Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Wenn der Postmann gar nicht klingelt - Originaltitel: Budbringeren / Junk Mail - Regie: Pål Sletaune - Drehbuch: Pål Sletaune und Jonny Halberg - Kamera: Kjell Vassdal - Schnitt: Pål Gengenbach - Musik: Joachim Holbek - Darsteller: Robert Skjærstad, Andrine Sæther, Per Egil Aske, Eli Anne Linnestad u.a. - 1997; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Roy, ein verwahrloster Briefträger, der zu faul ist, sein Geschirr zu spülen oder die Post vollständig auszutragen, liest fremde Briefe, und als Line, die Angestellte einer Reinigung, ihren Schlüsselbund am Briefkasten stecken lässt, dringt er in ihre Wohnung ein und sieht sich dort um ...

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Kritik

"Wenn der Postmann gar nicht klingelt" ist eine bizarre, in düsteren Ecken von Oslo spielende Tragikomödie mit einem skurrilen Antihelden. Bei der Inszenierung hat Pål Sletaune bewusst alles vermieden, was schön und ästhetisch wirken könnte.
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Der schmächtige Briefträger Roy (Robert Skjærstad) isst in seiner verwahrlosten Wohnung in Oslo Spaghetti mit Tomatensauce direkt aus der Konservendose und hat sich daran gewöhnt, dass irgendwo im Haus Bauarbeiter lärmend am Werk sind. Weil er keine Lust hat, alle Briefe auszutragen, wirft er jeden Tag einen großen Teil davon fort.

Als ihn einmal drei Junkies ausrauben wollen, ist er sofort bereit, ihnen seine Posttasche zu überlassen, aber er kriegt den Tragegurt nicht so schnell ab; deshalb wird er so zusammengeschlagen, dass er ins Krankenhaus gebracht werden muss. Für seine vermeintliche Tapferkeit wird er von seinem Vorgesetzten mit einer Uhr geehrt.

In einem Buch- und Zeitschriftengeschäft fällt ihm eine junge Frau namens Line (Andrine Sæther) auf, die in der Reinigung auf der anderen Straßenseite arbeitet. Als er kurz danach in dem Mietshaus, in dem sie wohnt, die Post austrägt, steckt ihr Schlüsselbund am Briefkasten. Roy nimmt ihn an sich und schaut sich in Lines Wohnung um.

Einige Tage danach dringt er erneut in das Apartment ein. Als Line unvermutet nach Hause kommt, versteckt er sich. Während sie ein Bad nimmt, will er sich fortschleichen, doch vor der offenen Badezimmertür fallen ihm ein paar Briefe zu Boden und er sieht, dass die Frau mit dem Kopf unter Wasser in der Wanne liegt. Ein leeres Schlaftablettenfläschen entdeckt er auch. Roy hebt die Bewusstlose aus dem Wasser, trägt sie ins Wohnzimmer, setzt sie aufs Sofa und betrachtet noch einmal kurz ihren nackten Körper, bevor er ihr einen Mantel umlegt; dann alarmiert er den Notarzt. Line kommt durch, ahnt aber nicht, wer sie gerettet hat.

Während sie noch im Krankenhaus ist, lernt Roy in einer Kneipe die kräftig gebaute Betsy (Eli Anne Linnestad) kennen und gibt sich als Georg aus. Nachdem sie beide viel getrunken haben, nimmt er sie mit in Lines Apartment und behauptet, es handele sich um seine Wohnung. Er will jedoch nicht zulassen, dass Betsy in den weißen Morgenmantel seiner heimlichen Liebe schlüpft und reißt ihr das Kleidungsstück herunter. Zornig zieht Betsy sich wieder an und droht ihm mit Rache, bevor sie die Tür zuwirft.

Schließlich findet Roy heraus, dass Line an einem Raubüberfall beteiligt war, bei dem ihr Komplize Georg (Per Egil Aske) einen Sicherheitsbeamten, der in seiner Not den entscheidenden Schlüssel verschluckt hatte, schwer verletzte. Roy beobachtet, wie Line die Plastiktüte mit dem erbeuteten Geld Georg in die Hand drückt und klarstellt, dass sie nichts mehr damit zu tun haben will. Er verfolgt Georg und sperrt ihn auf einer öffentlichen Toilette ein. Dabei verliert er allerdings seine neue Uhr, deren Gravur Georg auf seine Spur bringt.

Um sich für die Schmach zu rächen, fährt Betsy mit zwei Schlägertypen zu dem Haus, in dem sie mit Roy alias Georg war. Georg ist gerade dabei, Line gewaltsam in sein Auto zu zerren, weil er annimmt, sie habe ihn mit Roy betrogen. Ausgerechnet ihn fragen die beiden Männer, wo sie einen gewissen Georg finden können, und als sie herausfinden, dass sie einen Mann mit diesem Namen vor sich haben, schlagen sie ihn zu Boden. In diesem Augenblick kommt Roy. Betsy erkennt ihn und hetzt die Schläger auf ihn, doch er kann zusammen mit Line fliehen.

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„Wenn der Postmann gar nicht klingelt“ ist eine bizarre, düstere Tragikomödie, die in verwahrlosten Ecken von Oslo spielt. Der skurrile Antiheld ist ein heruntergekommener Briefträger, der zu faul ist, sich richtig zu waschen, sein Geschirr zu spülen oder die Post vollständig auszutragen, dabei aber lebendiger wirkt als der eine oder andere glamouröse Held aus einer Hollywood-Produktion. Bewusst hat Pål Sletaune bei der Inszenierung alles vermieden, was schön und ästhetisch wirken könnte.

Gedreht wurde der unkonventionelle Streifen im Frühjahr 1996.

Mit dem Titel spielt Pål Sletaune auf Bob Rafelsons berühmten Kinofilm „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ aus dem Jahr 1980 an.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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"Bogmail" ist mehr eine Dorfkomödie als ein Kriminalroman. Zynisch ent­larvt Patrick McGinley die nordirische Dorfidylle als Trugbild. Wie anderswo auch, herrschen in dem Mikrokosmos Frustration und Verzweiflung, Miss­gunst und Verschlagenheit.
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