Kundun

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Kundun - Originaltitel: Kundun - Regie: Martin Scorsese - Drehbuch: Melissa Mathison - Kamera: Roger Deakins - Schnitt: Thelma Schoonmaker - Ausstattung: Dante Ferreti - Musik: Philip Glass - Darsteller des Dalai Lama: Tenzin Yeshi Paichang (2 Jahre), Tulku Jamyang Kunga Tenzin (5 Jahre), Gyurme Tethong (12 Jahre), Tenzin Thuthob Tsarong (Erwachsener) u.a. - 1997; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Der Film "Kundun" beginnt, als Tenzin Gyatso 1937 als 14. Inkarnation des Dalai Lama entdeckt wird. Die Mönche nehmen ihn 1939 mit nach Lhasa und sorgen für seine Erziehung in der Abgeschiedenheit des Klosterpalastes Potala, wo er 1940 den Thron besteigt. Die bedeutendsten Männer bilden ihn zu ihrem politischen Führer und ihrer moralischen Autorität aus ...


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Kritik

Martin Scorsese berichtet über das Leben des Dalai Lama von 1937 bis 1959 – also von dessen 2. bis 24. Lebensjahr – in chronologischen Episoden und ohne dramaturgische Ausschmückungen. Dabei geht es ihm nicht um eine psychologische Annäherung an den Menschen, der als Dalai Lama verehrt wird, sondern um Bilder einer anderen Kultur ...
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Tibet existiert seit dem 7. Jahrhundert als Staat. Das damalige Königshaus führte den Buddhismus ein, der sich im 11. Jahrhundert – in der Ausprägung des Lamaismus – als Staatsreligion durchsetzte. In dem von Dschingis Khan 1221 eroberten Gebiet setzten die Mongolen im 13. Jahrhundert einen Priesterkönig ein. Im 18. Jahrhundert musste das schon seit Jahrhunderten von China beherrschte Land die chinesische Oberhoheit anerkennen, doch nach dem Sturz der Mandschu-Dynastie im Jahr 1911 wurden die Chinesen aus Tibet vertrieben, und drei Jahre später garantierten Großbritannien, Indien und Russland die Unabhängigkeit des vom Dalai Lama regierten Staates.

Der Dalai Lama, der höchste geistliche Würdenträger des Lamaismus – und bis 1950 auch das politische Oberhaupt der Tibeter –, gilt als Verkörperung göttlichen Wesens, als Reinkarnation eines Bodhisattwa. Wenn ein Dalai Lama stirbt, wird sein Nachfolger anhand bestimmter Zeichen unter den tibetischen Kleinkindern gesucht.

Der heutige Dalai Lama wurde am 6. Juni 1935 nahe der chinesischen Grenze als Bauernsohn Ngawang Lobsang Tenzin Gyatso geboren.

Der Film beginnt, als Tenzin Gyatso 1937 als 14. Inkarnation des Dalai Lama entdeckt wird. Die Mönche nehmen ihn 1939 mit nach Lhasa und sorgen für seine Erziehung in der Abgeschiedenheit des Klosterpalastes Potala, wo er 1940 den Thron besteigt. Die bedeutendsten Männer bilden ihn zu ihrem politischen Führer und ihrer moralischen Autorität aus.

Die Volksrepublik China marschiert 1949 in Tibet ein und annektiert das Hochland zwei Jahre später. Nach einem erfolglosen Aufstand flieht der Dalai Lama im März 1959 nach Indien ins Exil.

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„Kundun“ nennen die Tibeter den Dalai Lama.

Martin Scorsese berichtet über das Leben des Dalai Lama von 1937 bis 1959 – also von dessen 2. bis 24. Lebensjahr – in chronologischen Episoden und ohne dramaturgische Ausschmückungen. Obwohl er sich um eine authentische Darstellung bemüht, macht er kein Geheimnis aus seinem Respekt vor dem Dalai Lama und dessen Prinzip des gewaltfreien Widerstandes. Nicht einmal die Ermordung von Tausenden seiner Landsleute ließ den Dalai Lama nach Vergeltung schreien. 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis.

Diese kompromisslose Friedfertigkeit erscheint den meisten von uns so fremd wie die tibetische Kultur überhaupt, und Martin Scorsese macht auch gar nicht den Versuch, diese uns unverständlichen Züge zu erklären, sondern er vermittelt in dem Film sein eigenes respektvolles Staunen. Es geht ihm auch nicht um eine psychologische Annäherung an den Menschen, der als Dalai Lama verehrt wird, sondern um Bilder einer anderen Kultur. Das erinnert ein wenig an „Der letzte Kaiser“, aber Scorsese verzichtet auch auf die großen Gefühle. „Kundun“ ist alles andere als eine von einem amerikanischen Superstar getragene Abenteuergeschichte wie „Sieben Jahre in Tibet“. In der schnelllebigen Zivilisation des Westens fällt es bestimmt vielen Menschen schwer, trotz der erlesenen Bilder die Geduld für diesen mehr als zwei Stunden langen ruhigen Film aufzubringen, der so gar nicht der von Hollywood-Filmen geprägten Erwartung von kämpferischem Heldentum und starken Gefühlen entspricht.

Hervorzuheben ist die von Philip Glass komponierte minimalistische Musik, in der östliche und westliche Elemente auf besondere Weise verschmelzen.

Weil die chinesische Regierung das Filmteam nicht in Tibet arbeiten ließ, drehte Martin Scorsese den Film mit tibetischen Laiendarstellern aus Indien, Kanada und den USA in Marokko.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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