Hans Fallada

Hans Fallada hieß eigentlich Rudolf Ditzen. Er wurde am 21. Juli 1893 als ältester Sohn des Landgerichtsrats Wilhelm Ditzen und dessen Frau Elisabeth in Greifswald geboren. Aufgrund einer beruflichen Versetzung zog die Familie 1899 nach Berlin. Dort kam Rudolf 1901 aufs Gymnasium. Acht Jahre später wurde Wilhelm Ditzen zum Reichsgerichsrat befördert und nach Leipzig versetzt.

Im Alter von achtzehn Jahren versuchten Rudolf und sein Schulkamerad Hans Dietrich von Necker einen Doppelselbstmord: Sie wollten sich gegenseitig bei einem Duell erschießen. Doch im Gegensatz zu seinem Mitschüler wurde Rudolf Ditzen nur verletzt und überlebte. Daraufhin verbrachte er einige Zeit zwangsweise in der Psychiatrischen Universitätsklinik Jena und musste die Schule ohne Abschluss verlassen.

Er begann eine landwirtschaftliche Ausbildung, meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger, war aber nur wenige Tage beim Militär und schlug sich 1915/16 als Gutsangestellter, Assistent der Landwirtschaftskammer in Stettin und Angestellter der Kartoffelbaugesellschaft in Berlin durch.

Wegen seiner Abhängigkeit von Morphium und Alkohol unterzog er sich 1917 und 1919 Entziehungskuren.

1920 veröffentlichte er unter dem Pseudonym „Hans Fallada“ seinen ersten Roman: „Der junge Goedeschal“. (Falada heißt das geköpfte Pferd in dem Märchen „Die Gänsemagd“ der Brüder Grimm.)

Wegen einer Unterschlagung wurde Hans Fallada 1923 zu drei Monaten Haft verurteilt, und von 1926 bis 1928 verbüßte er eine zweieinhalbjährige Gefängnisstrafe wegen Betrugs.

Am 5. April 1929 heiratete Hans Fallada die acht Jahre jüngere Anna Margarete („Suse“) Issel. (Ihre Kinder wurden 1930, 1933 bzw. 1940 geboren.) Nach mehreren Anstellungen auf Gütern in Mecklenburg, Westpreußen, Schlesien, Pommern und Holstein arbeitete er 1929 als Annoncenwerber und Journalist, bevor er im Jahr darauf als Lektor im Rowohlt-Verlag anfing.

Der 1932 veröffentlichte Roman „Kleiner Mann – was nun?“ machte Hans Fallada berühmt. Das Honorar ermöglichte es ihm, 1933 in Carwitz, Mecklenburg, ein Gut zu erwerben.

Nachdem seine Ehe am 5. Juli 1944 geschieden worden war, soll Hans Fallada am 28. August 1944 auf Anna geschossen haben, ohne sie zu treffen. Dafür wurde er jedoch nicht zu einer weiteren Haftstrafe verurteilt, sondern für dreieinhalb Monate in eine Trinkerheilanstalt eingewiesen.

Am 1. Februar 1945 heiratete er die ebenfalls alkoholkranke und morphiumsüchtige Witwe Ursula („Ulla“) Losch, die dreißig Jahre jünger war als er. Im September zog er mit ihr nach Berlin.

Am 5. Februar 1947 starb Hans Fallada in einem Berliner Krankenhaus.

Während Hans Fallada sich mit seinem Debütroman („Der junge Goedeschal“) noch am Expressionismus orientiert hatte, fand er dann seinen persönlichen Stil in der Neuen Sachlichkeit: Seine Romane sind nüchtern und wie Reportagen geschrieben. Dabei griff er auf seine eigenen Lebenserfahrungen zurück, und seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe kam ihm sehr zugute. Johannes R. Becher sagte 1947 über Hans Fallada: „Er verfügte über die breiteste Skala menschlicher Empfindung. Nichts Menschliches, nichts Unmenschliches ist ihm fremd geblieben. Die verborgensten Gefühle schlug er an, und nichts Unbewusstes fehlte auf seiner Tastatur, und das Außergewöhnliche und Problematische wusste er verständlich und zugänglich zu machen in einer schlichten, volkstümlichen Sprache. Seine Liebe aber galt dem einfachen Leben und den kleinen Leuten.“ (zit: J. Manthey, Hans Fallada in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1963)

Hans Fallada: Bibliografie (Auswahl)

  • Der junge Goedeschal (1920)
  • Bauern, Bonzen und Bomben (1931)
  • Kleiner Mann – was nun? (1932)
  • Wer einmal aus dem Blechnapf frisst (1934)
  • Wir hatten mal ein Kind (1934)
  • Vom Stadtschreiber, der aufs Land flog (1935)
  • Altes Herz geht auf die Reise (1936)
  • Wolf unter Wölfen (1937)
  • Der eiserne Gustav (1938)
  • Kleiner Mann, großer Mann, alles vertauscht (1939
  • Damals bei uns daheim (Autobiografie, 1942)
  • Heute bei uns zu Haus (Autobiografie, 1943)
  • Jeder stirbt für sich allein (1947 / 2011)
  • Der Trinker (1950)

Literatur über Hans Fallada

  • Jürgen Manthey: Hans Fallada (Rowohlt Bildmonographie)

© Dieter Wunderlich 2005 / 2014

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