Only God Forgives

Only God Forgives

Only God Forgives

Only God Forgives – Originaltitel: Only God Forgives – Regie: Nicolas Winding Refn – Drehbuch: Nicolas Winding Refn – Kamera: Larry Smith – Schnitt: Matthew Newman – Musik: Cliff Martinez – Darsteller: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm, Ratha Phongam, Tom Burke u.a. – 2013; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nachdem der amerikanische Drogendealer Billy Thompson in Bangkok eine 16-jährige Prostituierte ermordete, stiftet der Polizeioffizier Chang den Vater des Mädchens zur Rache an, und Choi Van Lee tötet Billy. Dessen Mutter Crystal kommt daraufhin aus den USA, und weil sie ihren jüngeren Sohn für zu weich hält, setzt sie Auftragskiller auf Choi und Chang an. Choi wird die Kehle durchschnitten, aber Chang schlägt zurück, und es kommt zu einem Blutbad ...
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Kritik

"Only God Forgives" ist ein manieristischer, surrealer Rache-Thriller, der vom Stilwillen des Regisseurs Nicolas Winding Refn zeugt, denn es geht weniger um die Handlung als um die Zelebrierung von Gewalt.
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Julian Thompson (Ryan Gosling) und sein älterer Bruder Billy (Tom Burke) sind US-Amerikaner. Sie leben in Bangkok und betreiben dort einen Boxklub. Ihre Haupteinnahmequelle ist allerdings der Drogenhandel.

Billy verlangt eines Abends in einem Bordell eine 14-Jährige und fragt den Besitzer, ob er nicht eine Tochter in diesem Alter habe. Als der Geschäftsinhaber ihm erklärt, er könne nur unter den im Schaufenster sitzenden Prostituierten wählen, stürmt Billy wütend in den Schaukasten und schlägt eines der Mädchen brutal zusammen. Danach spricht er auf der Straße eine 16-jährige Prostituierte an, vergewaltigt sie und schlachtet sie regelrecht ab.

Der Polizeileutnant Chang (Vithaya Pansringarm) ermutigt den verzweifelten Vater der Toten, deren Tod zu rächen, und Choi Yan Lee (Kovit Wattanakul) ermordet daraufhin Billy. Weil Choi aber zumindest eine seiner vier Töchter als Prostituierte arbeiten ließ, zieht Chang ihn ebenfalls zur Rechenschaft und trennt ihm zur Strafe mit einem Schwerthieb den rechten Arm ab.

Julian erhält die Nachricht vom Tod seines Bruders, während er auf einem Stuhl sitzt, mit den Handgelenken an die Lehnen gefesselt ist und seiner Freundin Mai (Ratha Phongam) zusieht, die vor ihm masturbiert.

Crystal Thompson (Kristin Scott Thomas) kommt aus Florida, um die Leiche ihres Sohnes Billy zu identifizieren und die Überführung zu veranlassen. Als die Rezeptionistin des Hotels erklärt, ihr Zimmer sei noch nicht bezugsfertig, verlangt sie den Manager (Matthew Ryder) zu sprechen und setzt durch, dass sie sofort ein adäquates Zimmer bekommt.

Als ihr jüngerer Sohn zu ihr kommt, fragt sie ihn, ob er den Tod seines Bruders gerächt habe.

Julian stellte Choi bereits zur Rede. Der Vater des von Billy ermordeten Mädchens berichtete, was geschehen war und wies seinen Armstumpf vor. Deshalb unternahm Julian nichts weiter gegen den Mann. Als seine Mutter das erfährt, meint sie verächtlich, Julian sei zu weich und kündigt an, dass sie sich selbst um das „gelbe Schwein“ kümmern werde.

Kurz darauf schneidet Charlie Liang (Nophand Boonyai), ein Halbwüchsiger, der in Julians Boxklub trainiert, Choi die Kehle durch.

Den Auftrag erhielt der Junge von dem Boxtrainer Gordon (Gordon Brown), der wiederum von Crystal Geld dafür bekommen hatte. Gordon meldet der Amerikanerin Vollzug und unterrichtet sie darüber, dass auch ein Cop mit Billys Tod zu tun habe. Er werde herausfinden, um wen es sich handelt und ihn töten, verspricht er.

Aber Crystal will ganz sicher gehen, dass auch der Mann umgebracht wird, der Choi zu dem Mord ermutigt hatte. Sie geht deshalb in die Karaoke-Nachtbar, die Byron (Byron Gibson) gehört, einem Geschäftspartner des von ihr und ihren Söhnen geführten Drogenhandels. Ihn setzt sie parallel zu Gordon auf den Polizeioffizier an.

Polizeileutnant Chang sitzt mit zwei Kollegen beim Essen in einem Restaurant, als Byrons Killer auftauchen. Einer von ihnen trägt den Arm in einer Schlinge. Plötzlich zieht er ihn heraus und eröffnet mit einer Maschinenpistole das Feuer. Chang, der gerade noch rechtzeitig Verdacht schöpfte, verschanzt sich hinter dem umgeworfenen Tisch. Einer der drei Killer wird erschossen, einer entkommt auf seinem Moped, und der dritte rennt davon. Chang schneidet dem Flüchtenden den Weg ab, schüttet ihm den siedenden Inhalt eines Woks aus einer Garküche ins Gesicht und schlägt ihn mit der leeren Pfanne nieder. Dann lässt er sich von ihm zu dem Mopedfahrer bringen. Es handelt sich um den Händler Li Po (Danai Thiengdham). Vor den Augen des kleinen Sohnes von Li Po ersticht Chang seinen Gefangenen mit dem Schwert. Daraufhin verrät Li Po, dass er und seine Komplizen für Byron arbeiteten.

In Begleitung von zwei Polizisten sucht Chang Byrons Karaoke-Bar auf. Colonel Kim (Sahajak Boonthanakit) fordert die weiblichen Gäste auf, die Augen zu schließen und ermahnt die anwesenden Männer, genau zuzusehen. Dann stellt Chang sich vor Byron, der in einem Sessel sitzt, und fragt ihn, von wem er den Auftrag für den Mordanschlag bekommen habe. Byron verweigert die Antwort. Chang zieht einer Frau zwei Nadeln aus dem Haar, geht langsam wieder auf Byron zu und stößt plötzlich die Haarnadeln in dessen auf den Sessellehnen liegende Unterarme. Byron schreit auf und sagt, es sei eine Frau gewesen, aber den Namen nennt er nicht. Da holt Chang zwei spitze lange Metallstäbe aus einem Blumengesteck und rammt sie Byron in die Oberschenkel. Nachdem er Byron auch noch die Augen ausgestochen und die Ohren abgeschnitten hat, tritt er auf die Karaoke-Bühne, nimmt ein Mikrofon in die Hand und singt.

Julian, der längst weiß, dass Choi von Chang dazu angestiftet wurde, seinen Bruder zu töten, fordert Chang zu einem Ringkampf in seinem Klub heraus. Aber er hat keine Chance gegen den älteren Polizeileutnant. Chang schlägt ihn so zusammen, dass Julian sein linkes Auge kaum noch öffnen kann und sein Gesicht mit Hämatomen übersät ist. Mai und Crystal schauen zu, ohne Mitgefühl zu zeigen.

Erst später fleht Crystal ihren Sohn an, ihr zu helfen, denn sie fürchtet sich vor Chang.

Mit Charlie Liang zusammen dringt Julian in Changs Privathaus ein. Als dessen Ehefrau Nadee mit der kleinen Tochter vom Einkaufen nach Hause kommt, erschießen Julian und Charlie Nadee, und als der Junge dann auch das Kind ermorden will, tötet Julian ihn.

Der Polizeileutnant sucht Crystal im Hotel auf. Crystal sagt ihm, sie werde am Abend in die USA zurückfliegen und warnt ihn vor Julian. Der habe seinen eigenen Vater erwürgt, behauptet sie. Chang rammt ihr schließlich sein Schwert in den Hals.

Julian findet die Leiche seiner Mutter.

Der Anblick versetzt ihn in einen Wahn: Er glaubt, er stehe mit Chang im Freien. Julian hält die Arme waagrecht nach vorne. Chang tritt im 90-Grad-Winkel neben ihn und schlägt ihm mit dem Schwert die Arme ab.

Danach singt Chang wieder in der Karaoke-Bar.

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Bei „Only God Forgives“ handelt es sich um einen grausamen Rache-Thriller.

Nicolas Winding Refn geht es weniger um die Handlung oder eine message, als um einen stilvollen Bilderreigen, in dem er Gewaltszenen zelebriert. „Only God Forgives“ ist ein manieristischer Film, der vom Stilwillen des Regisseurs zeugt.

Dementsprechend wird in „Only God Forgives“ wenig gesprochen, und einige Male sieht man zwar Mundbewegungen, hört aber nicht, was gesagt wird. Umso intensiver wirkt die Klangkulisse aus Geräuschen, feierlichen Orgeltönen und Minimal Music von Cliff Martinez. Die Schnitte zerstückeln den Film so, als ob es sich um eine Diaschau mit bewegten Bildern handeln würde. Besonders auffallend ist die dominant eingesetzte Farbregie: Da wechseln sich beispielsweise tiefrote Räume mit blaustichigen Bildern ab, und hart ausgeleuchtete Gesichter sind hinter karmesinroten Perlenvorhängen zu sehen. Die Farben sind durchwegs satt, aber nicht bunt, sondern eher monochrom oder komplementär. Korridore, die wie Teile eines Labyrinths aussehen, führen in Räume, die zu einem plüschigen Bordell gehören könnten. Die Bewegungen vor allem Changs sind gedehnt und langsam, tänzerisch und pathetisch. Das Geheimnisvolle und Surreale von „Only God Forgives“ erinnert an David Lynch („Blue Velvet“) und Luis Buñuel („Dieses obskure Objekt der Begierde“).

„Only God Forgives“ wurde für eine „Goldene Palme“ nominiert, ging aber bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2013 leer aus.

Deutsche Synchronstimmen in „Only God Forgives“: Tommy Morgenstern (Julian Thompson), Traudel Haas (Crystal Thompson), Hans-Jürgen Dittberner (Chang), Detlef Gieß (Billy Thompson), Julia Meynen (Mai), Thomas Hailer (Gordon), Sven Gerhardt (Colonel Kim), Yoshij Grimm (Daeng) u.a.

Der Däne Nicolas Winding Refn wurde am 29. September 1970 in Kopenhagen als Sohn der Kamerafrau Vibeke Winding und des Filmregisseurs Anders Refn geboren. 1996 gab er mit „Pusher“ sein Debüt als Filmregisseur und Drehbuchautor.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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