Milk

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Milk – Originaltitel: Milk – Regie: Gus Van Sant – Drehbuch: Dustin Lance Black – Kamera: Harris Savides – Schnitt: Elliot Graham – Musik: Danny Elfman – Darsteller: Sean Penn, Emile Hirsch, Josh Brolin, James Franco, Diego Luna, Alison Pill, Lucas Grabeel, Victor Garber, Denis O'Hare, Joseph Cross, Howard Rosenman, Brandon Boyce, Jeff Koons u.a. – 2008; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Dustin Lance Black und Gus Van Sant konzentrieren sich in dem Biopic auf die letzten beiden Lebensjahre des amerikanischen Schwulen-Aktivisten Harvey Milk und stellen das Private im größeren politischen Zusammenhang dar. Abgesehen von einer Rahmenhandlung und dem vorweggenommenen Ende erzählen sie chronologisch. Mehrmals eingeblendetes Archivmaterial und der Verzicht auf optische Effekte lassen den Film beinahe dokumentarisch wirken ...
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Kritik

Grandios ist "Milk" v.a. aufgrund der schauspielerischen Leistung von Sean Penn, der Harvey Milk nuanciert und facettenreich, eindrucksvoll und überzeugend verkörpert.

Dustin Lance Black (Drehbuch) und Gus Van Sant (Regie) betten ihr Biopic über Harvey Milk in eine Rahmenhandlung: Der Schwulen-Aktivist, der einen Anschlag auf sein Leben für nicht unwahrscheinlich hält, bespricht ein Tonband mit seinem politischen Testament. In diese Szene kehren wir auch zwischendurch mehrmals zurück. Dass der Protagonist am Ende tatsächlich ermordet wird, wissen wir von Anfang an, denn gleich zu Beginn tritt Dianne Feinstein, die Vorsitzende des Stadtrats von San Francisco, vor die Presse und gibt den Tod des Bürgermeisters George Moscone und des Stadtrats Harvey Milk bekannt. Die eigentliche Chronik beginnt 1970 in New York. In der Nacht vor seinem 40. Geburtstag spricht der Versicherungsmathematiker Harvey Milk in einer U-Bahn-Station den deutlich jüngeren Scott Smith an, nimmt ihn mit nach Hause und schläft mit ihm. Über seine ersten 40 Lebensjahre erfahren wir nichts, und auf die Zeit von 1970 bis 1976 verwendet Gus Van Sant gerade einmal eine halbe Stunde. Umso ausführlicher zeigt er, was in den beiden letzten Lebensjahren des schwulen Politikers geschah.

„Milk“ zeigt die amerikanische Bürgerrechtsbewegung aus dem Blickwinkel der Schwulenbewegung. Der Film ist ein Plädoyer für Toleranz, Gleichbehandlung und Menschenrechte.

Bannerträger konservativer Vorstellungen wie Anita Bryant und Senator John Briggs werden in „Milk“ nicht verteufelt. Das gilt auch für den Mörder Dan White. Dustin Lance Black und Gus Van Sant charakterisieren ihn nicht als homophoben Fanatiker, sondern als biederen Familienvater mit möglicherweise verdrängten

homoerotischen Neigungen. Er beneidet Harvey Milk, weil dieser mit dem Engagement für die Entkriminalisierung der Homosexuellen einen klar erkennbaren Standpunkt vertritt und damit in der öffentlichen Wahrnehmung Profil zeigt. Milk betont allerdings, dass er sein Anliegen nicht aus PR-Gründen vertrete, sondern weil er den Kampf für die Akzeptanz der Homosexualität für existenziell halte. Falls die Gesellschaft gegenüber anderen sexuellen Orientierungen nicht mehr Toleranz entwickle, würden auch weiterhin viele Schwule und Lesben in den Selbstmord getrieben werden. Als Dan White im Stadtrat von dem Schwulen-Aktivisten Harvey Milk, einer Frauenrechtlerin, einem Chinatown-Repräsentanten und einer Afroamerikanerin überstimmt wird, wirft er frustriert sein Amt hin. Kurz darauf bereut er es, und als der Bürgermeister nicht bereit ist, den Schritt rückgängig zu machen, erschießt er ihn mit der Pistole, die er eigens mit in die City Hall brachte. Danach sucht er Harvey Milk auf, holt ihn aus einem Gespräch und tötet ihn ebenfalls.

Das Leben und Wirken Harvey Milks wird im privaten Bereich gezeigt und im größeren politischen Zusammenhang dargestellt. Mehrmals eingeblendetes Archivmaterial und der Verzicht auf optische bzw. stilistische Effekte lassen den Film beinahe dokumentarisch wirken. Anita Bryant sehen wir beispielsweise ausschließlich in Originalaufnahmen.

Abgesehen von der Rahmenhandlung und dem vorweggenommenen Ende entwickeln Dustin Lance Black und Gus Van Sant die Handlung linear.

Grandios ist „Milk“ vor allem aufgrund der außergewöhnlichen schauspielerischen Leistung von Sean Penn, der Harvey Milk nuanciert und facettenreich, eindrucksvoll und überzeugend verkörpert.

Darsteller und ihre Rollen: Sean Penn (Harvey Milk), Emile Hirsch (Cleve Jones), Josh Brolin (Dan White), Diego Luna (Jack Lira), James Franco (Scott Smith), Alison Pill (Anne Kronenberg), Victor Garber (George Moscone), Denis O’Hare (John Briggs), Joseph Cross (Dick Pabich), Stephen Spinella (Rick Stokes), Lucas Grabeel (Danny Nicoletta), Brandon Boyce (Jim Rivaldo), Zvi Howard Rosenman (David Goodstein), Kelvin Yu (Michael Wong), Jeff Koons (Art Agnos), Ted Jan Roberts (Dennis Peron), Robert Boyd Holbrook (Denton Smith), Ashlee Temple (Dianne Feinstein) u.a.

Deutsche Synchronsprecher in „Milk“: Tobias Meister (Harvey Milk), Dirk Stollberg (Cleve Jones), Marcus Off (Dan White), Markus Pfeiffer (Scott Smith), Tobias Müller (Jack Lira), Manja Doering (Anne Kronenberg), Dirk Petrick (Danny Nicoletta), Frank-Otto Schenk (George Moscone), Oliver Feld (Dick Pabich) u.a.

Sean Penn (Hauptdarsteller) und Dustin Lance Black (Drehbuch) wurden mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Nominiert hatte man „Milk“ auch in den Kategorien Bester Film, Regie, Nebendarsteller (Josh Brolin), Schnitt, Filmmusik und Kostüme (Danny Glicker).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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