Romanik, romanische Kunst


Den Begriff „Romanik“ führte der französische Kunstkritiker Arcisse de Caumont 1824 ein. Er wollte damit andeuten, dass die mittelalterlichen Architekten nach wie vor von der römischen Antike ausgingen.

Romanische Bauwerke wirken schwer, wuchtig, blockartig und wehrhaft. Sie erheben sich über einer Krypta. Charakteristisch ist – wie beim römischen Vorbild – der Rundbogen. Arkaden, in denen sich Säulen und Pfeiler abwechseln, trennen das Mittelschiff von den Seitenschiffen.

Die glatte romanische Säule steht auf einer wulstigen, scheibenförmigen, zuunterst auch quadratischen Basis und endet in einem Würfel-, Bilder- oder Figurenkapitell. Die Innenwände romanischer Kirchen sind mit Pilastern und Halbsäulen, Blendarkaden und Rundbogenfriesen, Fresken und Mosaiken verziert. Durch die vergleichsweise kleinen Fenster in den Seitenschiffen und in den Wänden des Mittelschiffes oberhalb der Seitenschiffe fällt nicht sehr viel Licht in das Kircheninnere – zumal die Mauern oft mehrere Meter dick sind. Nur so können sie die schweren Tonnen- oder Kreuzgratgewölbe tragen.

In einer romanischen Kirche bilden das Mittelschiff und das Querhaus einen kreuzförmigen Grundriss. Die quadratische Grundfläche der Kreuzung, über der ein Vierungsturm aufragt, bildet das Grundmaß des gesamten Bauwerks: Beispielsweise setzt sich die Grundfläche des Mittelschiffs aus mehreren aneinandergereihten Vierungsquadraten zusammen. Dem Langhaus wurde ein eigenes, zum Chor auf der gegenüberliegenden Seite des Mittelschiffs hin offenes Bauwerk für den Kaiser angefügt: das Westwerk. Es besteht aus einer Eingangshalle und einer Empore, endet nach oben in einem turmartigen Aufbau und wird seitlich von zwei Treppentürmen abgeschlossen. Zwei weitere Türme flankieren das östliche Langhaus.

Von Anfang an gab es im romanischen Kirchenbau auch die Doppelchörigkeit. In diesem Fall befindet sich das Hauptportal nicht im Westen, sondern an der Seite. Ein Beispiel dafür ist St. Michael in Hildesheim.

Typisch für die romanische Kunst ist das Fresko. Beim Fresko werden die in Wasser gelösten Farbpigmente auf den noch feuchten Kalkputz aufgetragen. Die Farbe zieht deshalb tief in den Putz ein. An der Oberfläche bildet sich eine haltbare, wasserunlösliche Schicht aus Calciumcarbonat. Vom Künstler verlangt diese Technik großes Können, da er keine nachträglichen Korrekturen vornehmen kann und jeweils mit einem Abschnitt fertig sein muss, bevor der Putz trocken ist.

Romanische Fresken wirken mehr gezeichnet als gemalt. Auf eine Raum- bzw. Körperillusion kam es den Künstlern nicht an. Die Szenerie wurde durch Versatzstücke bzw. formelhaft schematisierte Illustrationen angedeutet, und die Größe der abgebildeten Personen richtete sich nach ihrer Bedeutung.

Besonders originelle romanische Fresken aus dem 8. Jahrhundert sieht man in einem dem heiligen Prokulus geweihten Kirchlein ein wenig außerhalb von Naturns im Vintschgau.

Die bedeutendsten Plastiken der ottonischen Zeit entstanden unter Bischof Bernward in Hildesheim: 1015 wurden die 4.70 Meter hohen Bronze-Türflügel vollendet, die für die Michaelskirche bestimmt waren, 1035 jedoch in das Westportal des Doms übernommen wurden. Auf sechzehn Reliefs sind biblische Szenen dargestellt. Aus der gleichen Zeit stammt die ebenfalls von St. Michael in den Dom versetzte Bernwards-Säule, eine 3.80 Meter hohe Säule mit einem spiralförmigen Relief nach dem Vorbild der Trajansäule in Rom.

Literatur über romanische Kunst

  • Andreas Hartmann-Virnich: Was ist Romanik? Geschichte, Formen und Technik des romanischen Kirchenbaus. Darmstadt 2004 (287 Seiten, ISBN: 3-89678-491-9).

© Dieter Wunderlich 2005

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