Sag' kein Wort

Sag‘ kein Wort

Sag' kein Wort

Sag' kein Wort - Originaltitel: Don't Say a Word - Regie: Gary Fleder - Drehbuch: Anthony Peckham und Patrick Smith Kelly, nach dem Roman "Don't Say a Word" von Andrew Klavan - Kamera: Amir Mokri - Schnitt: William Steinkamp und Armen Minasian - Musik: Mark Isham - Darsteller: Michael Douglas, Sean Bean, Brittany Murphy, Sky McCole Bartusiak, Jennifer Esposito, Oliver Platt u.a. - 2001; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Dr. Nathan Conrad hat als Psychiater eine Bilderbuchkarriere gemacht. Mit seiner attraktiven Frau und seiner begabten Tochter lebt er in einer lichtdurchfluteten Wohnung in New York. Ein Familienidyll. Doch als das achtjährige Mädchen entführt wird, muss er plötzlich ganz andere Qualitäten beweisen und sich im Kampf mit einem eiskalten Verbrecher bewähren.
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Kritik

Abgesehen von unplausiblen Zusammenhängen ist "Sag' kein Wort" ein spannender, von Michael Douglas und Sean Bean routiniert und von Brittany Murphy (im Rahmen der Möglichkeiten) intensiv gespielter Psychothriller.
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Brooklyn, November 1991: Patrick B. Koster (Sean Bean) überfällt mit einigen Komplizen eine Bank, sprengt den Tresorraum auf und raubt aus einem der privaten Schließfächer einen etwa 10 Millionen Dollar teuren Edelstein. Danach teilen sich die Diebe auf zwei in der Straße geparkte Fahrzeuge auf und fliehen. Als Koster das Säckchen mit dem Stein aus der Tasche nimmt, um ihn anzuschauen und herzuzeigen, stellt er fest, dass einer der Komplizen im anderen Auto den Inhalt ausgetauscht hat.

Koster gibt nicht auf: Er verfolgt den Mann, der ihn hereingelegt hat und stellt ihn schließlich in der U-Bahnstation Canal Station. Burrows hat seine achtjährige Tochter Elisabeth bei sich, die hilflos zusieht, wie Koster ihren Vater vor den einfahrenden Zug stößt. Bevor der Sarg ihres Vaters zugenagelt wird, legt sie noch rasch ihre Lieblingsstoffpuppe mit hinein. Aufgrund des Schocks wird sie in die psychiatrische Klinik Bridgeview eingewiesen.

Koster, der unmittelbar nach dem Mord festgenommen wurde, verbringt zehn Jahre im Gefängnis. Als er wieder freikommt, setzt er alles daran, den Edelstein doch noch zu bekommen. Dazu benötigt er eine siebenstellige Nummer, die nur Elisabeth weiß, aber das inzwischen achtzehnjährige Mädchen (Brittany Murphy) ist noch immer in der psychiatrischen Klinik und nicht ansprechbar. Möglicherweise handelt es sich um einen Fall von Katatonie.

Um die Nummer herauszufinden, entführen Koster und sein Komplize Max J. Dunlevy (Conrad Goode) in der Nacht auf den Thanksgiving-Feiertag Jessie (Skye McCole Bartusiak), die achtjährige Tochter des Star-Psychiaters Nathan Conrad (Michael Douglas), der auf diese Weise erpresst wird, sein berufliches Können für die Verbrecher einzusetzen. Koster räumt Dr. Conrad nur eine Frist bis 17 Uhr ein. Sowohl die psychiatrische Klinik als auch die Wohnung der Conrads, in der Jessies Mutter Aggie (Famke Jannsen) wegen eines gebrochenen Beins ans Bett gefesselt ist, kontrolliert Koster durch mehrere versteckte Überwachungskameras und Abhörgeräte. Die dazu gehörenden Monitore haben die Gangster in einer Nachbarwohnung aufgebaut, deren Mieterin – eine ältere Dame – sie skrupellos ermordeten.

Weil Thanksgiving gefeiert wird, bricht Dr. Conrad einen Schrank im Büro des behandelnden und mit ihm befreundeten Psychiaters Dr. Louis Sachs (Oliver Platt) auf, um sich in der entsprechenden Akte über die Patientin zu informieren. Rasch gelangt er zu der Überzeugung, dass Elisabeth Burrows gar nicht schizophren ist, sondern lediglich seit dem Tod ihres Vaters unter einem Trauma leidet und die Krankheitssymptome simuliert. Conrad versucht, das Vertrauen der Achtzehnjährigen zu gewinnen, indem er sie davon überzeugt, dass er ebenso verwundbar ist wie sie. Und allmählich hat er damit Erfolg: Elisabeth beginnt zu sprechen. Er hat ihr Spielsachen seiner Tochter mitgebracht und erzählt ihr, dass Jessie sich in Lebensgefahr befindet.

Trotz des Feiertags kommt auch Dr. Sachs in die Klinik, und es stellt sich heraus, dass Koster ihn ebenfalls erpresst, indem er Sachs‘ Freundin Sarah bedroht. Conrad hält seinen Kollegen davon ab, es mit Psychopharmaka zu versuchen. Die beiden trennen sich, als Detective Sandra Cassidy (Jennifer Esposito) auftaucht und mit Dr. Sachs sprechen möchte, weil seine Freundin tot aufgefunden wurde: Sie lag mit gebrochem Genick im Wasser.

Conrad nützt die Gelegenheit und verlässt verbotenerweise mit Elisabeth die Klinik. Detective Sandra Cassidy wird auf ihn aufmerksam, holt ihn zwar nicht ein, lässt jedoch nach dem Arzt und der Patientin fahnden. Die beiden fahren zu der U-Bahnstation Canal Station, wo Elisabeths Vater vor zehn Jahren starb. Sie ist bereit, sich wieder an die bisher verdrängten schrecklichen Erlebnisse zu erinnern. Conrad hofft, dass ihr dann auch die Nummer wieder einfällt.

Weil Jessie ahnt, dass sie in einer Nachbarwohnung festgehalten wird, singt sie laut, damit ihre Mutter sie vielleicht durch den Heizungsschacht hört. Koster verbietet Jessie das Singen, aber als er Aggie auf dem Monitor in Nahaufnahme anschaut, weiß er, dass sie die Stimme ihrer Tochter gehört hat, verlässt mit Jessie das Versteck und fordert Max auf, Aggie umzubringen. Die hat sich jedoch trotz ihres Gipsbeines rechtzeitig in ihrer Wohnung versteckt, schlägt den Verbrecher mit einer Krücke nieder, und als er sie ein zweites Mal angreift, ersticht sie ihn. In der Nachbarwohnung findet sie die tote alte Frau und die Überwachungsanlage. Kurz darauf treffen Polizeibeamte ein, die nach Dr. Conrad fahnden.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Elisabeth führt Conrad zu einem aufgegebenen Friedhof auf Hart Island (Potter’s Field), auf dem unidentifizierte Tote bestattet sind. Bei der gesuchten Nummer handelt es sich nämlich um die des Grabes von Elisabeths Vater. Übers Handy bestellt Conrad auch Koster mit Jessie dorthin. Endlich beginnt Elisabeth wie in Trance, mit dem Finger eine Nummer auf eine staubige Steinplatte zu schreiben. Die Männer öffnen das entsprechende Grab, aber es ist offenbar das falsche. Da verliert Koster die Nerven und will Elisabeth erschießen. Im letzten Augenblick kommt der Psychiater auf die Idee, dass Elisabeth sich möglicherweise in umgekehrter Reihenfolge an die Ziffern erinnert hat („kognitive Verdrehung“). Noch einmal wird gegraben. Diesmal finden sie die Puppe mit dem Edelstein.

Inzwischen trifft auch Sandra Cassidy mit einer Polizeieinheit auf Hart Island ein. Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem die Kommissarin verletzt wird. Conrad packt den wertvollen Stein und wirft ihn in ein tiefes Loch. Als Koster nachspringt, löst sich eine Verschalung; die Wände der Grube brechen ein, und der Verbrecher wird verschüttet.

Nathan, Aggie und Jessie Conrad nehmen Elisabeth Burrows in die Familie auf.

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Dr. Nathan Conrad hat als Psychiater eine Bilderbuchkarriere gemacht. Mit seiner attraktiven Frau und seiner begabten Tochter lebt er in einer lichtdurchfluteten Wohnung in New York. Ein Familienidyll. Doch als das achtjährige Mädchen entführt wird, muss Conrad plötzlich ganz andere Qualitäten beweisen und sich im Kampf mit einem eiskalten Verbrecher bewähren.

Nach der Geburt seiner Tochter malte Andrew Klavan sich aus, wie er reagieren würde, wenn sie eines Morgens nicht mehr da wäre. Das brachte ihn auf die Idee, über diesen Albtraum einen Roman zu schreiben: „Don’t Say a Word“.

Für die filmische Umsetzung der Romanvorlage fügten Anthony Peckham und Patrick Smith Kelly noch Detective Sandra Cassidy hinzu und machten Aggie Conrad aufgrund eines gebrochenen Beins bewegungsunfähig. Während der Handlungsstrang um Sandra Cassidy eher stört, war es eine gute Idee, die Mutter des entführten Kindes ans Bett zu fesseln, damit sie tatenlos daliegen muss, während ihr Mann das Leben ihrer Tochter zu retten versucht. Allerdings fragt sich der Zuschauer, wieso sie dann plötzlich in der Lage ist, mit einem Verbrecher zu kämpfen.

Auf Plausibilität scheint Gary Fleder in „Sag‘ kein Wort“ überhaupt keinen besonderen Wert gelegt zu haben, denn es ist zum Beispiel nicht nachvollziehbar, wie Patrick B. Koster innerhalb von drei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in der Wohnung des Psychiaters und der Bridgeview-Klinik ferngesteuerte Überwachungskameras und Abhöranlagen installieren konnte. Und warum wurde eigentlich Sarah, die Freundin des Psychiaters Louis Sachs, vor Ablauf des Ultimatums ermordet? Auch die innerhalb weniger Stunden stattfindende radikale Verhaltensänderung Elisabeths ist nicht besonders glaubwürdig. Selbst wenn sie die Symptome der Schizophrenie nur simulierte, handelt es sich immerhin um eine traumatisch verstörte Achtzehnjährige, die seit zehn Jahren in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik gelebt hat. Allerdings ließen Brittany Murphy und die Filmemacher sich in psychologischen bzw. psychiatrischen Fragen von dem Gerichtsmediziner Dr. Robert Berger beraten.

Abgesehen davon ist „Sag kein Wort“ ein spannender, von Michael Douglas und Sean Bean routiniert und von Brittany Murphy (im Rahmen der Möglichkeiten) intensiv gespielter Psychothriller.

Die in bläuliches Licht getauchten Szenen in der „Bridgeview-Klinik“ wurden übrigens in einer leer stehenden Psychiatrischen Anstalt in Toronto gedreht. Viertausend Tonnen Erde und achtunddreißig Bäume schafften die Filmemacher in ein Lagerhaus in Toronto, um „Potter’s Field“ anzulegen.

Außer der Filmmusik von Mark Isham sind folgende Songs und Musikstücke in „Sag‘ kein Wort“ zu hören:

  • Fabian Andre, Wilbur Schwandt: „Dream a Little, Dream of Me“
  • Barbara Belle, Louis Prima, Keely Smith: „Fee Fie Foo“
  • Matt Dike, Michael Ross, Marvin Young: „Funky Cold Medina“
  • Marvin Gaye, William Stevenson, Norman Whitfield: „Pride and Joy“
  • Arie India, Paige Lackey: „Promises“
  • Laura Lynch Tull, Martie Maguire: „Pink Toenails“
  • Graeme Revell: „The Heist“
  • Steve Weisberg: „5 By Steve“
  • John Williams: aus dem Film „Home Alone“
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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