Musik für Hochzeiten und Begräbnisse

Musik für Hochzeiten und Begräbnisse

Musik für Hochzeiten und Begräbnisse

Musik für Hochzeiten und Begräbnisse – Originaltitel: Musikk for bryllup og begravelser – Regie: Unni Straume – Drehbuch: Unni Straume – Kamera: Harald Paalgard – Schnitt: Trygve Hagen – Musik: Goran Bregovic – Darsteller: Lena Endre, Bjørn Floberg, Rebecka Hemse, Petronella Barker, Goran Bregovic, Sophia Kaushal, Kristoffer Joner, Fredrik Skavlan, Wenche Foss, Inger Heldal u.a. - 2002; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Als die Schriftstellerin Sara den Unfalltod ihres 7-jährigen Sohnes und die folgende Ehescheidung in einem Roman verarbeitet hat, nimmt sie einen serbischen Musiker als Untermieter auf, denn sie "möchte wieder gestört werden". Ihr Haus wurde von ihrem perfektionistischen Exmann ausschließlich nach künstlerischen Gesichtspunkten entworfen. Sara muss lernen, sich von der Vergangenheit zu befreien, der artifiziellen Ordnung zu entkommen und wieder am "Chaos Leben" teilzunehmen.
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Kritik

Das Selbstfindungsdrama "Musik für Hochzeiten und Begräbnisse" von Unni Straume hebt sich durch stilistische Kargheit, eine klare, kühle Bildersprache und eine artifizielle Lichtregie vom Mainstream ab.
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Nach dem Tod ihres siebenjährigen Sohnes Kristian und der Ehescheidung zog die erfolgreiche Schriftstellerin Sara (Lena Endre) sich ganz in das von ihrem Exmann Peter (Bjørn Floberg) entworfene Haus zurück, um den Schicksalsschlag in einem Roman zu verarbeiten. Dem Fernsehreporter (Fredrik Skavlan), der sie nach Erscheinen des Buches interviewt, versucht sie zu erklären, dass es in dem Roman um den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Ordnung und der Sehnsucht nach Leben geht, aber den Journalisten interessiert nur die Frage, ob sie ihre persönlichen Erlebnisse literarisch verarbeitet hat. Die Schriftstellerin erschrickt bei dem Gedanken: Hat sie eine persönliche Tragödie wie den Tod ihres Sohnes missbraucht, um Geld zu verdienen?

Kristian war über eine Treppe im Elternhaus gestürzt, die aus ästhetischen Gesichtspunkten kein Geländer hat. Bei dem extravagant modernen Haus am Meer handelt sich um eine ambitionierte moderne Architektur mit klaren, rechtwinkligen Linien ohne Rundungen und Nischen, in der alles den künstlerischen Ansprüchen des perfektionistischen Architekten untergeordnet ist.

Unerwartet kommt Peter und fragt, ob er im Haus übernachten könne; er müsse sich am nächsten Morgen in einer nahen Klinik einer medizinischen Untersuchung unterziehen. Erst nach mehrmaligem Nachfragen Saras sagt er, man habe bei ihm einen Gehirntumor diagnostiziert. Der Dreiundfünfzigjährige ärgert sich über einen neuen Kühlschrank, der nicht in das innenarchitektonische Gesamtkonzept passt und wundert sich darüber, im Keller Sachen eines anderen Mannes zu finden. Er verabscheut die Unordnung. Sara hat jedoch keinen Liebhaber, sondern die Kellerräume an den serbischen Musiker Bogdan (Goran Bregovic) vermietet und ihm sogar versprochen, dass er mit seiner Balkankapelle „für Hochzeiten und Begräbnisse“ im Haus üben kann. Da begreift Peter, dass seine Exfrau angefangen hat, ein eigenes Leben ohne seine strengen Lebens- und Gestaltungsregeln zu führen. Als Saras Bauchtanzlehrerin Zina (Sophia Kaushal) fragt, ob sie mit ihren beiden kleinen Kindern im Haus übernachten dürfe, weil sie Ärger mit ihrem Ehemann habe, fordert Peter sie brüsk auf, ein Hotelzimmer zu nehmen.

Nachts schreckt Sara hoch. Sie schaut nach. Peter liegt tot in einer Blutlache am Fuß der Treppe, dort wo auch Kristians Leiche gelegen hatte. Daneben findet Sara eine Pistole. Der Perfektionist nahm sich das Leben.

Nachdem Sara in der Klinik erfahren hat, dass Peter nicht an einem Gehirntumor litt, sucht sie seine zweite Ehefrau auf. Helen (Petronella Barker), die ein Kind hat und wieder schwanger ist, weist Sara zunächst zurück, aber bald darauf klingelt sie bei Sara, lässt sich die Stelle zeigen, wo Peter sich erschoss und schrubbt verzweifelt den Boden sauber. Dabei helfen ihr Sara und die Architekturstudentin Kaja (Rebecka Hemse), eine Geliebte Peters, die ebenfalls gekommen ist. (Ihr Vater war Stuntman und verunglückte tödlich bei einem Dreh.)

Da kommt Bogdan mit seinen trinkfesten Musikern und der Bauchtänzerin Zina. Als er erfährt, was geschehen ist, spielt er mit seiner wilden Kapelle zunächst traurige, dann lebensfrohe Balkanlieder und säuft dabei hemmungslos.

Ohne sich weiter um die Musiker oder die anderen Frauen zu kümmern, geht Sara hinaus und fährt mit Helens vor dem Haus geparkten Auto fort. Sie nimmt sich ein Hotelzimmer. Der Sohn (Kristoffer Joner) der im Krankenhaus liegenden Besitzerin, der ihr das Bett bezieht, erkennt die Schriftstellerin und erzählt ihr, sein Vater habe sich aus dem 6. Stockwerk in den Tod gestürzt. Sara fordert ihn spontan auf, mit ihr zu schlafen.

Während der Rückfahrt am anderen Morgen kann sie endlich weinen.

Inzwischen hat Kaja von Helen erfahren, dass Peter nicht nur weibliche, sondern auch männliche Geliebte hatte, und sie ist entsetzt darüber, verabscheut plötzlich den Gedanken an ihn. Er sei gierig gewesen, erklärt Helen. Auf Urlaubsreisen besuchten sie statt Museen Kaufhäuser, wo Peter in einen Kaufrausch verfiel. Zu Hause schämte er sich deshalb und wollte die gelieferten Sachen nicht mehr sehen. „Peter kam mit dem Chaos Leben nicht klar.“

Während der Beerdigung entfernt Sara sich von der Trauergemeinde und sucht zum ersten Mal das Grab ihres 1998 gestorbenen Sohnes auf.

Als sie nach Hause kommt, führt Bogdan sie in einen Raum ohne Fenster und zeigt ihr, dass er aus der Außenwand eine Öffnung herausgebrochen hat, durch die man nun ins Freie kann.

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In dem Selbstfindungsdrama „Musik für Hochzeiten und Begräbnisse“ geht es um den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Ordnung und der Sehnsucht nach Leben, zwischen Kälte und Wärme, Sachlichkeit und Menschlichkeit. Nachdem Sara den Tod ihres Sohnes und die Scheidung von ihrem Mann verarbeitet hat, will sie ins Leben zurückkehren: „Ich möchte gestört werden.“ Als sich dann auch noch der Exmann in ihrem Haus das Leben nimmt und sie dadurch mit seiner zweiten Frau und einer seiner Geliebten zusammenkommt, wirkt das wie eine Katharsis für Sara: Sie befreit sich von der Vergangenheit, erstrebt einen Neuanfang und ist zuversichtlich, dass er ihr gelingt.

Die erste Hälfte des Films besteht aus einer Art Kammerspiel, einem langen, schmerzhaften Dialog zwischen Sara und Peter in den nüchternen Räumen des ausschließlich nach künstlerischen Gesichtspunkten gestalteten Hauses. Dazu passen die stilistische Kargheit des Films, die klare, kühle Bildersprache und die artifizielle Lichtregie.

Die norwegische Regisseurin Unni Strauma lebt seit längerer Zeit in Italien.

Goran Bregovic, der Sohn eines kroatischen Vaters und einer serbischen Mutter, wird auf dem Balkan als Popstar gefeiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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