Beate Hammond : Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie

Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie
Habsburgs größte Liebesgeschichte. Franz Ferdinand und Sophie Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2001
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger 28. Juni 1914 erwähnen die meisten Autoren im Rahmen der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Nicht so Beate Hammond. Für sie bildet es den tragischen Abschluss einer anrührenden Liebesgeschichte ...
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Kritik

Schon der Titel "Habsburgs größte Liebesgeschichte" macht deutlich, dass es sich bei dem Buch nicht um eine trockene historische Abhandlung handelt, sondern um eine leicht zu lesende Darstellung des Schicksals zweier Menschen.
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Um 1894, im Alter von 30 oder 31 Jahren, begegnet Erzherzog Franz Ferdinand erstmals einer Frau, die zu heiraten er bereit ist: Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin, die Tochter des österreichisch-ungarischen Gesandten in Dresden. Die attraktive und intelligente Frau ist fünf Jahre jünger als er, beinahe ebenso groß und entstammt den alten böhmischen Adelsgeschlechtern Chotek und Kinsky. Aber einem Habsburger ist sie damit noch lange nicht ebenbürtig, denn in ihren Adern fließt kein Blut einer herrschenden Dynastie. Eine Heirat ist also kaum denkbar, zumal Franz Ferdinand 1896, nach dem Tod seines Vaters, als Thronfolger des 66 Jahre alten österreichischen Kaisers Franz Joseph (1830 – 1916) gilt. Eine Untertanin als Kaiserin: das hieße, die Ordnung auf den Kopf stellen!

Gräfin Sophie Chotek dient seit 1888 Erzherzogin Isabella als Hofdame. Die merkt zwar rasch, dass Franz Ferdinand gern zu Besuch kommt, um Sophie zu sehen, hält das aber für einen unbedeutenden Flirt und geht weiter davon aus, dass der Thronfolger eine ihrer Töchter heiraten wird. Aber im November 1898 erfährt sie von der heimlichen Liebe. Zornig und enttäuscht wendet sie sich an den Kaiser. Und der stellt seinen Neffen zur Rede. Franz Joseph ist überzeugt, dass die Herrschaft der Habsburger gottgewollt ist und der Dynastie im Blut liegt, die Einheirat einer unstandesgemäßen Frau also zukünftige Thronerben schwächen würde. Der Wunsch Franz Ferdinands nach persönlichem Eheglück ist in den Augen des Kaisers egoistisch und verantwortungslos. Den Begriff „Selbstverwirklichung“ kennt man noch nicht; nicht der Einzelne zählt, sondern die Familie, Dynastie und die Gesellschaftsklasse.

Aber Franz Ferdinand lässt sich von seiner Absicht, diese oder keine Frau zu heiraten, nicht abbringen. Im Februar und im April 1900 bittet er seinen kaiserlichen Onkel erneut um die Erlaubnis. Als Franz Joseph schließlich nachgibt, versuchen Erzherzogin Isabella und viele andere Mitglieder der Familie, die Eheschließung doch noch zu hintertreiben. Am 31. Mai berät sich der Kaiser mit führenden Mitgliedern seiner Regierung über die ins Auge gefasste Regelung. Er schlägt eine morganatische Eheschließung vor, das heißt, dass Sophie nicht zur Erzherzogin erhoben wird und ihre Kinder niemals Ansprüche auf den Thron erheben können. Franz Ferdinand ist mit allem einverstanden. „Es ist merkwürdig, was für unglaubliche Begriffe in unseren höheren Gesellschaftsklassen herrschen und wie die Stimme des Herzens so gar nicht berücksichtigt wird“, schreibt er in einem Brief. „Lieber opfert man auf dem Altare der antiquierten und lächerlichen ‚Convenienz‘ zahlreiche gebrochene Herzen und vernichtet Existenzen, als dass man dem Herzen freien Lauf lässt und glückliche Menschen schafft!“ Am 28. Juni 1900 gibt Franz Ferdinand die geforderte Verzichtserklärung ab, und zwei Tage findet die Hochzeit statt. Der Kaiser erhebt Sophie vor der Trauung wenigstens zur „Fürstin von Hohenberg“ (und 1909 zur Herzogin.)

Das Paar ist glücklich, obwohl Sophie auf Schritt und Tritt daran erinnert wird, dass sie nicht als standesgemäß gilt, denn sie darf weder in der Hofloge im Theater sitzen noch in der dem Erzherzog vorbehaltenen Kutsche mitfahren oder einen Hofball an der Seite ihres Ehemanns besuchen. Früher wurde Sophie wegen ihres liebenswürdigen Wesens zu vielen Gesellschaften in Wien und Prag eingeladen, aber seit ihrer Eheschließung gilt es als unpassend, wenn man mit ihr gesehen wird.

Drei Kinder bringt Sophie zur Welt: Sophie (1901), Maximilian (1902) und Ernst (1906).

Obwohl Franz Ferdinand 1906, bei der Hochzeit des spanischen Königs, Zeuge eines Attentats war und sich über seine eigene Gefährdung keine Illusionen macht, lehnt er besondere Sicherheitsmaßnahmen ab: „…auf all das pfeif‘ ich. Man ist überall in Gottes Hand.“ Als Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie am 28. Juni 1914 wenige Stunden nach einem Bombenanschlag weiter im offenen Auto durch Sarajewo fahren, werden sie von einem jungen Terroristen erschossen.

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Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo erwähnen die meisten Autoren im Rahmen der Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Für Beate Hammond bildet es den tragischen Abschluss einer anrührenden Liebesgeschichte, mit der sie uns auch daran erinnert, dass noch vor 100 Jahren in den regierenden Häusern Vernunftehen die Regel waren, weil dynastische Interessen für wichtiger galten als das persönliche Glück.

„Habsburgs größte Liebesgeschichte“: Schon der Titel macht deutlich, dass es sich bei dem Buch nicht um eine trockene historische Abhandlung handelt, sondern um eine leicht zu lesende Darstellung des Schicksals zweier Menschen. Da hätte Beate Hammond gut auf die Beschreibung einiger verwandtschaftlicher Verästelungen verzichten können (so wie sie auch keinen Wert auf ein Register legte). Aber wer sich nicht dafür interessiert, braucht die entsprechenden Seiten ja nur zu überblättern.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Das Attentat von Sarajewo

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