American Gangster

American Gangster

American Gangster

American Gangster – Originaltitel: American Gangster – Regie: Ridley Scott – Drehbuch: Steven Zaillian, nach dem Zeitungsartikel "The Return of Superfly" von Mark Jacobson im "New York Magazine" – Kamera: Harris Savides – Schnitt: Pietro Scalia – Musik: Marc Streitenfeld – Darsteller: Denzel Washington, Russell Crowe, Chiwetel Ejiofor, Josh Brolin, Carla Gugino, Ruby Dee u.a. – 2007; 155 Minuten

Inhaltsangabe

"American Gangster" handelt von einem smarten, ehrgeizigen Afroamerikaner, der Anfang der 70er-Jahre das Monopol der Mafia im Heroinhandel in New York bricht. Frank Lucas schaltet den Zwischenhandel aus, schmuggelt nahezu reines Heroin aus dem "Goldenen Dreieck" ein und entwickelt dafür ein Branding unter dem Namen "Blue Magic". Auch die Filmfigur seines Gegenspielers Richard ("Richie") M. Roberts von der "Drug Enforcement Administration" entspricht einer echten Person ...
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Kritik

Ridley Scott konzentriert sich auf die beiden grundverschiedenen Charaktere des Drogendealers und des Drogenfahnders. "American Gangster" ist ein von den erstklassischen Schauspielern Denzel Washington und Russell Crowe getragenes eindrucksvolles Epos.
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Frank Lucas (Kurzbiografie)

Der junge Afroamerikaner Frank Lucas (Denzel Washington) aus North Carolina arbeitet in New York als Fahrer für Ellsworth („Bumpy“) Johnson (Clarence Williams III). Johnson gilt als „Pate von Harlem“. Er verdient sein Geld im Drogenhandel und schreckt nicht davor zurück, Gegenspieler von seinen Männern mit Benzin übergießen und anzünden zu lassen. Weil er andererseits an Thanksgiving Truthähne an Bedürftige verteilt, wird er als Volksheld gefeiert.

Als er mit Frank Lucas ein Einkaufszentrum betritt, kritisiert er die unpersönliche Atmosphäre dieser modernen Geschäfte im Vergleich zu alten Lebensmittelläden. Ein Herzanfall zwingt ihn, sich zu setzen. Lucas ruft um Hilfe für ihn, aber Johnson stöhnt, das sei vergeblich, weil sich in so einem Einkaufszentrum niemand für irgendetwas verantwortlich fühle.

Nach Johnsons Tod beansprucht ein Krimineller namens Tango (Idris Elba) dessen Nachfolge, aber Lucas lässt sich nicht von ihm einschüchtern und übernimmt selbst die Geschäfte des verstorbenen Paten.

Der ebenso smarte wie ehrgeizige Afroamerikaner hat revolutionäre Ideen. Er fliegt nach Bangkok zu seinem Cousin Nate (Roger Guenveur Smith), einem ehemaligen US-Soldaten, der dort eine Bar betreibt und in großem Stil mit Drogen handelt. Mit ihm zusammen dringt er in den Dschungel von Vietnam vor, um von einem chinesischen General (Ric Young) hundert Kilogramm nahezu reines Heroin zu kaufen. Das lässt er von korrupten US-Militärs in Särgen für im Vietnam-Krieg gefallenen Soldaten in die USA schmuggeln.

Zu dieser Zeit beherrscht die Cosa Nostra das Heroin-Geschäft in New York nahezu vollständig. Niemand kann sich vorstellen, dass ein Einzelner, noch dazu ein Afroamerikaner es wagen würde, der Mafia das Monopol streitig zu machen. Frank Lucas tut es. Durch die Ausschaltung der Zwischenhändler kann er die Preise seiner Konkurrenten unterbieten. Großen Wert legt er auf das Branding unter dem Namen „Blue Magic“. Er garantiert für die gleichbleibend hohe Qualität seiner Ware und lässt nicht zu, dass einer seiner Abnehmer das Heroin streckt und es dennoch als „Blue Magic“ weiterverkauft.

Frank Lucas traut niemandem außer Mitgliedern seiner eigenen Familie. Die lässt er aus Greensboro, North Carolina, kommen. Seiner Mutter (Ruby Dee) kauft er eine herrschaftliche Villa in New Jersey. Dann führt er seine Brüder in das Geschäft ein und zeigt ihnen, wie die Unmengen von Heroin, die er aus Südostasien bezieht, kommissioniert werden. Die Frauen, die das Pulver aus Stahlwannen in kleine Plastikbeutel abfüllen, dürfen allenfalls einen Slip tragen, damit sie nichts von der wertvollen Ware stehlen können.

Um seinen Machtanspruch in Harlem zu demonstrieren, setzt Lucas seinem Konkurrenten Tango auf offener Straße eine Pistole an die Stirn und drückt ab.

Während Frank Lucas sein Drogenimperium aufbaut, entwickelt sich bei der Polizei in New Jersey sein zukünftiger Gegenspieler. Richie Roberts (Russell Crowe) wird von seinen zumeist korrupten Kollegen ausgegrenzt, weil er als unbestechlich gilt und beispielsweise im Kofferraum eines Drogendealers sichergestellte 987 000 Dollar in die Asservatenkammer bringt, statt zumindest einen Teil des Geldes zu unterschlagen. Er ist rund um die Uhr im Einsatz und studiert nebenher auch noch Jura. Darüber zerbricht seine Ehe mit Laurie (Carla Gugino). Sie lässt sich nicht davon abbringen, mit dem gemeinsamen Sohn Michael (Skyler Fortgang) nach Las Vegas zu ziehen und im Scheidungsverfahren das alleinige Sorgerecht für Michael zu beanspruchen. Das wird ihr zugesprochen, nicht zuletzt weil eine Vertreterin des Jugendamtes Roberts mit einer Geliebten (Pierra Francesca) ertappte und Laurie ihm vor Gericht glaubwürdig vorwarf, sogar mit seiner Rechtsanwältin (KaDee Strickland) zu schlafen.

Nicht zuletzt aufgrund der Spannungen zwischen Roberts und seinen Kollegen wird er versetzt und beauftragt, eine Spezialeinheit zum Kampf gegen den Drogenhandel in New Jersey aufzubauen.

Der Mafia-Pate Dominic Cattano (Armand Assante), der nicht nur in New York, sondern auch in anderen amerikanischen Metropolen einen Teil des Drogenhandels kontrolliert, beschwert sich bei Frank Lucas über die niedrigen Preise. Als er merkt, dass Lucas nicht bereit ist, sie anzuheben, bietet er ihm eine Zusammenarbeit an: Er übernimmt größere Mengen Heroin von Frank Lucas für seine Geschäfte außerhalb von New York.

Frank Lucas verliebt sich in die Puertoricanerin Eva (Lymari Nadal). Sie gehen zusammen aus, und er stellt er sie seiner Mutter vor. Eva genießt den Reichtum ihres großzügigen neuen Freundes und kauft ihm von seinem Geld für 125 000 Dollar einen Pelzmantel. Obwohl er seinen Brüdern und Cousins einschärfte, sich dezent zu kleiden, zieht er den neuen Mantel an, als er mit Eva zum Boxkampf von Muhammad Ali (Jerrod Paige) und Joe Frazier geht, denn er möchte sie nicht enttäuschen.

Der Mantel fällt Roberts auf, der sich ebenfalls unter den Zuschauern befindet. Es entgeht ihm auch nicht, dass der Unbekannte in dem wertvollen Mantel von Prominenten wie Joe Louis (Bari K. Willerford) begrüßt wird. Der korrupte Detective Trupo (Josh Brolin) vom NYPD wird ebenfalls auf den teuren Mantel aufmerksam. Als Frank Lucas und Eva kurze Zeit später heiraten, hält Trupo mit seinen Männern die Hochzeitslimousine an und verlangt von Lucas 10 000 Dollar Schmiergeld pro Monat.

Frank Lucas begreift, dass er einen Fehler machte und wirft den Mantel wütend ins Kaminfeuer.

Während Frank Lucas an Thanksgiving ein Familienfest feiert und Richie Roberts sich in seiner Küche ein Sandwich macht, stellt jemand einen Käfig mit einem lebenden Truthahn vor Trupos Tür und sprengt sein teures Auto. Einige Tage später hält Trupo den Wagen an, in dem Frank Lucas mit einem seiner Brüder unterwegs ist und holt aus dem Kofferraum eine größere Menge Drogen. Lucas, der nicht wusste, was sich im Kofferraum befand, droht Trupo mit der Explosion seines Hauses und arrangiert sich mit ihm. Danach verprügelt er seinen leichtsinnigen Bruder.

Richie Roberts, der inzwischen die Identität des auffällig gekleideten Boxkampf-Besuchers ermittelte und ihn observiert, folgert aus Trupos Verhalten, dass dieser sich bestechen lässt.

Auf Eva wird aus einem vorbeifahrenden Auto geschossen. Gerade noch rechtzeitig reißt ihr Mann sie zu Boden, sodass sie unverletzt bleibt. Nach dem Anschlag drängt Eva ihn, mit ihr das Land zu verlassen, aber er macht ihr klar, dass er nicht fortlaufen werde.

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Als die amerikanischen Truppen Saigon verlassen, reist der Drogenkönig noch einmal zu seinem chinesischen Kontaktmann nach Vietnam und kauft 2000 Kilogramm Heroin.

Währenddessen nimmt Richie Roberts mit seinen Leuten einen Cousin von Frank Lucas fest, der gerade auf eine seiner Geliebten schoss. Um einer Anklage wegen versuchten Mordes zu entgehen, lässt der Mann sich ein Abhörgerät auf die Brust kleben. Dadurch erfährt Roberts, dass Lucas mit einer Militärmaschine Heroin aus Südostasien bringen lässt. Er lässt das Flugzeug durchsuchen, doch als er die Särge gefallener amerikanischer Soldaten öffnen will, hindert ihn ein Captain daran. Ein Regierungsvertreter stellt sich ebenfalls gegen Roberts, denn bei der ohnehin schon kritischen Berichterstattung über den Vietnam-Krieg befürchtet er negative Schlagzeilen, wenn sich herausstellt, dass die Militärs Drogen schmuggeln. Als Richie Roberts ihm erklärt, dass ein einzelner Afroamerikaner im Verdacht stehe, den Heroinhandel in New York zu kontrollieren, lacht er ihn aus. Ein „Nigger“ könne nicht geschafft haben, was der Mafia in hundert Jahren nicht gelungen sei, meint er und beschimpft Roberts aufgebracht als Juden [Rassismus].

Als Frank Lucas in die USA zurückkommt, findet er die Villa seiner Mutter verwüstet vor. Trupo vermutete, dass Lucas dort eine größere Menge Bargeld aufbewahrte und suchte danach. Eva, die sich ihm in den Weg stellte, ohrfeigte er. Nachdem er den Hund erschossen hatte, fand er das Geld unter der Hundehütte.

Richie Roberts und sein Team beobachten, wie auf einem Militärflughafen Särge in einen Wäschetransporter verladen werden. Sie folgen dem Lieferwagen, der Stevie Lucas (T. I.) gehört und stürmen dann die Räume, in denen das Heroin kommissioniert wird.

Frank Lucas wird nach dem Kirchgang vor den Augen seiner Mutter und seiner Frau verhaftet.

Vergeblich versucht er Richie Roberts während der Vernehmung zu bestechen. Schließlich erklärt er sich bereit, mit dem Drogenfahnder zusammenzuarbeiten und hilft ihm, eine ganze Reihe von korrupten Polizisten des NYPD zu entlarven. Trupo erschießt sich in seinem Garten [Suizid].

Bei der Gerichtsverhandlung vertritt Richie Roberts, der sein Jurastudium inzwischen abschloss und zum stellvertretenden Staatsanwalt im Essex County ernannt wurde, die Anklage. Frank Lucas wird zunächst zu siebzig Jahren Haft verurteilt, doch aufgrund seiner Kooperation mit Roberts wird das Strafmaß später reduziert.

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Durch einen unter dem Titel „The Return of Superfly“ veröffentlichten Zeitungsartikel von Mark Jacobson wurde der Drehbuchautor Steven Zaillian („Schindlers Liste“) auf Frank Lucas alias „Superfly“ aufmerksam. So entstand der von Ridley Scott inszenierte Kinofilm „American Gangster“.

„American Gangster“ handelt von einem ehrgeizigen Afroamerikaner, der die Gesetze des Kapitalismus so gut beherrscht, dass er Anfang der Siebzigerjahre im Heroin-Handel mit der Mafia in New York konkurriert. Frank Lucas schaltet den Zwischenhandel aus, schmuggelt nahezu reines Heroin aus dem „Goldenen Dreieck“ ein und entwickelt dafür ein Branding unter dem Namen „Blue Magic“. Auch die Filmfigur seines Gegenspielers Richard („Richie“) M. Roberts von der „Drug Enforcement Administration“ entspricht einer echten Person.

Abgesehen von einer kurzen Zeitlupe verzichtet Ridley Scott in „American Gangster“ auf formale Experimente und jede Effekthascherei. Der Film beginnt zwar mit einem brutalen Mord, aber Actionszenen gibt es in dem Gangsterfilm nur wenige. Stattdessen konzentriert sich Ridley Scott auf die beiden grundverschiedenen Charaktere. Dabei nimmt er sich außergewöhnlich viel Zeit, ihre Ambivalenz in zwei parallelen, chronologischen Handlungssträngen auszuleuchten: Frank Lucas baut zielstrebig seine Macht aus und schreckt dabei nicht vor einem kaltblütigen Mord zurück, aber er ist auch ein Familienmensch, der seine Mutter respektiert und mit ihr und seiner Ehefrau jeden Sonntag in die Kirche geht. Richie Roberts ist ein unbestechlicher Vertreter des Gesetzes, aber auch ein lausiger Vater, er betrügt seine Frau, und im Vergleich mit Frank Lucas wirkt er wie ein Prolet. In der Mitte des Films arbeiten Frank Lucas und Richie Roberts bereits gegeneinander, wissen jedoch noch nichts davon. Erst im letzten Drittel nehmen sie einander wahr und liefern sich schließlich ein Psychoduell. „American Gangster“ ist ein von den erstklassischen Schauspielern Denzel Washington und Russell Crowe getragenes eindrucksvolles Epos.

Das Szenenbild und Ruby Dee für die Rolle von Frank Lucas‘ Mutter wurden für einen „Oscar“ nominiert.

Auf DVD gibt es eine gegenüber der Kinoversion um achtzehn Minuten längere „extended Edition“ von „American Gangster“.

Folgende Musikstücke sind in „American Gangster“ zu hören:

  • Lowell Fulson: „Why Don’t We Do It in the Road“ (John Lennon, Paul McCartney)
  • Jerry Butler: „Only the Strong Survive“ (Kenneth Gamble, Leon Huff, Jerry Butler)
  • „Checkin‘ Up On My Baby“ (Sonny Boy Williamson)
  • „Back To Bangkok Blues“ (Harry Garfield)
  • Sam & Dave: „Hold On I’m Comin'“ (Isaac Hayes, David Porter)
  • Johnny Cash: „Guess Things Happen That Way“ (Jack Clement)
  • John Lee Hooker: „No Shoes“ (John Lee Hooker)
  • The Staple Singers: „I’ll Take You There“ (Alvertis Isbell)
  • Anthony Hamilton: „Do You Feel Me“ (Diane Warren)
  • The Rascals: „Good Lovin'“ (Arthur Resnick, Rudy Clark)
  • Bobby Womack: „Across 110th Street“ (Bobby Womack)
  • Daniel May: „What A Time It Was“ (Daniel May)
  • Bertalan Hock: „Hochzeitsmarsch“ (Felix Mendelssohn-Bartholdy)
  • Louis Armstrong: „Winter Wonderland“ (Felix Bernard, Richard B. Smith)
  • „Only The Lonely“ (Roy Orbison, Joe Melson)
  • „How Great Thou Art“ (Stuart K. Hine)
  • Public Enemy: „Can’t Trust It“ (Carlton Ridenhour, Gary Rinaldo)
  • Anthony Hamilton: „Stone, Cold“ (Hank Shocklee, Anthony Hamilton)
  • „Tres Amigos“
  • „Club Jam“
  • „Railroad“
  • „Nicky Barnes“
  • „Afro Beat“
  • u. a.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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