Elefantenherz

Elefantenherz

Elefantenherz

Originaltitel: Elefantenherz – Regie: Züli Aladag – Drehbuch: Züli Aladag, Jörg Tensing, Marija Erceg – Kamera: Judith Kaufmann – Schnitt: Andreas Wodraschke – Musik: Eckhart Gadow – Darsteller: Daniel Brühl, Manfred Zapatka, Jochen Nickel, Angelika Bartsch, Erhan Emre, Jana Thies, Thierry van Werveke, Sebastian Schipper u.a. – 2002; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Der 20-jährige Fensterputzer Marko hält es in der Sozialwohnung seiner Eltern und mit seinem im Rausch gewalttätigen Vater nicht mehr aus. Gerd, eine Kiezgröße, verspricht ihm, einen Profiboxer aus ihm zu machen und stellt ihm eine eigene Wohnung zur Verfügung. Nachdem Marko jedoch beim ersten Profikampf versagt hat, muss er für Gerd Schutzgelder eintreiben. Es fällt Marko nicht leicht, seinen Weg zu finden ...
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Kritik

Die Handlung ist zwar ein wenig stereotyp und vorhersehbar, aber die tristen Bilder von "Elefantenherz" vermitteln eine passende Atmosphäre, und die Figuren sind hervorragend besetzt.
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Marko Stemper (Daniel Brühl) ist zwanzig Jahre alt, wohnt noch bei seinen Eltern in einer Mietskaserne am Rand vom Duisburg, arbeitet als Fensterputzer und träumt mit seinem türkischen Freund Bülent (Erhan Emre), der seine Lehre abgebrochen hat, von einer Boxerkarriere. Täglich trainieren die beiden in einem Amateurverein.

Obwohl es Marko noch an taktischem Können fehlt, schlägt er seine Gegner k. o., weil im Ring seine aufgestaute Wut aus ihm herausbricht, die Wut auf die Verhältnisse, in denen er lebt: Abgesehen von seinem kargen Lohn als Fensterputzer lebt die Familie – die Eltern Axel (Jochen Nickel) und Renate (Angelika Bartsch), Marko und seine dreizehnjährige Schwester Verena (Luana Bellinghausen) – von der Sozialhilfe. Wenn Renate ihrem arbeitslosen Mann kein Geld für die Kneipe gibt, zertrümmert er Geschirr und droht, sich vom Balkon zu stürzen. Immer wieder verprügelt der Alkoholkranke seine Frau.

Schließlich hält Marko es nicht mehr aus und er sucht nach einer Möglichkeit, dem familiären Elend zu entkommen. Obwohl sein Trainer Ali (Ali Cakir) der Meinung ist, dass er erst noch an seiner Technik arbeiten müsse, verlässt Marko die Boxschule und geht zu Gerd Hermsbach (Manfred Zapatka), der verspricht, ihn zum Profiboxer zu machen. Bei Gerd Hermsbach handelt es sich um einen gescheiterten Profiboxer, der inzwischen jedoch reich geworden ist und das Geld, das er mit Profiboxern, Schutzgeldern, Bordellen und Gaststätten verdient, in groß angelegte Immobilienprojekte investiert. Damit Marko sich ganz auf das Boxen konzentrieren kann und nicht mehr als Fensterputzer zu arbeiten braucht, kommt Gerd für seinen Lebensunterhalt auf und richtet ihm eine eigene Wohnung ein.

Am Abend vor Markos ersten Profikampf suchen Renate und Verena Zuflucht bei ihm, und er nimmt sie bei sich auf.

Im Ring versagt Marko, und Gerd, der eigens Box-Promoter aus Hamburg eingeladen hat, fühlt sich blamiert.

Eine zweite Chance gibt es nur zu geänderten Bedingungen: Marko muss das von Gerd für ihn bezahlte Geld nun verdienen, indem er mit dessen „Gorilla“ Kopella (Thierry Van Werveke) ausstehende Schutzgelder eintreibt und Zahlungsunwillige verprügelt.

Eines Tages schlägt Gerd in einer Tiefgarage vor Markos Augen seinen Geschäftspartner Baerwald (Sebastian Schipper) in blinder Wut zusammen, weil er sich von ihm übervorteilt fühlt. Dafür kommt er in Untersuchungshaft.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Renate, die trotz allem wieder zu ihrem Mann zurückgekehrt ist, weil sie ihn in seiner Verzweiflung nicht allein lassen will, klärt Marko darüber auf, dass nicht Axel, sondern Gerd sein leiblicher Vater ist.

Da verlässt Marko die von Gerd zur Verfügung gestellte Wohnung und quartiert sich vorübergehend bei Bülent und dessen neuer Freundin Sara (Jana Thies) ein. Marko nimmt sein Training bei Ali wieder auf. Er besucht Gerd im Gefängnis und bittet ihn, ihm einen zweiten Profikampf zu vermitteln.

Als Axel von seiner Frau erfährt, dass Marko Gerds Sohn ist, schneidet er sich die Pulsadern auf. Aber er wird rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht und gerettet.

Im zweiten Profikampf besiegt Marko seinen Gegner. Als er aus dem Ring klettert, bemerkt er Axel, der offenbar unter den Zuschauern war. Marko lächelt ihm zu …

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Beim Boxen lernt Marko etwas fürs Leben. Obwohl er eigentlich eher gutmütig, schüchtern und zurückhaltend ist, fällt es ihm schwer, die aufgestaute Wut auf seinen Vater im Ring unter Kontrolle zu halten und sich nicht von Gefühlen überwältigen zu lassen, sondern bewusst auf Taktik und Technik zu achten. Im Boxen sieht Marko eine Chance für einen sozialen Aufstieg. Ungeachtet einiger Niederlagen sucht er seinen eigenen Weg.

Der arbeitslose, alkoholkranke Vater verprügelt in der engen Sozialwohnung die Mutter, die trotzdem aus Verantwortungsgefühl zu ihm hält, und der väterliche Freund verbirgt hinter einer freundlichen Fassade seine Kriminalität: Das wirkt alles ein wenig stereotyp. Entsprechend vorhersehbar ist der Verlauf der Handlung, die außerdem einige Längen und Holperstellen aufweist. Sehenswert ist der Film „Elefantenherz“, weil es Judith Kaufmann gelungen ist, mit tristen Bildern für eine passende Atmosphäre zu sorgen und wegen der schauspielerischen Leistung zum Beispiel von Daniel Brühl, Jochen Nickel und Manfred Zapatka.

„Elefantenherz“ ist der erste Kinofilm von Züli Aladag, der 1968 in Ostanatolien geboren wurde, im Alter von fünf Jahren nach Deutschland kam und an der Kunsthochschule für Medien in Köln studierte.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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