Thomas Alva Edison


Thomas Alva Edison wurde am 11. Februar 1847 in Milan/Ohio geboren. Sein Vater Samuel Ogden Edison (1804 – 1896) stammte aus Kanada, galt als oppositioneller Freidenker und wechselte häufig seine selbstständigen Berufstätigkeiten. Nancy Matthews Elliott (1810 – 1871), die Mutter, war früher Lehrerin und unterrichtete nun ihre Kinder. Thomas besuchte deshalb nur kurze Zeit eine Schule. 1853 zog das Ehepaar Edison mit den sieben Kindern nach Port Huron/Michigan. Dort fing Thomas, der schon früh unter Hörproblemen litt, im Alter von elf Jahren an, Zeitungen und Süßigkeiten auf der Zugstrecke Port Huron – Detroit zu verkaufen. Ein Telegrafist der Bahn, der annahm, Thomas Alva Edison habe seinen kleinen Sohn aus den Gleisen im Bahnhof geholt und das Leben gerettet, bildete ihn 1862 in Telegrafentechnik aus. Dadurch ermöglichte er es Edison, als Telegrafist zu arbeiten und seine Kenntnisse und Fertigkeiten in fünf Jahren weiterzuentwickeln.

1868 begann er in Boston, wo er zuletzt angestellt war, mit eigenen Erfindungen in der Telegrafentechnik. Am 11. April 1868 veröffentlichte die Fachzeitschrift „The Telegrapher“ seinen Bericht über die von ihm entwickelte Technik zur gleichzeitigen Übertragung von zwei Nachrichten durch eine Leitung, und noch im selben Jahr meldete er sein erstes Patent an, und zwar für einen elektrischen Stimmenzähler.

1869 zog Thomas Alva Edison nach New York, wo ihn der Elektroingenieur, Erfinder und Unternehmer Franklin Leonard Pope (1840 – 1895) in die Familie aufnahm. Pope machte seinen jungen Freund zum Teilhaber der von ihm gegründeten Firma Pope, Edison & Co., die Drucktelegrafen speziell für Börsenhändler und Kleinunternehmen entwickelte und schließlich in der Gold & Stock Telegraph Company aufging.

Thomas Alva Edison richtete 1870 in Newark/New Jersey eine erste eigene Werkstatt für den Bau von Telegrafen ein. Im Jahr darauf kaufte er ein Wohnhaus und heiratete Mary Stilwell (1855 – 1884). Das Ehepaar bekam drei Kinder: Marion Estelle (1873 – 1965), Thomas Alva jr. (1876 – 1935) und William Leslie (1878 – 1937). 1874 musste die Familie aus finanziellen Gründen das Haus aufgeben und eine Wohnung mieten. Die Lage besserte sich 1875, und Thomas Alva Edison richtete zunächst in Newark, dann in Menlo Park/New Jersey (seit 1954: Edison) ein Erfinder-Labor ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich in der Fachwelt der Telegrafentechnik bereits einen Namen gemacht, und Franklin Leonard Pope förderte ihn auch weiterhin.

1873 kam der Engländer Charles W. Batchelor (1845 – 1910) als Assistent zu Thomas Alva Edison und wurde sein wichtigster Mitarbeiter.

Thomas Alva Edison blickte von da an über den Horizont der Telegrafentechnik hinaus und erfand 1877 beispielsweise den Phonographen. Das war keine Weiterentwicklung bestehender Technik, sondern etwas völlig Neues, denn damit konnten erstmals Audio-Aufnahmen gespeichert werden. Ein Patent erhielt er dafür am 19. Februar 1878. Selbst der US-Präsident Rutherford B. Hayes ließ sich den Phonographen vorführen.

Mittelfristig strebte Thomas Alva Edison die Ablösung der Gasbeleuchtung durch elektrisches Licht und die Einrichtung von Stromnetzen in New York an. Der Bankier John Pierpont Morgan (1837 – 1913) hielt das für ein aussichtsreiches, am Ende Gewinn bringendes Projekt und verhalf Edison 1878 mit anderen Investoren zusammen zur Gründung der Edison Electric Light Company. Das Unternehmen vermarktete Edisons Patente und finanzierte dafür die Arbeit des Ent­wick­lungs­labors in Menlo Park.

An Glühlampen wurde bereits gearbeitet, aber erst Thomas Alva Edison gelang es, durch die Verwendung von Kohlefäden aus Baumwolle daraus ein praktisch nutzbares Produkt zu machen. Als er seine Glühbirne 1879 vorführte und ein Patent beantragte, betrug die Brenndauer allenfalls 40 Stunden, und er benötigte noch einmal drei Jahre, um sie auf 1000 Stunden zu bringen. Das grundlegende Patent für die Glühlampe wurde am 27. Januar 1880 erteilt, aber noch im Jahr 1882 meldete Edison 32 Patente im Zusammenhang damit an.

Inzwischen berichteten auch Tageszeitungen über den Erfinder, und der Journalist William Augustus Croffut prägte für Edison die Bezeichnung „Zauberer von Menlo-Park“.

Für das Vorhaben, New York zu elektrifizieren, benötigte man außer Glühbirnen geeignete Generatoren, Schalter, Sicherungen und Stromzähler. 1880 beantragte Edison ein Patent für seinen Zähler. Der verfügte nicht über eine Anzeige. Um den Stromverbrauch zu messen, wurde auf einer Feinwaage die Gewichtsdifferenz der dem Gerät entnommenen Elektroden festgestellt.

Edisons Werkstätten waren für die Massenproduktion ungeeignet. Seine erste Glühlampenfabrik in Menlo Park verlegte er bald nach Harrison/New Jersey. Er selbst lebte und arbeitete zeitweise in New York. Dort wurde 1880 die Edison Electric Illuminating Company of New York gegründet, ein Strom­versorgungs­unternehmen, das am 4. September 1882 das erste Zentralkraftwerk der USA in Betrieb nahm (Pearl Street Station). Es verfügte über sechs Dampf­maschinen­dynamos mit je 100 Kilowatt Leistung.

1883 entstand die Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität in Berlin (später: AEG). Kunden für die elektrische Beleuchtung waren zunächst neben reichen Villenbesitzern Theater, Bahnhöfe, Fabriken und Gaststätten.

Im August 1884 starb Mary Edison im Alter von 29 Jahren. Zwei Jahre später heiratete der Witwer noch einmal. Seine zweite Frau hieß Mina Miller (1865 – 1947). Mit ihr zog er 1887 nach West Orange/New Jersey. Aus dieser Ehe gingen ebenfalls drei Kinder hervor: Madeleine (1888 – 1979), Charles (1890 – 1969) und Theodore (1898 – 1992).

Während Thomas Alva Edison am Gleichstrom festhielt, setzten George Westinghouse (1847 – 1914) und Nikola Tesla (1856 – 1943) auf Wechselstrom. Dabei wurden sie von Edisons früherem Freund Franklin Leonard Pope unterstützt. Um potenzielle Kunden der Konkurrenz abzuschrecken, versuchten Edison und Harold P. Brown (1869 – 1932) mit Tierversuchen zu demonstrieren, dass Wechselstrom eine tödliche Gefahr darstellt.

Auch die Konstruktion eines elektrischen Hinrichtungsstuhls durch Harold P. Brown und Arthur Edwin Kennelly (1861 – 1939) diente diesem Zweck. Die Idee stammte von dem Zahnarzt Alfred P. Southwick (1826 – 1898), der 1881 miterlebt hatte, wie ein Betrunkener durch einen Stromschlag gestorben war. Darüber sprach er mit einem befreundeten Senator, der daraufhin David B. Hill, dem Gouverneur des Staates New York, vorschlug, den Galgen durch eine vermutlich weniger grausame Tötungsmethode zu ersetzen. So erhielt Edison 1886 den Auftrag für den elektrischen Stuhl, mit dem am 6. August 1890 im Auburn-Staatsgefängnis der Mörder William Kemmler hingerichtet wurde.

Der „Stromkrieg“ gilt als erster Kampf um einen technischen Standard in der Industriegeschichte. Westinghouse setzte sich durch und stellte die eigenen Erfindungen 1893 auf der Weltausstellung in Chicago vor.

Edisons Unternehmen gerieten in eine Krise. 1890 fasste er den Firmenverbund in der Edison General Electric Company zusammen, in der er allerdings lediglich einer der Aktionäre und ein Mitglied des Verwaltungsrats war. Zwei Jahre später fusionierte das Unternehmen unter Mitwirkung von J. P. Morgan mit der Thomson-Houston Electric Company zur General Electric Company, wodurch Edisons Einfluss weiter schwand.

Henry Ford (1863 – 1947) fing 1891 bei der New York Edison Illuminating Company an und stieg nach zwei Jahren zum Chefingenieur auf. Um sich der Entwicklung von Verbrennungsmotoren und Fahrzeugen widmen zu können, verließ Ford das Unternehmen und gründete 1899 mit anderen Investoren die Detroit Automobile Company. Er blieb Thomas Alva Edison jedoch auch weiterhin freundschaftlich verbunden.

Der Erfinder wandte sich von Glühlampen und Stromnetzen ab. Mitte der Neunzigerjahre verkaufte er seine General Electric-Aktien und seine Anteile an der New York Edison Electric Illuminating Co., um damit andere Projekte zu finanzieren. Seine Investitionen in den Eisenerzabbau in Ogden/New Jersey schlugen fehl. Erfolgreich war Edison dagegen im Filmgeschäft. Nicht nur mit Erfindungen (Kinetograph, Kinetoskop, Lochperforation für den Filmtransport), sondern auch mit der Einrichtung des weltweit ersten Filmstudios, 1893 in West Orange, gilt Thomas Alva Edison als Begründer der Filmindustrie. 1895 gründete er mit dem deutschen Schokolade­produzenten Ludwig Stollwerck (1857 – 1922) und anderen Partnern gemeinsam die Deutsche Edison Phonograph Gesellschaft in Köln, und im Jahr darauf bildete er die Dachgesellschaft National Phonograph Company (ab 1911: Thomas A. Edison Incorporated), die vor allem durch die Produktion von Geräten für private Verbraucher reüssierte, auf dem gerade erst entstehenden Markt der Unterhaltungsindustrie.

In Stewartsville/New Jersey gründete Thomas Alva Edison die Edison Portland Cement Company, die bis in die Zwanzigerjahre zum größten Zement-Produzenten der USA heranwuchs.

Mitte der Zwanzigerjahre zog sich Edison aus seinen Unternehmen zurück. 1927 wurde sein Sohn Charles Präsident von Thomas A. Edison Incorporated. Im selben Jahr gründete Thomas Alva Edison (mit Harvey Firestone und Henry Ford) letztmals ein Unternehmen: die Edison Botanic Research Company für die Suche nach Alternativen zum Naturkautschuk.

Am 18. Oktober 1931 starb Thomas A. Edison in seinem Haus „Glenmont“ in West Orange.

Er soll mehr als 2000 Erfindungen gemacht haben, von denen er den USA 1093 zum Patent anmeldete.

Über Thomas Alva Edison, der das Alltagsleben wie kaum ein anderer veränderte, existieren zahlreiche Anekdoten und Legenden. An der wissenschaftlichen Aufbereitung des Quellenmaterials über ihn („The Thomas Edison Papers“) arbeitet seit 1978 ein von der Rutgers University, dem National Park Service, der New Jersey Historical Commission und der Smithsonian Institution gesponsertes Team. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Erfindungen von Thomas Alva Edison (Auswahl):

  • Elektrischer Stimmenzähler für Versammlungen (1868)
  • Börsenkursanzeiger, Drucktelegraf (1869)
  • Quadruplex-Übertragungstechnik für Telegrafie (1874)
  • Elektrischer Schreibstift (1876)
  • Phonograph (1877)
  • Kohlekörnermikrofon fürs Telefon (1877)
  • Glühbirne (1879)
  • Schraubfassung für Glühlampen (1881)
  • Stromzähler (1881)
  • Elektrischer Stuhl (1888)
  • Kinetograph (1891)
  • Kinetoskop (1891)
  • Projektor (1897)
  • Wiederaufladbare galvanische Zelle (1900)
  • Drehrohrofen für die Zementproduktion (1903)
  • Nickel-Eisen-Akkumulator (1914)

Anthony McCarten schrieb über Thomas Alva Edison den Roman „Licht“.

© Dieter Wunderlich 2017

Anthony McCarten: Licht

Christiane Neudecker - Sommernovelle
Die Ich-Perspektive ermöglicht es Christiane Neudecker, die Gefühls- und Gedankenwelt einer der beiden Hauptfiguren auszuleuchten. "Sommernovelle" handelt zwar von einer Sturm- und Drang-Zeit im Leben der Protagonistinnen, aber Christiane Neudecker entwickelt die atmosphärisch dichte Geschichte ruhig und ohne Effekthascherei.
Sommernovelle