Alma Mahler-Werfel

4. Februar 1879: Emil Jakob Schindler (1842 – 1892) und Anna Sofie Bergen (1857 – 1938) heiraten in der Kirche zu den heiligen Schutzengeln (Paulanerkirche) in Wien. Der siebenunddreißigjährige, aus einer Fabrikantenfamilie stammende, aber mittellose Bräutigam studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und ist Landschaftsmaler. Bei der einundzwanzigjährigen Braut handelt es sich um die Tochter einer Hamburger Brauerfamilie, die durch einen Bankrott 1871 ihr gesamtes Vermögen verlor. Anna trat als Operettensängerin auf. – Nach der Eheschließung zieht Anna bei ihrem Mann ein, der sich aus finanziellen Gründen mit dem acht Jahre jüngeren Künstler Julius Victor Berger eine kleine Wohnung in Wien teilt. Schindler macht sich Vorwürfe, weil er seiner Frau keine bessere Unterkunft bieten kann.

31. August 1879: Anna kommt mit ihrer Tochter Alma Margaretha Maria nieder.

Ende 1879: Schindler erholt sich auf Borkum von einer Diphterie-Erkrankung.

16. August 1880: Anna bringt ihre Tochter Margarethe Julie (»Gretel«) zur Welt. Obwohl Schindler weiß, dass er im Monat der Zeugung nicht in Wien war, tut er so, als sei es sein Kind. Tatsächlich ist Julius Victor Berger der Vater.

Februar 1881: Emil Jakob Schindler erhält den Reichel-Künstlerpreis. Das Preisgeld erlaubt es ihm, seine Schulden zu tilgen und mit seiner Familie in eine größere Wohnung zu ziehen.

Herbst 1881: Der zwanzigjährige Carl Moll wird Privatschüler von Emil Jakob Schindler.

Moll unternimmt Studienreisen mit Schindler und fährt mit der Familie zusammen in Urlaub.

Ende 1884: Schindler, der es inzwischen mit seiner Kunst zu Geld gebracht hat, mietet Schloss Plankenberg bei Wien (zwischen Tulln und Neulengbach).

Frühjahr 1885: Familie Schindler zieht ins Schloss Plankenberg.

Alma und Gretel gehen nur im Winter zur Schule, wenn die Familie in Wien wohnt. Bei der Erziehung der Kinder übernimmt Emil Jakob Schindler den musischen und künstlerischen Teil, Anna unterrichtet sie dagegen im Lesen, Schreiben und Rechnen. Später werden Hauslehrer beschäftigt, aber eine systematische Schulbildung bekommen weder Alma noch Gretel.

Ende 1887: Familie Schindler reist über Triest nach Ragusa (Dubrovnik) und verbringt den Winter auf Korfu. Kronprinz Rudolf hat Emil Jakob Schindler beauftragt, Landschaften für das Projekt »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild« zu malen.

März 1888: Familie Schindler kehrt von Korfu nach Ragusa zurück.

Mai 1888: Rückreise nach Wien.

Sommer 1892: Alma beginnt mit Klavierstunden bei Adele Radnitzky-Mandlick. Als sie bei einem Schülerkonzert auftreten soll, schneidet sie sich absichtlich mit einem Küchenmesser in den linken Daumen.

4. August 1892: Familie Schindler trifft mit Carl Moll, dessen Bruder und der Familie des Bruders auf Sylt ein und will dort die Ferien verbringen.

9. August 1892: Emil Jakob Schindler stirbt in Westerland an den Folgen einer verschleppten Blinddarmentzündung. Da Alma eine enge Beziehung zu ihrem Vater hatte, ist dies für sie ein schwerer Schicksalsschlag.

Aus finanziellen Gründen muss Anna Schindler Schloss Plankenberg aufgeben. Sie lebt nun mit ihren beiden Töchtern ganzjährig in einer Stadtwohnung in Wien.

1895: Der dreiundfünfzigjährige Komponist Josef Labor (1842 – 1924) beginnt, Alma in Kompositionslehre zu unterrichten und wird ihr väterlicher Freund.

3. November 1895: Anna Schindler und Carl Moll, die seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis haben, heiraten. Alma hält das für einen Verrat an ihrem Vater.

Nach den Flitterwochen in Hamburg bezieht die Familie in Wien ein größeres Haus. Dort treffen sich Kulturschaffende wie zum Beispiel Max Burckhard, der Direktor des Burgtheaters, der Maler Gustav Klimt und der Architekt Joseph Maria Olbrich. Alma darf bei den Diskussionen zuhören, und Max Burckhard schenkt ihr Bücher und Theaterkarten.

April 1897: Carl Moll, Gustav Klimt und einige andere Künstler gründen die »Vereinigung bildender Künstler Österreichs (Secession)«.

März 1899: Als Alma erfährt, dass ihre Mutter erneut schwanger ist, reagiert sie mit einem hysterischen Weinkrampf und verliert beinahe das Bewusstsein.

März 1899: Carl und Anna Moll beginnen mit Alma zusammen eine mehrwöchige Italienreise.

24. April 1899: Gustav Klimt trifft sich mit ihnen in Florenz und begleitet sie auf der Weiterreise nach Genua und Venedig. Gustav Klimt verdreht Alma den Kopf und gibt ihr den ersten Kuss ihres Lebens. Sie schwärmt für ihn. Carl Moll stellt seinen Freund zur Rede, der es daraufhin vermeidet, mit Alma allein zu sein.

6. Mai 1899: Klimt reist aus Venedig ab.

9. August 1899: Genau an Emil Jakob Schindlers siebten Todestag wird Almas Halbschwester Maria geboren.

Frühjahr 1900: Alma Schindler begegnet dem achtundzwanzigjährigen Komponisten Alexander von Zemlinsky (1871 – 1942), der seit 1899 Kapellmeister am Carltheater ist. Alma wird seine Schülerin, geht aber auch weiterhin zu Josef Labor und verrät dem älteren Musiker nichts von ihrem neuen Lehrer.

August 1900: Alma Schindler konvertiert von der katholischen zur protestantischen Konfession.

1901: Alexander von Zemlinsky verliebt sich in Alma Schindler und küsst sie. Die Einundzwanzigjährige fühlt sich hin- und hergerissen: Einerseits begehrt sie ihn, andererseits demütigt sie ihn, wirft ihm sein jüdisches Aussehen vor und bezeichnet ihn als hässlich.

7. November 1901: Im Salon der Schriftstellerin Bertha Zuckerkandl-Szeps (1864 – 1945) lernt Alma Schindler den neunzehn Jahre älteren Hofoperndirektor Gustav Mahler und dessen Schwester Justine kennen, die ihm den Haushalt führt. Mahler lädt die Gastgeberin, deren Schwester Sophie Clemenceau und Alma Schindler zu einer Kostümprobe der Oper »Hoffmanns Erzählungen« von Jacques Offenbach am nächsten Tag ein. In der Oper führt er sie persönlich herum und bittet sie zum Tee.

Alma Schindler und Gustav Mahler verlieben sich, aber der Zweiundzwanzigjährigen fällt es schwer, sich zwischen Mahler und Alexander von Zemlinsky zu entscheiden, zumal sie sich einbildet, der Jüngere habe ihre Kompositionen ernst genommen, während Mahler kein Interesse daran zeigt.

12. Dezember 1901: Alma Schindler schreibt Alexander von Zemlinsky einen Abschiedsbrief.

23. Dezember 1901: Verlobung von Gustav Mahler und Alma Schindler.

Silvester 1901: Sie schlafen erstmals miteinander.

5. Januar 1902: Gustav Mahler lädt Alma Schindler, Carl und Anna Moll, seinen Jugendfreund Siegfried Lipiner, seine Schwester Justine und deren Verlobten Arnold Rosé zum Abendessen ein. Alma Schindler fühlt sich in diesem Kreis als Außenseiterin.

9. März 1902: Gustav Mahler und Alma Schindler heiraten im kleinen Familienkreis in der Wiener Karlskirche. Gustav Mahler konvertierte zwar vom Judentum zum Christentum und ließ sich im Februar 1897 katholisch taufen, aber Alma Schindler ist inzwischen evangelisch. Deshalb benötigten sie für die Eheschließung eine Ausnahmegenehmigung des Fürsterzbischöflichen Ordinariats (»Dispensa ab impedimento mixtae religionis«) und müssen sich verpflichten, die Kinder katholisch zu erziehen.

10. März 1902: Justine Mahler und Arnold Rosé heiraten.

März 1902: Das Ehepaar Mahler fährt nach St. Petersburg. Gustav Mahler verbindet die Hochzeitsreise mit einer Konzerttournee. Alma Mahler ist im zweiten Monat schwanger und fühlt sich unwohl.

Nach der Rückkehr zieht Alma Mahler zu ihrem Ehemann in dessen Wohnung in Wien. Er hasst es, Zeit zu verschwenden und hat deshalb seinen Tagesablauf minutiös durchgeplant. Die Sommermonate pflegt Mahler außerhalb der Stadt zu verbringen. Seit Juni 1901 besitzt er ein eigenes Ferienhaus (»Villa Mahler«) in Maiernigg am Wörther See. Dort zieht er sich in ein eigenes kleines »Komponierhäuschen« zurück. Alma Mahler fühlt sich von ihrem berühmten Mann zu wenig beachtet, glaubt, alles für ihn aufgegeben zu haben und kommt sich vor wie eine »Haushälterin«. Sie stilisiert sich als Opfer des Genies.

3. November 1902: Alma Mahler bringt ihre Tochter Maria Anna zur Welt. Weil es sich um eine Steißgeburt handelt, ist die Entbindung qualvoll, und in der Zeit danach leidet Alma Mahler unter einer postnatalen Depression. Sie entwickelt nie eine liebevolle Beziehung zu dem Kind, um das sich schließlich eine englische Gouvernante kümmert

Wenn Gustav Mahler auf Reisen ist, bleibt Alma meistens in Wien und trifft sich beispielsweise mit Alexander von Zemlinsky.

15. Juni 1904: Alma Mahler kommt mit ihrer zweiten Tochter nieder, mit Anna Justina (»Gucki«).

Frühjahr 1905: Alma Mahler flirtet mit Hans Pfitzner und anderen Männern. Dabei kommt es ihr nicht auf eine Affäre an, sondern entscheidend ist für sie, dass Männer sie bewundern.

Frühjahr 1907: Gustav Mahler überwirft sich mit seinem Vorgesetzten, dem Obersthofmeister Alfred Fürst von Montenuovo, und spielt mit dem Gedanken, die Hofoper zu verlassen.

Mai 1907: Tochter Anna erkrankt an Scharlach, erholt sich aber nach einigen Wochen wieder.

21. Juni 1907: Gustav Mahler schließt einen Vertrag mit der Metropolitan Opera in New York und verpflichtet sich für vier Jahre, jeweils von Ende Januar bis Ende April.

Anfang Juli 1907: Tochter Maria erkrankt in Maiernigg an Diphterie.

10./11. Juli 1907: In der Nacht führt Dr. Carl Blumenthal einen Luftröhrenschnitt durch.

12. Juli 1907: Maria Mahler stirbt im Alter von viereinhalb Jahren.

17. Juli 1907: Gustav Mahler reist von Maiernigg nach Wien, um sich von dem Herzspezialisten Dr. Friedrich Kovacs untersuchen zu lassen. Diagnose: doppelseitiger, kompensierter Herzklappenfehler.

18. August 1907: An der Wiener Hofoper beginnt die neue Spielzeit.

15. Oktober 1907: Gustav Mahler dirigiert zum letzten Mal in der Wiener Hofoper. Danach unternimmt er eine Konzertreise nach St. Petersburg und Helsinki, während Alma Mahler zur Kur auf den Semmering fährt.

9. Dezember 1907: Alma und Gustav Mahler werden am Bahnsteig in Wien verabschiedet, u. a. von Alban Berg, Gustav Klimt, Arnold Schönberg, Bruno Walter, Anton von Webern, Carl und Anna Moll, Arnold und Justine Rosé. Anna bleibt bei den Großeltern.

Nach zwei Tagen in Paris gehen Gustav und Alma Mahler in Cherbourg an Bord der »Kaiserin Auguste Viktoria« und reisen nach New York.

1. Januar 1908: Erster großer Erfolg von Gustav Mahler an der Met mit einer Aufführung der Oper »Tristan und Isolde« von Richard Wagner.

Der Operndirektor Giulio Gatti-Casazza, der kurz vor der Ankunft Mahlers von der Mailänder Scala zur Met wechselte, will den Dirigenten Arturo Toscanini nachholen. Das bedeutet für Mahler, dass er keine Zukunft an der Metropolitan Oper hat.

Frühjahr 1908: Zurück in Österreich, sucht Alma Mahler ein neues Sommerhaus, denn Maiernigg kommt nach dem Tod der älteren Tochter nicht mehr in Betracht. Sie wählt den Trenkerhof, ein Bauernhaus in Alt-Schluderbach bei Toblach. Dort lässt Gustav Mahler auch wieder ein »Komponierhäuschen« errichten.

21. November 1908: Gustav und Alma Mahler treffen zu Beginn der zweiten Spielzeit an der Met in New York ein.

Einige New Yorkerinnen beabsichtigen, das bestehende Orchester der New York Philharmonic Society mit neuen Musikern aufzuwerten und Gustav Mahler die Leitung anzuvertrauen.

31. März 1909: Gustav Mahler dirigiert in der Carnegie Hall erstmals die New Yorker Philharmoniker.

Mitte April 1909: Das Ehepaar Mahler trifft in Paris ein.

Frühsommer 1909: Alma Mahler erholt sich in Levico bei Trient. Ihr schlechter Gesundheitszustand ist möglicherweise Folge einer Fehlgeburt oder Abtreibung. Sie beginnt zu trinken.

Mitte Oktober 1909: Gustav und Alma Mahler schiffen sich in Cherbourg erneut nach New York ein.

12. April 1910: Das Ehepaar Mahler trifft wieder in Paris ein.

3. Mai 1910: Gustav und Alma Mahler kehren nach Wien zurück.

Mai / Juni 1910: Gustav Mahler arbeitet in Wien, München und Leipzig.

1. Juni 1910: Gustav Mahler begleitet Alma, seine Tochter Anna und die Gouvernante nach Tobelbad, wo Alma auf Anraten eines Arztes eine sechswöchige Kur machen soll.

4. Juni 1910: In Tobelbad begegnet Alma Mahler dem vier Jahre jüngeren Berliner Architekten Walter Gropius. Sie beginnen nach kurzer Zeit eine Affäre miteinander.

30. Juni 1910: Gustav Mahler spürt, dass seine Frau ihm etwas vorenthält und reist besorgt für zwei Tage nach Tobelbad.

4. Juli 1910: Gustav Mahler trifft auf dem Trenkerhof ein und beginnt an seiner 10. Sinfonie zu arbeiten. Alma folgt ihm Mitte des Monats.

29. Juli 1910: Obwohl Walter Gropius seiner Geliebten postlagernd schreibt, findet Gustav Mahler in einem an ihn adressierten Kuvert einen Liebesbrief des Architekten an seine Frau und erfährt auf diese Weise von ihren Liebesnächten. Warum Gropius den Brief an Mahler schickte, ist nicht bekannt. Gustav Mahler hört sich Almas Klagen an, statt ihr Vorwürfe zu machen.

Alma lässt Gustav Mahler glauben, er könne sie zurückgewinnen und beteuert zugleich Walter Gropius, dass sie ihn liebe. Wieder einmal tut sie sich schwer, zwischen zwei Männern zu wählen. Ihre Gefühle gehören wohl dem noch unbekannten Architekten, aber ihr Mann ist ein wohlhabender, weltberühmter Künstler, an dessen Seite sie ein großbürgerliches Leben führt.

23. August 1910: Gustav Mahler erleidet einen Kollaps.

25. August 1910: Trotz einer Angina reist Gustav Mahler nach Leyden, wo Sigmund Freud gerade Urlaub macht, um den Psychoanalytiker zu konsultieren.

14. Oktober 1910: Während Gustav Mahler noch in Berlin zu tun hat, bevor er mit seiner Frau wieder nach New York reist, nimmt Alma den Orientexpress nach Paris und verbringt die Fahrt mit Walter Gropius im Schlafwagen.

25. Oktober 1910: Gustav und Alma Mahler treffen in New York ein.

November 1910: Mit Hilfe seines Schwiegervaters Carl Moll erwirbt Gustav Mahler in Breitenstein am Semmering ein Grundstück, auf dem er einen Alterssitz errichten möchte.

20. Februar 1911: Gustav Mahler erwacht mit Halsschmerzen. Dr. Emanuel Libman diagnostiziert subakute Endocarditis lenta. Da Penicillin noch nicht entdeckt ist, gibt es keine Rettung.

März 1911: Anna Moll kommt nach New York, um ihrer Tochter bei der Pflege des Todkranken zu helfen.

8. April 1911: Gustav, Alma und Anna Mahler, Anna Moll und die Gouvernante verlassen New York.

In Cherbourg muss Gustav Mahler durch ein Fenster in den Zug nach Paris gehoben werden.

17. April 1911: Sie treffen in Paris ein.

11./12. Mai 1911: Mit dem Nachzug reisen sie nach Wien.

14. Mai 1911: Gustav Mahler zieht sich eine Lungenentzündung zu.

17. Mai 1911: Er fällt ins Koma.

18. Mai 1911: Gustav Mahler stirbt.

22. Mai 1911: Beerdigung von Gustav Mahler in Grinzing und 28. Geburtstag von Walter Gropius.


Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

Ein literarisches Porträt von Alma Mahler-Werfel finden Sie in dem Buch
„AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts“ von Dieter Wunderlich.
Piper Verlag, München 2009 – Leseprobe


August 1911: Alma Mahler und Walter Gropius sehen sich nach fast einem Jahr in Wien wieder. Als Alma ihm mitteilt, sie habe zuletzt wieder mit ihrem Mann geschlafen, reagiert er eifersüchtig und lässt sie im September nicht wie geplant nach Berlin kommen.

Flirt von Alma Mahler mit dem österreichischen Komponisten Franz Schreker (1878 – 1934).

Oktober 1911: Alma Mahler und der einunddreißigjährige Wiener Biologe Paul Kammerer lernen sich kennen.

20. November 1911: Uraufführung des »Lieds von der Erde« von Gustav Mahler unter der Leitung von Bruno Walter in München. Paul Kammerer begleitet Alma Mahler nach München und überredet sie auf der Rückfahrt, seine Assistentin zu werden.

Dezember 1911: Alma Mahler, die seit dem Tod ihres Mannes mit ihrer Tochter bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater lebte, bezieht mit der siebenjährigen Anna eine eigene Wohnung in Wien.

Weihnachten 1911: Alma Mahlers Schwester Gretel, die im Sommer 1900 den Maler Wilhelm Legler heiratete und 1902 einen Sohn gebar, wird wegen einer Geisteskrankheit in ein Sanatorium eingeliefert. Den Rest ihres Lebens verbringt sie in verschiedenen Heilanstalten, bis sie am 4. Dezember 1942 stirbt.

12. April 1912: Carl Moll beauftragt den sechsundzwanzigjährigen Maler Oskar Kokoschka, seine Stieftochter Alma zu porträtieren. Drei Tage später erhält sie den ersten Liebesbrief von Kokoschka.

Paul Kammerer umschwärmt Alma Mahler, bis sie dessen überdrüssig wird und ihre Tätigkeit in seinem Institut beendet. Sie bleiben jedoch befreundet, bis Kammerer sich am 23. September 1926 erschießt.

Juli 1912: Alma Mahler reist mit ihrer Tochter und ihrer vier Jahre älteren Freundin Henriette Amalie (»Lilly«) Lieser – der Ehefrau des Unternehmers Justus Lieser – sowie deren Töchtern Helene und Annie nach Scheveningen. Dort trifft Alma Mahler sich mit dem Arzt Joseph Fraenkel, der ihr nach dem Tod ihres Mannes eine Liebeserklärung machte.

Sommer 1912: Alma Mahler glaubt, von Oskar Kokoschka schwanger zu sein. Obwohl seine Mutter Maria Romana ihm von einer engeren Beziehung mit Alma Mahler abrät, lässt Oskar Kokoschka sich von ihr die Dokumente schicken, die für ein Aufgebot erforderlich sind, während er sich mit Alma, deren Mutter und Almas Halbschwester Maria in Mürren, einem Kurort im Berner Oberland, aufhält.

September 1912: Alma Mahler kehrt nach Wien zurück.

Oktober 1912: Sie lässt das Kind abtreiben. Oskar Kokoschka ist darüber entsetzt.

Mai 1913: Alma Mahler und Lilly Lieser reisen für einige Wochen nach Paris.

Juli 1913: Ohne sich mit Alma Mahler abzustimmen, bestellt Oskar Kokoschka in Döblingen das Aufgebot. Alma reist daraufhin mit ihrer Tochter nach Franzensbad. Mitte Juli besucht Oskar Kokoschka sie dort, und es kommt zum Streit.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien reist Alma Mahler in die Dolomiten.

Dezember 1913: Alma Mahler bezieht das Ferienhaus, das sie auf dem von Gustav Mahler gekauften Grundstück bei Breitenstein bauen ließ.

März 1914: Während Alma Mahler und Lilly Lieser erneut nach Paris reisen, bleibt Anna bei den Großeltern in Wien.

Mai 1914: Alma Mahler gibt ihre Wohnung in Wien auf und zieht sich nach Breitenstein zurück. Aber dort ist es ihr zu langweilig.

August 1914: Sie mietet eine 10-Zimmer-Wohnung in Wien.

Flirts mit Hans Pfitzner und dem Industriellen Carl Reininghaus.

31. Dezember 1914: Nachdem Oskar Kokoschka seine Einberufung erhalten hat, besucht er Alma Mahler in Breitenstein und schläft in der Silvesternacht mit ihr.

3. Januar 1915: Oskar Kokoschka muss sich in Wiener Neustadt zum Kriegsdienst melden.

Februar 1915: Alma Mahler reist mit Lilly Lieser zu Walter Gropius nach Berlin. Der beklagt sich über ihr Verhältnis mit Oskar Kokoschka, aber sie lassen sich auf eine Fortsetzung ihrer Beziehung ein.

24. April 1915: Oskar Kokoschka meldet sich freiwillig zum Fronteinsatz.

18. August 1915: Alma Mahler und Walter Gropius heiraten standesamtlich in Berlin. Gropius hat aus diesem Anlass zwei Tage Sonderuralub von der Front bekommen.

Alma Mahler-Gropius, die sich mit ihrer Schwiegermutter Manon Gropius nicht gut versteht, kehrt allein nach Wien zurück.

29. August 1915: Oskar Kokoschka wird nahe der ukrainischen Kleinstadt Wladimir-Wolynski schwer verwundet.

September 1916: Walter Gropius erhält zwei Wochen Sonderurlaub, weil er und Alma die Geburt ihres Kindes erwarten.

5. Oktober 1916: Als Manon Alma Anna Justine Caroline Gropius mit zwei Wochen Verzögerung geboren wird, ist ihr Vater bereits wieder an der Front.

Dass Walter Gropius in Namur Hunde für militärische Zwecke abrichtet, verabscheut Alma als »unwürdig« und »subaltern«. Sie ekelt sich vor den Tieren und fordert ihn auf, sich die Hände zu waschen, bevor er ihr einen Brief schreibt.

14. November 1917: Der Schriftsteller Franz Blei besucht Alma Mahler-Gropius in Wien mit seinem Freund und Kollegen Franz Werfel. Sie fängt eine Liebesbeziehung mit dem elf Jahre Jüngeren an.

15. Dezember 1917: Walter Gropius kommt zum Weihnachtsurlaub nach Wien.

Ende März 1918: Als Franz Werfel sie in Wien besucht, ist Alma bereits im dritten Monat schwanger. Sie ist nicht sicher, ob ihr Ehemann oder ihr Geliebter der Vater ist.

Ende Juli 1918: Franz Werfel reist Alma nach Breitenstein nach.

28. Juli 1918: Nachdem sie mit Franz Werfel im Bett war, bemerkt Alma Mahler-Gropius beim Aufwachen, dass ihr Unterleib voll Blut ist. Werfel rennt zum eine Stunde entfernten Sanatorium und alarmiert den diensthabenden Arzt, der jedoch an Tuberkulose erkrankt ist und deshalb nur langsam gehen kann. Alma lässt sich von dem Arzt nicht anfassen. Werfel reist ab. Am Bahnhof sieht er Walter Gropius, der von Manon verständigt wurde und gerade mit einem Gynäkologen in einem Militärzug ankommt. Aber der besorgte Archiekt bemerkt den Liebhaber seiner Frau zum Glück nicht.

31. Juli 1918: Alma Mahler-Gropius wird nach Wien gebracht. Weil kein anderes Fahrzeug zur Verfügung steht, transportiert man sie das letzte Stück in einem Leichenwagen.

1./2. August 1918: Im Sanatorium Löw – in dem Gustav Mahler starb – wird die Geburt vorzeitig eingeleitet und Alma von einem Sohn entbunden.

Hinter Gropius‘ Rücken korrespondieren Alma und Franz Werfel über den Namen, den das Kind bekommen soll.

25. August 1918: Walter Gropius überrascht seine Frau bei einem verräterischen Telefongespräch mit Franz Werfel und merkt, dass er betrogen wird. Er stellt Alma zur Rede und sie gesteht ihm, dass sie mit dem Schriftsteller ein Verhältnis hat.

Ende Januar 1919: Die Ärzte punktieren den Schädel des unter Gehirnwassersucht leidenden Säuglings, aber dessen Kopf schwillt weiter an. Alma Mahler-Gropius gibt Franz Werfels vermeintlich minderwertiger Rasse die Schuld und hält ihn auf Distanz.

Der Junge wird auf den namen Martin Carl Johannes getauft.

Februar 1919: Die Puppenmacherin Hermine Moos in München liefert Oskar Kokoschka die von ihm bestellte lebensgroße Puppe nach Dresden. Er ist enttäuscht: Sie fühlt sich nicht wie Alma an und ist auch kaum zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse geeignet. (Einige Zeit später hackt Oskar Kokoschka ihr den Kopf ab, überschüttet sie mit Rotwein und wirft sie weg.)

März 1919: Alma Mahler-Gropius fühlt sich zwischen ihrem Mann und ihrem Liebhaber hin- und hergerissen. Als nun auch Oskar Kokoschka wieder von sich hören lässt und ihr mitteilt, dass er sie noch immer liebe, weiß sie gar nicht mehr, was sie tun soll.

15. Mai 1919: Während Alma bei Walter Gropius in Weimar ist, stirbt ihr kleiner Sohn in einem Wiener Krankenhaus. Trotzdem kehrt sie erst Mitte Juni nach Wien zurück.

Juli 1919: Alma bittet Walter Gropius schriftlich um die Scheidung. Zwei Wochen später willigt er ein, ist jedoch nicht bereit, ihr das Sorgerecht für Manon zu überlassen.

Februar 1920: Alma reist mit Manon erneut zu Walter Gropius nach Weimar. Sie streiten sich über das Sorgerecht.

Alma Mahler-Gropius bringt die fünfundzwanzigjährige Krankenschwester Ida (»Schulli«) Gebauer als Kindermädchen für Manon mit nach Wien. (Ida Gebauer wird ihre Vertraute und bleibt mit Unterbrechungen bis 1964 bei ihr.)

7. Mai 1920: Alma reist mit Anna zu einem Mahler-Festival nach Amsterdam und überlässt Manon während ihrer Abwesenheit deren Vater. Auf der Rückreise holt sie das Mädchen in Weimar ab.

11. Oktober 1920: Die Ehe wird geschieden, und Alma Mahler-Gropius behält das Sorgerecht für ihre Töchter. Um vor dem Landgericht Berlin alle Schuld auf sich nehmen zu können, ließ Walter Gropius sich von einem Privatdetektiv mit einer Prostituierten in einem Hotel ertappen.

November 1920: Die sechzehnjährige Anna Mahler heiratet den acht Jahre älteren Dirigenten Rupert Koller. Sie wohnen in Elberfeld.

Anfang 1921: Anna verlässt ihren Ehemann, zieht nach Berlin und schreibt sich an der Kunstakademie in Charlottenburg ein.

Ende Februar 1922: Auf einem Faschingsball lernt Anna den einundzwanzigjährigen Komponisten Ernst Krenek kennen. Die beiden werden ein Paar.

Winter 1922/23: Anna stellt ihrer Mutter ihren neuen Geliebten vor. Ernst Krenek behauptet, Alma Mahler-Gropius habe sich während der Mahlzeit mit Absicht erbrochen, um weiteressen zu können.

April 1923: Alma Mahler-Gropius durchkreuzt mit einer Intrige die Absicht des Malers Wassily Kandinsky, den Komponisten Arnold Schönberg als Lehrer für das Bauhaus in Weimar zu gewinnen: Sie flüstert dem Juden Schönberg ein, bei Kandinsky handele es sich ebenso wie bei Gropius – dem Gründer des Bauhauses – um einen überzeugten Antisemiten.

Sommer 1923: Anna Mahler und Ernst Krenek besuchen Alma und Franz Werfel in Breitenstein. Alma drängt Krenek, die fragmentarische 10. Sinfonie von Gustav Mahler abzuschließen und zu instrumentieren. Dabei denkt sie wohl nicht zuletzt an die dadurch zu erwartenden Einnahmen.

September 1923: Paul von Zsolnay, der achtundzwanzigjährige Sohn eines Großindustriellen in Wien, gründet einen Verlag. Alma überredet ihn, als erstes Buch den gerade von Franz Werfel fertiggestellten Roman über Verdi zu veröffentlichen. (Das Buch erscheint am 4. April 1924. Außerdem gewinnt sie Paul von Zsolnay dafür, im Oktober 1924 Gustav Mahlers Briefe und dessen 10. Sinfonie zu editieren.)

15. Januar 1924: Anna Mahler heiratet Ernst Krenek standesamtlich in Wien.

Frühjahr 1924: Alma bezieht einen von ihr gekauften Palazzo in Venedig, die »Casa Mahler«.

September 1924: Anna teilt ihrer Mutter mit, sie habe ihren zweiten Ehemann verlassen und beabsichtige, nach Rom zu ziehen. (Die Ehescheidung erfolgt am 28. August 1926.)

Januar bis März 1925: Alma und Franz Werfel bereisen Ägypten und Palästina.

Herbst 1925: Alma möchte sich einen weiteren Traum erfüllen und mit Franz Werfel nach Indien reisen. Der Ullstein Verlag ist bereit, die Kosten zu übernehmen und Werfel für Reiseberichte zu bezahlen. Der Schriftsteller sagt jedoch ab.

Weihnachten 1925: Als Alma Mahler-Gropius ihre Schwester in der Boncicini’schen Heilanstalt in Tulln besucht, kommt ihr erstmals der Verdacht, dass Gretel einen anderen Vater hatte. Ihre Mutter gesteht ihr schließlich, dass es Julius Victor Berger war.

Dezember 1925 bis Februar 1926: Franz Werfel unternimmt mit Alma eine Lesereise durch Deutschland.

29. Januar 1926: Uraufführung des Stücks »Juárez und Maximilian« von Franz Werfel am Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt.

Alma sorgt nicht nur dafür, dass Franz Werfel Erfolg hat und immer mehr Geld verdient, sondern sie treibt ihn zugleich zum Arbeiten an. Sie lässt nicht zu, dass er seine Zeit weiter in Kaffeehäusern verschwendet. Werfel fügt sich, auch wenn es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin kommt.

Weihnachten 1926: Alma und Franz Werfel verbringen das Fest mit Paul von Zsolnay in Santa Margherita an der italienischen Riviera. Silvester feiern sie mit Gerhart Hauptmann und dessen Ehefrau Margarethe in Rapallo. Stolz hält Alma in ihrem Tagebuch fest, dass der Dichter sie zum Abschied »tief auf den Mund« küsste. (Das wiederholt sich im Herbst 1932.)

Inzwischen trinkt sie täglich eine Flasche Bénédictine.

Dezember 1927: Manon Gropius kommt in die vornehme »Mädchen-Lehr- und Erziehungsanstalt« in Wien. Allerdings lässt Alma ihre Tochter häufig freistellen, um sie mit auf Reisen nehmen zu können.

Februar bis Mai 1929: Franz Werfel arbeitet in Santa Margherita. Alma besucht ihn nur kurz.

27. Juni 1929: Um Alma heiraten zu können, lässt Franz Werfel sich katholisch taufen.

6. Juli 1929: Alma und Franz Werfel heiraten im Wiener Rathaus. Trauzeugen sind Almas Halbschwester Maria und deren Ehemann Richard Eberstaller, die selbst erst seit dem 16. Juni verheiratet sind. Nach der Hochzeit zieht sich das Paar nach Breitenstein zurück.

2. Dezember 1929: Paul von Zsolnay und Anna Mahler vermählen sich in Paris. Die Flitterwochen verbringen sie in Ägypten.

Januar 1930: Alma und Franz Werfel brechen verspätet zu ihrer Hochzeitsreise auf. Alma wollte endlich nach Indien, konnte jedoch ihren Mann nicht dazu überreden. Deshalb reisen sie noch einmal in den Nahen Osten, u. a. nach Kairo, Jerusalem, Damaskus, Beirut.

5. August 1930: Anna von Zsolnay bringt ihre Tochter Alma zur Welt.

17. Februar 1931: Alma Mahler-Werfel kauft die repräsentative, 1909 bis 1911 von Josef Hoffmann erbaute »Villa Ast« in Wien. Das Geld dafür stammt größtenteils von Franz Werfel, der seit Mitte Januar in Santa Margherita arbeitet.

30. März 1931: Während Franz Werfel noch in Santa Margherita ist, zieht Alma in die Villa.

Sommer 1931: Alma und Franz Werfel halten sich in Breitenstein auf.

Ende September 1931: Alma fährt zur Fangokur nach Abano Terme.

November 1931: Während Alma Franz Werfel auf einer Lesereise durch Deutschland begleitet, erfährt sie bei einem Telefongespräch, dass Anna seit einiger Zeit ein Verhältnis mit dem vierzigjährigen Schriftsteller René Fülöp-Miller hat und sich von Paul von Zsolnay scheiden lassen will. Damit ist auch der Verlagsvertrag gefährdet. Alma Mahler-Werfel fährt sofort mit der Bahn nach Wien zurück. – Anna ist schwanger, weiß aber nicht, ob von Paul von Zsolnay oder von René Fülöp-Miller und unterzieht sich einer Abtreibung.

3. Juni 1932: Alma Mahler-Werfel kehrt zum katholischen Glauben zurück.

September 1932: Alma Mahler-Werfel reist mit ihrer Tochter Manon nach Kärnten. In Velden lernt sie den fünfundfünfzigjährigen Politiker Anton Rintelen (1876 – 1946) kennen. Später behauptet sie, er habe mit ihr schlafen wollen; auf jeden Fall werden die beiden Freunde.

In ihrem Salon in Wien bringt Alma Mahler-Werfel Künstler, Industrielle und Politiker zusammen.

Frühjahr 1933: Während Franz Werfel wieder in Santa Margherita arbeitet, verliebt sich seine Frau in Johannes Hollnsteiner, einen siebenunddreißig Jahre alten Ordenspriester und Theologieprofessor, der als »rechte Hand« des Kardinals Theodor Innitzer und durch gute Kontakte zum Vatikan großen Einfluss ausübt. Hollnsteiner kommt fast täglich vorbei und bleibt häufig bis spät in die Nacht bei Alma Mahler-Werfel.

19. März 1933: Bei einer Umfrage der Preußischen Akademie der Künste beteuert Franz Werfel seine Loyalität gegenüber dem NS-Regime in Berlin.

5. Mai 1933: Aus einem Brief erfährt Franz Werfel, dass man ihn aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen hat.

10. Mai 1933: Bei der Bücherverbrennung in Deutschland werden auch Titel von Franz Werfel ins Feuer geworfen.

Juni 1933: Elias Canetti, der neue Freund ihrer Tochter Anna, missfällt Alma Mahler-Werfel.

Februar 1934: Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und Justizminister Kurt von Schuschnigg lassen einen Arbeiteraufstand niederschlagen. Die Kämpfe finden auch in unmittelbarer Nähe der Villa Ast statt.

28. März 1934: Anton Rintelen wird am Flughafen von Venedig von Alma Mahler-Werfel und ihrer Tochter Manon abgeholt. Der achtundzwanzigjährige Politiker Erich Cyhlar, der ihn begleitet, verliebt sich auf den ersten Blick in Manon, die so schön ist, wie es ihre Mutter in ihrem Alter war.

6. April 1934: Während Alma und Franz Werfel für einige Tage nach Mailand fahren, bleibt Manon mit ihrer französischen Gouvernante in der »Casa Mahler« in Venedig. Als sie zurückkommen, fühlt sich Manon krank.

14. April 1934: Alma und Franz Werfel treten die Heimreise nach Wien an. Manon soll nachkommen. In Wien hören sie, dass es Manon schlechter geht. Alma fliegt am nächsten Morgen mit Ida Gebauer nach Venedig; Franz Werfel, Anna und Paul von Zsolnay folgen am Nachmittag. Manon leidet an Kinderlähmung. Für den Rücktransport der Patientin stellt Schuschnigg den Sanitätswaggon aus dem ehemaligen Sonderzug Kaiser Franz Josephs zur Verfügung.

Aus irgendeinem Grund überredet Alma Mahler-Werfel Erich Cyhlar, sich mit der Todkranken zu verloben.

25. Juli 1934: Bundeskanzler Dollfuß wird ermordet. Anton Rintelen sieht sich als Nachfolger, aber stattdessen wird er festgenommen und am 14. März 1935 zu lebenslanger Haft verurteilt.

22. April 1935: Manon Gropius stirbt.

Sommer 1935: Alma und Franz Werfel reisen mit Anna nach Italien und treffen sich in Viareggio mit dem österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg. Der nimmt sie auf Ausflügen in einer von Mussolini zur Verfügung gestellten Staatskarosse mit – und hat eine kurze Affäre mit Anna. Dass seine Ehefrau Herma am 13. Juli 1935 bei einem Autounfall ums Leben kommt, fasst er laut Elias Canetti als Strafe dafür auf.

31. Juli 1935: Alma Mahler-Werfel, Anna und Ida Gebauer fahren nach Venedig, um die »Casa Mahler« zu räumen, in der Manon krank wurde.

Winter 1935/36: Alma und Franz Werfel sind in den USA.

5. April 1936: Alma und Franz Werfel hören in Zürich einen Vortrag von Johannes Hollnsteiner über das Christen- und Germanentum. Thomas Mann, der ebenfalls im Publikum sitzt, lädt den Redner und das Ehepaar Werfel zum Tee ein.

14. Juni 1936: Alma Mahler-Werfel sagt ihre Teilnahme an der Gedenkfeier zum 25. Todestag von Gustav Mahler in der Wiener Staatsoper wenige Stunden vor dem Beginn ohne Angabe von Gründen mit einem Telegramm ab. Damit rächt sie sich vermutlich an dem Operndirektor Felix Weingartner, der sich in seinen Memoiren abfällig über Gustav Mahler äußerte.

12. Juni 1937: Abschiedsfest im Garten der Villa Ast. Die Möbel werden eingelagert, und vorerst wohnen Alma und Franz Werfel in Breitenstein. Wenn sie sich in Wien aufhalten, nehmen sie ein Hotelzimmer.

Ende Oktober 1937: Alma Mahler-Werfel reist mit ihrer Tochter Anna für drei Tage nach Berlin, obwohl das Kind eines jüdischen Vaters dort gefährdet ist.

29. Dezember 1937: Alma und Franz Werfel reisen nach Italien. Über Neapel geht es nach Capri.

28. Februar 1938: Alma Mahler-Werfel reist allein nach Wien zurück, ohne sich bei Freunden oder Bekannten zu melden. Sie löst die Bankkonten auf, näht Bargeld in einen Gürtel ein und lässt es von Ida Gebauer über die Grenze nach Zürich schmuggeln.

13. März 1938: Alma Mahler-Werfel reist mit Anna aus Wien ab. Auf dem Umweg über Prag, Budapest, Agram (Zagreb) und Triest schlagen sie sich nach Mailand durch, wo sie sich mit Franz Werfel treffen. Da Franz Werfel wegen seiner jüdischen Herkunft nicht nach Österreich zurück kann, nehmen sie die Einladung seiner jüngeren Schwester Marianne Rieser an, zu ihr nach Rüschlikon zu kommen.

Von dort reisen sie über Paris nach Amsterdam und am 9. Mai nach London.

1. Juni 1938: Während Anna in London geblieben ist, treffen Alma und Franz Werfel wieder in Paris ein.

Mitte Juni 1938: Franz Werfel zieht nach Saint-Germain-en-Laye. Alma bleibt noch einige Tage in Paris und reist dann an die Côte d’Azur, um dort einen geeigneten Aufenthaltsort zu finden. Wie viele andere Emigranten entscheidet sie sich für Sanary-sur-Mer bei Marseille.

Juli 1938: Alma und Franz Werfel ziehen nach Sanary-sur-Mer.

In Sanary-sur-Mer treffen sich Alma und Franz Werfel häufig mit Maria und Lion Feuchtwanger.

Alma ärgert sich darüber, dass sie wegen ihres jüdischen Ehemanns nicht in Wien sein kann. Sie demütigt Franz Werfel, aber sie bleibt bei ihm, vermutlich aus Angst vor drohender Einsamkeit bzw. den Ungewissheiten einer neuen Partnerschaft.

Um an Geld zu kommen, ist Alma Mahler-Werfel bereit, dem NS-Regime – vor dem Franz Werfel fliehen musste – eine Originalpartitur zu verkaufen, die Gustav Mahler von Anton Bruckner geschenkt gekam. (Es handelt sich um die ersten drei Sätze von Bruckners 3. Sinfonie.) Das Geschäft scheitert schließlich an den überzogenen Forderungen von Alma Mahler-Werfel.

29. November 1938: Anna Moll stirbt in Wien.

Winter 1938/39: Alma und Franz Werfel verbringen die Wintermonate in Paris.

2. Juni 1940: Als die Deutschen Frankreich einnehmen, verlassen Alma und Franz Werfel ihr Quartier in Sanary-sur-Mer und versuchen, in Marseille Visa für die USA zu bekommen. Das gelingt ihnen nicht. Mit einem Taxi wollen sie deshalb

nach Bordeaux, aber der Fahrer verliert die Orientierung, und die Fahrt endet an einer Straßensperre in Carcassonne. Von dort nehmen sie einen Zug nach Bordeaux. Unterwegs wird ihr Gepäck gestohlen, in dem sich Originalhandschriften von Bruckner und Mahler befinden. (Wie durch ein Wunder bekommen sie das Gepäck später zurück.) In Biarritz, Bayonne und Saint-Jean-de-Luz fragen sie vergeblich nach Visa. Mit einem anderen Flüchtlingspaar (Viktor und Bettina von Kahler) nehmen sie sich ein Taxi nach Lourdes.

27. Juni 1940: Sie treffen in Lourdes ein. Dort warten sie fünf Wochen lang auf eine Reisegenehmigung nach Marseille.

3. August 1940: Rückreise nach Marseille. Der amerikanische Außenminister Cordell Hull sorgt dafür, dass sie sowohl Durchreisevisa für Spanien und Portugal als auch Einreisevisa für die USA bekommen, aber die französischen Behörden wollen sie nicht ausreisen lassen.

Der zweiunddreißigjährige amerikanische Journalist Varian Fry bringt Alma und Franz Werfel, Heinrich, Nelly und Golo Mann von Marseille nach Cerbère und transportiert ihr Gepäck über die Grenze nach Spanien, während sie sich über die Pyrenäen nach Port Bou durchschlagen.

18. September 1940: Von Barcelona fliegen sie nach Lissabon.

4. Oktober 1940: Der mit Flüchtlingen überfüllte Dampfer »Nea Hellas« sticht mit ihnen in See.

13. Oktober 1940: Sie gehen in New York an Land.

Januar 1941: Alma und Franz Werfel beziehen ein Haus auf den Hollywood Hills in Los Angeles. Sie stellen den homosexuellen Deutschen August Hess als Butler, Chauffeur und Gärtner ein. Der Drehbuchautor Albrecht Joseph arbeitet für Franz Werfel als Sekretär.

Alma Mahler-Werfel trinkt nach wie vor eine Flasche Bénédictine am Tag.

Sie freundet sich mit dem amerikanischen Germanisten Gustave O. Arlt (1895 – 1986) und dessen Ehefrau Gusti an.

31. Juli 1941: Franz Werfels Vater stirbt in Marseille. Seine Mutter emigriert nach New York.

1. April 1942: Thomas und Katia, Golo, Heinrich und Nelly Mann, der Komponist Erich Wolfgang Korngold und dessen Ehefrau sowie Gusti und Gustave Arlt sind bei Alma und Franz Werfel eingeladen.

Franz Werfel mietet einen Bungalow in Santa Barbara, wohin er sich zum Schreiben zurückzieht.

12. August 1942: Alma Mahler-Werfel lernt Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“) kennen. Er wird ihr Freund und Trinkkumpan.

Herbst 1942: Alma und Franz Werfel geben ihr Haus auf den Hollywood Hills auf und erwerben ein Anwesen in Beverly Hills. Dort treffen sie sich mit Ernst Maria Remarque, Ernst und Anuschka Deutsch, den Korngolds, den Schönbergs und den Feuchtwangers.

Anna heiratet in vierter Ehe den 1907 geborenen russischen Dirigenten Anatol Grigorjewitsch Fistoulari.

12./13. September 1943: Franz Werfel erleidet einen schweren Herzinfarkt.

21. Oktober 1943: weiterer Herzinfarkt

Februar 1945: Alma Mahler-Werfel nimmt wieder Kontakt mit Johannes Hollnsteiner auf, den die Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager sperrten, der am 5. Mai 1941 aus seinem Orden austrat und seit 7. September mit Almut Schöningh verheiratet ist.

12. April 1945: Maria und Richard Eberstaller – beide NSDAP-Mitglieder – vergiften sich zusammen mit dem Witwer Carl Moll in Wien.

26. August 1945: Franz Werfel erleidet erneut einen Herzinfarkt. Alma findet ihn neben seinem Schreibtisch tot am Boden liegend vor.

29. August 1945: Bestattung von Franz Werfel in Beverly Hills. Alma Mahler-Werfel, die nicht an den Beerdigungen von Gustav Mahler und ihren Kindern teilnahm, weigert sich, mit Albrecht Joseph zum Friedhof zu fahren.

Nach Franz Werfels Tod vereinsamt Alma Mahler-Werfel.

September 1945: Alma Mahler-Werfel und Johannes Hollnsteiner treffen sich in New York.

4. Oktober 1945: Alma Mahler-Werfel trifft in New York ein und verbringt dort den Winter. Sie kauft ein Mietshaus in Manhattan.

Ende Februar 1946: Sie kehrt nach Los Angeles zurück.

24. Juni 1946: Alma Mahler-Werfel erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft.

September 1947: Alma Mahler-Werfel fliegt über London, wo sie Anna besucht, nach Wien. Dort wird sie von einem Kamerateam der Wochenschau beim Verlassen des Flugzeugs gefilmt. Das gefällt ihr und sie geht mehrmals nacheinander die Gangway hinauf und hinunter, damit die Reporter gute Bilder bekommen.

September 1947: In Wien versucht Alma Mahler-Werfel vergeblich, das Gemälde »Sommernacht am Strand« von Edvard Munch zurückzubekommen, dass Carl Moll im April 1940 der Österreichischen Galerie verkaufte.

23. September 1947: Alma Mahler-Werfel verlässt Wien und fliegt über Prag, Frankfurt, Brüssel und London zurück nach New York.

März / April 1948: Anna ist acht Wochen lang bei ihrer Mutter in Los Angeles zu Besuch.

Ende 1948: Durch eine Intrige bringt Alma Mahler-Werfel Arnold Schönberg gegen Thomas Mann auf. Aufgrund ihrer Einflüsterungen glaubt der Komponist, der Schriftsteller habe ihn mit der Figur Adrian Leverkühn in dem Roman
»Doktor Faustus« gemeint und die Zwölftonmusik verarbeitet, ohne den Erfinder zu würdigen.

31. August 1949: Zum 70. Geburtstag erhält Alma Mahler-Werfel von Gusti und Gustave Arlt eine in Leder gebundene Sammlung von Blättern, die berühmte Zeitgenossen wie zum Beispiel Benjamin Britten, Lion Feuchtwanger, Erich Kleiber, Heinrich und Thomas Mann, Darius Milhaud, Eugene Ormandy, Leopold Stokowsky, Igor Strawinsky, Bruno Walter und Carl Zuckmayer im Lauf des Jahres für sie gestalteten.

Sommer 1949: Anna, deren Ehe mit Anatol Grigorjewitsch Fistoulari inzwischen gescheitert ist, besucht ihre Mutter.

November 1950: Anna zieht mit ihrer Tochter Alma nach Beverly Glen, um in Los Angeles Bildhauerei zu unterrichten. Kurz darauf begegnet sie Albrecht Joseph, dem früheren Sekretär von Franz Werfel. Die beiden beginnen eine Liebesbeziehung. (Albrecht Joseph wird 1970 Annas fünfter Ehemann und bleibt es bis zu ihrem Tod am 3. Juni 1988.)

1951: Alma Mahler-Werfel bezieht zwei gegenüberliegende Apartments in dem Haus in New York, das sie 1945 kaufte.

Herbst 1952: Alma Mahler-Werfel reist nach Paris und Rom.

Herbst 1954: Alma Mahler-Werfel reist für einige Wochen nach Rom

Frühjahr 1958: Unter dem Titel »And the Bridge is Love« erscheint ihre Autobiografie. Walter Gropius schreibt ihr am 17. August 1958 ein paar Zeilen, in denen er sich darüber beklagt, dass Alma die Ehe mit ihm auf knapp zwei Seiten abtat. (1960 erscheint die von Willy Haas redigierte und übersetzte deutsche Ausgabe: »Mein Leben«.)

11. Dezember 1964: Alma Mahler-Werfel stirbt in New York.

13. Dezember 1964: Die Trauerfeier findet in der Frank E. Campbell Funeral Church statt.

8. Februar 1965: Alma Mahler-Werfel wird auf dem Grinziger Friedhof neben ihrer Tochter Manon beerdigt.

© Dieter Wunderlich 2008
Wichtigste Quellen:
Elias Canetti: Das Augenspiel
Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel
Alma Mahler-Werfel: Mein Leben
Wolfgang Schreiber: Mahler
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts

Franz Werfel (Kurzbiografie)

Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts

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