Joanne K. Rowling : Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Originalausgabe: Harry Potter and the Chamber of Secrets Bloomsbury Publishers, London 1998 Harry Potter und die Kammer des Schreckens Übersetzer ist Klaus Fritz Carlsen Verlag, Hamburg 1999 352 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In den Sommerferien muss Harry Potter wieder zu Tante Petunia und Onkel Vernon, doch als sie ihn wegen einer gar nicht von ihm begangenen Missetat einsperren, wird er von seinem Freund Ron befreit und verbringt den Rest der Ferien bei der Familie Weasley. Vergeblich versucht der Elf Dobby, Harry Potter vor einer Rückkehr in die Zauberschule Hogwarts zu warnen: Der Junge lässt sich nicht einschüchtern ...
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Kritik

Die Abenteuer Harry Potters sind originell, fantasievoll und spannend. Sorgfältig zeichnet Joanne K. Rowling die Figuren und verbindet geschickt das Leben der Normalsterblichen mit der Welt der Magie, die es zwar nur in der Vorstellung gibt, die sie jedoch überzeugend darstellt.
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In den ersten Sommerferien muss Harry Potter wieder zu Tante Petunia und Onkel Vernon. Die denken nicht einmal an seinen Geburtstag. Eines Abends, als Vernon Dursley einen wichtigen Geschäftspartner und dessen Ehefrau zu Besuch hat, taucht bei Harry Potter im Zimmer ein Elf mit Namen Dobby auf, der wie ein Sklave von Lucius Malfoy gehalten wird, dem Vater von Harry Potters Mitschüler und Widersacher Draco. Dobby warnt Harry Potter vor einer Rückkehr in die Hexen- und Zaubererschule Hogwarts, wo er schlimme Feinde habe. Harry Potter lässt sich jedoch nicht bange machen. Dobby bewirft daraufhin die Ehefrau des Geschäftspartners mit einer von Tante Petunia gebackenen Torte. Petunia und Vernon, die nichts von dem Elfen ahnen, halten Harry für den Übeltäter und sperren ihn zur Strafe ein. Genau das wollte Dobby erreichen, um Harry Potter vor den Machenschaften seines Herrn im Internat zu bewahren.

Aber in der Nacht wird Harry Potter von seinem Freund Ron und dessen Zwillingsbrüdern George und Fred mit dem fliegenden Auto ihres Vaters Arthur Weasley befreit, und den Rest der Ferien verbringt er bei deren Familie. Beim Einkaufen in der Winkelgasse in London, die nur für Hexen und Zauberer durch den Hinterhof des Gasthofs „Zum tropfenden Kessel“ zugänglich ist, sieht Harry Potter erstmals Gilderoy Lockhart, den Bestseller-Autor und großsprecherischen Nachfolger des von dem bösen Magier Lord Voldemort besessenen und im Kampf um den Stein der Weisen zu Tode gekommenen Professors Quirrell.

Am Ende der Ferien wollen Ron Weasley und Harry Potter wieder im Londoner Bahnhof King’s Cross den Hogwarts-Express nehmen, aber eine von Dobby gesetzte Barriere versperrt ihnen den Durchgang zu Gleis 9¾. Um dennoch rechtzeitig nach Hogwarts zu kommen, leiht Ron noch einmal das fliegende Auto seines Vaters aus. Bei der Landung krachen Ron und Harry Potter in die „Peitschende Weide“ vor dem Schulgebäude und können sich gerade noch retten. Professor Severus Snape ertappt die beiden Freunde, und weil den Schülern das Zaubern während der Ferien streng verboten ist, verlangt er, dass Ron und Harry von der Schule verwiesen werden. Minerva McGonagall, die zuständige Lehrerin, und der Schulleiter Albus Dumbledore sorgen jedoch dafür, dass sie in Hogwarts bleiben dürfen.

Für Rons jüngere Schwester Ginny beginnt das erste Schuljahr in Hogwarts. Sie kommt zu Ron, Harry und deren Freundin Hermine Granger ins Haus Gryffindor.

Als Draco Malfoy bei einem sportlichen Duell mit Harry Potter eine Kobra herbeizaubert und sich herausstellt, dass Harry Potter die seltene Gabe besitzt, mit Schlangen zu sprechen wie früher Salazar Slytherin – einer der vier Gründer des Internats –, hält man ihn zu Unrecht für dessen geheimnisumwitterten Erben.

An einer Wand erscheint das Menetekel: „Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht!“ Mit den Feinden des Erben sind offenbar Schülerinnen und Schüler wie Hermine Granger gemeint, die nicht aus reinblütigen Zaubererfamilien stammen. Draco Malfoy und seinesgleichen nennen sie verächtlich „Schlammblütler“. Die Katze des Hausmeisters Argus Filch, ein Hausgeist und vier Schüler – darunter Hermine Granger und der begeisterte Fotoamateur Colin Creevey – werden nacheinander versteinert. Zum Glück gibt es in Hogwarts eine Alraunen-Zucht. Sobald die gerade neu eingetopften Pflanzen groß genug sind, wird man daraus eine Medizin gegen die Versteinerung gewinnen können.

Bei seinen Nachforschungen über die unheimlichen Vorgänge und die sagenhafte Kammer des Schreckens erfährt Harry Potter, dass Salazar Slytherin in Hogwarts nur reinblütige Zauberer und Hexen hatte zulassen wollen. Darüber zerstritt er sich mit den drei anderen Schulgründern und verließ das Internat. Zuvor hatte er unter dem Schloss noch eine geheime Kammer des Schreckens eingebaut und darin ein Monster eingesperrt. Wer dieser Riesenechse in die Augen blickt, fällt tot um. Selbst ein indirekter Blickkontakt – etwa in einem Spiegel oder einer Wasserpfütze – reicht aus, um Lebewesen zu versteinern. Vor einem halben Jahrhundert wurde die Kammer des Schreckens schon einmal geöffnet. Damals tötete der Basilisk eine Schülerin, die seither durch die Mädchentoilette geistert. Ein Tagebuch des früheren Schülers Tom Riddle macht Harry Potter glauben, dass Rubeus Hagrid – der damals noch Schüler war – die Kammer des Schreckens vor fünfzig Jahren öffnete.

Gerade als Harry Potter und Ron Weasley Rubeus Hagrid, der inzwischen als Wildhüter in Hogwarts arbeitet, in dessen Hütte aufsuchen und fragen wollen, was damals geschah, wird dieser von einem Beauftragten des Zaubereiministeriums festgenommen und ins Gefängnis von Askaban gebracht. Zur gleichen Zeit erreicht Lucius Malfoy die Suspendierung Albus Dumbledores vom Amt des Schulleiters.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Als Ginny Weasley vermisst wird, soll der neue Lehrer Gilderoy Lockhart die Schülerin retten und das Ungeheuer aus der Kammer des Schreckens vernichten. Harry Potter und Ron Weasley ertappen Lockhart kurz darauf beim Packen seiner Sachen: Er will fort und gesteht schließlich, dass er die von ihm in seinen Büchern geschilderten Heldentaten gar nicht selbst vollbrachte, sondern sich mit fremden Federn schmückte. Weil er mit einem Zauber dafür sorgte, dass die tatsächlichen Helden ihre Leistungen vergaßen, konnte er damit prahlen.

Harry Potter und Ron Weasley zwingen ihn, sie bei der Suche nach Ginny zu begleiten. Unterwegs will Gilderoy Lockhart in einem Tunnel auch die Gedächtnisse der beiden Schüler löschen, aber bei dem Zauber benützt er Rons bei der Kollision mit der „Peitschenden Weide“ zerbrochenen Zauberstab – und löst versehentlich einen Felssturz aus, durch den Harry Potter von seinen Begleitern getrennt wird. Der Zauberschüler muss nun ganz allein weitergehen.

Er findet die Kammer des Schreckens. Ginny Weasley liegt leblos am Boden. Tom Riddle steht neben ihr und gibt sich als Lord Voldemort zu erkennen. Vor einem halben Jahrhundert hatte er schon einmal die Kammer des Schreckens geöffnet und den Verdacht auf Rubeus Hagrid gelenkt. Kürzlich schmuggelte Lucius Malfoy in seinem Auftrag Ginny Weasley ein verzaubertes Tagebuch unter die Schulbücher, bekam sie dadurch in seine Gewalt und brachte sie dazu, die Kammer des Schreckens erneut zu öffnen. Nun liegt sie im Sterben, während Lord Voldemort neue Kraft gewinnt und dabei ist, sich in seine frühere Gestalt zurückzuverwandeln.

Harry Potter bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn der finstere Lord hetzt das Monster auf ihn. Im letzten Augenblick kommt Dumbledores Phönix Fawkes geflogen und hackt dem Basilisken die Augen aus. Der setzt seine Angriffe gegen Harry Potter fort und orientiert sich dabei an Geräuschen, doch weil er blind ist, gelingt es dem jungen Zauberer, ihn zu töten.

Allerdings ist er böse am Arm verletzt. Trotz der Schmerzen zieht er einen abgebrochenen Zahn des Ungeheuers aus der Wunde, nimmt Ginny Weasley das Buch aus der Hand und durchbohrt es mit dem Riesenzahn. Da schreit Lord Voldemort auf: Durch seine Verbindung mit dem verzauberten Buch wird er selbst durchbohrt und verliert erneut seine körperliche Substanz.

Als Lord Voldemort verschwindet, erwacht Ginny Weasley aus dem Koma. Harry Potter erklärt ihr, wie sie die Kammer des Schreckens verlassen kann, denn er glaubt, an der Wunde sterben zu müssen und sie nicht begleiten zu können. Doch da benetzt Fawkes die Wunde mit seinen wundertätigen Tränen und heilt sie.

Hermine Granger und die anderen versteinerten Lebewesen werden mit Alraunen-Medizin geheilt. Rubeus Hagrid kehrt aus dem Gefängnis zurück, und Albus Dumbledore übernimmt wieder die Leitung der Zauberschule. Lucius Malfoy verlässt Hogwarts, und Harry Potter befreit den von Malfoy versklavten Elfen Dobby.

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Eine der Ursachen für den sensationellen Erfolg der von Joanne K. Rowling verfassten Buchreihe ist gewiss die geschickt gewählte Identifikationsfigur Harry Potter. Es handelt sich um einen Waisenknaben, der in seiner Kindheit damit leben muss, dass seine Pflegeeltern ihn gegenüber ihrem eigenen Sohn schwer benachteiligen. Aber dann stellt sich heraus, dass er kein gewöhnlicher Junge ist, sondern der Sohn eines Zauberers und einer Hexe. Harry Potter wird von Hogwarts, einer der drei bedeutendsten Zauberschulen Europas, aufgenommen. Damit gehört er zur Elite, zumal die Magier den nicht zauberkundigen Menschen – den Muggeln oder Schlammblütlern – deutlich überlegen sind. Wer würde nicht von so einer Karriere und der Möglichkeit des Zauberns träumen? Außerdem gelingt es Harry Potter und seinen Freunden immer wieder, in einer von Erwachsenen dominierten Welt Herausforderungen zu bestehen. Und es kommt noch dramatischer: In „Harry Potter und der Orden des Phönix“ begreift der Protagonist, dass er der auserwählte Gegenspieler des dunklen Magiers Lord Voldemort ist.

Auch auf andere Themen geht Joanne K. Rowling ein. Beispielsweise befasst sie sich mit Rassenfanatikern („Harry Potter und die Kammer des Schreckens“), und die Todesser weisen Ähnlichkeiten mit der Gestapo auf („Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“).

Einige ihrer Motive hat Joanne K. Rowling Mythen und der Bibel entnommen, aber die Abenteuer Harry Potters sind originell und fantasievoll, witzig und spannend. Immer wieder versteht Joanne K. Rowling es, sowohl junge als auch erwachsene Leserinnen und Leser (es gibt von jedem Band textgleiche Ausgaben für Kinder und Erwachsene) durch unerwartete Wendungen in Atem zu halten. Sorgfältig zeichnet sie die Figuren und verbindet geschickt das Leben der Muggles mit der Welt der Magie, die es zwar nur in der Fantasie gibt, die sie jedoch überzeugend darstellt.

Chris Columbus verfilmte den Roman von Joanne K. Rowling:„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“.

 

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