Auszeit

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Auszeit

Auszeit - Originaltitel: L'emploi du temps - Regie: Laurent Cantet - Drehbuch: Robin Campillo und Laurent Cantet - Kamera: Pierre Milon - Schnitt: Robin Campillo und Stéphanie Léger - Musik: Jocelyn Pook - Darsteller: Aurélien Recoing, Karin Viard, Serge Livrozet, Jean-Pierre Mangeot, Monique Mangeot u.a. - 2001, 130 Minuten

Inhaltsangabe

Handlung:
Ein Mann gerät durch seine Entlassung in eine Lebenskrise. Statt sich um eine neue Stellung zu bemühen, macht er seiner Familie vor, er habe selbst gekündigt und eine bessere Position übernommen. Geld verschafft er sich durch Betrügereien. Wie lange kann er das Lügenkonstrukt aufrechterhalten?
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Kritik

"Auszeit" ist ein leiser und ohne Effekthascherei inszenierter Film über ein Familiendrama und eine Lebenskrise.
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Vincent (Aurélien Recoing) hat seinen Job bei einem Beratungsunternehmen verloren. Statt sich arbeitslos zu melden oder eine neue Stelle zu suchen, tut er gegenüber seiner Familie – der Lehrerin Muriel (Karin Viard) und den drei Kindern Julien, Felix und Alice (Nicolas Kalsch, Felix Cantet, Marie Cantet) – so, als sei nichts geschehen. Er fährt tagelang herum, schläft im Auto, kauft sich an Raststätten etwas zu essen und ruft Muriel mehrmals am Tag an, um ihr von erfundenen Kundengesprächen zu erzählen.

Als er wieder einmal müde für ein Wochenende nach Hause kommt, bricht Muriel gerade mit seiner Mutter (Monique Mangeot) und den Kindern zu einem Schulfest auf. Dort erzählen seine Eltern herum, was sie von Muriel gehört haben: Vincent habe sich um einen neuen Job in der Schweiz beworben. Er versucht, abzuwiegeln: Dass er die Stelle bekomme, sei noch gar nicht sicher. Dann tritt er genervt die Flucht nach vorne an und lügt, er habe bereits vor vier Wochen gekündigt, weil ihm die neue Position so gut wie sicher sei.

Am Montag fährt er nach Genf, schleicht sich in das UNO-Gebäude ein und ruft von einer Sitzecke aus Muriel an, um ihr mitzuteilen, dass alles gut laufe und der Anstellungsvertrag gerade für die Unterzeichnung vorbereitet werde. Danach fährt er in die Berge und stapft durch den Schnee zu einem leer stehenden Berghaus, um dort ein paar Tage zu verbringen und dabei die Prospekte zu studieren, die er bei der UNO mitgenommen hat.

Von seinem Vater (Jean-Pierre Mangeot) borgt er 200 000 Francs, die er benötigt, um sich in Genf angeblich eine Zweitwohnung einzurichten.

Beim Einkaufen mit seiner Familie trifft Vincent auf seinen früheren Kollegen Jeffrey (Nigel Palmer), der natürlich von der Entlassung weiß und sich deshalb nach freien Stellen umgehört hat. Vincent will jedoch nichts davon wissen und behauptet, inzwischen bereits selbst einen lukrativen Job gefunden zu haben.

In einem Hotel in Grenoble trifft er sich mit Fred (Nicolas Beauvais), einem ehemaligen Schulfreund, dem er vormacht, einer seiner neuen Kollegen bei der UNO lege im Diplomatenkoffer nach Osteuropa geschmuggeltes Geld mit traumhaften Renditen an. Fred will 50 000 Francs in das Schwarzgeldgeschäft investieren, muss aber erst zur Bank und das Geld abheben. Deshalb vereinbart er mit Vincent ein weiteres Treffen. Die Nacht will Vincent im Auto auf dem Parkplatz des Hotels verbringen, aber er wird von einem Wachmann verscheucht.

Als Fred zum vereinbarten Zeitpunkt mit dem Geld in die Hotelhalle kommt, bringt er einen weiteren Schulfreund mit, Philippe (Didier Perez), der sogar 300 000 Francs investieren möchte. Ein dritter Schulfreund, der durch Fred von der viel versprechenden Geldanlage erfährt, lädt Vincent telefonisch zum Essen ein. Nono (Maxime Sassier) lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in bescheidenen Verhältnissen, drängt Vincent aber seine kompletten Ersparnisse auf: 12 000 Francs.

In zwei Monaten sammelt Vincent von einem Dutzend Leuten Geld ein.

Ein Fremder, der die Unterredungen und Geldübergaben in der Hotelhalle beobachtet hat, spricht ihn an. Vincent gibt schließlich zu, dass er das Geld benötigt, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu finanzieren. Natürlich weiß er, dass er damit allenfalls etwas Zeit gewinnt. Jean Michel (Serge Livrozet) – so heißt der Andere – kauft in Osteuropa Imitate von teuren Uhren, Designerbrillen, Kleidungsstücken und macht damit hohe Profite. Vincent lässt sich überreden, bei dem Betrüger mit einzusteigen.

Als Muriel darauf drängt, ein Wochenende mit Vincent in Genf zu verbringen, holt er sie vom Flughafen ab. Sie möchte seine Stadtwohnung sehen, aber er fährt mit ihr zu dem leer stehenden Berghaus, in dem er schon einmal übernachtete und begründet es damit, dass er mal für zwei Tage raus aus der Stadt müsse.

Philippe wird unruhig, weil er nichts von der versprochenen Rendite erhält. Um ihn beruhigen zu können, benötigt Vincent zusätzliches Geld. Am Monatsende stehen ihm aus den Geschäften mit Jean-Paul 40 000 Francs zu und er bittet um einen Vorschuss in doppelter Höhe.

Nach einiger Zeit schöpft Muriel Verdacht, ruft Jeffrey an und erfährt von Vincents Entlassung bei dem Beratungsunternehmen. Als Vincent wieder nach Hause kommt, will Julien nicht mit ihm am Tisch sitzen. Obwohl klar ist, dass die Familie Bescheid weiß und Muriel ihm sagt, sein Vater komme gleich zu einem Gespräch vorbei, klammert Vincent sich verzweifelt an die Lüge. Sobald er das Auto seines Vaters hört, springt er durch ein Fenster ins Freie und fährt los.

Sein Vater ruft ihn auf dem Autotelefon an und redet versöhnlich auf ihn ein, aber Vincent fährt wortlos weiter. Dann meldet sich Muriel. Während sie spricht, hält Vincent an und läuft ins Feld.

Sieben Monaten nach seiner Entlassung bewirbt Vincent sich um einen neuen Arbeitsplatz, und es sieht so aus, als werde er tatsächlich genommen.

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Ein Unternehmensberater gerät durch seine Entlassung in eine Lebenskrise. Statt sich um eine neue Stellung zu bemühen, macht er seiner Familie vor, er habe selbst gekündigt und eine bessere Position bei der UNO in Genf übernommen. Geld verschafft er sich durch Betrügereien. Auf Dauer lässt sich das Lügenkonstrukt allerdings nicht aufrechterhalten.

Aus diesem durch eine Lebenskrise ausgelösten Familiendrama hat Laurent Cantet einen leisen und ohne Effekthascherei inszenierten Film gemacht: „Auszeit“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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Paul Auster beschäftigt sich in dem Opus magnum "4 3 2 1" mit dem Ein­fluss von Modifikationen in der Vita auf den Charakter bzw. den weiteren Lebensweg. Zu diesem Zweck ent­wickelt er die Lebensgeschichte des Protagonisten in sieben Abschnitten, die er jeweils in vier Varianten gliedert.
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