Barbara Honigmann

Barbara Honigmann wurde am 12. Februar 1949 in Berlin geboren.

Ihre Mutter, Alice Kohlmann alias Litzi Friedmann (1910 – 1991), war Wienerin und Jüdin. Mit 18 heiratete sie, aber die Ehe hielt nicht länger als ein Jahr. Wegen ihrer Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei saß Alice Kohlmann 1932 einige Wochen lang im Gefängnis. 1933 lernte sie Kim Philby (1912 – 1988) kennen, den späteren britisch-sowjetischen Doppelagenten. Die beiden heirateten am 24. Februar 1934 in Wien und zogen zwei Monate später nach London.

Dort begegnete Barbara Honigmanns Mutter dem Journalisten Dr. Georg Honigmann (1903 – 1984), der 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten nach London geflohen war. Im Mai 1946 kehrte Honigmann nach Deutschland zurück und wechselte nach kurzer Zeit aufgrund seiner kommunistischen Überzeugung vom britischen in den sowjetischen Sektor Berlins. Er heiratete Alice Kohlmann, die inzwischen geschieden war. 1948 wurde er stellvertretender Chefredakteur der Berliner Zeitung, und im Jahr darauf avancierte er an die Spitze der Redaktion. Von 1953 bis 1962 produzierte Georg Honigmann für die DEFA die Kurzfilmreihe „Das Stacheltier“. Danach leitete er fünf Jahre lang (1963 – 1968) das Ostberliner Kabarett „Die Distel“. Von 1956 bis 1965 war Georg Honigmann mit der Sängerin und Schauspielerin Gisela May (* 1924) verheiratet. Seine dritte Ehefrau war die Kunsthistorikerin Liselotte Honigmann-Zinserling (* 1930).

Barbara Honigmann studierte von 1967 bis 1972 an der Humboldt-Universität in Berlin Theaterwissenschaft. Danach arbeitete sie bis 1975 als Dramaturgin und Theaterregisseurin in Brandenburg und in Ostberlin. Außerdem malte sie. Als Dramaturgieassistentin inszenierte sie mit Adolf Dresen zusammen im Rahmen eines Kleist-Projekts am Deutschen Theater die Montage „Dichter in Preußen“. Wenn wir davon ausgehen, dass ihr Buch „Bilder von A.“ autobiografisch ist, war sie auch die Geliebte des Theaterregisseurs.

1976 wurde ihr Sohn Johannes geboren. Sie setzte sich zunehmend mit dem Judentum auseinander und heiratete 1981 Peter Obermann / Honigmann (* 1952), den späteren Leiter des Heidelberger Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, nach jüdischem Ritus. 1983 brachte sie einen zweiten Sohn zur Welt, und im Jahr darauf zog sie mit ihrer Familie nach Straßburg. Dort konvertierte sie zum orthodoxen Judentum.

Hier bin ich gelandet vom dreifachen Todessprung ohne Netz: vom Osten in den Westen, von Deutschland nach Frankreich und aus der Assimilation mitten in das Thora-Judentum hinein. (Barbara Honigmann: Roman von einem Kinde, hier zit. nach Claudia Kerber: Schweigen und Erzählen. Überlegungen zum Prosawerk von Barbara Honigmann, 2007, S. 42)

Darüber schreibt Barbara Honigmann in „Chronik meiner Straße“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits das von den Gebrüdern Grimm überlieferte Märchen „Das singende springende Löweneckerchen“ für die Bühne bearbeitet, das Theaterstück „Don Juan“ und das Hörspiel „Der Schneider von Ulm“ verfasst. In Straßburg verlegte sie sich nun ganz aufs Schreiben.

© Dieter Wunderlich 2012

Adolf Dresen (kurze Biografie)

Barbara Honigmann: Bilder von A.
Barbara Honigmann: Chronik meiner Straße

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