Das Haus der Lady Alquist

Das Haus der Lady Alquist

Das Haus der Lady Alquist

Das Haus der Lady Alquist - Originaltitel: Gaslight - Regie: George Cukor - Drehbuch: John Van Druten, Walter Reisch und John Balderston, nach dem Bühnenstück "Gaslight" von Patrick Hamilton - Kamera: Joseph Ruttenberg - Schnitt: Ralph E. Winters - Musik: Bronislau Kaper - Darsteller: Ingrid Bergman, Charles Boyer, Joseph Cotten, May Whitty, Barbara Everest, Angela Lansbury, Eustace Wyatt, Emil Rameau, Edmund Breon, Halliwell Hobbes, Tom Stevenson, Heather Thatcher u.a. - 1944; 110 Minuten

Inhaltsangabe

1875 wird in London die Operndiva Lady Alice Alquist in ihrem Haus erwürgt. Ihre Nichte Paula, die bei ihr aufwuchs, lernt den Pianisten Gregory Anton kennen, der sie umwirbt und heiratet. Das Ehepaar bezieht das seit dem Mord vor zehn Jahren leer stehende Haus. Als Paula eine Brosche verliert, das Gaslicht flackern sieht und Geräusche aus dem vernagelten Dachboden hört, glaubt sie, verrückt zu werden, und Gregory äußert die Befürchtung, sie in eine Irrenanstalt bringen zu müssen ...
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Kritik

Bei seiner Verfilmung des Bühnenstücks "Angel Street" von Patrick Hamilton achtete George Cukor v. a. auf die viktorianische, bedrohliche und klaustrophobische Atmosphäre. "Das Haus der Lady Alquist" ist ein kammerspielartiger, expressionistisch fotografierter und spannender Klassiker.
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London 1875. Die Waise Paula (Ingrid Bergman), die bei ihrer Tante, der Operndiva Lady Alice Alquist, in deren Haus am Thornton Square aufwächst, wird nachts durch ein Geräusch geweckt und findet die berühmte Sängerin erwürgt vor einer Vitrine liegend vor. Um dem Mädchen über den Schock hinwegzuhelfen, schicken Freunde sie zu Maestro Mario Guardi (Emil Rameau) nach Italien. Guardi war ein enger Freund von Lady Alquist und soll deren Nichte nun ebenfalls als Sängerin ausbilden.

Während der Gesangsstunden verliebt Paula sich in Gregory Anton (Charles Boyer), der sie am Klavier begleitet und äußerst charmant umwirbt. In ihm glaubt sie, den Mann ihres Lebens gefunden zu haben.

Zehn Jahre nach dem Mord an ihrer Tante heiratet Paul den Pianisten. Während der Flitterwochen behauptet Gregory, seit Jahren von einem Haus in London zu träumen. Da erst erzählt Paula ihm von der Ermordung ihrer Tante und dass sie deren Haus geerbt hat. Ohne seine Liebe hätte sie nie in dem mit furchtbaren Erinnerungen verbundenen Haus am Thornton Square leben können, aber mit ihm zusammen will sie es versuchen, denn sie glaubt, ihre Angst überwunden zu haben.

Als Paula nach dem Einzug den Konzertflügel öffnet und Notenblätter aufschlägt, fällt ein Brief heraus, der zwei Tage vor der Ermordung ihrer Tante von einem Sergius Bauer geschrieben worden war. Gregory regt sich darüber auf und reißt ihr den Brief unhöflich aus der Hand.

Gregory lässt die Einrichtung auf den Dachboden schaffen und die Tür dorthin vernageln. Paula solle nicht ständig an die Mordtat erinnert werden, sagt er. Dem aus der Köchin Elizabeth Tompkins (Barbara Everest) und dem Dienstmädchen Nancy Oliver (Angela Lansbury) bestehenden Personal erklärt er immer wieder, seine Frau sei krank und bedürfe der Schonung. Deshalb wolle er weder Gäste im Haus haben noch mit Paula ausgehen.

Drei Monate nach der Eheschließung schenkt Gregory seiner Frau eine angeblich von seiner Großmutter und seiner Mutter getragene Brosche. Paula ist gerührt und will das Schmuckstück gleich anlegen, aber die Nadel ist defekt und Gregory schlägt ihr deshalb vor, die Brosche erst einmal in ihre Handtasche zu tun. Er werde sie dann reparieren lassen. Ausnahmsweise verlassen sie an diesem Tag das Haus und nehmen an einer Führung im Tower teil. Dort stellt Paula entsetzt fest, dass die Brosche in ihrer Handtasche fehlt, und als Gregory danach fragt, weil er zum Juwelier gehen will, muss sie ihm gestehen, dass sie den Familienschmuck verloren hat. Gregory gibt sich nachsichtig und zugleich besorgt, weil Paula angeblich ständig etwas vergisst und verliert.

Zufällig begegnete Brian Cameron (Joseph Cotten) dem Paar im Tower. Cameron ist Inspector bei Scotland Yard und hatte vor zehn Jahren die Ermittlungen in dem noch immer unaufgeklärten Mordfall Lady Alquist geleitet. Als er Paula sah, erinnerte er sich wegen der großen Ähnlichkeit der beiden Frauen sofort an die Operndiva, die er schon als zwölfjähriger Junge bewundert hatte. Bei der Ermordung von Lady Alquist war zwar nichts gestohlen worden, aber einige besonders wertvolle Diamanten, die eine hochgestellte Persönlichkeit der Sängerin geschenkt hatte, blieben unauffindbar.

Als angeblicher Neffe der Nachbarin Betty Thwaites (May Whitty) versucht Cameron, in das Haus des Ehepaars Anton zu gelangen, aber Gregory befiehlt Nancy, die Besucher wegen einer Unpässlichkeit seiner Frau abzuweisen.

Nacht für Nacht verlässt er das Haus, um in einem gemieteten Apartment ungestört komponieren zu können, erklärt er Paula.

Eines Abends überrascht Gregory Paula mit der Ankündigung, er wolle mit ihr ins Theater gehen. Als sie daraufhin vergnügt durch den Raum tanzt, fragt er sie plötzlich nach einem fehlenden Wandbild. Nancy und Elizabeth schwören, das Gemälde nicht fortgenommen zu haben. Gregory herrscht daraufhin Paula an, sie solle es zurückbringen. Weinend beteuert Paula, das Bild nicht angefasst zu haben und holt es aus einem Versteck an der Treppe. Wieso sie dann gewusst habe, wo das Bild zu finden sei, fragt Gregory. Weil genau dasselbe bereits zweimal passiert sei, antwortet sie. – Einen Theaterbesuch hält Gregory nach dieser Aufregung nicht für opportun. Er schickt Paula stattdessen ins Bett.

Paula befürchtet, verrückt zu werden, zumal sie nachts Geräusche auf dem vernagelten Dachboden hört und glaubt, das Gaslicht werde stärker und schwächer.

Als Lady Dalroy (Heather Thatcher) zu einer Musik-Soirée einlädt, hofft Cameron, endlich mit Paula sprechen zu können und bittet die Gastgeberin, ihn als Tischherrn für Paula einzuteilen. Kurz vor dem Beginn der Soirée trifft Gregorys schriftliche Absage wegen einer Unpässlichkeit seiner Frau ein. – Paula will jedoch unter allen Umständen an der Soirée teilnehmen, und als Gregory merkt, dass sie auch allein hingehen würde, begleitet er sie. Mitten im Konzert tut er so, als suche er nach seiner Taschenuhr und holt sie dann mit vorwurfsvollem Blick aus Paulas Handtasche. Da beginnt Paula zu schluchzen und muss die Soirée vorzeitig verlassen. Gregory hält ihr vor, er habe darauf geachtet, ihre Geisteskrankheit zu verbergen, doch nun wisse jeder in London davon. Dass sie geisteskrank sei, habe er erstmals bemerkt, als sie sich nach dem Einzug einbildete, einen Brief an ihre Tante in der Hand zu halten. Dabei sei ihre Hand leer gewesen. Inzwischen habe er Erkundigungen eingezogen und herausgefunden, dass ihre Mutter ein Jahr nach Paulas Geburt in einer Irrenanstalt starb. Er werde sie wohl auch in eine entsprechende Anstalt einweisen müssen.

Cameron hat auf der Soirée alles beobachtet. Zusammen mit dem Streifenpolizisten Williams (Tom Stevenson) legt er sich vor dem Anwesen der Antons auf die Lauer. Sie beobachten, wie Gregory jeden Abend aus der Haustür kommt, um den Block geht und dann unvermittelt im Nebel verschwindet. Was macht er da? Cameron schaut sich um und vermutet aufgrund der Anordnung der Gebäude und Hinterhöfe, dass Gregory jede Nacht in das leer stehende Nachbarhaus geht. Aber wozu?

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Als Williams, der sich mit Nancy befreundet hat, Cameron berichtet, Paula werde für längere Zeit fortgehen, schreitet der Inspector ein. Sobald Gregory das Haus verlassen hat, lockt Williams Nancy fort, und Cameron verschafft sich Zutritt, obwohl Elizabeth protestiert und Paula Angst hat, mit einem Besucher zu reden. Weil er den Bühnenhandschuh mitbringt, den er als zwölfjähriger Verehrer von Lady Alquist bekommen hatte, fasst Paula Vertrauen zu ihm. Dann erwähnt er das plötzlich schwächer gewordene Gaslicht und bestätigt auf diese Weise, dass Paula sich das Flackern des Gaslichts nicht einbildet. Genau wie sie hört er Schritte und Geräusche auf dem Dachboden. Cameron vermutet, dass Gregory der Mörder ist und noch immer nach den Juwelen sucht, die er damals hatte rauben wollen, wenn er nicht von Paula verscheucht worden wäre. Gregory schleicht sich jede Nacht durch das Nebenhaus auf den Dachboden und durchwühlt die dort aufbewahrten Sachen. In dem von Cameron aufgebrochenen Sekretär ihres Mannes entdeckt Paula den mit „Sergius Bauer“ unterzeichneten Brief an ihre Tante. Das hatte sie sich also auch nicht eingebildet! Cameron macht sie darauf aufmerksam, dass die Handschrift mit der auf von Gregory geschriebenen Briefen übereinstimmt: Sergius Bauer und Gregory Anton sind ein und dieselbe Person! Der Mörder machte sich an Paula heran und wollte sie in eine Irrenanstalt abschieben, denn es ging ihm darum, die begehrten Edelsteine in seinen Besitz zu bekommen.

Als das Gaslicht wieder heller wird, weiß Cameron, dass Gregory das Licht im Speicher gelöscht hat und zurückkommt. Mit der Unterstützung des Streifenpolizisten will er den Mörder auf der Straße festnehmen.

Gregory hat jedoch die gesuchten Steine endlich gefunden und hält es nicht für nötig, das Spiel fortzusetzen: Er bricht die Dachboden-Tür auf und kommt auf direktem Weg herunter. Als er bemerkt, dass der Sekretär gewaltsam geöffnet wurde, stellt er Paula zur Rede. Verängstigt beteuert sie, ein von Elizabeth eingelassener Besucher habe das Möbelstück aufgebrochen. Elizabeth schwört jedoch, dass niemand dagewesen sei. Bildet Paula sich nun schon Besucher ein? Paula weiß selbst nicht mehr, ob sie sich das Gespräch mit dem Inspector nur eingebildet hat oder nicht. Aber da steht Cameron unvermittelt in der Tür. Als Gregory nicht auftauchte, benützte er den Weg über das Nachbarhaus, suchte ihn auf dem Dachboden und kam eben von dort herunter.

Elizabeth ruft Williams herein. Gregory wird abgeführt.

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Das 1940 uraufgeführte Bühnenstück „Gaslight“ (auch: „Angel Street“, „A Strange Case of Murder“, „Murder in Thornton Square“) von Patrick Hamilton (1904 – 1962) war bereits 1939 von Thorold Dickinson verfilmt worden. Bei seinem Remake verlagerte George Cukor den Schwerpunkt von den reißerischen Momenten zu einer viktorianischen, bedrohlichen und klaustrophobischen Atmosphäre. Und das ist in dem kammerspielartigen, expressionistisch fotografierten Triller „Gaslight“ („Das Haus der Lady Alquist“) vorzüglich gelungen. Ingrid Bergman erhielt für die Rolle der Paula ihren ersten „Oscar“. Für die Innenausstattung gab es die Auszeichnung ebenfalls. Nominiert hatte man außerdem Charles Boyer und Angela Lansbury.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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