Arnies Welt

Arnies Welt

Arnies Welt

Originaltitel: Arnies Welt - Regie: Isabel Kleefeld - Drehbuch: Isabel Kleefeld, nach dem Roman "Arnies Welt" von Maeve Carels - Kamera: Rainer Klausmann - Schnitt: Andrea Mertens - Musik: Annette Focks - Darsteller: Caroline Peters, Jörg Schüttauf, Enno Hesse, Ernst Alisch, Matthias Brandt, Friederike Frerichs, Bruno Schubert, Martin Lindow, Barbara Philipp u.a. - 2006; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Als der Polizist Marc Fischer von einem Dorf in der Eifel nach Köln versetzt wird, verunglückt er gleich außerhalb der Ortschaft tödlich. Der Computerfreak Harald Winken meldet den Unfall und sagt aus, er habe gesehen, wie der Polizist einem Reh auswich und die Kontrolle über das Auto verlor. Zufällig erfährt Hannah, die Ehefrau des Kommissars Horst Bäumer, dass der 7-jährige Arnie ebenfalls Zeuge des Unfalls war. Arnie will jedoch zwei Autos gesehen haben ...
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Kritik

"Arnies Welt" – die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Maeve Carels durch Isabel Kleefeld – ist eine gelungene Mischung aus Provinzdrama und Psychothriller.
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Horst Bäumer (Jörg Schüttauf) zog mit seiner Ehefrau Hannah (Caroline Peters) in ein Dorf in der Eifel, wo er die Stelle des Polizeikommissars übernommen hat. Obwohl Hannah bereits einmal wegen Kleptomanie verurteilt wurde und noch unter Bewährung steht, stiehlt sie auch an ihrem neuen Wohnort weiter, beispielsweise in Geschäften und in der Praxis des Arztes Mike Keulerz (Martin Lindow). Eine Nachnahmesendung mit einem Kleid, die ihr der Postbote Enno (Matthias Brandt) vor die Tür legt, unterschlägt sie. Alle im Dorf wissen, was mit Hannah los ist, und niemand will etwas mit ihr zu tun haben. Man bedauert ihren Mann und wundert sich, warum er sich nicht scheiden lässt, zumal sein Verhältnis mit der Pädagogin Ulla (Barbara Philipp) vom Jugendheim ein offenes Geheimnis ist.

Als Horsts junger Mitarbeiter Marc Fischer (Hinnerk Schönemann) versetzt wird, feiert er mit den Kollegen im Polizeirevier Abschied, bevor er sich ans Steuer setzt und auf den Weg nach Köln macht.

Ungefähr zur gleichen Zeit besorgt sich der achtzehnjährige Harald Winken (Enno Hesse), von einer Diebesbande einen neuen Flachbildschirm und weiteres Zubehör für seinen PC. Während der Fahrt versucht er, die auf dem Rücksitz ins Rutschen geratenen Schachteln zurechtzurücken, gerät dadurch auf die linke Straßenseite – und rast direkt auf den entgegenkommenden Wagen des Polizisten zu. Beim Ausweichen touchieren sich die Autos kurz. Während Harald sein Fahrzeug zum Stehen bringt, wird Marc Fischer aus dem sich mehrmals überschlagenden Wagen geschleudert. Entsetzt starrt Harald auf den stöhnend im Feld liegenden Verletzten und das brennende Wrack. Er sammelt Splitter seiner linken Rückleuchte von der Straße auf, versteckt seinen eigenen Wagen in einer nahen Scheune und fährt mit einem Rad weiter, das er dort findet.

Dem Dorfpolizisten Panzak (Jörg Reimers) berichtet er zwar von dem Unfall, aber er behauptet, der Autofahrer sei einem Reh ausgewichen und habe dabei die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Er selbst sei gerade mit seinem Fahrrad in der Nähe gewesen und habe den Unfall gesehen.

Horst fühlt sich für den Tod seines Mitarbeiters verantwortlich, weil er mit ihm zum Abschied Schnaps und Bier getrunken hatte.

In der Nacht bringt Harald das Fahrrad zurück, holt seinen Wagen und bringt ihn in eine leer stehende Garage, um dort den Schaden am Heck auszubessern. Als er gerade damit fertig ist, taucht zufällig Hannah auf. Er nimmt sie mit zum Hof des Bauern Frings (Ernst Alisch), bei dessen Tochter Rita (Friederike Frerichs) sie sich beschweren will, weil sie die Frau verdächtigt, ihr einen anonymen Schmähbrief geschrieben zu haben. Dabei lernt sie den siebenjährigen Arnie (Bruno Schubert) kennen, der die Ferien bei seinem Großvater und seiner Tante verbringt. Hellhörig wird Hannah, als das Kind ihr erzählt, es habe den Unfall mit den beiden Autos gesehen, und einen der beiden Fahrer im Feld liegen gesehen und stöhnen gehört. Zwei Autos? In der Zeitung stand doch, Marc Fischer sei einem Reh ausgewichen und habe sich das Genick gebrochen. Ist man bei einem Genickbruch nicht sofort tot?

Hannah will ihren Mann auf die Widersprüche aufmerksam machen, aber Horst hält das für eine ihrer Spinnereien und achtet nicht weiter darauf.

Ohne zu ahnen, dass Harald in den Unfall verwickelt ist, erzählt Hannah ihm bei der nächsten Begegnung von dem kleinen Zeugen. Erst danach erfährt sie von Enno, dass Harald den Unfall gemeldet hatte. Enno wundert sich allerdings, denn er hat den Autonarren noch nie mit einem Fahrrad gesehen. War Harald in den Unfall verwickelt? Hannah bedauert es, ihn auf Arnie aufmerksam gemacht zu haben. Kurz darauf wird Arnie von seinem Großvater und seiner Tante als vermisst gemeldet. Die Polizei fordert eine Hundestaffel an.

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Hannah befürchtet, dass Harald dem Kind etwas angetan haben könnte und sucht zusammen mit Enno nach den beiden. Das Tor der Garage, in der sie mit Harald ins Gespräch kam, ist verschlossen, aber man hört den Motor eines Autos laufen. Die Polizei bricht das Tor auf und zerrt Harald ins Freie. Offenbar wollte er sich mit den Abgasen vergiften und das Leben nehmen.

Auf der Treppe im Polizeirevier bemerkt Hannah ein Bonbonpapier und findet auf diese Weise Arnie, der sich auf einem Dachboden versteckte und einschlief. Sie weckt ihn und lässt sich noch einmal genauer erzählen, was er beobachtete. Arglos berichtet Arnie, wie er aus Mitleid zu dem stöhnenden Verletzten ging und dessen Kopf anhob. Da knackte es laut – wie bei dem Kaninchen, dem seine Tante Rita vor ein paar Tagen das Genick brach –, und dann war der Mann still.

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Für ihren Film adaptierte Isabel Kleefeld den 1996 veröffentlichten, in der friesischen Kleinstadt Geverensand spielenden Kriminalroman „Arnies Welt“ von Maeve Carels (Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 1996, 235 Seiten, ISBN: 3-404-19613-9).

„Arnies Welt“ ist eine gelungene Mischung aus Provinzdrama und Psychothriller. Isabel Kleefeld erzählt die packende Geschichte ruhig und stringent. Dass einige der Figuren überzeichnet sind, sorgt für ein wenig Komik. Außerdem sind alle Rollen mit Darstellern besetzt, die daraus glaubwürdige Charaktere machen, allen voran die besonders eindrucksvoll spielende Caroline Peters.

Isabel Kleefeld bekam für „Arnies Welt“ einen Grimme-Preis.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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