Meg Wolitzer : Die Interessanten

Die Interessanten
Originalausgabe: The Interestings Riverhead, New York 2013 Die Interessanten Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence DuMont Buchverlag, Köln 2014 ISBN: 978-3-8321-9745-2, 606 Seiten Taschenbuch: DuMont, Köln 2015 ISBN: 978-3-8321-6339-6, 606 Seiten ISBN: 978-3-8321-8815-3 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Sechs Jugendliche halten sich aufgrund ihrer Erfahrungen in einem ebenso exklusiven wie kreativen Sommercamp für außergewöhnlich und nennen sich deshalb "die Interessanten", lernen aber später, dass sie sich überschätzten. Wir beobachten diese kultivierten, liberalen New Yorker, ihre Beziehungen und die Korrekturen ihrer Lebensentwürfe über vier Jahrzehnte hinweg: von 1974 bis 2014 ...
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Kritik

"Die Interessanten" ist ein leiser, unaufdringlicher Roman ohne spektakuläre Höhepunkte. Meg Wolitzer löst viel in Dialogen auf, strebt aber keinem Kulminationspunkt zu und pflegt eine nicht nur ausufernde, sondern auch redundante Erzählweise.
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Im Juli 1974 lernen „die Interessanten“ sich im Theater-und-Kunst-Sommercamp Spirit-in-the-Woods in Belknap/Massachusetts kennen: Ash Wolf und ihr älterer Bruder Goodman, Ethan Figman, Kathy Kiplinger, Jonah Bay und Julie Jacobson. Die 15 bis 16 Jahre alten Jugendlichen freunden sich an und nennen sich auf Ethans Vorschlag „die Interessanten“, denn sie halten sich für außergewöhnlich.

Gil Wolf, der Vater von Ash und Goodman, verdient als Investmentbanker bei Drexel Burnham Unmengen Geld. Er lebt mit seiner Frau Betsy und den Kindern abwechselnd in einem Labyrinth genannten Apartmenthaus in New York und auf seiner Ranch in Colorado.

Ash Wolf freundet sich besonders eng mit Julie Jacobson an. Julies im Januar im Alter von 42 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorbener Vater Warren Jacobson hatte in der Personalabteilung von Clelland Aerospace gearbeitet. Die Witwe Lois Jacobson wohnt mit den beiden Töchtern – Julie und deren 16 Monate älteren Schwester Ellen – in einem kleinen Ranchhaus in Underhill, einem Vorort von New York. Die Jacobsons könnten sich die 7000 Dollar für Julies Aufenthalt in Spirit-in-the-Woods nicht leisten, aber sie hat ein Stipendium bekommen.

Als Julie im August von ihrer Mutter und ihrer Schwester abgeholt wird, wundern diese sich, weil sie sich Jules nennt. Ash hat ihr diesen Namen gegeben, und sie trägt ihn von nun an, weil sie in diesem Sommer durch die Begegnung mit Ash und den anderen „Interessanten“ zu einer anderen Person geworden ist.

Jonah ist der Sohn der Folksängerin Susannah Bay. 1965, als er sechs Jahre alt war, stellte Susannah ihm seinen Vater vor, den Folkchronisten Arthur Widdicombe aus Boston, mit dem sie eine Nacht lang zusammen gewesen war. Zu Jonahs Ersatzvater wurde der seit einer Affäre im Jahr 1966 mit seiner Mutter befreundete Folksänger Barry Claimes von den Whistlers. Erst als Jonah im Alter von zwölf Jahren den Essay „Die Pforten der Wahrnehmung“ von Aldous Huxley las, begriff er, dass Barry Claimes ihn heimlich mit Psychopharmaka und Halluzinogenen manipulierte, damit er unter Drogeneinfluss Songs schrieb, die Barry Claimes dann überarbeitete und als seine eigenen ausgab.

Ethan Figmans Eltern haben sich getrennt. Finanziell sind ihm enge Grenzen gesetzt, denn seine Mutter arbeitet als Aushilfslehrerin, sein Vater als Pflichtverteidiger. Ethan himmelt Jules an, aber sie kann sich keine körperlichen Intimitäten mit ihm vorstellen.

Nach dem Sommercamp 1974 gilt Jonah als Ashs erster ernsthafter Freund. Goodman und Cathy sind ein weiteres Paar. Die Liebesbeziehungen halten allerdings nur wenige Monate: Ash und Jonah trennen sich im Frühjahr 1975 ebenso wie Cathy und Goodman.

Den Sommer 1975 verbringen „die Interessanten“ erneut in Spirit-in-the-Woods. Cathy Kiplinger verliebt sich in den 17-jährigen Troy Mason, der zum ersten Mal im Camp ist und sich als einer der wenigen Afroamerikaner als Außenseiter fühlt, zumal er wie Jules auf ein Stipendium angewiesen ist. Er stammt aus der Bronx und strebt eine Karriere als Tänzer an.

Am Neujahrsmorgen 1976 wird Goodman Wolf in New York verhaftet. Cathy Kiplinger beschuldigt ihn, sie in der Tavern on the Green vergewaltigt zu haben. Obwohl bei einer medizinischen Untersuchung Cathys labiale Abschürfungen protokolliert werden, halten Gil, Betsy und Ash ebenso wie Ethan, Jonah und Jules den 16-Jährigen für unschuldig. Er wird zwar bis zum Prozess gegen Kaution freigelassen, kann sich jedoch vor dem Gerichtstermin nicht, wie geplant, am Bennington College in Vermont für ein Architekturstudium immatrikulieren. Nach der Schule geht Goodman dreimal pro Woche zu dem Psychotherapeuten Dr. Spilka.

Im Februar erzählt Cathy ihrer Freundin Jules bei einem Diättrunk in einem Coffeeshop von der Vergewaltigung:

„Ich war trocken, und es tat weh, es tat wirklich weh“, sagte Cathy, „und ich habe ihn angeschrien, er soll aufhören.“

Cathy nimmt inzwischen Tanzunterricht, denn nach Troys Vorbild möchte sie zum Ballett. Doch obwohl sie Diät hält, ist sie mit ihren großen Rundungen kaum für eine Karriere als Tänzerin geeignet.

Bei der Gerichtsverhandlung warten alle vergeblich auf den Angeklagten. Goodman ist verschwunden. Unverzüglich wird ein Haftbefehl ausgestellt.

Im Sommer 1976 sind Ash, Jules, Ethan und Jonah ein letztes Mal zusammen in Spirit-in-the-Woods. Ash überrascht Ethan eines Abends mit der Einladung, nachts zu ihr ins Mädchen-Tipi zu komen.

Als er in dieser Nacht in Ashs Bett schlüpfte, tat er es in Gegenwart vier schlafender Mädchen, und eines davon war Jules.

Ash und Ethan verlassen das Sommercamp als Liebespaar.

Während sich Ash für Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften in Yale immatrikuliert, besucht Ethan den Trickfilmzweig der School of Visual Arts in New York City. Jules geht an die State University of New York in Buffalo. Jonah, von dem alle erwarteten, dass er Musik studieren würde, fängt am MIT mit einem Maschinenbau-Studium an und beabsichtigt, sich auf Robotertechnik zu spezialisieren.

Gil und Betsy Wolf laden Jules ein, im Sommer 1977 mit ihnen und ihrer Tochter nach Island zu fliegen. Sie übernehmen auch die Kosten. Angeblich hat Gil Wolf geschäftlich in Reykjavik zu tun. Tatsächlich besuchen sie Goodman.

Um sich dem Gerichtsverfahren zu entziehen, fuhr Goodman im Vorjahr mit einem Bus nach Belknap. Im zu dieser Zeit geschlossenen Sommercamp traf er nur die Köchin Ida Steinberg an. Von ihr bekam er die Adresse und Telefonnummer der zwölf Jahre älteren isländischen Weblehrerin und Rettungsschwimmerin Gudrun Sigurdsdottir, die er und die anderen „Interessanten“ 1974 in Spirit-in-the-Woods kennengelernt hatten. Nachdem Goodman sich einen gefälschten Pass besorgt hatte, flog er von Boston nach Paris und von dort weiter nach Reykjavik. Gudrun und ihr Ehemann Falkor nahmen ihn auf, und seither lebt er unter falschem Namen bei ihnen. Obwohl er den Highschool-Abschluss ohne Papiere nicht nachholen kann, hält er an seinem Traum von einer Karriere als Architekt fest. Trotz des Risikos rief er schließlich zu Hause an und ließ sich dann auch von seiner Mutter überreden, seinen Aufenthaltsort zu verraten. Gil und Betsy schickten Gudrun und Falkor erst einmal Geld, und vor einiger Zeit weihten sie ihre Tochter in das Geheimnis ein. Ash bestand darauf, auch ihre beste Freundin ins Vertrauen zu ziehen, aber Ethan weiß nichts davon, denn die Wolfs befürchten, dass er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, ohne der Polizei einen Hinweis zu geben.

Ash Wolf und Ethan Figman heiraten im Frühjahr 1984, drei Jahre nach ihren Studienabschlüssen und zwei Monate nach Jules Jacobsons Eheschließung mit Dennis Boyd. Auf Drängen seines Schwiegervaters überwindet Ethan seine Selbstzweifel und bewirbt sich bei einer TV-Produktion. Im September 1984 feiern er und Ash in einem teuren japanischen Restaurant in New York mit den Fernseh-Managern Gary Roman und Hallie Sakin aus Los Angeles den Vertragsabschluss über eine erste volle Staffel der Trickfilm-Serie „Figland“. Ethan wird nicht nur die Drehbücher schreiben, sondern auch zwei seiner Figuren selbst sprechen. Im Mai 1986 wird er von einer Zeitschrift zu den hundert einflussreichsten Persönlichkeiten im Medienbetrieb der USA gezählt, zwar auf Platz 98, aber immerhin.

Die anderen „Interessanten“ haben noch keine so spektakulären Karriereerfolge erzielt.

Jonah sucht beispielsweise nach einer Stelle als Ingenieur.

Als 18-jähriger Student am MIT hatte er zum ersten Mal Sex mit einem anderen Mann. Sein Outing überraschte weder seine Mutter noch seine Freunde.

Im Juni 1981, kurz nach seinem Studienabschluss, lernte er in Cambridge/Massachusetts das Paar Hannah und Joel kennen. Die beiden nahmen ihn mit auf die Farm Dovecote/Vermont, wo sie mit anderen zusammen lebten, und Jonah schloss sich wie sie der von dem Koreaner Sun Myung Moons gegründeten Vereinigungskirche an. Dazu gehörte beispielsweise, dass er für die Gemeinschaft an einer Straßenecke in Brattleboro/Vermont Blumen verkaufte. Nach drei Monaten kam seine Mutter mit Ash, Ethan und Jules, um ihn zu holen. Während Susannah Bay mit den anderen Sektenmitgliedern Lieder einstudierte, lockten Ash, Ethan und Jules ihren Freund ins Auto und brachten ihn zu einem von Susannah beauftragten Deprogrammierer. Überraschenderweise blieb Susannah auf der Farm, und bei einer Veranstaltung im World Mission Center in New York holte Sun Myung Moon sie auf die Bühne.

Im folgenden Jahr heiratete Susannah zusammen mit viertausend anderen in einer Segnungszeremonie im Madison Square Garden. Ihren Bräutigam, den zwölf Jahre jüngeren Teppichverleger Rick McKenna, ein Mitglied der Vereinigungskirche aus Scranton, Pennsylvania, lernte sie erst kennen, als sie sich vor dem Messias bei den Händen fassten. Direkt nach der Zeremonie stiegen Susannah Bay und ihr Ehemann in den VW-Bus und fuhren zurück zur Farm.

Jonah Bay verliebt sich 1986 auf einer Dinnerparty in Robert Takahashi. Der Jurist, der sich als Anwalt in AIDS-Fragen engagiert, ist HIV-positiv.

„Wir können eine Menge tun“, sagte Robert. „Aber vorsichtig.“

Die beiden werden ein Paar.

Ebenso wie Ash besuchte Jules nach dem Studium die Schauspielschule der legendären Yvonne Urbaniak, aber die Schulleiterin erklärte ihr schließlich unumwunden, dass sie für eine Theaterkarriere ungeeignet sei. Da besann Jules sich auf ihr früheres Nebenfach Psychologie und fing mit einem Stipendium eine Ausbildung zur Psychotherapeutin an der Schule für Sozialarbeit der Columbia University an.

Im Herbst 1981 lernte sie den Ultraschalltechniker Dennis Boyd kennen, dessen Familie in Dunellen/New Jersey einen Eisenwarenladen besitzt. Anfang 1982 vertraute Jules ihrem Freund das Geheimnis der Familie Wolf an und beschwor ihn, es nicht nur für sich zu behalten, sondern auch Ash gegenüber nicht anzudeuten, dass er davon wisse. Zwei Jahre später heirateten Jules und Dennis.

Wenn die Ehepaare Wolf und Jacobson-Boyd zusammen essen gehen, begleicht Ethan die Gesamtrechnung. Jules empfindet es als demütigend, aber für die Freunde spielt Geld keine Rolle. Ash und Ethan übernehmen auch die Kosten für gemeinsame Urlaubsreisen. Im Juli 1987 fliegen die Freunde nach Tansania, um den Kilimandscharo zu besteigen. Im Jahr darauf macht Ash während eines gemeinsamen Italien-Trips allein einen Abstecher nach Oslo, angeblich um sich dort wegen eines Theaterprojekts umzusehen, tatsächlich jedoch, um sich mit ihrem Bruder zu treffen, der sich inzwischen in einer Klinik in Reykjavik gegen seine Drogensucht behandeln ließ. Er wohnt schon seit langem nicht mehr bei Gudrun und Falkor, sondern in einem Zimmer über einem Fischladen. Ethan weiß noch immer nicht, dass sein von der Polizei gesuchter Schwager unter falschem Namen in Europa lebt und seine Frau mit ihm Kontakt hat.

Im Herbst 1988 bringt Ash das Theaterstück „Gespenster“ von Henrik Ibsen auf die Bühne. Dabei lässt sie die Schauspielerinnen, deren Brustwarzen mit bunten Leuchtfarben angemalt sind, mit nacktem Oberkörper auftreten.

Nachdem Jules einige Zeit als Psychotherapeutin in einer Klinik gearbeitet hat, eröffnet sie eine eigene Praxis.

Ein Notarzt weist Dennis Jacobson-Boyd wegen einer Tachykardie ins Beth Israel Hospital ein, wo ein leichter Schlaganfall diagnostiziert wird, den die Mediziner auf den MAOI zurückführen, den er schon seit langer Zeit als Antidepressivum nimmt.

Ungewollt bekommen Dennis und Jules im Juni 1990 eine Tochter, der sie den Namen Aurora („Rory“) geben. Weil Dennis seinen Job im Krankenhaus verliert und wieder unter schweren Depressionen leidet, einigen er und Jules sich darauf, dass sie weiter praktiziert und er sich um das Kind und den Haushalt kümmert.

Drei Monate nach Jules bringt auch Ash ein Mädchen zur Welt, und zwei Jahre nach Larkin Templeton Figman wird Morris („Mo“) Tristan Figman geboren. Als die Ärzte am Yale Child Study Center seine psychischen Auffälligkeiten ins Autismus-Spektrum einordnen, stellen Ash und Ethan das jamaikanische Ehepaar Rose und Emanuel als Kinderfrau und Hausmann ein.

1995 fliegt Ethan während eines Familienurlaubs auf Bali allein nach Jakarta und besichtigt die Leena Toys Factory, eine der Fabriken, in denen Promotion-Artikel für seine Fernsehserie „Figland“ hergestellt werden. Beim angekündigten Besuch fällt ihm nichts auf, aber als er kurz darauf überraschend zurückkommt, entdeckt er unter den Näherinnen und Nähern Kinder. Das veranlasst ihn, sich gegen Kinderarbeit zu engagieren und in Jakarta die Keberhasilan-Schule zu gründen.

Betsy Wolf, die trotz ihrer 65 Jahre noch samstags am Metropolitan Museum Kindern Kunstunterricht erteilt, stirbt Anfang 1996 überraschend an einer Gehirnblutung.

Im Jahr darauf fliegt Dennis nach Los Angeles und lässt sich in eine Blindstudie über ein Antidepressivum aufnehmen. Erstmals seit 1989 hat er wieder das Gefühl, er selbst zu sein und sucht sich auch einen neuen Arbeitsplatz.

Einige Zeit nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 verfolgen Jules und Dennis in den TV-Nachrichten einen Bericht über die Firma Bayliss Colter im World Trade Center, die 469 Tote zu beklagen hat. Die Geschäftsführerin Catherine Krause versprach am Tag nach dem Einsturz der Türme, sie werde die Krankenversicherungen für die Familien der Toten weiterzahlen. Nun wird sie von den Angehörigen der Toten beschimpft und beschuldigt, ihr Versprechen nicht einzuhalten. Mit professioneller Ruhe erklärt Catherine Krause, sie verfüge noch nicht über das erforderliche Geld und müsse die Betroffenen um etwas mehr Geduld bitten. Jules erkennt die Frau: Es handelt sich um Cathy, geborene Kiplinger.

Während es ihr damaliger Freund Troy Mason ins Alvin Ailey American Dance Theater schaffte, musste Cathy ihren Traum von einer Tanzkarriere aufgeben. Sie hat in der Wirtschaft Karriere gemacht und ist mit einem Deutschen verheiratet. Ethan, der die Sendung ebenfalls sieht, hilft der ehemaligen Freundin mit einem Scheck, ihr Versprechen einzulösen.

Robert Takahashi trennt sich 2002 von Jonah, um mit einem Wissenschaftler zusammenzuleben, der ebenfalls HIV-positiv ist. Sie brauchen deshalb beim Sex nicht aufzupassen.

2010 überredet Jules ihren Ehemann, sich mit ihr gemeinsam als Leiter von Spirit-in-the-Woods zu bewerben.

Das Theater-und-Kunst-Sommercamp war 1952 von dem Ehepaar Manny und Edie Wunderlich in Belknap/Massachusetts gegründet worden. Die beiden hatten sich 1946 in Greenwich Village kennengelernt. Ihre Ehe blieb kinderlos. Anders als seine Frau Edie ist Manny Wunderlich trotz seiner 84 Jahre zwar noch voller Energie, aber fast blind. Deshalb will sich das Ehepaar von der aktiven Arbeit in der Einrichtung zurückziehen. Nach dem Abschluss der Bewerbungsgespräche bieten die Wunderlichs Jules und Dennis die Leitung von Spirit-in-the-Woods zunächst probeweise für den folgenden Sommer an. Dennis kündigt seine Stelle als Ultraschalltechniker in einem New Yorker Krankenhaus, und Jules gibt ihre psychotherapeutische Praxis auf.

Während sie das Camp im Sommer 2011 betreuen, stößt Jules überraschend auf zwei Männer, die sie zunächst für Wanderer hält, die das Gelände überqueren wollen, obwohl es sich um Privateigentum handelt. Aber dann erkennt sie Goodman Wolf. Sein jüngerer Begleiter heißt Martin und ist Grafiker. Nicht einmal Ash wisse, dass er in den USA sei, sagt Goodman. Dennis kommt hinzu und erkundigt sich, was los sei.

Goodman rief gleich eine Abneigung in ihm hervor, obwohl er vor allem erbärmlich wirkte. „Sie sollten nicht hier sein“, sagte Dennis.
„Yeah, das hat mir Ihre Frau auch schon gesagt“, antwortete Goodman Wolf.
„Okay, ich mache hier keinen Spaß“, sagte Dennis. „Soweit ich weiß, liegt gegen Sie ein Haftbefehl vor.“

Sobald Goodman fort ist, ruft Jules ihre beste Freundin an, um ihr von der kurzen Begegnung zu berichten. Ash nimmt das Gespräch über die Freisprechanlage im Auto entgegen, und Ethan neben ihr auf dem Beifahrersitz erfährt auf diese Weise vom Geheimnis der Familie Wolf. Darüber droht die Ehe von Ash und Ethan zu zerbrechen, aber nach einiger Zeit finden sie wieder zueinander.

Nachdem Manny und Edie Wunderlich sich vergewissert haben, dass Jules und Dennis Jacobson-Boyd das Sommercamp in ihrem Sinne führen können, bieten sie den beiden einen Fünf-Jahres-Vertrag an. Dennis will sofort unterschreiben, aber Jules hat es sich anders überlegt. Nach der Ablehnung des Angebots und der Rückkehr nach New York erhält Dennis zwar seine Stelle an einer Klinik zurück, aber Jules hat keine Praxis mehr und muss wieder von vorne anfangen.

Bei Ethan wird ein Melanom diagnostiziert. Nach Chemotherapien und einer ebenso erfolglosen Spezialbehandlung in der Schweiz stirbt er an einem Herzinfarkt.

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In ihrem Roman „Die Interessanten“ verfolgt Meg Wolitzer ein halbes Dutzend Hauptfiguren und deren Beziehungen über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten hinweg: von 1974 bis 2014. Ash, Goodman, Ethan, Kathy, Jonah und Julie halten sich aufgrund ihrer Erfahrungen als Jugendliche in einem ebenso exklusiven wie kreativen Sommercamp für außergewöhnlich, lernen aber später, dass sie sich dabei überschätzten. Es geht in „Die Interessenten“ darum, wie kultivierte, liberale New Yorker mit Idolen, Idealen, Selbstbildern und Lebensentwürfen umgehen, wie sie auf das Scheitern von Wunschträumen, auf Misserfolge und Enttäuschungen reagieren. Zu den wenigstens tangierten Themen gehören darüber hinaus Armut und Reichtum, Eltern und Kinder, Ehepaare und gleich­geschlechtliche Partnerschaften, AIDS, Vergewaltigung und Selbstzerstörung, Drogensucht und Medikamentenmissbrauch, Autismus und Depression, Verlust, Tod und Trauer.

Die drei Teile von „Die Interessanten“ sind mit „Augenblicke der Fremdheit“, „Figland“ und „Das Drama des begabten Kindes“ überschrieben. (Der dritte Teil bezieht sich auf das 1979 erstmals veröffentlichte Buch der Psychologin Alice Miller: „Das Drama des begabten Kindes“.) Meg Wolitzer erzählt chronologisch, lässt allerdings immer wieder einige Jahre aus und fügt andererseits Rückblenden ein.

„Die Interessanten“ ist ein leiser, unaufdringlicher Roman ohne spektakuläre Höhepunkte. Diese Gleichförmigkeit in einem über 600 Seiten langen Roman wirkt auf die Dauer ermüdend, zumal es auch keine auf einen Kulminationspunkt zustrebende Handlung gibt. Dazu kommt eine nicht nur ausufernde, sondern zugleich redundante Erzählweise. Angenehm ist, dass Meg Wolitzer viel in Dialogen aufgelöst hat.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger

Christoph Hein - Von allem Anfang an
"Von allem Anfang an" besteht aus neun Episoden, die aus der Perspektive eines Pubertierenden – und dementsprechend in einer einfachen, lakonischen Jungensprache – erzählt werden.
Von allem Anfang an