die Reise auf der Morgenröte“


Die Chroniken von Narnia. Der silberne Sessel

Eustachius, der glücklicherweise wieder in einen Jungen zurückverwandelt wurde, besucht inzwischen ein Internat. Eines Tages trifft er ein weinendes Mädchen mit den Namen Jill Pole. Als er von Narnia erzählt, wünschen die beiden Kinder sich, in dieser fantastischen Welt zu sein – und finden sich denn auch gleich dort wieder.

Da die Zeit in Narnia viel schneller als in England vergeht, ist König Kaspian bereits ein Greis. Weil Kaspians Sohn, Prinz Rilian, vermisst wird, bittet der Löwe Aslan die Besucher, nach ihm zu suchen, und die beiden Kinder brechen zu einer abenteuerlichen Reise durch Narnia auf …


Die Chroniken von Narnia. Der letzte Kampf

Narnia wird inzwischen von König Tirian, einen Nachkommen Kaspians, regiert. Als man ihm berichtet, der edle Löwe Aslan habe sich offenbar in ein gemeines Tier verwandelt, bricht der Herrscher persönlich auf, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Bewohner in den westlichen Wäldern, wo der Löwe gesehen worden war, fällen die Bäume und transportieren das Holz in den Süden des Landes, obwohl mit jedem Baum ein Fabelwesen stirbt.

Angeordnet wurde die Rodung durch den Affen Listig, der sich dabei auf den weisen und über jeden Zweifel erhabenen Löwen Aslan berief. In Wirklichkeit hatten der hinterhältige Affe und der gutmütige Esel Wirrkopf das Fell eines Löwen gefunden, und der Esel war von seinem vermeintlichen Freund überredet worden, es überzustreifen. Durch diese Täuschung gelang es Listig, die Bewohner in den westlichen Wäldern zu versklaven.

Bevor König Tirian eingreifen kann, wird er gefangen genommen. Im Traum erscheinen ihm die zu einer Tischrunde versammelten Retter von Narnia von Digory und Polly bis Jill und Eustachius. Letztere machen sich auf den Weg, um König Tirian zu retten …

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Der am 29. November 1898 in Belfast geborene britische Literaturprofessor Clive Staples Lewis (1898 – 1963) schrieb u. a. eine aus den Science-Fiction-Romanen „Jenseits des schweigenden Planeten“ (1938), „Perelandra“ (1943) und „Die böse Macht“ (1945) bestehende („Perelandra“-)Trilogie. Unter dem Titel „Der König von Narnia“ veröffentlichte er 1950 sein erstes Kinder- bzw. Jugendbuch. Obwohl er damit zunächst wenig Erfolg hatte, ließ er bis zu seinem Tod im Jahr 1963 sechs weitere Bücher folgen, die zusammen „Die Chroniken von Narnia“ ergeben. In der richtigen, d. h. von C. S. Lewis selbst angegebenen Erzählreihenfolge handelt es sich um die Romane:

Das Wunder von Narnia (The Magician’s Nephew, 1955)
Der König von Narnia (The Lion, the Witch and the Wardrobe, 1950)
Der Ritt nach Narnia (The Horse and His Boy, 1954)
Prinz Kaspian von Narnia (Prince Caspian, 1951)
Die Reise auf der Morgenröte (The Voyage of the Dawn Treader, 1952)
Der silberne Sessel (The Silver Chair, 1953)
Der letzte Kampf (The Last Battle, 1956)

Rätsel und Gefahren, Wagnisse und Mutproben machen den Romanzyklus über die von Fabelwesen bewohnte Welt Narnia zu einem spannenden Leseabenteuer. Im Vergleich zu der komplexen und ausgefeilten Trilogie „Der Herr der Ringe“ von John Ronald Reuel Tolkien wirken „Die Chroniken von Narnia“ allerdings simpel. Einfühlsam, in einer klaren, einfachen Sprache und ohne die Vorstellungskraft eines Kindes zu überfordern, beschäftigt Clive Staples Lewis sich dabei auch mit ernsten Themen wie zum Beispiel Freundschaft und Selbstvertrauen.

Irita Kutchmy adaptierte den Roman „The Lion, the Witch and the Wardrobe“ 1982 für ein Kinder-Musical, das in Deutschland den Titel „Der Winterwald im Kleiderschrank“ trägt. Andrew Adamson hat denselben Band aufwändig verfilmt: „Die Chroniken von Narnia. Der König von Narnia“. Rechtzeitig vor dem Start des Kinofilms brachte der Ueberreuter Verlag 2005 eine Neuübersetzung des Buches „Der König von Narnia“ von Clive Staples Lewis durch Wolfgang Hohlbein und Christian Rendel heraus (ISBN: 3-8000-5168-0, 162 Seiten, 12.95 €). „Die Chroniken von Narnia“ gibt es auch als Hörbücher, gelesen von Philipp Schepmann.

Andrew Adamson verfilmte auch den Band „Die Chroniken von Narnia. Prinz Kaspian von Narnia“ (Filmdaten). Bei der dritten Adaptation eines Bandes aus den „Chroniken von Narnia“ führte Michael Apted Regie: „Die Chroniken von Narnia. Die Reise auf der Morgenröte“.

Literatur über C. S. Lewis und „Die Chroniken von Narnia“

  • Michael Coren: C. S. Lewis, der Mann, der Narnia schuf. Eine Biografie (The Man Who Created Narnia. The Story About C. S. Lewis) Moers 2005

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005 / 2013
Textauszüge: © Ueberreuter

Andrew Adamson: Die Chroniken von Narnia. Der König von Narnia
Michael Apted: Die Chroniken von Narnia. Die Reise auf der Morgenröte

Philippe Claudel - Brodecks Bericht
"Brodecks Bericht" ist eine enthistorisierte Groteske über den Nationalsozialismus. Den düsteren, bestürzenden Roman entwickelt Philippe Claudel meisterhaft aus drei Erzählsträngen.
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