Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany - Originaltitel: Breakfast at Tiffany's - Regie: Blake Edwards - Drehbuch: George Axelrod, nach der Erzählung "Frühstück bei Tiffany" von Truman Capote - Kamera: Franz Planer - Schnitt: Howard A. Smith - Musik: Henry Mancini - Darsteller: Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal, Buddy Ebsen, Martin Balsam, José Luis de Villalonga, John McGiver, Alan Reed, Dorothy Whitney, Stanley Adams, Mickey Rooney u.a. - 1960, 115 Minuten

Inhaltsangabe

Holly Golightly lebt als Playgirl in Manhattan, begleitet jeden Abend einen anderen Verehrer zu einer der vielen Partys der New Yorker Schickeria, flüchtet, wenn sie zudringlich werden und träumt davon, sich einen der fünfzig reichsten Junggesellen Amerikas zu angeln. Doch ausgerechnet ein mittelloser Schriftsteller verliebt sich in sie ...

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Kritik

"Frühstück bei Tiffany" – die Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Truman Capote durch Blake Edwards – ist eine satirische, romantische und sehr unterhaltsame Komödie über die innere Verarmung der New Yorker Schickeria, der es an nichts außer echten Gefühlen fehlt.
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Mr Yunioshi (Mickey Rooney), ein aus dem Schlaf geklingelter japanischer Fotograf, protestiert lautstark im Treppenhaus: Seit vierzehn Tagen geht es nun schon so: Jeweils am frühen Morgen kommt Miss Goligthly (Audrey Hepburn), die ebenfalls in dem Mietshaus wohnt, chick gekleidet von einer Party heim und läutet bei ihm, weil sie ihren Hausschlüssel verloren hat. Sie solle sich endlich einen neuen Schlüssel besorgen, schreit Mr Yunioshi, aber das achtzehnjährige Playgirl hält das für keine gute Idee, denn es würde ihn gleich wieder verlieren.

Holly Golightly hat seit einiger Zeit ein regelmäßiges Einkommen von 100 Dollar pro Woche. Dafür besucht sie jeden Donnerstag den in Sing Sing einsitzenden Mafiaboss Sally Tomato (Alan Reed). Zum Abschied sagt er regelmäßig einen Satz wie aus einem Wetterbericht („Schneeverwehungen am nächsten Wochenende in New Orleans“), den sie anschließend bei seinem angeblichen Anwalt wiederholt. Weil es ihr trotz guter Vorsätze nicht gelingt, zu sparen, benötigt sie jedoch noch weit mehr zum Leben. Jeden Tag begleitet sie irgendeinen reichen Herrn zu einer der Parties der Schickeria in Manhattan. Wenn er jedoch zudringlich wird, lässt sie sich 50 Dollar für den bath room geben und verschwindet. Vor Männern, die sie in ihrer Wohnung ausfindig machen, flüchtet sie schon mal durchs Fenster auf die Feuerleiter.

An einem Vormittag, als Holly noch schläft, wird sie selbst von einem neuen Mieter herausgeklingelt, der noch keinen Hausschlüssel besitzt. Er heißt Paul Varjak (George Peppard) und ist Schriftsteller. Seine einzige Veröffentlichung, ein Band mit Erzählungen unter dem Titel „Neun Leben“, ist allerdings schon mehrere Jahre alt. Er wird von einer Dame (Patricia Neal) ausgehalten, die auch das Apartment für ihn gemietet und eingerichtet hat. Als seine „Dekorateurin“ stellt er sie Holly vor. Es handelt sich um eine Mrs Thalanson, aber Paul sagt „2 E“ zu ihr.

Paul verliebt sich in seine bezaubernde Nachbarin, die ihn „Fred“ nennt, weil er sie an ihren Bruder erinnert, den sie zuletzt sah, als sie mit vierzehn von zu Hause wegging. Er sei jetzt beim Militär, erzählt sie Paul, und sobald sie genügend Geld gespart habe, werde sie mit ihm nach Mexiko gehen und dort Pferde züchten. Einmal bummeln Paul und Holly durch Manhattan und schauen auch in das berühmte Juweliergeschäft Tiffany’s hinein. Paul würde seiner hübschen Begleiterin gern ein Schmuckstück kaufen, aber mehr als zehn Dollar besitzt er nicht. Dafür gibt es bei Tiffany’s allenfalls eine Gravur, aber, so der geduldige Verkäufer (John McGiver), man müsste wohl erst etwas kaufen, um etwas gravieren lassen zu können. Da zieht Paul einen Blechring aus der Tasche, den er in einer Tüte mit Süßigkeiten fand, und lässt ihn für Holly gravieren.

Bei einer Party, zu der Holly auch Paul einlädt, lernt dieser den einflussreichen Filmproduzenten O. J. Berman (Martin Balsam) aus Hollywood kennen, der Holly zum Filmstar hatte machen wollen. Ihm verdankt sie es, dass sie nicht mehr ihren texanischen Dialekt, sondern die Sprache der Schickeria spricht. Doch statt zu ihrem ersten Vorsprechtermin in L. A. zu gehen, flog Holly damals nach New York, einfach, um die Stadt mal zu sehen.

Ein Mann taucht auf, der Paul erzählt, er heiße Golightly (Buddy Ebsen) und sei ein Tierarzt aus Texas. Nach dem Tod seiner ersten Frau stand er mit vier Kindern allein da. Eines Tages ertappte er eine Vierzehnjährige und ihren Bruder bei dem Versuch, Eier zu stehlen: Lulamae und Fred Barnes. Das Mädchen wurde seine Frau, aber mit achtzehn ließ sie ihn und die Kinder plötzlich sitzen, und jetzt nennt sie sich offenbar Holly. Er will sie zurückholen, aber Holly versichert Paul, die Ehe sei annulliert worden, begleitet Dr. Golightly zum Busbahnhof und macht ihm klar, dass sie nicht mehr Lulamae ist und er allein zurückfahren muss.

Als Holly merkt, dass es weder finanziell noch sozial etwas bringt, jeden Tag mit einem anderen Mann auszugehen, beschließt sie, sich einen Millionär als Ehemann zu angeln. Sie weiß auch schon wen: Rusty Trawler (Stanley Adams), einen der reichsten amerikanischen Junggesellen unter fünfzig, den sie bei einer Party kennen lernte. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass Rusty Trawler zwar aus einer vermögenden Familie stammt, persönlich aber nur 700 000 Dollar Schulden hat und sich deshalb gezwungen sieht, eine Millionenerbin zu heiraten.

Daraufhin macht Holly dem Brasilianer José da Silva Pereira (José Luis de Villalonga) schöne Augen. Er hat gute Chancen, der nächste Präsident seines Landes zu werden. Paul, der sich inzwischen von 2 E getrennt hat, weil er Holly liebt, unterstützt deren neuen Heiratsplan selbstlos, denn er glaubt, nur das Leben auf einer brasilianischen Farm könne ihr über den schmerzlichen Verlust ihres Bruders Fred hinweghelfen, der gerade bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Mr Yunioshi hält die fortwährenden Störungen durch Miss Golightly nicht länger aus und ruft die Polizei. Die verhaftet Holly und Sally Tomatos Komplizen wegen Drogenhandels. Paul ruft O. J. Berman in Hollywood an und bittet ihn um Hilfe. Der New Yorker Anwalt des Filmproduzenten zahlt die Kaution für Holly. José da Silva Pereira hat ihr allerdings einen Abschiedsbrief geschrieben: Er müsse an seine Familie und seinen Namen denken und könne nicht riskieren, mit Drogenhandel in Verbindung gebracht zu werden.

Obwohl Holly bis zur Gerichtsverhandlung in der Stadt bleiben müsste, will sie zum Flughafen, um trotz allem mit dem bereits von José da Silva Pereira bezahlten Ticket nach Brasilien zu fliegen, und sie bittet Paul im Taxi, ihr eine Liste mit den Namen der fünfzig reichsten brasilianischen Junggesellen zu beschaffen. Unterwegs lässt sie den Taxifahrer anhalten und wirft ihren namenlosen Kater hinaus, obwohl es in Strömen regnet. Ein paar Blocks weiter gibt Paul seinen Versuch auf, sie zurückzuhalten und steigt aus. Gleich darauf überlegt Holly es sich und läuft Paul hinterher. Während sie den Kater suchen, macht Paul ihr klar, dass sie sich vor der Liebe fürchte, weil sie nicht in einen Käfig gesperrt werden wolle. Dabei befinde sie sich längst in einem Käfig, den sie auch ständig mit sich herumtrage. Nachdem Holly den völlig durchnässten Kater gefunden hat, fällt sie Paul endlich um den Hals.

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In seiner Verfilmung des 1958 veröffentlichten Romans „Frühstück bei Tiffany“ („Breakfast at Tiffany’s“) von Truman Capote (1925 – 1984) ersetzte Blake Edwards den traurigen Schluss durch ein Happyend und verharmloste die literarische Vorlage auch an anderen Stellen, etwa indem er sexuelle Bezüge fortließ. „Frühstück bei Tiffany“ ist eine satirische, romantische und sehr unterhaltsame Komödie über die innere Verarmung der New Yorker Schickeria, der es an nichts außer echten Gefühlen fehlt. Sowohl das Buch als auch der Film vermitteln viel Atmosphäre. Die Hauptfigur, die auf den ersten Blick oberflächlich und unbeschwert wirkt, an der man im Lauf der Zeit jedoch einen unverwechselbaren Charakter mit widersprüchlichen Zügen entdeckt, wird von Audrey Hepburn sensibel, nuanciert und bezaubernd verkörpert. „Frühstück bei Tiffany“ gilt längst als Klassiker.

Henry Mancini erhielt gleich zwei „Oscars“: für die Filmmusik im Allgemeinen und für den Song „Moon River“.

Literatur: Sam Wasson, Verlieben Sie sich nie in ein wildes Geschöpf. Audrey Hepburn und „Frühstück bei Tiffany“ (Übersetzung: Dörte Kaiser, Steidl Verlag, Göttingen 2011, 251 Seiten).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2012

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