Weine nicht, Germaine

Weine nicht, Germaine

Weine nicht, Germaine

Weine nicht, Germaine - Originaltitel: Pleure pas Germaine - Regie: Alain de Halleux - Drehbuch: Alain de Halleux und Eric van Beuren, nach einem Roman von Claude Jasmin - Kamera: Philippe Guilbert - Schnitt: Michele Maquet - Musik: Carles Cases - Darsteller: Dirk Roofthooft, Rosa Renom, Cathy Grosjean, Benoît Skalka u.a. - 2000; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Rolande hat sich von einer Brücke gestürzt, aber ihr Vater, ein arbeitsloser Belgier, kann sich nicht vorstellen, dass seine Tochter sich das Leben genommen haben soll. Sie war doch noch ein Kind, glaubt er. Seine Ehefrau wünscht sich einen Neuanfang durch den Umzug der Familie in das Pyrenäendorf, aus dem sie stammt ...
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Kritik

"Weine nicht, Germaine" ist ein Genremix aus Roadmovie und Familiendrama. Alain de Halleux inszenierte die im Grunde ernste Geschichte mit Ironie und Humor, originellen Einfällen, verblüffenden Wendungen und komischen Szenen.
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Inhalt:

Zum Bild eines Industrieviertels ist die Stimme einer Frau aus dem Off zu hören, die eigentlich Arminia heißt, aber in Belgien, wo sie inzwischen lebt, Germaine genannt wird, weil die Aussprache des spanischen Namens für die Menschen dort zu schwierig ist. „Ich habe vier Kinder. Ich hatte fünf. Was rede ich denn da? Ich habe immer noch fünf Kinder; ich habe vergessen, meinen Mann mitzuzählen.“

Germaine (Rosa Renom) wohnt mit ihrem belgischen Ehemann Gilles Bedard (Dirk Roofhooft) und den vier Kindern in einem heruntergekommenen Haus neben einer Autobahn. Rolande, die älteste Tochter, lebt nicht mehr. Die Polizei geht davon aus, dass sie von einer Brücke gesprungen ist. Gilles dagegen ist überzeugt, dass Rolande ermordet wurde, denn welchen Grund sollte sie gehabt haben, sich das Leben zu nehmen? Sie war doch noch ein Kind!

Während er arbeitslos ist und an seinem Moped herumbastelt, kümmert Germaine sich um die Familie und verdient durch Gelegenheitsjobs etwas Geld. Um der lähmenden Trauer zu entkommen, schlägt sie Gilles vor, Belgien zu verlassen und in ihrem Heimatdorf in den spanischen Pyrenäen einen Neuanfang zu versuchen. Davon will Gilles nichts wissen – bis ihm sein Freund Léon (Serge Larivière) erzählt, er wisse, dass ein gewisser Miguel Ibañez Rolande umgebracht und sich danach in die Pyrenäen abgesetzt habe. Gilles sinnt auf Rache, und ohne seine Frau in seine Absichten einzuweihen, stimmt er nun ihren Umzugwünschen zu.

Er kauft einen schrottreifen Campingbus und einen Anhänger. Unter dem Protest der siebzehnjährigen Tochter Muriel (Cathy Grosjean), die nicht einsieht, warum sie aus der gewohnten Umgebung fortziehen soll, wird der Hausrat verladen. Währenddessen graben die beiden Kleinsten – Janine und Ronald (Iwana Krzeptowski, Simon de Thomaz) – ihren totgefahrenen Hund wieder aus und packen den Kadaver heimlich in einen Koffer.

Unterwegs wird Gilles bewusst, dass Muriel kein Kind mehr ist, und seine Tochter – die ihn bisher für einen Versager gehalten hat, der sich nicht um die Familie kümmert –, beginnt ihre Meinung über ihn zu ändern. Auch mit dem etwa zwölfjährigen Albert (Benoît Skalka) sucht Gilles eines Abends das Gespräch. Kurz vor dem Ziel überlässt er Albert sogar das Steuer, doch als ihnen eine Polizeistreife entgegenkommt, verliert er die Nerven, greift ins Lenkrad und fährt in einen holprigen Nebenweg. Dabei bricht die Kardanwelle. Gilles geht zur Straße zurück und versucht, einen Autofahrer aufzuhalten. Zufällig kommt ein Abschleppwagen vorbei, der zwar bereits ein Auto geladen hat, aber verspricht, jemanden von der Werkstatt vorbeizuschicken, die Miguel Ibañez gehört. Miguel Ibañez, der Mörder Rolandes!

Die Künstlerin Françoise Bisire (Valerie Ancel) nimmt die Familie in ihrem Haus auf, bis das Auto repariert ist. Als Gilles es abholen will, erfährt er von Catarina Ibañez (Laia Marull), dass ihr Mann (Tristán Ulloa) gerade dabei ist, ein Feuerwerk für das Volksfest an diesem Abend vorzubereiten. Voller Rachsucht geht er hin und prügelt sich mit dem Mann, bis dieser ihm gesteht, was mit Rolande geschah. Während eines Aufenthalts in Belgien lernte er sie kennen, sie wurde seine Freundin, betrog ihn jedoch mit einem anderen und als sie von seinem Nebenbuhler schwanger wurde, trennte er sich von ihr. Heute macht er sich Vorwürfe, aber damals konnte er nicht damit rechnen, dass sie sich daraufhin das Leben nahm.

Rolande war also kein Kind mehr, wie Gilles immer noch glaubte. Er versteht jetzt, dass er sich viel zu wenig um seine Familie gekümmert hat und nimmt sich vor, seiner Frau und seinen Kindern aufmerksamer zuzuhören.

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„Weine nicht, Germaine“, der Debütfilm von Alain de Halleux, ist ein Genremix aus Roadmovie und Familiendrama. Alain de Halleux inszenierte die im Grunde ernste Geschichte mit Ironie und Humor, originellen Einfällen und verblüffenden Wendungen. Vor allem Dirk Roofhooft sorgt durch seine Gestik für komische Szenen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Francesca Melandri - Alle, außer mir
Vor dem Hintergrund eines verdrängten Kapitels der italie­nischen Zeitgeschichte entwickelt Francesca Melandri in "Alle, außer mir" eine Familien- bzw. Genera­tionen­geschichte. Sie nimmt Imperialismus, Rassismus und Faschismus ebenso aufs Korn wie Heuchelei und Korruption, Ignoranz und Verdrängung.
Alle, außer mir