Das Messer im Wasser

Das Messer im Wasser

Das Messer im Wasser

Das Messer im Wasser - Originaltitel: Noz w wodzie - Regie: Roman Polanski - Drehbuch: Roman Polanski, Jerzy Skolimowski, Jakub Goldberg - Kamera: Jerzy Lipman - Schnitt: Halina Prugar-Ketling - Musik: Krzysztof T. Komeda - Darsteller: Léon Niemczyk, Zygmunt Malanowicz, Jolanta Umecka, Roman Polanski - 1961; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der arrivierte polnische Sportjournalist Andrzej und seine Ehefrau Krystyna fahren mit ihrem teuren Wagen zu den Masurischen Seen, um den Sonntag auf ihrem Segelboot zu verbringen. Unterwegs nehmen sie einen Anhalter mit und laden ihn ein, den Törn mitzumachen. Andrzej will seiner von ihm enttäuschten Frau demonstrieren, dass er dem Jüngeren überlegen ist. Es kommt zu einem Psychoduell zwischen den beiden um Krystyna buhlenden Männern ...
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Kritik

Das gesellschaftskritische Psychodrama "Das Messer im Wasser" von Roman Polanski ist ein minimalistisches Meisterwerk.

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Der arrivierte polnische Sportjournalist Andrzej (Leon Niemczyk) und seine deutlich jüngere Ehefrau Krystyna (Jolanta Umecka) fahren mit ihrem teuren Wagen zu den Masurischen Seen, um den Sonntag auf ihrem Segelboot zu verbringen. Glücklich sind die beiden offenbar nicht (mehr). Andrzej kritisiert mehrmals Krystynas Fahrstil, bis sie anhält und schweigend mit ihm den Platz tauscht.

Ein mitten auf der Straße stehender Anhalter (Zygmunt Malanowicz) zwingt Andrzej zu einer Vollbremsung. Als Krystyna vorschlägt, den jungen Mann mitzunehmen, fordert Andrzej ihn mit spöttischen, herablassenden Bemerkungen auf, sich hinten ins Auto zu setzen. Der Anhalter, den Andrzej für einen Herumtreiber hält, nennt seinen Namen nicht und wird auch nicht danach gefragt.

Am Bootssteg angekommen, trägt der Anhalter für Krystyna einen Seesack zur Yacht und wird dann von Andrzej eingeladen, den Törn mitzumachen: Andrzej will seiner von ihm enttäuschten Frau demonstrieren, dass er dem Jüngeren überlegen ist. Auf dem Boot pocht Andrzej auf die Autorität des Skippers und kommandiert den Gast herum. Dagegen kann dieser nichts machen, aber als Andrzej auch noch sein seglerisches Können ausspielt, rebelliert er dagegen, indem er behauptet, das sei nichts Besonderes. Andrzej überlässt ihm das Ruder – und schaut ein paar Minuten zu, wie sich der junge Mann vergeblich abmüht, Kurs zu halten. Der Törn entwickelt sich zu einem verbissenen Psychoduell zwischen den beiden Männern: Andrzej versucht den Jüngeren bei jeder Gelegenheit bloßzustellen, und dieser begehrt gegen den arrivierten Bürger und dessen Machtstellung auf. Immer wieder provoziert der Junge den Skipper, indem er mit seinem gefährlich aussehenden Springmesser spielt. Die beiden Männer buhlen um Krystyna, die Andrzej hin und wieder besänftigt, aber auch nicht verhehlt, dass sie den Fremden sympathisch findet.

Bei der Rückkehr zur Anlagestelle am nächsten Morgen entlädt sich die aufgestaute Spannung in einem heftigen Streit und einer Rangelei zwischen den Männern. Dabei fällt das Messer ins Wasser und der Gast geht über Bord.

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Krystyna springt ihm nach, findet ihn jedoch nicht. Andrzej setzt den Anker und taucht nach dem Vermissten. Der versteckt sich jedoch hinter einer Boje und kehrt erst zum Boot zurück, als Andrzej auf der Suche nach ihm an Land schwimmt. Willig lässt Krystyna sich von dem Rebellen nehmen. Andrzej sei durch die erfolgreiche Karriere arrogant und spießig geworden, klagt sie, aber sie befürchtet, dass der junge Mann auch so wird.

Nachdem der Fremde bei einer Holzflößerei von Bord gegangen ist, bringt Krystyna die Yacht zum Bootssteg zurück, wo Andrzej auf sie wartet. Er ist überzeugt, dass sein Rivale ertrunken ist. An einer Weggabelung hält er das Auto an: Soll er den Unfall der Polizei melden oder nach Hause fahren und vertuschen, was vorgefallen ist? Jetzt tut er nicht mehr so, als wisse und könne er alles; in seiner Entscheidungsnot wirkt er jämmerlich.

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„Das Messer im Wasser“ ist ein gesellschaftskritischer Film. Die drei Menschen auf dem Segelboot repräsentieren die sozialistische polnische Gesellschaft um 1960. Andrzej ist ein durch beruflichen Erfolg arrivierter Bürger, der seine Autorität und Überlegenheit herausstellt und gerade deshalb zum Spießer geworden ist. Dem jüngeren Mann, den er für einen Herumtreiber hält, gönnt er nicht, dass er so lebhaft, unangepasst und rebellisch ist, wie er es einmal war. Die beiden buhlen um Krystyna, die Frau, die sich von der Saturiertheit ihres Ehemanns abgestoßen und von der Lebenslust des Außenseiters angezogen fühlt, die jedoch befürchtet, dass der Jüngere in ein paar Jahren auch so wird wie Andrzej.

Die Handlung des Schwarz-Weiß-Films „Das Messer im Wasser“ von Roman Polanski spielt fast ausschließlich auf einem Segelboot. Nur zu Beginn und am Ende befinden wir uns an der Anlegestelle bzw. im Auto. Und es gibt nur drei Figuren in diesem minimalistischen Psychodrama. Obwohl Roman Polanski ruhig erzählt und äußerlich nicht viel geschieht, knistert „Das Messer im Wasser“ von Gewaltbereitschaft und erotischer Spannung: Als Zuschauer hat man ständig das Gefühl, dass gleich etwas passiert. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die klaustrophobe Enge auf dem Boot.

Gleich mit seinem ersten abendfüllenden Kinofilm bewies Roman Polanski sein außergewöhnliches Können als Filmregisseur. Bemerkenswert sind auch die suggestive Kameraführung (Jerzy Lipman) und die jazzige Filmmusik (Krzysztof Komeda).

„Das Messer im Wasser“ wurde in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“ für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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