Der Teufel von Mailand

Der Teufel von Mailand

Der Teufel von Mailand

Originaltitel: Der Teufel von Mailand – Regie: Markus Welter – Drehbuch: Thomas Berger, Jan Poldervaart, Markus Welter, nach dem Roman "Der Teufel von Mailand" von Martin Suter – Kamera: Pascal Rémond – Schnitt: Cecile Welter – Musik: Michael Sauter – Darsteller: Regula Grauwiller, Maximilian Simonischek, Ina Weisse, Aaron Hitz, Herbert Leiser, Philippe Graber, Kaspar Weiss, David Rott, Elisabeth Trissenaar, Myriam Aegerter u.a. – 2012; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nachdem Frédéric versuchte, seine Frau Sonia zu ermorden, wird er in eine psychiatrische Anstalt gesperrt. Seine Mutter will verhindern, dass er angeklagt wird und drängt deshalb Sonia, ihre belastende Aussage zu widerrufen. Darauf lässt Sonia sich nicht ein, und als ihr eine Stelle als Physiotherapeutin in einem abgelegenen Wellnesshotel angeboten wird, hofft sie, den Nachstellungen von Frédérics Mutter zu entkommen. Aber dort geschehen mysteriöse Dinge ...
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Kritik

Für einen Horrorfilm ist "Der Teufel von Mailand" – die Verfilmung eines Romans von Martin Suter – zu harmlos, für einen Psychothriller nicht spannend genug. Sehenswert ist der Film wegen Regula Grauwiller, die ihre Rolle nuanciert und facettenreich spielt.
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In blinder Wut zertrümmert der Banker Frédéric (David Rott) die Scheibe der Terrassentüre seines Hauses und schießt auf seine Ehefrau Sonia (Regula Grauwiller), aber er ist zu betrunken, um sie zu treffen. Wegen des Mordversuchs wird er in eine geschlossene psychiatrische Anstalt gesperrt und angeklagt. Sonia lässt sich scheiden und weigert sich, ihre belastende Aussage zurückzunehmen, obwohl Frédérics reiche Mutter (Elisabeth Trissenaar) ihr dafür ein kleines Vermögen anbietet. Um sie abzuschütteln, zieht Sonia in eine Mietskaserne in Zürich.

Aber als sie von einem Diskothekenbesuch nach Hause kommt, wartet die Schwiegermutter vor ihrer Wohnungstüre auf sie. Sonia weiß nicht, wie sie die neue Adresse herausfand. Frédérics Mutter drückt ihr die Erklärung in die Hand, die sie unterschreiben soll, und als Sonia es erneut ablehnt, das Papier abzuzeichnen, droht sie ihr: „Früher oder später kommt er frei, und ich wäre bedeutend ruhiger, wenn ich wüsste, dass er dir nichts nachzutragen hat.“

Am nächsten Tag berichtet Sonia ihrer Freundin Malu (Myriam Aegerter), dass Frédérics Mutter sie aufgespürt hat. Malu rät ihr, die Erklärung abzugeben, um endlich Ruhe zu bekommen.

Als Sonia später zur Villa ihrer Schwiegermutter geht, sieht sie, wie sich Malu gerade von ihr verabschiedet und das Anwesen verlässt, ohne ihre Freundin zu bemerken. Da zerreißt Sonia das Papier und kehrt um. Von ihrer Freundin, die sich augenscheinlich von Frédérics Mutter kaufen ließ, will sie nichts mehr wissen.

Vor ihrer Ehe arbeitete Sonia als Physiotherapeutin. Nun bietet ihr ein Headhunter eine Stelle im Bergdorf Val Grisch an. Sonia bewirbt sich bei Barbara Peters (Ina Weisse), die dort das Wellnesshotel „Castell“ erworben hat und für die Wiedereröffnung renovieren lässt. Sonia erhält die Stelle. Sie ist froh, Zürich verlassen zu können und nimmt an, dass weder Manu noch Frédérics Mutter sie im Engadin finden werden.

Malu ruft mehrmals auf dem Handy an, aber Sonia nimmt das Gespräch nicht an.

Drei Tage vor der Eröffnung des Hotels trifft Sonia dort mit ihrem Wellensittich Pavarotti ein. Igor (Philippe Graber) holt sie mit einer Kutsche vom Bahnhof ab und führt sie in ihr Zimmer. Beim Abendessen lernt sie die anderen Kollegen kennen, darunter den schwulen Physiotherapeuten Manuel (Aaron Hitz), mit dem sie im Wellnessbereich zusammenarbeiten wird.

Nach dem Abendessen stellt Sonia fest, dass der Vogelkäfig offen ist. Bei der Suche nach Pavarotti stößt Sonia auf Herrn Casutt (Herbert Leiser), den Nachtportier. Der warnt sie davor, bei Dunkelheit durchs Hotel zu gehen, denn die Verkabelung ist noch nicht fertig und es kommt noch zu Stromausfällen. Mit ihrem Wellensittich kehrt Sonia in ihr Zimmer zurück.

Dort stößt sie auf ein Büchlein mit der Engadiner Sage „Der Teufel von Mailand“. Davon erzählte ihr bereits eine Mitreisende (Suly Röthlisberger) im Zug. Die letzten Seiten sind zwar herausgerissen, aber Sonia beginnt mit der Lektüre.

Die Sage handelt von einer kleinen Ziegenhirtin namens Ursina. Als sie auf der Alm in einen Schneesturm gerät, betet sie zu Gott, und weil sich dadurch nichts ändert, ruft sie schließlich den Teufel an. Sofort legt sich der Sturm, und Satan in Gestalt eines Ziegenbocks sagt: „Der Teufel von Mailand hilft besser als der Heiland.“ Ursina, die bereits gelernt hat, dass man nichts umsonst bekommt, erkundigt sie sich nach dem Preis, aber der Teufel beantwortet die Frage nicht. Jahre später, als aus Ursina eine schöne junge Frau geworden ist, taucht der Teufel von Mailand wieder auf und bietet ihr ein besseres Leben an. Dafür werde sie ihm zwar ihre Seele überlassen müssen, aber erst, wenn der Baum zu Unzeiten seine Blätter verliert, wenn die Glut brennt im Wasser, wenn zum Fisch wird der Vogel, wenn das Kreuz zeigt nach Süden und wenn zum Mensch wird das Tier. Ursina lässt sich auf den Handel ein, und der Teufel sorgt dafür, dass sie in einem Schloss wohnt. Wie die Geschichte ausgeht, erfährt Sonia wegen der fehlenden Seiten nicht.

Über Nacht hat ein Ficus in der Hotelhalle alle Blätter abgeworfen, und es stellt sich heraus, dass Schwefelsäure in den Blumentopf gegossen wurde.

Der Barpianist Bob (Maximilian Simonischek) trifft ein. Er kommt ebenfalls aus Zürich. Barbara Peters schrieb ihm und bot ihm die Stelle an. Mit ihm und Manuel versteht Sonia sich gut.

Bei den Dorfbewohnern stößt Sonia auf schroffe Ablehnung, sobald sie zugibt, nicht als Touristin hier zu sein, sondern im Hotel „Castell“ zu arbeiten. In Val Grisch mag man keine Fremden, und die aus Deutschland stammende neue Hotelbesitzerin ist den Menschen hier besonders verhasst, zumal niemand weiß, woher sie das Geld für den Kauf und die Renovierung hat.

Am nächsten Morgen will Sonia schwimmen. Herr Casutt sitzt an der Rezeption und schläft. Sonia nimmt ihm die Taschenlampe weg und geht zum Pool. Im Wasser glüht es. Aufgeschreckt alarmiert Sonia die Hotelbesitzerin. Es stellt sich heraus, dass jemand Leuchtstäbe in den Pool gelegt hat. Für Sonia sind die Parallelen zur Sage „Der Teufel von Mailand“ nicht zu übersehen. Obwohl sie versichert, dass der Nachtportier nicht geschlafen habe, entlässt Barbara Peters ihn fristlos und überlässt Igor die Stelle.

Wieder fehlt Pavarotti in seinem Käfig. Diesmal findet Sonia ihn tot im Aquarium.

Auf dem Friedhof hat jemand ein schmiedeeisernes Grabkreuz herausgerissen und verkehrt herum in den Boden gerammt.

Sonia argwöhnt, dass Frédéric ihr das Büchlein mit der Sage über den Teufel von Mailand ins Zimmer legen ließ und auch bei den entsprechenden Ereignissen die Drähte zieht. Aber wie macht er das? Er befindet sich doch noch immer in der Psychiatrie.

Im Wellnessbereich sieht Sonia sich plötzlich mit Frédérics Mutter konfrontiert. Statt die Erklärung zu unterschreiben, rennt Sonia weg. Als sie zum Hotel zurückkommt, beobachtet sie, wie Barbara Peters Frédérics Mutter zum Wagen begleitet und sich mit Wangenküsschen verabschiedet.

Kurz darauf vermisst Barbara Peters ihren Hund Bango. Bei der Suche nach dem Tier wird ein Joint entdeckt. Daraufhin glaubt die Hotelbesitzerin zu wissen, wer ihren Hund entführt hat: der kiffende Dorfbewohner Reto Bazzell (Kaspar Weiss), der die Milch von den Bauern einsammelt, weil er zu nichts anderem zu gebrauchen ist. Sein Vater (Enzo Scanzi) ist Schreiner, und seit dieser im Hotel arbeitete, fehlt ein Generalschlüssel. Den scheint Reto an sich genommen zu haben.

Bei jeder Gelegenheit fährt Reto Bazzell mit dem Auto dicht hinter Passantinnen her und freut sich, wenn sie sich fürchten. Als er dies mit Sonia auf einer Serpentinenstraße macht, kommt Barbara Peters in ihrem Cabrio entgegen und lässt Sonia einsteigen. Dann jagt sie Reto. Der droht auf der kurvenreichen Straße die Kontrolle über den Wagen zu verlieren, und der Anhänger mit dem Milchcontainer gerät ins Schlingern. Einmal gerät Barbara Peters selbst in Schwierigkeiten und bremst. Reto lacht, und dabei fällt ihm der brennende Joint in den Schritt. Er greift danach, verfehlt die nächste Kurve und stürzt mit Wagen und Anhänger in den Abgrund. Sonia verständigt die Polizei. Als die beiden Frauen nach der Protokollierung ihrer Aussagen die Polizeistation von Val Grisch verlassen, wird Barbara Peters von Reto Bazzells Vater als Mörderin beschimpft und bespuckt.

Im Hotel findet Bango sich wieder ein. Der Hund trägt einen Hut und einen Pullover: „Wenn zum Mensch wird das Tier.“

Seraina (Monica Gubser), die häufig in der Kirche kniet, ist bereit, Sonia das Ende der Sage über den Teufel von Mailand zu erzählen. Doch bevor es dazu kommt, erliegt die Greisin einem Herzanfall.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Sonia unternimmt mit Manuel eine Bergwanderung. Sie geraten in ein Unwetter. Herr Casutt kommt ihnen entgegen. Der entlassene Nachtportier sagt, er habe gesehen, wie Manuel einen Hund in den Kofferraum seines Autos gesperrt habe. Der Physiotherapeut stürzt sich auf den älteren Mann. Sie kämpfen miteinander, bis Manuel den Abhang hinunterstürzt. Sonia und Herr Casutt laufen zu ihm. Sterbend gesteht Manuel, bis vor kurzem in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet zu haben. Dort sei er von Frédéric beauftragt worden, Sonia in den Wahnsinn zu treiben, damit sie für unzurechnungsfähig erklärt wird.

Abends überbringt eine Kollegin Sonia die Einladung der Hotelbesitzerin, auf ein Glas Sekt ins Turmzimmer zu kommen. Dort wartet jedoch nicht Barbara Peters auf sie, sondern Frédéric. Er sei aus der Klinik ausgebrochen, erklärt er und zeigt seiner Ex-Frau die Bombe, mit der er sie in die Luft sprengen will. Sonia rammt ihm einen Brieföffner in den Oberschenkel und flieht aufs Dach. Frédéric verfolgt sie trotz seiner Verletzung, aber es gelingt ihr, zu entkommen. Mit der Fernbedienung der Bombe, die sie mitgenommen hat, löst sie die Explosion im Turmzimmer aus.

Das Dachgeschoss steht in Flammen und das Hotel ist evakuiert, als Barbara Peters mit ihrem Wagen eintrifft. Sie erkundigt sich besorgt, ob noch jemand im Hotel sei. Nein, das sei nicht der Fall, sagt Sonia, obwohl sie weiß, dass Frédéric es nicht geschafft haben kann, dem Feuer zu entkommen.

Mit Bob an ihrer Seite glaubt sie ein neues Leben anfangen zu können.

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Bei der Verfilmung des 2006 von Martin Suter veröffentlichten Romans „Der Teufel von Mailand“ hielten sich Thomas Berger, Jan Poldervaart und Markus Welter eng an die Vorlage. Allerdings reduzierten sie die Zahl der Figuren und strafften die Handlung. Beispielsweise ließen sie zwei der im Buch parallel zur Sage stattfindenden Ereignisse weg (wenn es Nacht wird am Tag, wenn es tagt beim zwölften Schlag). Im Film verfügt Sonia auch nicht über synästhetische Wahrnehmungen wie in der literarischen Vorlage von Martin Suter.

Für einen Horrorfilm ist „Der Teufel von Mailand“ zu harmlos, für einen Psychothriller nicht spannend genug. Die Wirkung sollte sich wohl aus der Unklarheit ergeben, ob Sonia sich aufgrund der Traumatisierung etwas einbildet oder ob jemand versucht, sie in den Wahnsinn zu treiben. Diese Frage wird jedoch verhältnismäßig früh geklärt. Und für den Showndown hätten sich sowohl Martin Suter als auch die Filmemacher etwas Originelleres einfallen lassen können. Sehenswert ist „Der Teufel von Mailand“ vor allem wegen Regula Grauwiller, die ihre Rolle überzeugend, nuanciert und facettenreich spielt.

Gedreht wurde vom 24. Oktober bis 29. November 2011 in Zürich und im Engadin. Bei dem im Film zu sehenden Gebäude handelt es sich tatsächlich um ein Hotel mit dem Namen „Castell“ im Engadin. Es steht in Zuoz im Bezirk Maloja des Kantons Graubünden. Die Autoverfolgungsjagd wurde am 7. November zwischen Ardez und Ftan gefilmt. Dabei streifte der Rotor eines Hubschraubers einen Felsen, und der Helikopter stürzte ein paar Meter tief auf die Straße, glücklicherweise nicht in den Abgrund daneben.

Die Premiere von „Der Teufel von Mailand“ fand am 25. September 2012 auf dem Zurich Film Festival statt. Fünf Tage später strahlte das Schweizer Fernsehen den Film erstmals aus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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Streichquartett