Polterabend

Polterabend

Polterabend

Polterabend – Regie: Julian Roman Pölsler – Drehbuch: Julian R. Pölsler, nach dem Roman "Polterabend" von Alfred Komarek – Kamera: Fabian Eder – Schnitt: Ulrike Pahl – Musik: Haindling – Darsteller: Erwin Steinhauer, Josef Bierbichler, Paulus Manker, Birgit Minichmayr, Gregor Seberg, Monica Bleibtreu, Holger Schober, Hans-Michael Rehberg, Nikolaus Paryla, Günther Maria Halmer, Ingrid Burkhard, Sibylle Canonica, Fritz Egger, Ignaz Kirchner u.a. – 2003; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Nach der Eiswein-Lese in einer Vollmondnacht rinnt Blut aus der Presse. Unter der Maische liegt die zerquetschte Leiche des obdachlosen Gelegenheitsarbeiters Ferdinand Lutzer. Der Dorfgendarm Simon Polt versucht herauszufinden, wie Lutzer in den Presskorb gelangte und befragt mögliche Zeugen. Von modernen kriminalistischen Methoden wie Täterprofilen und Computerdateien hält er nichts; er verlässt sich auf sein Gefühl und seinen gesunden Menschenverstand ...
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Kritik

Sehenswert ist die Verfilmung des Romans "Polterabend" von Alfred Komarek durch Julian Roman Pölsler wegen des dicht gezeichneten Milieus, der sorgfältig inszenierten Bilder und der hochkarätigen Besetzung.
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Friedrich Kurzbacher (Hans-Michael Rehberg), Simon Polt (Erwin Steinhauer) und ein paar andere Männer aus dem Dorf helfen dem niederösterreichischen Weinbauer Karl Fürnkranz (Josef Bierbichler) in einer frostigen Vollmondnacht bei der Eiswein-Lese. Im Presshaus machen sie eine grausige Entdeckung: Aus der Presse rinnt Blut. Unter der Maische liegt die zerquetschte Leiche des obdachlosen Gelegenheitsarbeiters Ferdinand Lutzer (Gregor Seberg).

Da muss Simon Polt amtlich werden, denn bei ihm handelt es sich um den Dorfgendarm. Während Polt herauszufinden versucht, wie Lutzer in den Presskorb gelangte und mögliche Zeugen befragt, wird ein zweiter Toter gefunden: Bruno Bartl (Otto Anton Eder), ein greiser, einsam in einer Hütte lebender Alkoholiker, liegt erfroren neben der Straße.

Ausgerechnet in dieser für Simon Polt ohnehin schon schwierigen Lage bekommt er einen neuen Vorgesetzten, der auch gleich symbolisch die Fenster öffnet, um frischen Wind durch die Amtsstube wehen zu lassen. Er redet von Täterprofilen und Computerdateien und hält den Gendarm, der sich auf sein Gefühl und seinen gesunden Menschenverstand verlässt, für einen Trottel.

Simon Polt lässt sich jedoch nicht beirren und geht der Frage nach, ob das Verschwinden von Fürnkranz‘ erwachsener Tochter Monika (Birgit Minichmayr) irgendwie mit den Todesfällen zusammenhängt. Er redet mit Monikas Bruder Martin Fürnkranz (Holger Schober). Von ihrer Freundin Karin Walter (Karin Kienzer) erfährt er, dass Monika vor längerer Zeit von Lutzer vergewaltigt und geschwängert wurde. Damit Monikas Vater nichts davon erfuhr, trieb sie das Kind ab. Eine Spur führt über die österreichisch-tschechische Grenze in ein von Claus Scheidt (Paulus Manker) betriebenes Bordell in Znaim. Überrascht stellt Simon Polt fest, dass Monika dort als lethargische Ehefrau des halbseidenen Bordellbesitzers in einer mondänen Villa lebt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Eines Abends gesteht Karl Fürnkranz dem Gendarm in seinem Keller bei einem Glas Wein, er sei an dem Abend vor der gemeinsamen Eiswein-Lese mit Lutzer in Streit geraten, habe sich mit ihm geprügelt und ihn schließlich wütend in den Presskorb gestoßen. Als er sich später beruhigt habe, sei er noch einmal ins Presshaus gegangen, doch Lutzer sei tot und im Presskorb angefroren gewesen.

Simon Polt glaubt Fürnkranz kein Wort und bestellt ihn noch in derselben Nacht zusammen mit seinem Sohn Martin in seine Wohnung. Im Verlauf des Gesprächs erzählt Martin Fürnkranz dem Gendarm die Wahrheit: An dem Abend kam Scheidts Handlanger Jiri Novak (Andre Settembrini) ins Dorf, um einen Neuzugang bei den Prostituierten zu feiern. Lutzer, der für Scheidt und Novak Hilfsdienste geleistet hatte, war auch dabei. Als Martin mitbekam, wie Lutzer mit der Vergewaltigung Monikas prahlte, geriet er außer sich, riss Lutzer hoch, prügelte sich mit ihm, trieb ihn vor sich her ins Presshaus und stieß ihn in den Presskorb. Dann lief er heim und erzählte seinem Vater, was geschehen war. Als Karl Fürnkranz nachschaute, konnte er nichts mehr tun: Lutzer war tot und in der Presse festgefroren.

Simon Polt versteht, dass Karl Fürnkranz seinen Sohn zu beschützten versuchte und vermeiden wollte, dass dessen Leben durch eine gerichtliche Verurteilung und eine Haftstrafe ruiniert wird. Statt Martin zu verhaften, schickt er die beiden Männer nach Hause.

Am anderen Morgen versichert er seinem neuen Vorgesetzten, er habe nichts über die Todesfälle herausgefunden, zieht seine Uniform aus und quittiert den Dienst.

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Der Film „Polterabend“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Alfred Komarek (Haymon Verlag, Innsbruck 2003, 192 Seiten). Der Gendarm Simon Polt ist nicht nur der Protagonist in „Polterabend“, sondern auch in drei früheren, ebenfalls verfilmten Büchern von Alfred Komarek (*1945), die im Frühjahr („Blumen für Polt“), Sommer („Himmel, Polt und Hölle“) bzw. Herbst („Polt muss weinen“) spielen.

Im Grunde ist „Polterabend“ weniger ein Kriminalfilm als eine Milieustudie über ein niederösterreichisches Weindorf. Sehenswert ist „Polterabend“ wegen der Atmosphäre, der sorgfältig inszenierten Bilder und der hochkarätigen Besetzung, zu der außer den erwähnten Darstellern auch Monica Bleibtreu, Nikolaus Paryla, Günther Maria Halmer, Ingrid Burkhard, Sibylle Canonica, Fritz Egger, Ignaz Kirchner u. a. gehören.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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