Friedrich Dürrenmatt : Grieche sucht Griechin

Grieche sucht Griechin
Grieche sucht Griechin Originalausgabe: Verlag Die Arche, Zürich 1955 Diogenes Verlag, Zürich 1980 ISBN: 3-257-20851-0, 208 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der 45-jährige Unterbuchhalter Arnolph Archilochos raucht nicht, isst kein Fleisch, hatte noch nie etwas mit einer Frau und trinkt keinen Alkohol. Auf eine Heiratsanzeige meldet sich eine märchenhaft schöne Frau: Chloé Saloniki. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Als Arnolph Archilochos mit Chloé durch die Straßen geht, wundert er sich, weil plötzlich alle Würdenträger grüßen. Aber das ist erst der Beginn einer Reihe von Überraschungen ...
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Kritik

Die Prosakomödie "Grieche sucht Griechin" ist vergnüglich, nicht nur aufgrund der satirisch-märchenhaften Handlung, sondern auch, weil Friedrich Dürrenmatt dafür eine ganz besondere Sprache gefunden hat.
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Es regnete stundenlang, nächtelang, tagelang, wochenlang. Die Straßen, die Avenuen, die Boulevards glänzten vor Nässe, den Gehsteigen entlang flossen Rinnsale, Bäche, kleinere Flüsse, die Automobile schwammen herum, die Menschen gingen unter Schirmen, waren in Mäntel gehüllt, liefen mit nassen Schuhen und immer feuchten Strümpfen, die Riesen, Putten und Aphroditen, die teils die Balkone der Palais und Hotels trugen, teils sonst an den Fassaden klebten, troffen, tropften, waren übergossen von Wasserfäden, von Vogelmist, der sich auflöste, und unter dem griechischen Giebel des Parlaments suchten zwischen den Beinen und Brüsten der patriotischen Reliefs die Tauben Schutz. Es war ein peinlicher Januar. Dann kam der Nebel, auch er tagelang, wochenlang, eine Grippeepidemie, nicht gerade gefährlich für anständige, sozial gesicherte Leute, zwar einige alte Erbonkel und Erbtanten dahinraffend, einige ehrwürdige Staatsmänner, doch sonst nur massenhaft die Vagabunden unter den Brücken am Strom. Dazwischen wieder Regen. Immer wieder. (Seite 5)

So beginnt die Prosakomödie „Grieche sucht Griechin“ von Friedrich Dürrenmatt.

Arnolph Archilochos ist fünfundvierzig Jahre alt und arbeitet als einer von fünfzig Unterbuchhaltern für die Petit-Paysan Maschinenfabrik AG im Bereich Geburtszangen. Er raucht nicht, isst kein Fleisch, hatte noch nie etwas mit einer Frau und trinkt nur Milch beziehungsweise sonntags Perrier. In seiner „sittlichen Weltordnung“ nehmen der Staatspräsident, der Bischof der Altneupresbyteraner der vorletzten Christen und der Industrielle Petit-Paysan die obersten Ränge ein, gefolgt von dem Künstler Passap und dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, Bob Forster-Monroe, dem Rechtsanwalt Maître Dutour und Hercule Wagner, dem Rector magnificus der örtlichen Universität. Seit neun Monaten pflegt Arnolph Archilochos bei „Chez Auguste“ zu speisen. Das von Auguste und Georgette Bieler geführte Lokal befindet sich ganz in der Nähe des Mietshauses, in dem er eine Mansarde bewohnt.

Sein Bruder Bibi Archilochos schnorrt ihm sein ganzes Geld ab, nimmt aber dennoch in der sittlichen Weltordnung von Arnolph Archilochos den Rang 8 ein. An einem Sonntag lädt Arnolph seinen Bruder ins „Chez Auguste“ ein.

Bibi kam mit Weib, zwei Mätressen und den sieben Kinderchen, von denen die ältesten, Theophil und Gottlieb, beinahe erwachsen waren. Magda-Maria, dreizehn Jahre, brachte einen Verehrer mit. Bibi erwies sich als ein gottvergessener Säufer, die Frau war vom „Onkel“ begleitet, wie man ihn nannte, einem ausgedienten Kapitän, und nicht umzubringen. Es war ein Mordsspektakel, der selbst den Radsportfreunden zu viel wurde. Theophil prahlte von seinem Zuchthausaufenthalt, Gottlieb von einem Bankeinbruch, Matthäus und Sebastian, zwölf und neun Jahre, stachen mit Messern, und die beiden Jüngsten, Zwillinge, sechsjährig, Jean-Christoph und Jean-Daniel, rauften sich um eine Absinthflasche. (Seite 14)

Georgette ist entrüstet, dass Arnolph Archilochos sich so ausnützen lässt und meint, er müsse endlich eine Frau haben. Kurzerhand überredet sie ihn zu einer Heiratsanzeige im „Le Soir“. „Grieche sucht Griechin!“, heißt es da. Tatsächlich meldet sich eine Dame, mit der Arnolph Archilochos sich für den nächsten Sonntag in einem Stammlokal verabredet. Sie heißt Chloé Saloniki, ist knapp über dreißig und märchenhaft schön. Arnolph Archilochos weiß vor Verlegenheit und aus Mangel an Erfahrung überhaupt nicht, wie er sich ihr gegenüber benehmen soll, aber sie überspielt seine Unsicherheit und setzt sich unaufgefordert zu ihm an den Tisch. Nachdem er sich einigermaßen gefasst hat, geht er mit ihr in das alkoholfreie Restaurant gegenüber dem Weltgesundheitsamt. Unterwegs wundert er sich, weil ihn plötzlich alle grüßen, die ihnen begegenen, und zwar nicht nur gewöhnliche Herren, sondern auch der Staatspräsident, Bischof Moser, der Industrielle Petit-Paysan, Botschafter Bob Forster-Monroe, Rechtsanwalt Maître Dutour und Rektor Hercule Wagner. Verwirrt setzt er sich mit seiner hübschen Begleiterin unter das vermoderte Standbild von Daphnis und Chloé im Stadtpark. Es ist Liebe auf den ersten Blick; sie beschließen zu heiraten und die Flitterwochen in Griechenland zu verbringen: Grieche und Griechin. Chloé erzählt ihm, ihre Eltern seien aus Kreta eingewandert und in einem bitterkalten Winter erfroren. Das Archäologen-Ehepaar Gilbert und Elizabeth Weeman habe sie aus dem Elendsviertel geholt, bei sich aufgenommen und in die Schule geschickt. Inzwischen mache sie sich als Dienstmädchen für ihre Wohltäter nützlich. Als Arnolph Archilochos sie nach Hause bringt, küsst sie ihn zum Abschied vor dem Gartentor des Rokokoschlösschens, in dem sie wohnt. Beglückt geht Arnolph Archilochos zurück in seine Mansarde.

An Schlaf war nicht zu denken. Er war glücklich ins Bett gestiegen, nun kamen die Sorgen. Es war ihm unmöglich, mit Chloé in dieser Mansarde zu hausen, einen Haushalt zu gründen, die drei oder vier Kinderchen unterzubringen, die er auf dem Heimweg geplant hatte. Er musste eine neue Wohnung finden. Dazu besaß er kein Geld, kein Vermögen. Er hatte alles an Bruder Bibi verschenkt. (Seite 35)

Am nächsten Morgen wird UB122GZ31 – so heißt Arnolph Archilochos in der Petit-Paysan Maschinenfabrik AG – per Lautsprecher zu Buchhalter B121GZ gerufen. Er befürchtet seine Entlassung, aber B121GZ empfängt ihn überaus freundlich, behauptet, ihn kürzlich für den Posten eines Vizebuchhalters vorgeschlagen zu haben und beteuert, das habe nichts damit zu tun, dass Oberbuchhalter OB9GZ Arnolph Archilochos sprechen wolle. OB9GZ schwärmt von der Arbeit des Unterbuchhalters, hat jedoch offensichtlich keine Ahnung, womit dieser beschäftigt ist. Er verrät Arnolph Archilochos, dass er ihn gerade als Vizedirektor vorgeschlagen habe, just in dem Augenblick, als Monsieur Petit-Paysan persönlich nach Arnolph Archilochos fragte. OB9GZ begleitet den Unterbuchhalter ins obere Stockwerk des Verwaltungsgebäudes und zieht sich dann respektvoll zurück. Mit einer Dünndruckausgabe der Gedichte Hölderlins in der linken Hand und dem Zeigefinger der rechten zwischen den Seiten taucht Petit-Paysan auf. Eigentlich hatte er vor, Arnolph Archilochos zum Direktor des Bereichs Atomkanonen zu ernennen, denn er hält ihn für einen Mitarbeiter dieses Geschäftszweiges, aber als er von seinem Untergebenen erstmals erfährt, dass in seinem Betrieb auch Geburtszangen hergestellt werden, macht Petit-Paysan den erstaunten Unterbuchhalter kurzerhand zum Generaldirektor für die Atomkanonen- und Geburtszangen-Produktion. Petit-Paysan glaubt, das passe gut zusammen, denn mit den einen Geräten werden die Menschen aus der Welt geschafft und mit den anderen hineingebracht. Die außergewöhnliche Beförderung des Unterbuchhalters, erklärt Petit-Paysan, sei eine „Tat des schöpferischen Sozialismus“. Die beiden bisherigen Direktoren Zeus und Jehudi braucht Petit-Paysan gar nicht erst zu entlassen, denn auf die Neuigkeit hin erleiden sie beide einen Nervenzusammenbruch und werden ins Krankenhaus eingeliefert.

Arnolph Archilochos holt sich gleich einmal das erste Generaldirektorengehalt ab, und weil er erst am Abend mit Chloé verabredet ist, geht er ins Reisebüro, um zwei Plätze auf dem Luxusliner „Julia“ nach Griechenland zu buchen, aber der Angestellte behauptet, es sei nichts mehr frei. Da lässt Arnolph Archilochos sich von einem Taxifahrer zum besten Schneider, ins beste Hutgeschäft und zum besten Friseur der Stadt fahren, und als er ein paar Stunden später neu frisiert und neu eingekleidet ins Reisebüro zurückkommt, erhält er zwei Schiffskarten für eine Luxuskabine auf der „Julia“, die am Freitag auslaufen wird.

Bischof Moser, den er aufsucht, um ihn zu bitten, die Trauung am nächsten Tag vorzunehmen, bietet ihm höflich eine Zigarre und eine Auswahl alkoholischer Getränke an. Arnolph Archilochos lehnt selbstverständlich dankend ab und stellt enttäuscht fest, dass eines seiner Idole raucht und trinkt. Der Bischof erklärt sich nicht nur bereit, die Eheschließung persönlich vorzunehmen, sondern er überredet Arnolph Archilochos außerdem, sich zum Kirchenrat ernennen zu lassen und teilt ihm mit, dass die nächste Sitzung des Weltkirchenrats in Sydney stattfinden werde. Die altneupresbyteranische Kirche der vorletzten Christen komme natürlich für die Spesen auf.

Beflügelt von seinen Erlebnissen reserviert Arnolph Archilochos zwei Zimmer im „Ritz“, und um Chloé nicht in Verlegenheit zu bringen und kein Gerede aufkommen zu lassen, wählt er eines im ersten und eines im fünften Stock.

Weil immer noch Zeit bis zur Verabredung mit Chloé ist, besucht Arnolph Archilochos die Passap-Ausstellung in der Galerie Nadelör gegenüber dem „Ritz“. Passap ist ein abstrakter Künstler, der sich auf das Malen von Ellipsen, Parabeln und viereckiger Dreiecke spezialisiert hat. Plötzlich stutzt Arnolph Archilochos und starrt ein Bild in Kobaltblau und Ocker an: zwei Ellipsen und eine Parabel. Aufgeregt läuft er aus der Galerie und nimmt ein Taxi zu Passap. Nadelör folgt ihm, denn er verdächtigt ihn, ein Gemälde direkt vom Künstler kaufen und die Prozente für den Galeristen sparen zu wollen. Passap steht an der Staffelei, hat ein üppiges Aktmodell vor sich und malt Parabeln und Ellipsen. Obwohl Arnolph Archilochos zum ersten Mal in seinem Leben eine nackte Frau sieht, blickt er sie nur kurz an; dann poltert er los und beschwert sich bei Passap, weil dieser unverkennbar seine Braut splitternackt in Kobaltblau und Ocker malte. Passap leugnet es nicht, sondern schwärmt von Chloés herrlichem Körper und schenkt seinem Besucher zur Hochzeit ein Drahtgestell, von dem er behauptet, es stelle ebenfalls die nackte Chloé dar. Er fordert Arnolph Archilochos auf, sich auszuziehen und lässt keine Widerrede zu: Obwohl es sich für einen Kirchenrat eigentlich nicht schickt, muss er dem Künstler nackt Modell stehen für den griechischen Kriegsgott Ares.

Dadurch aufgehalten, kommt Arnolph Archilochos um eine halbe Stunde zu spät zu dem Rokokoschlösschen, wo er mit Chloé verabredet ist. Als niemand auf das Klingeln öffnet, geht Arnolph Archilochos ins Gebäude – und findet dort Maître Dutour vor, der bereits auf ihn wartet. Das Anwesen sei ein Geschenk des Besitzers, der ungenannt bleiben wolle, an Arnolph Archilochos, erklärt der Rechtsanwalt. Die Heiratspapiere hat er ebenfalls vorbereitet.

Papiersterne weisen Arnolph Archilochos den Weg über Treppen, Korridore und durch zahlreiche Zimmer. Endlich steht er vor einem Himmelbett, in dem Chloé schläft. Sie schlägt die Augen auf und weiß zu Arnolph Archilochos‘ Verwunderung bereits über seine Karriere, seine bevorstehende Ernennung zum Kirchenrat und das geschenkte Anwesen Bescheid. Gerade als sie ihm die Arme um den Hals legt und ihn zu sich aufs Bett ziehen will, taucht der Galerist Nadelör auf, der beim Warten vor Passaps Tür im eiskalten Treppenhaus fast erfror, Arnolph Archilochos folgte, jetzt bereits fiebert und deshalb ein heißes Bad, ein Bett und Cognac verlangt.

Widerstrebend geht Arnolph Archilochos in den Keller, um nach einer Flasche Cognac zu suchen. Im Weinkeller trifft er auf seinen betrunken grölenden Bruder Bibi und dessen Volkslieder schmetternde Söhne. Sie haben beim Einbruch das Anwesen mit dem des Kriegsministers verwechselt.

Am anderen Morgen – seinem Hochzeitstag – wird Arnolph Archilochos von der sechzehnjährigen Zofe Sophie geweckt. Sophie behauptet ebenso wie der fünfundsiebzig Jahre alte Butler Tom, sie seien von Mademoiselle Chloé angestellt worden. Das hält Arnolph Archilochos für einen Irrtum.

Zweihundert Gäste sind zu der Hochzeitsfeier eingeladen. Der Staatspräsident, Petit-Paysan, Maître Dutour, Hercule Wagner; alles, was Rang und Namen hat, nimmt an der von Bischof Moser geleiteten Trauungszeremonie in der Heloisenkapelle teil.

Plötzlich geht Arnolph Archilochos ein Licht auf: Die haben alle mit Chloé geschlafen! „Ich habe eine Kurtisane geheiratet!“, schreit er und rennt aus der Kirche. Im Hof des Mietshauses, in dem er wohnt, reißt er eine Wäscheleine herunter und lässt die zu Boden gefallenen Leintücher achtlos liegen. In seiner Mansarde steigt er auf den Tisch, befestigt das Seil am Haken für die Deckenlampe und knüpft eine Schlinge. In diesem Augenblick kommt der Anarchist Fahrcks mit zwei Begleitern herein. Fahrcks überredet Arnolph Archilochos, sich nicht das Leben zu nehmen, sondern einen aktiven Beitrag zum Sturz der bestehenden Gesellschaftsordnung zu leisten. Nach detaillierten Instruktionen soll er sich in das Palais des Staatspräsidenten schleichen und dem Schlafenden eine Handgranate ins Bett werfen.

Aber das Schlafzimmer des Staatspräsidenten ist leer. Arnolph Archilochos sucht in dem Riesengebäude – und steht plötzlich dem unter Schlaflosigkeit leidenden und in ein anderes Stockwerk umgezogenen Staatspräsidenten gegenüber, der ihn schon über die Mauer steigen gesehen hatte und ihn erwartete. Er freut sich über den Besucher und lädt ihn zu Hähnchen und Champagner ein. Obwohl Arnolph Archilochos Vegetarier ist und keinen Alkohol trinkt, greift er zu, denn er hat keine Ideale mehr.

Als er sich mitten in der Nacht vom Staatspräsidenten verabschiedet und zu seinem Rokokoschlösschen geht, stellt er fest, dass sich dort Bibi mit seiner Familie und seinen Freunden breit gemacht hat.

Die Haustür war offen. Zigarren- und Pfeifenrauch qualmte in dicken gelben Schwaden, Bruder Bibi mit seinen Kinderchen hatte nun vom ganzen Haus Besitz ergriffen. Überall saßen und lagen Mitglieder der Bande betrunken und lallend herum, auf den Sofas, unter den Tischen, eingewickelt in die heruntergerissenen Vorhänge, die Vaganten, Zuhälter und Strichjungen der Stadt schienen versammelt, in den Betten kreischten Weiber, entblößte Busen schimmerten, Galgenvögel saßen in der Küche und fraßen, schmatzten, soffen die Vorratskammern und den Keller leer, Matthäus und Sebastian spielten mit zwei Holzbeinen im Esszimmer Hockey, im Korridor übte der Onkel Kapitän Messerwerfen mit der lieben Mama, während Jean-Christoph und Jean-Daniel mit seinem Glasauge Murmeln spielten und Theophil und Gottlieb, Dirnen auf dem Schoß, die Treppengeländer hinunter rutschten; Arnolph rannte, von böser Ahnung gepeinigt, ins obere Stockwerk, am Galeriebesitzer Nadelör vorbei, der immer noch fiebernd in seinem Bett lag, durch das Boudoir, wo aus dem Badezimmer Männergesang und Wasserplantschen zu vernehmen war und die schrille Stimme Magda-Marias, und als er ins Schlafzimmer stürzte, lag im Bett Bruder Bibi mit einer Mätresse (unbekleidet); Chloé war nirgends, wo er auch gesucht, geforscht, gestöbert hatte. (Seite 139f)

Während Arnolph Archilochos seinem Bruder das letzte Geld gab, als er selbst kaum etwas besaß, wird er jetzt zorning und wirft das Gesindel hinaus.

Damit endet die Prosakomödie „Grieche sucht Griechin“ von Friedrich Dürrenmatt.

Es folgt das Ende für Leihbibliotheken. (Seite 142)

Nachdem er in der Stadt überall vergeblich nach Chloé gesucht hat, reist Arnolph Archilochos auf der „Julia“ nach Griechenland und gräbt auf dem Peloponnes nach Altertümern. Dabei stößt er auf etwas, was er zunächst für eine Statue der Liebesgöttin hält. Aber es ist Chloé, die ihm nachgereist war und sich im lockeren Sand eingrub.

In die Heimat zurück kann das Paar zunächst nicht, denn Fahrcks hat den Staatspräsidenten gestürzt. Aber es dauert nicht lang, da führt der im Staatspalais residierende Anarchist die bürgerliche Gesellschaftsordnung wieder ein.

Arnolph Archilochos und Chloé eröffnen in ihrem Rokokoschlösschen eine Pension.

Bibi hat sich nach dem Hinauswurf durch seinen Bruder geläutert und betreibt jetzt mit seiner Familie eine Kleingärtnerei.

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Mit „Grieche sucht Griechin“ beweist Friedrich Dürrenmatt, dass er auch unernst schreiben kann. Sein Sarkasmus ist zwar auch hier zu spüren, aber die „Prosakomödie“ – so der Untertitel – ist vor allem vergnüglich, nicht nur aufgrund der märchenhaften und zugleich satirischen Handlung, sondern auch, weil Friedrich Dürrenmatt dafür eine ganz besondere pseudonaive Sprache gefunden hat (vergleiche die Textbeispiele).

Bei der Petit-Paysan Maschinenfabrik AG in „Grieche sucht Griechin“ dachte Friedrich Dürrenmatt an die Schweizer Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, Bührle & Co in Zürich und den aus Pforzheim stammenden, wegen seiner Waffengeschäfte im Zweiten Weltkrieg umstrittenen Industriellen Emil G. Bührle (1890 – 1956).

Rolf Thiele verfilmte „Grieche sucht Griechin“ von Friedrich Dürrenmatt.

Originaltitel: Grieche sucht Griechin – Regie: Rolf Thiele – Drehbuch: Rolf Olsen, Franz Seitz alias Georg Laforet, nach der Prosakomödie „Grieche sucht Griechin“ von Friedrich Dürrenmatt – Kamera: Wolf Wirth – Schnitt: Inge Taschner – Musik: Rolf Wilhelm – Darsteller: Heinz Rühmann, Irina Demick, Charles Régnier, Hannes Messemer, Hanne Wieder, Walter Rilla, Franz Kutschera, Rudolf Rhomberg u.a. – 1966; 90 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
Textauszüge: © Verlag Die Arche

Seitenangaben beziehen sich auf ein Ullstein-Taschenbuch (Berlin 1967)

Friedrich Dürrenmatt (Kurzbiografie)

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame
Friedrich Dürrenmatt: Die Panne
Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman
Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
Friedrich Dürrenmatt: Justiz (Verfilmung)

Siegfried Lenz - Der Überläufer
Am Beispiel eines Überläufers im Zweiten Weltkrieg, aber auch mit skurrilen Figuren und tragikomischen Szenen veranschaulicht Siegfried Lenz die Absurdität des Kriegs.
Der Überläufer