Die Reise des jungen Che

Die Reise des jungen Che

Die Reise des jungen Che

Die Reise des jungen Che – Originaltitel: Diarios de motocicleta / The Motorcycle Diaries – Regie: Walter Salles – Drehbuch: Jose Rivera, nach den Büchern "Con el Che por America Latina" von Alberto Granado und "Notas de viaje" von Ernesto Guevara – Kamera: Eric Gautier – Schnitt: Daniel Rezende – Musik: Jorge Drexler, Gustavo Santaolalla – Darsteller: Gael García Bernal, Rodrigo de la Serna, Mía Maestro, Mercedes Morán u.a. – 2004; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Das Roadmovie "Die Reise des jungen Che" beginnt und endet mit der Reise, die der 23-jährige argentinische Medizinstudent Ernesto Che Guevara und sein 6 Jahre älterer Freund Alberto Granado von Dezember 1951 bis Juni 1952 unternahmen. Leid und Elend, Unterdrückung und Ungerechtigkeit, mit denen sie auf dem Weg von Buenes Aires nach Caracas konfrontiert wurden, brachten sie zum Nachdenken ...
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Kritik

Wie aus Ernesto Guevara, einem grundanständigen Medizinstudenten, Fidel Castros Kampfgefährte Che Guevara wurde, erklärt "Die Reise des jungen Che" nur zum Teil. Auf jeden Fall zeigt das bildgewaltige Roadmovie zwei junge Männer auf der Suche nach ihrer Identität.
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Im Dezember 1951, als ihm nur noch ein Semester bis zum Abschluss seines Medizinstudium fehlt, beginnt der dreiundzwanzigjährige Ernesto Rafael Guevara de la Serna (Gael García Bernal), der sich hin und wieder auch Che nennt, mit seinem sechs Jahre älteren Freund Alberto Granado (Rodrigo De la Serna), einem Biochemiker, eine monatelange Reise von Buenos Aires nach Venezuela.

Unterwegs schauen sie bei Ernestos Freundin Chichina Ferreira (Mía Maestro) vorbei, die mit ihren Eltern auf einem feudalen Landsitz bei Córdoba wohnt.

Albertos schrottreifes Motorrad bricht in Chile zusammen, aber die beiden jungen Männer geben ihr Vorhaben nicht auf: zu Fuß und per Anhalter geht es weiter nach Norden.

Sie begegnen mittellosen Bauern und Wanderarbeitern, die sich in lebensgefährlichen Minen ausbeuten lassen müssen, um etwas Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Konfrontation mit Not und Elend, Unterdrückung und Ungerechtigkeit lässt in dem ehrlichen und ernsthaften, ebenso zurückhaltenden wie hilfsbereiten Mediziner Ernesto Guevara den Gedanken reifen, etwas an diesem Gesellschaftssystem ändern zu müssen. Selbst Alberto Granado, der jeder schönen Frau nachschaut und das Leben unbekümmert genießt, wird nachdenklicher.

Nach einer sieben- oder achttausend Kilometer langen Reise treffen Ernesto Guevara und Alberto Granada im Juni 1952 in Caracas ein.

Seinen 24. Geburtstag feiert Ernesto Che Guevara in einem Lepra-Krankenhaus am Amazonas. Während Alberto Granado dort als Pfleger anfängt, fliegt er mit einem von Verwandten bezahlten Ticket nach Buenes Aires zurück und setzt erst einmal sein Studium fort.

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Das Road Movie „Die Reise des jungen Che“ basiert auf den Büchern „Notas de viaje“ von Ernesto Che Guevara (deutsch: „The Motorcycle Diaries. Latinoamericana. Tagebuch einer Motorradreise 1951/52“, Übersetzung: Klaus Laabs, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, 178 Seiten, ISBN: 3-462-03449-9) und „Con el Che por America Latina“ von Alberto Granado (deutsch: „Mit Che durch Südamerika. Reisebericht“, Übersetzung: Christa Grewe, Weltkreis, Köln 1988, 193 Seiten, ISBN: 3-88142-417-2). Im Film wird zwar der Eindruck erweckt, dass Ernesto Che Guevara während der Reise 1951/52 ein Tagebuch führte, tatsächlich aber schrieb er „Notas de viaje“ erst später, und bei Alberto Granados‘ Buch handelt es sich ebenfalls um eine nachträgliche Darstellung. Was davon wahr und was vielleicht beschönigt ist, lässt sich nicht genau sagen.

Jose Rivera (Drehbuch) und Walter Salles (Regie) beschränken sich in „Die Reise des jungen Che“ auf die Reise, die Ernesto Che Guevara und Alberto Granado von Dezember 1951 bis Juni 1952 durchführten; sie verzichten auf die Vorgeschichte und gehen auch nicht näher darauf ein, was aus den beiden danach wurde. Nur ganz zum Schluss ist das zerfurchte Gesicht des mit seiner Ehefrau Delia und den drei Kindern in Havanna lebenden Greises Alberto Granado zu sehen.

Wie aus Ernesto Rafael Guevara de la Serna, einem grundanständigen Medizinstudenten, Fidel Castros Kampfgefährte Che Guevara wurde, erklärt „Die Reise des jungen Che“ nur zum Teil. Das in dem Film vermittelte Porträt wirkt auch recht einseitig, denn es ist kaum glaubwürdig, dass der fanatische, unerbittliche Rebellenführer, der über Leichen ging, im Alter von dreiundzwanzig Jahren ein makelloser Gutmensch gewesen sein soll. Auf jeden Fall zeigt der Film zwei junge Männer auf der Suche nach ihrer Identität bzw. ihrem Lebensweg.

Sehenswert ist „Die Reise des jungen Che“ nicht nur wegen der imposanten Landschaften, sondern vor allem auch, weil den Filmemachern immer wieder neue Bildideen eingefallen sind. (Einige Wiederholungen hätten sie allerdings besser weggelassen.)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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