Moonlight

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Moonlight

Moonlight – Originaltitel: Moonlight – Regie: Barry Jenkins – Drehbuch: Barry Jenkins nach dem Theaterstück "In Moonlight Black Boys Look Blue" von Tarell Alvin McCraney – Kamera: James Laxton – Schnitt: Nat Sanders, Joi McMillon – Musik: Nicholas Britell – Darsteller: Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes, Mahershala Ali, Naomie Harris, Shariff Earp, Duan Sanderson, Janelle Monáe, Jaden Piner, Jharrel Jerome, André Holland u.a. – 2016; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Im Mittelpunkt steht ein zunächst neun, dann 16 Jahre alter und schließlich erwachsener Afroamerikaner. Die drogensüchtige Mutter vernachlässigt ihn, und in der Schule wird er gemobbt. Als Jugendlicher schlägt er zurück – und wird deshalb zu einer Haftstrafe verrurteilt. Im Gefängnis trainiert er sich Muskeln an, um sich Respekt zu verschaffen. Der Außen­seiter sucht seinen Platz in der Gesell­schaft und setzt sich dabei auch mit den Themen Homosexualität und Männlichkeit auseinander ...
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Kritik

Der auf einem Theaterstück basierende Film "Moonlight" dreht sich um die Identitätsfindung eines homosexuellen Afro­amerikaners. Barry Jenkins konzentriert sich auf die Charakter­studie, und sowohl der Film als auch die Darsteller sind überzeugend.
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Kapitel 1: Little

Der neunjährige Afroamerikaner Chiron (Alex R. Hibbert) lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter (Naomie Harris) in einem Armenviertel in Miami. Paula kümmert sich kaum um ihn. Sie prostituiert sich, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Von seinen Mitschülern wird Chiron gemobbt, und sie rufen ihn bei dem Spitznamen Little. Kevin (Jaden Piner) stellt sich zwar nicht offen gegen den Anführer der Jungen, aber er drängt Chiron, die Übergriffe nicht länger zu erdulden, sondern sich zu wehren.

Ausgerechnet Juan (Mahershala Ali), ein kubanischer Immigrant, der den Drogenhandel im Stadtviertel kontrolliert, und dessen Lebensgefährtin Teresa (Janelle Monáe) kümmern sich um den Jungen. Sie werden zu Ersatzeltern für ihn.

Juan nimmt Chiron mit zum Strand und bringt ihm das Schwimmen bei. Seine Absicht ist es, das Selbstbewusstsein des Jungen zu stärken und das Misstrauen abzubauen.

Entsetzt stellt Juan fest, dass Chirons Mutter zum Kundenkreis eines seiner Straßendealer gehört.

Chiron fragt ihn eines Abends, was eine Schwuchtel sei. Dann möchte er wissen, ob Juan sein Geld als Drogenhändler verdient, und als dieser zerknirscht ja gesagt hat, lässt sich Chiron den Verdacht bestätigen, dass seine Mutter drogensüchtig sei. Daraufhin verlässt der Junge ohne ein weiteres Wort das Haus.

Kapitel 2: Chiron

Sieben Jahre später besuchen Chiron (Ashton Sanders) und Kevin (Jharrel Jerome) die Highschool. Juan lebt nicht mehr, aber Teresa kümmert sich nach wie vor um Chiron. Sie steckt ihm auch Geld zu, das ihm allerdings die Mutter abnimmt, wenn sie Drogen­nachschub benötigt und keinen Freier findet.

Eines Nachts begegnen sich Chiron und Kevin am Strand und rauchen einen Joint miteinander. Sie küssen sich, und Kevin masturbiert Chiron.

Terrel (Patrick Decile), der von den Schülern als Anführer respektiert wird, lässt sich zunächst von Kevin bestätigen, dass er ihm Befehle erteilen kann. Dann verlangt er von ihm auf dem Schulhof, Chiron zu verprügeln. Kevin, der viel stärker als Chiron ist, beabsichtigt, ihn mit einem einzigen Schlag kampfunfähig zu machen. Aber Chiron steht immer wieder auf. Am Ende wird er auch von Terrel und den anderen geschlagen und getreten.

Am nächsten Morgen kommt Chiron zwar verspätet, aber mit entschlossenen Schritten in die Schule. Er betritt das Klassenzimmer, in dem der Unterricht bereits begonnen hat, hebt wortlos einen Stuhl hoch und zertrümmert ihn auf Terrels Rücken.

Er wird von der Polizei abgeführt.

Kapitel 3: Black

Zehn Jahre später lebt Chiron (Trevante Rhodes) in Atlanta/Georgia. Dort verbüßte er seine Haftstrafe, und seine Mutter Paula ist in einem Heim für ehemalige Drogenabhängige untergebracht. Chiron nennt sich Black, trägt eine Goldkette über dem T-Shirt und hat sich Muskelpakete antrainiert. Er ist jetzt ein Drogendealer wie Juan einer war.

Als er Paula besucht, gibt sie schluchzend zu, viel falsch gemacht zu haben. Sie sei nicht als Mutter für ihn da gewesen, als er sie gebraucht habe. Paula versichert ihm, dass sie ihn liebe und räumt ein, dass sie von ihm keine Gegenliebe erwarten könne. Der Muskelprotz verdrückt eine Träne und umarmt seine Mutter, ist aber nicht in der Lage, über seine Gefühle und Albträume zu reden.

Unerwartet ruft Kevin (André Holland) aus Miami an. Es ist der erste Kontakt nach zehn Jahren.

Bald darauf fährt Chiron spontan mit dem Auto nach Miami und geht in den Diner, in dem Kevin als Koch arbeitet, um ihn mit einem Besuch zu überraschen.

Kevin war ebenfalls im Gefängnis. Dort lernte er kochen. Seine Ehe mit Samantha (Herveline Moncion) ist gescheitert, aber sie kümmern sich beide um den gemeinsamen kleinen Sohn. Kevin bereitet für Chiron ein besonderes Gericht zu, und obwohl dieser keinen Alkohol mag, überredet er ihn, mit ihm Rotwein zu trinken. Schon als Kind und Jugendlicher redete Chiron möglichst wenig. Daran hat sich nichts geändert.

Als der Diner schließt, fährt Chiron Kevin nach Hause, und weil er kein Hotelzimmer hat, nimmt Kevin ihn mit in die Wohnung.

Im Vergleich zu Chiron sieht Kevin sich als Spießer, und er klagt kurz darüber, dass er nie etwas gewesen sei, was er wirklich gewollt habe. Als er fragt, ob Chiron eine Beziehung habe, antwortet dieser, Kevin sei der einzige Mensch, der ihn jemals berührt habe.

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Der Film „Moonlight“ von Barry Jenkins basiert auf dem Theaterstück „In Moonlight Black Boys Look Blue“, das der 1980 in Miami geborene afroamerikanische Dramatiker Tarell Alvin McCraney im Rahmen eines Schultheaterprojekts geschrieben hatte, das jedoch nie aufgeführt worden ist.

„Moonlight“ dreht sich vor allem um Identitätsfindung. Im Mittelpunkt steht ein zunächst neun, dann 16 Jahre alter und schließlich erwachsener Afroamerikaner, ein in der Schule gemobbter Außenseiter, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht und sich dabei nicht zuletzt mit den Themen Homosexualität und Männlichkeit auseinandersetzen muss. Barry Jenkins konzentriert sich auf diese Charakterstudie und meidet die üblichen Wege einer Coming-of-Age-Geschichte. „Moonlight“ ist in drei Kapitel unterteilt, von denen jedes als Kurzfilm gezeigt werden könnte.

Wir sehen eine ganze Reihe eindrucksvoller und symbolisch aufgeladener Szenen. Beispielsweise denkt man an eine Taufe, wenn Juan dem neunjährigen Chiron das Schwimmen beibringt. (Übrigens soll es Alex R. Hibbert dabei auch in Wirklichkeit gelernt haben.) Auch der Name Juan spielt darauf an, denn er lässt sich mit Johannes ins Deutsche übersetzen, und Johannes der Täufer taufte Jesus von Nazareth.

Den Namen Chiron assoziieren wir mit Cheiron, dem Sohn des Titanen Kronos und der Nymphe Philyra. Das Pferd mit einem menschlichen Oberkörper (Kentaur) wird in der griechischen Mythologie von seiner Mutter verlassen, aber von den Göttern Apollo und Artemis unterrichtet, unter anderem in Heilkunst. Cheiron wird von einem Giftpfeil am Knie getroffen, ist jedoch unsterblich und muss deshalb mit den Schmerzen weiterleben, bis er auf seine Unsterblichkeit verzichtet, um Prometheus von dessen Qualen zu befreien.

Die schauspielerischen Leistungen der ausnahmslos dunkelhäutigen Darsteller in „Moonlight“ sind eindrucksvoll und überzeugend. Das gilt vor allem für Alex R. Hibbert, Ashton Sanders und Trevante Rhodes, die Chiron in drei verschiedenen Lebensabschnitten verkörpern, aber auch für Naomie Harris und Mahershala Ali.

Die Dreharbeiten für „Moonlight“ fanden im Herbst 2015 am Liberty Square in Miami statt. In diesem 1937 errichteten, vor allem von Schwarzen bewohnten Apartment-Komplex, der umgangssprachlich „Pork & Beans“ genannt wird, wuchsen sowohl der Dramatiker Tarell Alvin McCraney als auch der Regisseur und Drehbuchautor Barry Jenkins auf.

Weil Naomie Harris, eine Britin jamaikanischer Abstammung, kein Arbeitsvisum bekam, mussten die Szenen mit ihr innerhalb von drei Tagen gedreht werden, und das, obwohl sie als einzige in allen drei Kapiteln mitspielt.

Nicholas Britell komponierte die Filmmusik. Dabei verschmolz er Chopped & Screwed, eine den Hip Hop der amerikanischen Südstaaten prägende Remix-Technik, mit Cello-, Geigen- und Oboen-Klängen, die von Orchestermusikern der New Yorker Philharmoniker eingespielt wurden.

Bei dem Song aus der Jukebox handelt es sich um „Hello Stranger“ von Barbara Lewis.

„Moonlight“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter je einen „Oscar“ in den Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch (Barry Jenkins) und Bester Nebendarsteller (Mahershala Ali). Für einen „Oscar“ nominiert hatte man „Moonlight“ außerdem in den Kategorien Beste Regie (Barry Jenkins), Beste Kameraführung (James Laxton), Bester Schnitt (Nat Sanders und Joi McMillon), Beste Filmmusik (Nicholas Britell) und Beste Nebendarstellerin (Naomie Harris).

Bei der 89. „Oscar“-Verleihung am 26. Februar 2017 im Dolby Theatre in Los Angeles kam es zu einer Panne: Warren Beatty und Faye Dunaway riefen zunächst „La La Land“ als Preisträger in der Kategorie „Bester Film“ aus. Offenbar hatte ihnen ein Mitarbeiter der damit beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einen falschen Umschlag gereicht. Erst während der Dankesreden der „La La Land“-Produzenten Jordan Horowitz, Marc Platt und Fred Berger fiel der Irrtum auf.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Joël Dicker - Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Joël Dicker springt nicht nur zwischen zwei Zeitebenen hin und her, sondern wechselt auch die Ich-Erzähler und damit die Perspektiven. Dieses komplexe Geflecht macht "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" interessant, auch wenn einige Wendungen hanebüchen sind und er den Thriller überfrachtet hat.
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