Big Fish

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Big Fish

Big Fish. Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht – Originaltitel: Big Fish – Regie: Tim Burton – Drehbuch: John August nach dem Roman "Big Fish. A Novel of Mythic Proportions" von Daniel Wallace – Kamera: Philippe Rousselot – Schnitt: Chris Lebenzon – Musik: Danny Elfman – Darsteller: Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Alison Lohman, Robert Guillaume, Marion Cotillard, Matthew McGrory, David Denman, Missi Pyle, Loudon Wainwright, Ada Tai, Arlene Tai, Steve Buscemi, Danny DeVito u.a. – 2003; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Edward Bloom arbeitet als Reisender und versteckt sein wahres Ich hinter aufregenden Geschichten. Deshalb kommt es zwischen dem fantasievollen Fabulierer und seinem nüchternen Sohn zum Konflikt. William versucht herauszufinden, wer sein Vater wirklich ist. Am Ende gibt er es auf, und nun sind die Rollen vertauscht: Nicht der Geschichten erfindende Vater sitzt am Bett seines Sohnes, sondern dieser sitzt am Sterbebett seines Vaters und erzählt ihm nun seinerseits eine Geschichte ...
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Kritik

Bei "Big Fish", der opulenten Verfilmung eines Romans von Daniel Wallace durch Tim Burton, handelt es sich um eine unterhaltsame tragikomische Schelmengeschichte, die von Einfällen und bunten Bildern überquillt.
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William ist das einzige Kind von Sandra (Jessica Lange) und Edward Bloom (Albert Finney). Solange er klein ist, hat er es gern, wenn der Vater ihm vor dem Einschlafen Geschichten erzählt. Aber als Erwachsener ärgert er sich über die inzwischen tausend Mal gehörten Geschichten, die sein Vater bei jeder Gelegenheit zum Besten gibt. So behauptet Edward Bloom beispielsweise, am Tag der Geburt seines Sohnes habe er ein riesiges Katzenwels-Weibchen gefangen, und zwar nicht mit einem gewöhnlichen Köder, sondern mit seinem Ehering am Angelhaken. Und weil es voller Rogen gewesen sei, habe er es am Leben gelassen und auf den Ring verzichtet. William wirft seinem Vater vor, ihm und anderen Lügen aufzutischen. Darüber geraten die beiden in Streit. William zieht fort und redet drei Jahre lang nicht mehr mit seinem Vater.

Erst als er von seiner Mutter am Telefon erfährt, dass die Chemotherapie bei seinem krebskranken Vater abgesetzt wurde und er im Sterben liegt, kehrt William (Billy Crudup) noch einmal ins Elternhaus in Ashton/Alabama zurück. Begleitet wird er von seiner im siebten Monat schwangeren Ehefrau Josephine (Marion Cotillard). William versöhnt sich mit seinem schrulligen Vater, erwartet jedoch von ihm, dass er sich nicht länger hinter erfundenen Geschichten versteckt, sondern endlich etwas von seinem wahren Wesen offenbart. William vergleicht ihn mit einem Eisberg, von dem man auch nur die Spitze sieht. Von seinem Vater kenne er höchstens zehn Prozent, klagt er. Aber Edward fährt auch auf dem Sterbebett fort, Geschichten zu erfinden. Die erzählt er seiner Schwiegertochter, die ihm gern zuhört.

Schon seine Geburt sei spektakulär gewesen, behauptet Edward Bloom. Er sei aus dem Mutterleib herausgesprungen und über den Kachelboden in der Klinik geschlittert. Als Kind wuchs er zu schnell und musste deshalb drei Jahre lang in einem Spezialbett liegen. Die Mitglieder seiner Clique fürchteten sich vor einer Hexe (Helena Bonham Carter), die angeblich streunende Hunde und unartige Kinder fraß. In ihrem Glasauge, so hieß es, könne man seinen eigenen Tod sehen. Der zehnjährige Edward (Perry Walston) wagte es, an die Tür des Hexenhauses zu klopfen und in das Glasauge zu schauen. Seither, so erzählt Edward Bloom auch noch als Erwachsener, wisse er, wie er sterben werde.

Er war 18, als ein Riese die Bewohner von Ashton erschreckte und Schafe von der Weide fraß. Edward (Ewan McGregor) gelang es, Karl (Matthew McGrory) – so hieß der Riese – aus Ashton wegzulocken, und er begleitete ihn, denn er wollte selbst mehr erleben als in der Kleinstadt möglich gewesen wäre. An einer Weggabelung schickte er Karl nach links und nahm selbst die Abkürzung rechts, die durch einen Zauberwald führte, an dessen Ende er in das paradiesische Dorf Spectre kam. Dort traf er auf den berühmten, ebenfalls aus Ashton stammenden Dichter Norther Winslow (Steve Buscemi), der ihm stolz zeigte, was er in jahrelanger Arbeit gereimt hatte: „Grass so green / Skies so blue / Spectre is really great.“ Die Bewohner von Spectre gingen alle barfuß. Als Edward einmal nicht aufpasste, raubte ihm das kleine Mädchen Jennifer (Hailey Anne Nelson) die Schuhe, verknotete die Schnürsenkel und warf das Schuhpaar über eine unerreichbar hoch aufgespannte Leine. Die Bewohner von Spectre hätten es gern gesehen, wenn er bei ihnen geblieben wäre, aber Edward wollte weiter und machte sich wieder auf den Weg – notgedrungen barfuß.

Mit Karl zusammen kam er zu einem Wanderzirkus, in dem der Riese Kolossos (George McArthur) die Hauptattraktion war. Der traute seinen Augen nicht, als er einen anderen Riesen zu sehen bekam. Am Ende der Vorstellung erblickte Edward eine junge Frau, von der er sofort wusste, dass sie die Liebe seines Lebens war. Für einen Augenblick blieb die Welt stehen, aber dann ging alles so schnell, dass er die Schöne gleich wieder aus den Augen verlor.

Der Zirkusdirektor Amos Calloway (Danny DeVito) ließ von seinem Advokaten einen sittenwidrigen Knebelvertrag aufsetzen und ersetzte Kolossos durch Karl. Edward wollte er nicht engagieren. Erst als Edward anbot, unentgeltlich für den Zirkus zu arbeiten, begann Calloway sich für ihn zu interessieren und versprach ihm dann als Gegenleitung für das Ausmisten der Käfige jeweils nach Ablauf eines Monats etwas über die junge Frau zu verraten.

Nach drei Jahren wusste Edward einiges über die Frau, beispielsweise, dass gelbe Narzissen ihre Lieblingsblumen waren, aber er wollte nun endlich ihren Namen erfahren. Am Abend pochte er an den Wohnwagen des Zirkusdirektors. Als er die Tür öffnete, sprang ein Wehrwolf heraus und fiel ihn an. Die Bestie drohte Edward zu zerfleischen, aber als dieser ein Stöckchen warf, apportierte der Wolf es brav und verschwand dann. Am nächsten Morgen tauchte Amos Calloway nackt und mit einem Stöckchen zwischen den Zähnen auf. Besorgt vergewisserte er sich, dass er in der Nacht kein Unheil angerichtet hatte. Nun nannte er Edward den Namen der Frau – Sandra Templeton – und verriet ihm, an welchem College sie studierte.

Edward machte sich sofort auf die Suche und klingelte mit einem Strauß gelber Narzissen bei ihr. Sandra (Alison Lohman) klärte ihn jedoch darüber auf, dass sie bereits mit Don Price verlobt war. Das hielt Edward nicht davon ab, um sie zu werben. Seine Liebeserklärung ließ er beispielsweise von einem Flugzeug an den Himmel malen. Und er pflanzte ein riesiges Feld voll gelber Narzissen. Sandra war beeindruckt. Aber da tauchte Don Price auf. Streit lag in der Luft. Rasch nahm Sandra Edward das Versprechen ab, ihrem Verlobten nicht weh zu tun. Daran hielt Edward sich, als ihn Don Price so zusammenschlug, dass er danach vier Wochen lang im Krankenhaus lag. Sandra löste daraufhin die Verlobung und heiratete Edward.

Der wurde allerdings kurz nach der Hochzeit eingezogen und musste in den Korea-Krieg. In der Hoffnung, seine Einsatzzeit abkürzen zu können, meldete er sich freiwillig zu besonders gefährlichen Einsätzen. So sprang er über Nordkorea mit dem Fallschirm ab, um Pläne des Feindes zu stehlen. Bei der US-Armee hielt man ihn nach einiger Zeit für tot und kondolierte seiner vermeintlichen Witwe. Aber die Sängerinnen Ping und Jing (Ada Tai, Arlene Tai), siamesische Zwillinge, halfen ihm, und er nahm sie mit in die USA, damit sie dort eine Bühnenkarriere machen konnten. Seine Frau überraschte der Totgeglaubte beim Wäscheaufhängen.

Edward begann nun sein Geld als Handelsvertreter für Handprothesen der Marke „Handi-Matic“ zu verdienen.

Dabei traf er in einer Bank in Texas den Dichter Norther Winslow wieder, der inzwischen Spectre ebenfalls verlassen hatte. Er suche das Abenteuer, erzählte Norther Winslow und sei gerade dabei, die Bank zu überfallen. Dann riss er zwei Pistolen heraus, verlangte das Geld aus der Kasse und forderte den verblüfften Handelsvertreter Edward auf, sich den Tresor öffnen zu lassen. Der war allerdings leer, denn die Bank hatte sich durch Immobiliengeschäfte ruiniert. Immerhin konnten Edward und Norther Winslow fliehen. Edward erklärte seinem Begleiter, dass das Geld der Bank inzwischen Börsenspekulanten gehörte. Daraufhin machte der Dichter an der Wall Street das große Geld und schickte Edward einen Scheck über 10 000 Dollar für den Tipp. Von dem Geld kaufte Edward ein Haus in Ashley.

Als William Bloom merkt, dass sein Vater ihm auch jetzt nicht die Wahrheit sagen wird, beginnt er die Geschichten zu überprüfen. Bei der Durchforstung von Schriftstücken stößt er auf den Namen und die Adresse von Jennifer Hill (Helena Bonham Carter) in Spectre. William fährt hin, und sie erzählt ihm, dass Edward als Handelsvertreter während eines Unwetters wieder in den Ort gekommen sei.

Die Dorfbewohner waren inzwischen alle verschuldet, und die Häuser standen zur Versteigerung an. Edward sammelte bei Ping und Jing, Amos Calloway und anderen Bekannten Geld, kaufte das ganze Dorf und ließ die Menschen weiter in ihren Häusern wohnen. Nur Jennifer Hills Haus übersah er zunächst. Obwohl die Musiklehrerin nicht bereit war, es zu verkaufen, ließ Edward es von Karl geraderücken und renovieren. Zum Dank dafür überschrieb Jennifer ihm das Haus dann doch. Sie liebte ihn seit sie ihn als Kind zum ersten Mal gesehen hatte, aber Edward erklärte ihr, er liebe seine Ehefrau Sandra über alles und werde sie nicht betrügen.

Als William aus Spectre zurückkommt, liegt sein Vater nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. William schickt seine Mutter nach Hause und wacht am Bett des Sterbenden. Edward schlägt zwar noch einmal die Augen auf, aber das Reden fällt ihm schwer, und er bittet deshalb seinen Sohn, ihm zu erzählen, wie es weitergeht.

Mit Tränen in den Augen schildert William, wie er seinen Vater aus dem Bett in einen Rollstuhl hebt und mit ihm aus dem Krankenhaus flieht. Sie fahren zum See, und der Riese Karl räumt ihnen den Weg frei. All die Menschen, von denen Edward immer wieder erzählte, klatschen Beifall, als William seinen Vater zum Wasser trägt. Im See steht Sandra. Sie legt Edward ihren Ehering in die Hand. William trägt seinen Vater tiefer hinein, und als er ihn dann loslässt und Edward untertaucht, schwimmt ein riesiger Katzenwels davon.

Zur Beerdigung Edwards versammeln sich außer seinen Familienangehörigen noch einmal Karl, Amos Calloway, die siamesischen Zwillinge Ping und Jing, Jennifer Hill, Norther Winslow und all die anderen Freunde, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

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Der Film „Big Fish. Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“ basiert auf dem 1998 von dem amerikanischen Schriftsteller Daniel Wallace (* 1959) veröffentlichten Roman „Big Fish. A Novel of Mythic Proportions“ („Big Fish. Ein Roman von mythischen Ausmaßen“, Übersetzung: Margarete Längsfeld, Schneekluth, München 1999, 222 Seiten, ISBN 3-7951-1708-9).

Im Mittelpunkt der Tragikomödie „Big Fish“ steht Edward Bloom, ein Handelsvertreter, der sein wahres Ich zeitlebens hinter aufregenden Geschichten versteckt. Zwischen dem fantasievollen Geschichtenerzähler und seinem nüchternen Sohn William kommt es zum Konflikt. Vergeblich versucht William, Wahrheit und Fiktion zu trennen. Am Ende gibt er es auf, und nun sind die Rollen vertauscht: Nicht der Geschichten erfindende Vater sitzt am Bett seines Sohnes, sondern dieser sitzt am Sterbebett seines Vaters und erzählt ihm nun seinerseits eine Geschichte. „Big Fish“ ist eine Hommage ans Geschichtenerzählen und natürlich auch ans Kino.

John August (Drehbuch) und Tim Burton (Regie) fügen die märchenhafte Schelmengeschichte in eine Rahmenerzählung ein und entwickeln sie in Rückblenden. „Big Fish“ quillt von Einfällen und bunten Bildern über. Dabei eifern John August und Tim Burton der Fabulierfreude des Protagonisten nach und scheuen auch vor Kitsch nicht zurück. Das ist recht unterhaltsam und optisch ebenso opulent wie stilvoll.

Für die Filmmusik von „Big Fish“ erhielt Danny Elfman eine „Oscar“-Nominierung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Tim Burton (kurze Biografie / Filmografie)

Tim Burton: Batman
Tim Burton: Edward mit den Scherenhänden
Tim Burton: Batmans Rückkehr
Tim Burton: Sleepy Hollow
Tim Burton: Planet der Affen
Tim Burton: Charlie und die Schokoladenfabrik
Tim Burton, Mike Johnson: Tim Burton’s Corpse Bride. Hochzeit mit einer Leiche
Tim Burton: Sweeney Todd
Tim Burton: Alice im Wunderland
Tim Burton: Dark Shadows
Tim Burton: Big Eyes

Thomas Mann - Der Zauberberg
"Der Zauberberg" ist ein komplexer, intellektueller, artifizieller und detailverliebter Roman, in dem der "Held" unter den Einfluss mehrerer Figuren gerät, die widersprüchliche Prinzipien und Lebensanschauungen vertreten. Wie in der Musik charakterisieren Leitmotive die "Komposition".
Der Zauberberg