La Nana. Die Perle

La Nana. Die Perle

La Nana. Die Perle

La Nana. Die Perle – Originaltitel: La Nana – Regie: Sebastián Silva – Drehbuch: Sebastián Silva, Pedro Peirano – Kamera: Sergio Armstrong – Schnitt: Danielle Fillios – Darsteller: Catalina Saavedra, Claudia Celedón, Alejandro Goic, Andrea García-Huidobro, Mariana Loyola, Agustín Silva, Mercedes Villanueva, Anita Reeves, Darok Orellana, Sebastián La Rivera, Delfina Guzmán, Luis Dubó u.a. – 2009; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Seit 23 Jahren arbeitet Raquel als Dienstmädchen für die Familie Valdez in Santiago de Chile. Die 41-Jährige hat außer den Familienmitgliedern keine Bezugspersonen, und ihr Leben ist auf die Arbeit beschränkt. Weil Raquel ständig unter Kopfschmerzen leidet, stellt Pilar Valdez ein zusätzliches Dienstmädchen ein. Raquel betrachtet Mercedes als Konkurrenz und schikaniert die Peruanerin, bis sie kündigt. Auch Mercedes' Nachfolgerin Sonia bleibt nur kurz. Erst mit Lucy wird alles anders ...
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Kritik

Sebastián Silva verzichtet in "La Nana. Die Perle" auf Musik, künstliche Ausleuchtung und jede Effekthascherei. Auch aufgrund der schauspielerische Leistung von Catalina Saavedra wirkt das Drama authentisch.
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Mundo und Pilar Valdez (Alejandro Goic, Claudia Celedón) leben mit ihrer zwanzigjährigen Tochter Camila (Andrea García-Huidobro), dem pubertierenden Sohn Lucas (Agustín Silva), den beiden kleineren Kindern Tomás und Gabriel (Darok Orellana, Sebastián La Rivera) und dem Dienstmädchen Raquel (Catalina Saavedra) in einer großbürgerlichen Villa in Santiago de Chile. Pilar lehrt an der Universität. Welchen Beruf ihr Ehemann ausübt, erfahren wir nicht. Zu Hause bastelt er mit viel Ausdauer an einem Schiffsmodell.

Raquel hat bereits dreiundzwanzig Jahre, mehr als die Hälfte ihres Lebens, bei den Valdez‘ gearbeitet. Inzwischen zählt sie fast (!) zur Familie. Nur Pilars Mutter (Delfina Guzmán) betont den Standesunterschied, wenn sie zu Besuch kommt. Zur Feier ihres 41. Geburtstages darf Raquel, nachdem sie allein in der Küche gegessen hat, ausnahmsweise mit am Tisch sitzen und ein Stück von ihrem Geburtstagskuchen probieren. Das ist ihr unangenehm. Lieber spült sie das Geschirr ab. Sie kennt ihren Platz, aber sie hat auch nichts außer der Familie und ihr Leben ist auf die Arbeit eines Dienstmädchens beschränkt. Auf den Gedanken, dass sie damit unzufrieden sein könnte, kommt Raquel nicht, und gegen die dauernden Kopfschmerzen schluckt sie mehrmals am Tag Tabletten.

Weil Pilar annimmt, dass die Arbeit für Raquel zu viel geworden ist, stellt sie ein zusätzliches Dienstmädchen ein. Raquel betrachtet die junge Peruanerin Mercedes (Mercedes Villanueva) als Konkurrentin um die Gunst der Familie. Deshalb nutzt sie jede Gelegenheit, sie zu schikanieren. Als die beiden Dienstmädchen beispielsweise allein im Haus sind und Mercedes zur Gartenpforte geht, weil jemand geklingelt hat, drückt Raquel die Haustüre zu, schaltet den Staubsauger ein und tut so, als höre sie Mercedes weder rufen noch gegen Türen und Fenster klopfen. Außerdem wirft sie Camilas Kätzchen über die Gartenmauer. Mercedes, die versprach, auf das Tier aufzupassen, erträgt das Mobbing nicht lange: Nach einem Monat kündigt sie.

Bei Mercedes‘ Nachfolgerin Sonia (Anita Reeves) handelt es sich um eine resolute ältere Frau, die sich von Raquel nichts gefallen lässt. Aber auch sie wird eines Tages ausgesperrt. Beherzt klettert Sonia aufs Dach und auf der Gartenseite wieder hinunter. Über die Terrasse gelangt sie ins Haus. Sie pirscht sich an Raquel heran und verprügelt sie. Dabei geht Mundos in jahrelanger Arbeit gebasteltes Modellschiff zu Bruch. Noch am selben Tag wird Sonia hinausgeworfen.

Eine Weile bleibt Raquel allein. Aber als sie nach einem Schwächeanfall bettlägerig ist, stellt Pilar wieder ein neues Dienstmädchen ein. Lucy (Mariana Loyola) gewöhnt sich aufgrund ihrer positiven Einstellung rasch ein. Eines Morgens sitzt Raquel bereits beim Frühstück, als Lucy herunterkommt. Sobald diese sich setzt, trägt Raquel trotz ihrer gesundheitlichen Angeschlagenheit die bereits vorbereiteten Frühstückstabletts für die Herrschaft zu den Schlafzimmern hinauf und sorgt auf diese Weise dafür, dass ein schlechtes Licht auf ihre Konkurrentin fällt.

Obwohl Lucy ihr das nicht nachträgt und ihr anstrengende Arbeiten abnimmt, sperrt Raquel sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit hinaus. Ein paar Mal ruft und klopft Lucy. Dann hört Raquel nichts mehr von ihr. Verwundert sieht sie nach. Lucy liegt nackt in der Sonne. Sie hat einfach das Beste aus der aufgezwungenen Freizeit gemacht.

Weihnachten will Lucy bei ihrer Familie auf dem Land verbringen, und sie lädt Raquel ein, mitzukommen.

Raquel wird von Lucys Eltern (Gloria Canales, Luis Wigdorsky) und Onkel Eric (Luis Dubó) herzlich aufgenommen. Eric macht ihr sogar den Hof und kommt zu ihr ins Zimmer, um mit ihr zu schlafen. Das überfordert Raquel, die noch nie mit einem Mann zusammen war. Aber sie lernt, dass sie mehr ist als ein Dienstmädchen der Familie Valdez. Ihre Kopfschmerzen lassen nach, und ihre Laune verbessert sich deutlich.

Zu Beginn des Neuen Jahres kündigt Lucy, weil sie durch den Weihnachtsbesuch gemerkt hat, wie sehr ihr die Familie und das Leben auf dem Bauernhof fehlen. Raquel ist schwer enttäuscht, ihre Freundin schon wieder zu verlieren. Verdrossen geht sie ihrer Arbeit nach. Aber eines Abends zieht sie Sportsachen an, steckt sich die Hörknöpfe eines MP3-Players in die Ohren und beginnt zu joggen, so wie Lucy es machte.

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In „La Nana. Die Perle“ porträtiert Sebastián Silva das Dienstmädchen einer großbürgerlichen Familie in Santiago de Chile. Statt klischeehafter Übergriffe des Hausherrn sehen wir großzügige und modern denkende Arbeitgeber, die Raquel nach dreiundzwanzig Jahren schon fast (!) zur Familie zählen. Der Standesunterschied manifestiert sich dennoch in zahlreichen Kleinigkeiten, etwa wenn Raquel nach dem Servieren das Esszimmer verlässt und der Sohn der Familie die Türe schließt. Raquel kennt ihren Platz, aber die Mitglieder der Familie sind ihre einzigen Bezugspersonen, und ihr Leben ist auf die Arbeit eines Dienstmädchens beschränkt.

Sebastián Silva hat „La Nana. Die Perle“ im eigenen Elternhaus gedreht. Dabei verzichtete er auf Musik, künstliche Ausleuchtung und jede Effekthascherei. Auch aufgrund der schauspielerische Leistung von Catalina Saavedra wirkt das unspektakuläre Drama authentisch.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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