Thomas Edward Lawrence von Arabien

Thomas Edward Lawrence wurde am 15. August 1888 in Tramadoc (Wales) als zweiter von fünf Söhnen des Ehepaars Thomas und Sarah Lawrence geboren. Nach dem Orientalistik- und Archäologiestudium in Oxford beteiligte er sich 1911 bis 1914 an Ausgrabungen am Euphrat und fertigte Landkarten von der Halbinsel Sinai an. Im Dezember 1914 wurde Leutnant Lawrence zum militärischen Geheimdienst nach Kairo versetzt. Die Briten, die im Ersten Weltkrieg gegen die mit den Deutschen verbündeten Türken kämpften, hätten gern einen arabischen Aufstand gegen das angeschlagene Osmanische Reich angezettelt und setzten dabei auf Thomas Edward Lawrence. Dem gelang es – wie seiner Kollegin Gertrude Bell –, ein ausgedehntes Agentennetz im Vorderen Orient aufzubauen und das Vertrauen von Prinz Faisal, dem dritten Sohn des mächtigen Haschimiden-Scherifs Hussein Ibn Ali von Mekka, sowie anderer arabischer Scheichs zu gewinnen.

Der britische Hochkommissar in Kairo, Henry McMahon, stellte Hussein ein Königreich in Aussicht, das Teile der arabischen Halbinsel, Mesopotamien, Syrien, Palästina und Transjordanien umfassen sollte. Dabei ignorierte er, dass Syrien von den Franzosen beansprucht wurde, und er riskierte einen Konflikt mit Lord Charles Hardinge, dem Vizekönig von Indien, dessen Truppen die Türken bereits aus Basra vertrieben hatten und der deshalb nicht mehr an einem arabischen Aufstand interessiert war. Dennoch überredete „Lawrence von Arabien“, wie er inzwischen genannt wurde, die arabischen Stammesführer 1916, sich gegen die Osmanen-Herrschaft zu erheben und unterstützte auch die Idee eines panarabischen Großreiches, obwohl dies den Intentionen seiner Regierung widersprach. Seine Aktivitäten führten im Juli 1917 zur Eroberung der Hafenstadt Akaba und im Herbst 1918 zur Einnahme von Damaskus durch die mit den Briten verbündeten Araber. Lawrence von Arabien selbst fiel zwischendurch den Türken in die Hände und wurde in der Gefangenschaft gefoltert, bevor er fliehen konnte.

Im Frühjahr 1919 nahmen Thomas Edward Lawrence und Gertrude Bell an der Pariser Friedenskonferenz teil. Hussein hoffte aufgrund seines Briefwechsels mit dem britischen Generalkonsul in Kairo auf das versprochene arabische Königreich.

Sein Sohn Faisal regierte bereits in Damaskus; Abdullah, dessen ältester Bruder, sollte in Bagdad König eines neuen Staates werden, und Hussein selbst wollte als Herrscher der Hedschas in Mekka bleiben. Aber die Siegermächte ließen die Bildung eines großarabischen Staates nicht zu. Stattdessen wurden die bisher zum Osmanischen Reich gehörenden Gebiete im Nahen und Mittleren Osten als Völkerbund-Mandate aufgeteilt: Mesopotamien und Palästina fielen an Großbritannien, Syrien und der Libanon an Frankreich.

Frustriert zog Thomas Edward Lawrence sich ins Privatleben zurück, bis er 1921 unter dem damaligen Kolonialminister Winston Churchill noch einmal vorübergehend als politischer Berater tätig wurde und sich wie Gertrude Bell für Faisal als ersten König des neuen Staates Irak einsetzte. Ab 1922 diente Thomas Edward Lawrence unter falschen Namen als einfacher Soldat bei der Royal Air Force und bei einem Panzer-Korps.

1926 veröffentlichte T. E. Lawrence sein autobiografisches Buch „The Seven Pillars of Wisdom“ („Die sieben Säulen der Weisheit“, Leipzig 1936).

Am 19. Mai 1935 starb Thomas Edward Lawrence in Clands Nill (Dorset) nach sechs Tagen im Koma an den Folgen eines Motorradunfalls.

Er war bereits zu seinen Lebzeiten eine Legende. Weltberühmt wurde er durch den von David Lean gedrehten Film „Lawrence von Arabien“ (1962).

T. E. Lawrence: Bibliografie

  • The Seven Pillars of Wisdom (1926; Die sieben Säulen der Weisheit“, 1936)
  • Revolt in the Desert (1927; Aufstand in der Wüste, 1927)
  • The Mint (1955; Unter dem Prägestock, 1955)

© Dieter Wunderlich 2006

David Lean: Lawrence von Arabien

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