Idi Amin


Idi Amin Dada wurde vermutlich 1928, vielleicht aber auch schon fünf Jahre früher, in Arua geboren. Sein aus dem Sudan stammender Vater Andreas Nyabire (1889 – 1976), ein Angehöriger der Adibu-Sippe des Volkes der Kakwa, verdiente den Lebensunterhalt als Soldat bzw. Polizist und nannte sich seit seiner Konvertierung vom Christentum zum Islam Amin Dada. Idis Mutter Assa Aatte (1904 – 1970), eine Medizinfrau vom Volk der Lugbara, kam aus dem Kongo. 1931 trennte der Vater sich von der Familie.

Ob Idi Amin Lesen und Schreiben gelernt hat, ist unklar.

Jedenfalls kam er 1946 als Hilfskoch zu den King’s African Rifles, einer Einheit der britischen Kolonialarmee. Mit dem Einsatz gegen den Mau-Mau-Aufstand in Kenia begann in den Fünfzigerjahren seine militärische Karriere. 1953 wurde Idi Amin Sergeant, fünf Jahre später Sergeant-Major und 1961 Lieutenant. Das Offizierspatent hatte bis dahin erst ein anderer Afrikaner bekommen. (Nach anderen Quellen war Idi Amin der erste schwarze Offizier in der englischen Kolonialarmee.)

Als die bisherige britische Kolonie Uganda am 9. Oktober 1962 unabhängig wurde, setzte sich Idi Amins Aufstieg weiter fort. Premierminister Milton Obote (1924 – 2005), der sich am 2. März 1966 durch einen Staatsstreich gegen Mutesa II. Kabaka zum Präsidenten von Uganda machte, förderte ihn und bewahrte ihn vor einer Anklage wegen Kriegsverbrechen in Kenia. (Angeblich hatte er aufständischen Nomaden der Reihe nach die Penisse abgeschnitten, bis einer von ihnen verriet, wo ihre Waffen versteckt waren.) 1964 wurde Idi Amin stellvertretender Armeekommandeur. Der MI6 sorgte dafür, dass er 1966 in Israel eine Fallschirmjägerausbildung bekam. Zwei Jahre später wurde er zum General ernannt, und 1971 übernahm Idi Amin das Amt des Generalstabschefs.

Während Staatspräsident Milton Obote an einer Konferenz der Commonwealth-Staaten in Singapur teilnahm, putschte Idi Amin am 25. Januar 1971 gegen ihn. Die Briten begrüßten den Wechsel, denn sie sahen in ihm ein Bollwerk gegen den von Obote betriebenen Sozialismus. Die Grausamkeit des neuen Machthabers, der Obotes Anhänger rücksichtslos ermorden ließ, wollten sie zunächst nicht wahrhaben. Schätzungsweise 300 000 bis 400 000 Menschen fielen dem Despoten zum Opfer. Weil die Totengräber mit den Todesschwadronen nicht Schritt halten konnten, sollen die Häscher einen Teil ihrer Opfer Krokodilen zum Fraß vorgeworfen haben. Es heißt, die Turbinen des Owen-Damms am Nil seien immer wieder von angeschwemmten Leichen blockiert worden. Auf jeden Fall gilt Idi Amin als einer der brutalsten afrikanischen Gewaltherrscher des 20. Jahrhunderts („Schlächter von Afrika“).

Im Rahmen einer Afrikanisierungskampagne wies Idi Amin 1972 etwa 50 000 Asiaten aus Uganda aus und enteignete deren Unternehmen, obwohl sein Land wirtschaftlich schwer darunter zu leiden hatte, weil es nicht genügend qualifizierte Einheimische gab, die die ausländischen Fachleute hätten ersetzen können.

Mit seinen vier oder fünf Ehefrauen hatte Idi Amin schätzungsweise zwei Dutzend Kinder, noch einmal so viele zeugte er mit wechselnden Geliebten. Kay Adora, seine zweite Ehefrau, ließ sich 1973 auf eine Affäre mit einem Arzt ein. Die zerstückelte Leiche der Schwangeren fand man schließlich im Auto ihres Liebhabers, der sich angeblich selbst das Leben genommen hatte [Suizid].

Am Nationalfeiertag 1975 ließ sich der 120 bis 140 Kilogramm schwere Despot demonstrativ von britischen Geschäftsleuten in einer Sänfte durch Kampala tragen. 1976 ernannte er sich zum Staatspräsidenten auf Lebenszeit und gab sich den Titel „His Excellency, President for Life, Field Marshal Al Hadji Doctor Idi Amin Dada, VC, DSO, MC, Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular“.

Die Weltöffentlichkeit hielt ihn zunehmend für verrückt und größenwahnsinnig.

Ende Juni 1976 landete ein auf dem Flug von Tel Aviv über Athen nach Paris von acht Mitgliedern der Volksfront zur Befreiung Palästinas sowie den deutschen Terroristen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann entführter Airbus der Air France mit 241 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern in Entebbe. Die hundertfünfzig nichtjüdischen Geiseln wurden dort freigelassen und ausgeflogen, aber die übrigen hundert in der alten Transithalle des Terminals festgehalten. Spezialagenten des Mossad und mehr als hundert Soldaten der israelischen Eliteeinheit Sajeret Matkal stürmten in der Nacht auf den 4. Juli das Gebäude. Ugandische Soldaten stellten sich ihnen in den Weg. Drei Geiseln, sieben der Entführer und etwa vierzig Ugander kamen ums Leben. Auch der israelische Oberst Jonathan Netanjahu, ein Bruder des späteren israelischen Ministerpräsidenten, fiel bei der „Operation Thunderball“ in Entebbe. Am nächsten Tag ermordeten ugandische Armeeangehörige die fünfundsiebzig Jahre alte Israelin Dora Bloch, die vor der Befreiungsaktion in ein Krankenhaus in Kampala gebracht worden war.

Als Idi Amin im Oktober 1978 das Kagera-Gebiet in Tansania besetzen ließ (Operation Magurugur), schlug das Nachbarland zurück und eroberte am 11. April 1979 Ugandas Hauptstadt Kampala. Idi Amin floh in den Kongo, nach Libyen und in den Irak. Schließlich nahm Saudi-Arabien den Exilanten auf.

Idi Amin starb am 16. August 2003 in Dschidda.

Barbet Schroeder drehte den Dokumentarfilm „Général Idi Amin Dada. Autoportrait“ (1974). Von Sharad Patel stammt das Politdrama „Idi Amin. Der Schlächter“. Und Kevin Macdonald verfilmte einen Roman von Giles Foden: „Der letzte König von Schottland“. Außerdem ist die Befreiungsaktion 1976 in Entebbe Thema mehrerer Kinofilme.

© Dieter Wunderlich 2010

Kevin Macdonald: Der letzte König von Schottland
Moses Isegawa: Die Schlangengrube

Pat Barker - Niemandsland
Teilweise authentische Figuren, historische Fakten und fiktive Szenen kombinierte Pat Barker zu einem schnörkellosen Roman, in dem sie die Grausamkeit des Krieges weniger durch blutige Fronterlebnisse als durch psychische Schäden der Überlebenden veranschaulicht: "Niemandsland".
Niemandsland

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.